Müntefering,Steinmeier,Steinbrück: der Putsch gegen Beck und die SPD
Berlin: Was hier zur Zeit in Berlin abläuft ist die endgültige Transformation der am 27. Mai 1875 aus der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) von August Bebel und Wilhelm Liebknecht, sowie dem Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) gegründeten Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) in eine Fantompartei des skrupellosen Kapitalismus und seiner Schwätzer.
Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands, die sich ab dem Herbst 1890 in „SPD“ umbenannte, steht vor dem letzten Angriff von oben, um endgültig mit dieser Geschichte und ihren nunmehr seit 132 Jahren andauernden falschen Versprechungen aufzuräumen.Spätestens als sich die SPD ohne jede (eigene) Not zuerst dem grossen Vorsitzenden Gerhard Schröder unterwarf, der von seiner Partei verlangte die Gesetzentwürfe von korrupten Kapitalisten wie Peter Hartz eins zu eins zu übernehmen, ist die SPD klinisch tot. Sie weiss es, und sie hat Angst.
Jetzt wollen auf dem nächsten Bundesparteitag der Aussenminister Frank Steinmeier – tief im Geheimdienstsumpf verwurzelt und nicht mal Ortsvorstand – sowie der von den Wählern in Nordrhein-Westfalen davongejagte ex-Ministerpräsident Peer Steinbrück Stellvertreter von Kurt Beck werden.
Was sie wirklich wollen, ist ihn loswerden. Und das ganze, mittlerweile überflüssige und heuchlerische Gerede vom Demokratischen Sozialismus dazu. Steinmeier hat offen das angekündigt, womit sein Ziehvater Schröder noch gescheitert ist – die Formel aus dem Grundsatzprogramm der „SPD“ zu streichen (2).
Dabei agieren Steinmeier, Steinbrück und der Statthalter von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Vizekanzler Franz Müntefering, losgelöst von der Partei. Ihnen ist gemeinsam noch nie eine Wahl gewonnen zu haben, nur parteiinterne, vorher organisierte Abstimmungen. Sie haben gemeinsam, systematisch die im Koma liegende „SPD“ für ihre eigenen Ziele auszubeuten und die Mitglieder dieser Partei hemmungslos zu verabscheuen. Nichts kümmert sie weniger als irgendwelche Beschlüsse irgendwelcher Gremien. Wenn es überhaupt einmal SPD-Beschlüsse seit 1998 gab, die dem Regierungslager in Berlin widersprachen, wurden sie einfach ignoriert und weggeredet, die Partei liess es sich gefallen.
Nun soll der quasi letzte überhaupt noch einigermassen handlungsfähige und aus dem Arbeitermilieu stammende Vorsitzende der Partei, Kurt Beck, kalt weggemobbt werden. Ziel ist die Fortführung des Krieges in Afghanistan – den Beck am 23.Mai in Frage gestellt hatte (3) – sowie im Rahmen des laufenden Krieges in der Welt die weitere Transformation der dritten deutschen Republik in einen faschistischen Polizeistaat (4).
Weder der Finanzminister Peer Steinbrück, noch der Aussenminister Frank Steinmeier, noch der Vizekanzler Franz Müntefering verloren zu den Plänen von Innenminister Wolfgang Schäuble auch nur ein Demokratiesterbenswörtchen. Kein einziges Mal versuchten sie ihren Kabinetskollegen zu stopppen.
Das ist kein Zufall. Das ist Programm. Und es erklärt auch die bräsige Selbstzufriedenheit und Zuversicht von Schäuble bei seinen gescheiterten Putschplänen gegen die Verfassung. Sie waren offenbar durch die Berliner Exekutivfraktion der SPD stillschweigend abgesegnet worden. Allen gemeinsam im dunklen Turm der Bundesregierung ist grenzenlose Eitelkeit und die vermeintliche Gewissheit, ohne jede demokratische oder öffentliche Kontrolle agieren zu können.
Das war ein schwerer Fehler, der die Beteiligten dieser Verschwörung ihr Amt kosten wird.
