Erdbeben in Babel
dreiteilige Artikelserie zum Zusammenbruch des US-Imperiums
Kapitel I – Das Pentagon, die CIA und die Korruption
Washington: Der Machtkampf zwischen dem Pentagon, der obersten Militärführung und seinen Geheimdiensten einerseits und der CIA andererseits ging gestern in die nächste Runde.Nach dem Abgang von CIA-Chef Porter Goss, angeblich wegen Differenzen zum obersten Geheimdienstdirektor John Negroponte, hat nach Medienberichten auch der Operationschef Kyle „Dusty“ Foggo, der dritthöchste Offizier des ehemals mächtigen US-Auslandsgeheimdienstes seinen Rücktritt eingereicht.
Schnell wurde klar, daß in diesem Fall Vernebelungsmaßnahmen und Ausflüchte keinerlei Chance hatten, denn Kyle Foggo ist in einen der großen Korruptionsskandale verwickelt, von denen gleich mehrere die politisch und moralisch ausgehöhlte Republik USA erschüttern – in den Fall Randy „Duke“ Cunningham.
Der einflußreiche republikanische Lobbyist im US-Kongreß trat tränenreich am 28.November 2005 wegen von Rüstungslobbyisten kassierten Bestechungsgeldern in Höhe von $ 2.4 Millionen und Fälschung seiner Steuererklärung zurück. Er wurde im März dieses Jahres wegen Verschwörung zum Post- und Dokumentenbetrug sowie zur Bestechung und Steuerhinterziehung zu über 8 Jahren Haft und $1.8 Millionen Strafe verurteilt.
Einer dieser Lobbyisten, Brent Wilkes, bekam offensichtlich gegen $525,000 Bestechungsgeld an Cunningham einen $6,000,000 Rüstungsauftrag.
Seit Kindheitstagen ein enger Freund von Wilkes: Kyle Foggo, der nun zurückgetretene Operationschef des CIA.
Dieser hatte Wilkes ebenfalls einen fetten Deal vermittelt, nämlich die Versorgung von CIA-Agenten in den Kriegsgebieten Irak und Afghanistan.
Getroffen hatten sich alle diese Unternehmer in eigener Sache, der Kongreßabgeordnete „Duke“ Cunnigham, der CIA-Operationschef „Dusty“ Foggo und der Rüstunglobbyist Brent Wilkes bei Sauf- und Nuttenparties mit anderen Kongeßabgeordneten in Washingtoner Edelhotels, darunter ausgerechnet das Watergate Hotel.
Die Ausrede, man habe „nur Karten gespielt“ zog nicht, Kyle Foggo trat nun von seinem Amt zurück. Daß auch der Rückzug des CIA-Chefs Porter Goss in Zusammenhang mit dem Cunninham/Wilkes-Bestechungsfall steht, darüber wird in Washington offen spekuliert.
Hintergrund dieser ans Tageslicht gekommenen, weitverzweigten schmutzigen Geschäfte rund um den Krieg ist ein Machtkampf zwischen dem Pentagon und seinen Geheimdiensten NSA und DIA gegen die CIA.
Am 17.Februar 2005 hatte die Bush-Administration den alten, mächtigen Geheimdienst CIA de facto entmachtet, indem er den Posten des Geheimdienstdirektors schuf. Dieser hatte nun als Einziger direkten Zugang zum Präsidenten und sämtlichen Informationen aller Geheimdienstbehörden. Vorher war dieses Privileg dem CIA-Chef vorbehalten gewesen.
Die Ernennung ausgerechnet des ex-Irak-Botschafters John Negropontes als Geheimdienstdirektor hatte zusätzlich für Unruhe im Apparat gesorgt.
Bereits am 22.4.2004, als der konservative Kongreßabgeordnete Porter Goss den bisherigen CIA-Direktor George Tenet ablöste, sprachen viele von einem „Verrat“ an der CIA, welche nun offiziell den Sündenbock für den 11.9. und die Lügen bezüglich der irakischen Massenvernichtungswaffen zu spielen hatte.
