Irak, Bush, Blackwater und das Ende des staatlichen Kriegsmonopols

DIE SCHATTENARMEE DER GESETZLOSEN IM IRAK

Zuerst einmal ist es interessant, wer den Oberbefehl über die Söldnerarmeen im Irak hat. Letzten Endes hat das zwar immer die Cheney/Bush-Regierung – das operative Kommando liegt aber teilweise nicht beim Pentagon, sondern skurrilerweise beim US-Innenministerium unter dem weithin unbekannten Dirk Kempthorne (szi/DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.1.2006).
Dadurch fallen diese nicht unter das US-Strafrecht. Unter das Militärrecht fallen sie aber auch nicht.
De facto können die Söldnerarmeen im Irak also machen was sie wollen.Laut der Schweizer Zeitung „Blick“ operieren sogar mehr Söldner als staatliche Soldaten der USA im Irak.
Aus der Schweiz werden sie von Firmen wie der Scissar GmbH, eine Tochtergesellschaft des britischen „Sicherheitsunternehmens“ Scissar Limited, Texet (Märstetten TG) oder Claris in Zürich angeheuert. Die Söldner verdienen um die 600 Dollar am Tag.
Die bekannte US-Söldnerfirma Blackwater verfügt sogar über eigene Panzer und Kampfflugzeuge (3).

Anderen Meldungen aus dem Kongress zufolge sind 126.000 Söldner im Irak. Nur 21.500 von ihnen sind Amerikaner.(4)
„The International Peace Operations Association“ nennt sich die Lobby der Söldnerindustrie (4), die sich ihr Menschenfutter in den Slums von Peru (5) oder in Uganda (6) zusammensammelt
Deren „Präsident“ Doug Brooks funktioniert als Presseberuhiger und Märchenonkel.
„Wir haben die am Besten versorgte und unterstützte Militäroperation in der Geschichte im Irak,“ so Brooks.
„Die Soldaten müssen nach der Patrouille nicht mehr nicht die Toiletten reinigen, wenn sie zurück kommen. Das wird jetzt alles übernommen und macht einen viel professionelleren Soldaten aus, als wir es in der Vergangenheit hatten.“(4)

Auch die positiven Effekte auf die lokalen Kriegszonen preist der König der Söldnerindustrie in höchsten Tönen.
„Es stimuliert die lokale Wirtschaft. Du trainierst Leute. Du förderst Beziehungen und Freundschaften“, so Brooks zum Irakkrieg mit seinen Söldnern.(4)

DIE MORDMASCHINE DES PROFITS

Insgesamt wird der Umsatz der Söldnerarmeen auf 200.000.000.000 Dollar im Jahr geschätzt (3). Da muss man sich über den Zusatzetat von 126 Milliarden Dollar, den jetzt das zweitdümmste Parlament der Welt US-Präsident Bush in den Rachen warf, nicht wundern.

Die Söldnerindustrie hat beste Kontakte in alle Geheimdienste des Westens und zu Wirtschaftsmonopolen.
Die Söldnerfirmen gehören oft zu grösseren Konglomeraten wie Kellog Brown & Root, die dem Halliburton-Konzern gehört, dem wiederum einst Vizepräsident Dick Cheney vorstand.
Viele Söldner sind ex-Agenten, ex-Militäragenten oder ex-Angehörige von „Anti-Terror-Einheiten“.
Sie verdienen zwischen 15.000 und 120.000 Dollar pro Monat. Allerdings je nach „Rasse“. Die Weissen verdienen Spitzengehälter, die Untersöldner aus dem Süden des Planeten entsprechend weniger.(8)

DER PRIVATE KRIEG DER REICHEN
Der Buchautor und Journalist Jeremy Scahill, der vor kurzem ein Buch über den Aufstieg von Blackwater veröffentlichte, zieht Verbindungen des Blackwater-Gründers Eric Prince bis in´s Weisse Haus:
„Eric Prince kommt aus einer sehr mächtigen, konservativen Familie in Holland, Michigan. Sein Vater Edgar Prince, betrieb die Firma „Prince Manufacturing“. Er benutzte das nicht nur als Gelddruckmaschinerie um den Aufstieg der republikanischen Revolution von 1994 zu finanzieren, die Newt Gringrich an die Macht spülte, sondern auch für diverse Gruppen, die den Kern davon ausmachen, was wir die „religiöse Rechte“ in diesem Land nennen,“ so Scahill.(4)