DER GEPLANTE PUTSCH GEGEN BECK AUF DEM SPD-BUNDESPARTEITAG
Zuerst einmal war es den Berufs-Wahlverlierern Peter Struck (der schon unter Helmut Kohl als Steigbügelhalter im Vermittlungsausschuss diente), Frank Steinmeier, Steinbrück und Müntefering ganz genau klar, warum die Umfragewerte der „SPD“ so in den Keller gingen – wegen der Politik der Bundesregierung.
Was war da eleganter als sie der „SPD“ – die in der Bundesregierung sowieso nichts zu melden hat – nun die Schuld in die Schuhe zu schieben?
Man machte also folgendes: um die CDU-Kanzlerin Merkel und die in der Bevölkerung unbeliebte Bundesregierung abzusichern, rief man einfach ungefragt den „eigenen“ Vorsitzenden Kurt Beck als Kanzlerkandidaten aus und bezeichnete ihn ganz offensichtlich abgesprochen auch noch als „Rampensau“. Sowohl Struck als auch Steinmeier benutzten für den amtierenden SPD-Vorsitzenden diesen Begriff. (5)
Währenddessen organisierte man den abgewählten ex-Kanzler Schröder für den nächsten SPD-Bundesparteitag in Hamburg, welcher in wenigen Wochen stattfindet, offenbar um den desaströs gescheiterten „Agenda 2010“-Kurs nochmal schönzureden und Kurt Beck zu beschädigen. „Schröder auf dem Parteitag ist für Beck politisch lebensgefährlich“, hiess es dazu aus „sozialdemokratischen Regierungskreisen“ (6).
Währenddessen wechselte Frank Steinmeier den Ortsverband und bereitete damit offenbar seine Kanzlerkandidatur vor (8).
Doch nun scheint sich Beck zu wehren.
„So einen Scheiß lasse ich mir nicht mehr bieten“, sagte er laut „Berliner Zeitung“ vor dem SPD-Parteirat in Berlin.
Diese ungewohnt deutlichen Worte zielten nach Einschätzungen der Presse direkt auf Müntefering und Steinmeier (2). Ex-Ministerpräsident Peer Steinbrück wiederum hatte die sozialdemokratischen Kräfte in der eigenen Partei am 18.August „Heulsusen“ genannt und wörtlich gesagt:
„Den Leuten kommen wir im Moment wie eine Heulsuse vor: Wir ziehen einen Flunsch wegen der Popularität der Kanzlerin..Wir gucken verkniffen auf das Phänomen der Linkspartei..Wir klagen darüber, dass die Globalisierung uns erwischt, obwohl Deutschland davon profitiert.“ (7)
Dazu Beck nun im Parteirat:
„Ich werde diese Tonlage nicht mehr akzeptieren.“ (2)
VERLIERER PEER STEINBRÜCK UND EIN ALTES SOFA
Der damalige Kanzler Schröder und der jetzige Finanzminister Steinbrück bezogen am 22. Mai 2005 schwere Prügel vom Wähler in Nordrhein-Westfalen, Steinbrück flog mit dem schlechtesten Ergebnis der SPD aller Zeiten unter Schimpf und Schande aus dem Amt des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten (9).
Im Wahlkampf hatte er, neben vielen anderen Glanzleistungen, es tatsächlich fertig gebracht, seine Partei mit einem alten Sofa zu vergleichen, wo schon die Hauskatze gefusselt hätte.
Diese ganze Rede von Peer Steinbrück in Siegen vom 11.4.05 ist so dermassen denkwürdig, dass sie als mahnendes Beispiel in jedes Menschheitsarchiv gehört.
Hier sei nur ein zartes Highlight zitiert:
—
http://www.peersteinbrueck.de/dokumentation/Rede_Siegen_11Apr05.pdf
STEINBRÜCK:
„Ja, die alten Strukturen und das was ich kenne, das ist mir geläufiger, das geht mir so wie mit meinem alten Sofa. Das hat schon Ascheflecken von den Zigarillos die ich da geraucht habe, das riecht inzwischen auch so, dieses Sofa, wie ich. Und die Katze ….
Zwischenruf: … kaufst Dir mal ein neues.