Tenets zynischer Kommentar dazu in seiner Abschiedsrede:
„Unser bestgehütetes Geheimnis ist, wie gut wir sind..“
Viele CIA-Agenten und Funktionäre rächten sich fortan, indem sie Informationen der Presse und der Justiz zuspielten. Es war nun offensichtlich, daß das Militär den 11.9. dazu benutzt hatte faktisch die Macht in der Republik USA zu übernehmen
Die Außerkraftsetzung der ältesten Verfassung der Welt, der Constitution, wurde durch die jämmerliche US-Legislative Anfang dieses Jahres endgültig zementiert, diese sogenannten „Patriot Acts“ wurde u.a. vom jetzt geschaßten CIA-Chef Porter Goss mitentworfen und durch den Kongreß gepeitscht.
Auch wurde seitens des Pentagon und Vizepräsident Dick Cheney immer wieder von möglichen neuen, verheerenden Anschlägen in den USA gesprochen und zwar immer dann, wenn es galt Druck auf den Kongreß oder die Wähler auszuüben.
Auch dies wurde von vielen Geheimdienstlern in CIA und FBI mit großer Sorge betrachtet.
Nun auch noch die Nominierung von Air Force-General Michael V. Hayden als möglicher Nachfolger des „zurückgetretenen“ Porter Goss als CIA-Chef.
Hayden ist nicht nur ex-Chef des Pentagon-Geheimdienstes NSA, sondern als Vize-Geheimdienstdirektor bereits jetzt formell dem alten CIA-Apparat übergeordnet. Ein Schachzug des Pentagon und der Bush-Administration, welche die Kontrolle des Militärs über die Geheimdienste weiterhin sichern will.
Donald Rumsfeld, eh schon schwer unter Druck, mußte heute die Öffentlichkeit beschwichtigen:
„Es gibt keinen Machtkampf in Washington.“ Und weiter: „Wenn man sich die Debatte ansieht und die Zeitungsartikel, das sind alles theoretische Verschwörungen, theoretische bürokratische Schlammschlachten.“
Gleichzeitig warb er für den designierten CIA-Vizechef Steve Kappes, welcher unter Porter Goss aus dem Geheimdienst gemobbt worden war, quasi als Versöhnungsgeste gegenüber dem immer noch mächtigen Geheimdienstausschuß des Senats, welcher den neuen CIA-Chef General Hayden erst noch bestätigen muß.
Nun aber ermitteln FBI sowie hartnäckige und offenbar gut informierte Staatsanwälte gegen die Bush-Administration und ihren Machtapparat, darunter auch das nach dem 11.9.2001 geschaffene Heimatschutzministerium.
Dieses hat einen $21.2 Millionen Vertrag mit der Transportfirma Shirlington, welche wiederum vom CIA-Operationschef-Kumpel und Lobbyisten Brent Wilkes beauftragt wurde für den Kongeßabgeordneten „Duke“ Cunningham und die berüchtigten Watergatehotel-Parties mit Firmenlimousinen Prostituierte einzusammeln und zu den „Pokerparties“ zu bringen.
Auf die Anfrage wie es denn sein könne, daß man mit einer Firma wie Shirlington Geschäfte mache obwohl deren Chef Chris Baker ein verurteilter Schwerverbrecher sei, antwortete der Sprecher des Heimatschutzministeriums Larry Orluskie:
„Wir überprüfen die Hintergründe von Fahrern dieser Firmen, aber wir haben nicht die Kapazität auch noch deren Bosse zu überprüfen…“
Quellen:
http://www.cnn.com/2006/POLITICS/05/08/cia.foggo/index.html
http://www.cnn.com/2006/POLITICS/05/09/hayden/index.html
http://blog.thedemocraticdaily.com/?p=2917