Als die Schwester von Blackwater-Chef Eric Prince, Betsy Prince, den Kandidaten der Republikaner für den Posten des Gouverneurs von Michigan, Dick DeVos heiratete, sah Scahill eine mächtige Allianz zementiert.
„Diese beiden Familien fusionierten in der Art von Vereinigung wie sie in den Monarchien des alten Europas üblich war“.
Blackwater hat massiv vom weltweiten Krieg „on terror“ profitiert. Aber nicht nur diese eine Firma.

„Die Bush-Administration hat den privaten Sektor dazu benutzt, die tatsächliche Anzahl der Besatzungstruppen zu verdoppeln und benutzt dabei Soldaten, die in keiner offiziellen Opferstatistik mehr auftauchen und ausserhalb des offiziellen Rechtssytems operieren“, so Scahill weiter.(4)

DAS ABSTERBEN DES STAATLICHEN KRIEGSMONOPOLS

Nicht nur in den Kriegszonen wie im Irak oder in Afghanistan werden nach dem 11.September Schattenarmeen eingesetzt. Auch im eigenen Land – wie nach dem Hurrikane Katrina, der wie aus dem Nichts auftauchte und die Stadt New Orleans zerstörte – wurde Blackwater eingesetzt.(4)
„Ich sehe das so, Hurrikane Katrina hat uns ein Fenster in die Zukunft geöffnet, das uns gezeigt hat was im Falle von Naturkatastrophen und einem nationalen Notstand in diesem Lande geschehen kann. Private Söldner zu trainieren, die sich vor niemandem mehr verantworten müssen, und ihnen Waffen in die Hand zu geben, ist für mich ein sehr beunruhigender Trend in diesem Land,“ so der Autor Jeremy Scahill.

„Was wir hier passiert ist folgendes, wir ermutigen reiche Leute ihre eigene Privatarmee aufzustellen, um ihre wirtschaftlichen Interessen zu verteidigen“.

Für die Zukunft sieht Scahill ein Ende der staatlichen Strukturen im Krieg und in den Demokratien des Westens.
„Von Irak und Afghanistan zu den hurrikan-verwüsteten Strassen von New Orleans über die gemeinsamen Treffen von Blackwater und Gouverneur Arnold Schwarzenegger um über Massnahmen nach möglichen Katastrophen in Kalifornien zu beraten, sieht sich Blackwater nun als persönlicher Servicedienstleister in Sachen Verteidigung und Massnahmen zur Sicherheit des Heimatlandes.

Solche Macht in den Händen einer Firma, betrieben von einem Neo-Kreuzritter und Finanzier des Präsidenten beinhaltet den „militärisch-industriellen Komplex“, vor dem Präsident Eisenhower 1961 gewarnt hat.

Die weitere Privatisierung der Kriegsmaschinerie des Landes – oder die Erfindung neuer Hintertürchen für eine Expansion des Militärs mit so schicken Namen wie das zivile Reservecorps – repräsentiert einen vernichtenden Schlag gegen die Zukunft der amerikanischen Demokratie.“ (7)

Quellen:
(3)
http://www.blick.ch/sonntagsblick/politik/artikel49510
(4)
http://www.metrotimes.com/editorial/story.asp?id=10485
(5)
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=p&ressort=a&id=600836
(6)
http://www.africafiles.org/article.asp?ID=13832&ThisURL=./index.asp&URLName=HOME
(7)
http://www.nachrichten.at/wirtschaft/495065?PHPSESSID=5eba9439edfe03513b605b273726801b
(8)
http://www.nachrichten.at/wirtschaft/495065?PHPSESSID=5eba9439edfe03513b605b273726801b
(7)
http://www.latimes.com/news/opinion/commentary/la-oe-scahill25jan25,0,4485578.story?coll=la-news-comment-