Iran, Ahmadinedschad: "Unsere nuklearen Errungenschaften gehören der ganzen Welt"

Mahmud Ahmadinedschad baut die iranischen Beziehungen in Zentralasien weiter aus. Auch in den Atomstreit kommt neue Bewegung. Der Iran ist derzeit auf Kuscheltour. Am Dienstag vereinbarten die Präsidenten Aserbaidschans und des Iran, Ilcham Alijew und Mahmud Ahmadinedschad, den Ausbau der bilateralen Beziehungen, festgehalten in mehreren Dokumenten.Nach Angaben von RIA Novosti geht es um die Eröffnung eines regulären Busverkehrs zwischen Baku und Nachitschewan über iranisches Territorium in Umgehung Armeniens […] Aserbaidschan und der Iran vereinbarten ferner den Bau der Wasserkraftwerke Ordubad (Aserbaidschan) und Marazad (Iran) am Grenzfluss Araks. Darüber hinaus wird der Grenzübergang Schachtachty einen internationalen Status erhalten.

Aserbaidschan gilt als Verbündeter der US-Regierung. Den wichtigste Wirtschaftszweig ist die Erdölindustrie, welche fast 70 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) erzeugt. Die Wahlen gelten als undemokratisch. Zurzeit regiert der Sohn des verstorbenen Präsidenten Heyder Oliyev. Etwa 68 Prozent der Aserbaidschaner gehören der islamisch-schiitischen Glaubensrichtung an.

Aserbaidschan belegt einen der letzten Plätze in der Korruptionsstatistik der Transparency International. Die ZEIT schrieb vor längerer Zeit dazu eine Geschichte um einen Bauern mit dem sinnigen Namen Suran Barbarian, der für ein Bündel Bares sein Land einem Ölkonsortium unter der Führung von BP zu geben.

Dort heißt es:
Den Investoren erscheint das Projekt dennoch lukrativ. Insgesamt 20 Milliarden US-Dollar fließen in die Öl- und Gasprojekte am Kaspischen Meer, erklärt der Brite David Woodward in den gediegenen Räumen der BP-Niederlassung Baku. Der Aussicht auf knapp 30 Milliarden nachgewiesene und bis zu 110 Milliarden Fass vermutete Ölvorräte sowie 7 bis 9 Billionen Kubikmeter Erdgasreserven kann niemand widerstehen. Die auf 20 Jahre angelegte Investition, meint der BP-Projektchef, stabilisiere den demokratischen Aufbau in den Anrainerstaaten. Vor allem aber diversifiziert sie die Bezugsquellen für den wichtigsten Schmierstoff der Weltwirtschaft. Die westliche Welt wird unabhängiger vom Tropf der weltgrößten Ölexporteure Saudi-Arabien und Russland. US-Präsident George W. Bush pocht deshalb ebenso wie sein Vorgänger Bill Clinton auf den Bau „wirtschaftlich sinnvoller Exportrouten wie der BTC-Pipeline“.

Die nun unterzeichneten Dokumente verstärken den Einfluss des Iran in der Region. Dieser gehört zu den Anwärtern der SCO und vertieft derzeit seine Beziehungen zu mehreren Nachbarstaaten, unter anderem zu Afghanistan – einem weiteren US-Verbündeten. Radio Utopie berichtet über die immer neuen Versuche der US-Regierung, dem Iran eine Verstrickung in die Aktivitäten der Taliban nachzuweisen. Auch in die mediale Auseinandersetzung um das iranische Atomprogramm kommt Bewegung. Ahmadinedschad kündigte an, die iranischen Erkenntnisse in der Atomforschung allen Mitgliedsländern der Internationalen Atomenergie Behörde (IAEA) zur Verfügung stellen zu wollen:

Unsere nuklearen Errungenschaften gehören der ganzen Welt. Die Islamische Republik Iran ist im Rahmen des IAEO-Statuts bereit, diese Errungenschaften den Mitgliedsländern der Organisation zur Verfügung zu stellen

Ahmadinedschad verwies jedoch darauf, an der friedlichen Nutzung der Atomenergie gemäß des internationalen Völkerrecht festhalten zu wollen. Genau dies wollen die ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates und Deutschland durch Verhandlungen verhindern. Während Teheran im Verdacht steht, durchaus Atomwaffen bauen zu wollen, ist der US-Regierung ein weiterer „Präventivkrieg“ zuzutrauen. Dieser Schritt wurde pünktlich zum Beginn derzeitiger Gespräche zwischen dem Iran und der IAEA bekannt. Während Washington weiter mit den Säbeln rasselt, gibt sich der Iran verhandlungsbereit. Man erwartet sogar, dass IAEA-Chef Baradei die Bereitschaft des Iran zur Zusammenarbeit in seinem in zwei Wochen erscheinenden Bericht erwähnen wird.

Die PR-Abteilung des iranischen Präsidenten arbeitet auch im eigenen Land auf Hochtouren. Während Israel weiter auf eine militärische Lösung im Iran dringt, spendete Ahmadinedschad Geld für ein jüdisches Krankenhaus in Teheran – trotz der vermeintlichen Äußerungen, Israel von der Landkarte fegen zu wollen, wo dieser von der Beseitigung des „zionistischen Regimes“ gesprochen hatte. Al Jazeera zitiert wohlwollend einen iranisch-jüdischen Repräsentanten, Ciamak Moresadegh:

If you think Judaism and Zionism are one, it is like thinking Islam and the Taliban are the same, and they are not.

Natürlich sind solche Erklärungen mit Vorsicht zu betrachten. Denn auch der Judenrat in Polen musste unter der Naziherrschaft einiges „verlautbaren“. Juden im Iran dürfen reisen und haben ihre Synagogen, Positionen in öffentlichen Staatsämtern und der Armee dürfen sie nicht besetzen.

Quelle:
http://www.danielreitzig.de/?p=111

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19.03.07
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http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=358&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=3