Ja. Nach der Bemerkung kriege ich jetzt ein neues Deodorant vom Bundeskanzler. Und die Katze fusselt da auch, ein paar Rotweinflecken sind da auch drin. Das ganze Sofa ist mir vertraut. So ähnlich wie Euch oder wie Ihnen vertraut ist, das was die Bundesrepublik Deutschland in den letzten, 10, 15, 20 Jahren geprägt hat. Ist mir alles klar. Aber langsam bohrt sich da ‚ne Sprungfeder durch. Und ich weiß, entweder muss ich das Ding renovieren oder ich muss mir ein neues Sofa kaufen. Und so ist es vor dem Hintergrund der Bedingungen des 21. Jahrhunderts auch. Und deshalb rufe ich zu: Traut nur den Politikern, die Euch das ehrlich einschenken. Auch auf die Gefahr hin, dass es wehtut.
—
Unschwer zu erkennen, was da wehtut. Die Dummheit des Wählers ist es sicher nicht.
VERLIERER SCHRÖDER UND DIE AUFGABE DER SPD-KANZLERSCHAFT
Eigentliches Thema seit der verloren gegangenen Landtagswahl 2005 im Herzland NRW sollte vor allem eins sein: der freiwillige Verzicht auf die SPD-geführte Bundesregierung.
Darüber ist nie, nie wirklich diskutiert worden, nirgends. Wie die letzten Oberhammel, wie ein Rudel Dorfdeppen folgte eine Partei dem Befehl seines Vorsitzenden, der nur Mist gebaut hatte, und zog in eine mässig verfassungsmässige Neuwahl, anstatt ihn einfach rauszuschmeissen.
Die SPD hätte noch ein Jahr Zeit gehabt sich von dem Schock einer demokratischen Wahl zu erholen und mit einem neuen Kanzler eine neue Poltik zu versuchen. Stattdessen hielt man Oskar Lafontaine und Angela Merkel die rechte und die linke Wange hin, setzte die WASG (die gerade 2,2% im bevölkerungsreichsten Bundesland geholt hatte) unter Zugzwang sich der ex-SED unterzuordnen, machte Merkel zur Kanzlerin und sorgte seitdem dafür, dass sie es blieb.
Dies ist bis heute kein politisches Problem. Es ist ein medizinisches.
Man hat den Eindruck, wer zwar Psychosen, Leidenskomplexe und Unterwürfigkeitswünsche, aber kein Geld für´s entsprechende Bordell hat, der muss eben zur SPD gehen. Wer Visionen, Ideen oder auch nur ein bischen Mumm besitzt, der muss machen, dass er da wegkommt. Das jedenfalls ist die Botschaft dieser Partei, und sonst nichts.
DREI VIERTEL ALLER DEUTSCHEN UNZUFRIEDEN MIT GROSSER KOALITION
Die Krise der sogenannten „grossen“ Koalition zwischen SPD und CDU besteht, seit sie selbst besteht. Der Wähler, dem 2005 was von Alternativen WIE VOR DEM IRAKKRIEG erzählt wurde, bekam nun ein- und dasselbe: Merkel und Müntefering, wobei das eine die echte Version und das andere die stumme Kopie ihrer selbst war.
Am 16.November letzten Jahres bekundeten 78% der Deutschen in einer Forsa-Umfrage, dass die Bundesregierung aus CDU und SPD-Funktionären nicht in der Lage sei, „die drängenden Probleme in Deutschland zu lösen“. Nur 18 Prozent glaubten dagegen, hierbei Fortschritte zu erkennen. Zugleich erwarten 72 Prozent der Bürger den Angaben zufolge, dass es eine andere Bundesregierung auch nicht „besser machen würde“(!) (10), CDU und SPD lagen beide bei dreissig Prozent (11).
Mit anderen Worten: „Regierung kann nix, ´ne andere Regierung kann auch nix“.
Was sich da ausdrückte, war die intelligente Bevölkerung, die es satt hatte sich von einer korrupten Seilschaft zur Stabilisierung von Konzerngewinnen, innerer und äusserer Kriegführung und schleichendem Putsch gegen die Verfassung weiter für dumm verkaufen zu lassen. Das erste „Anti-Terror-Paket“ von Schäuble war bereits auf dem Weg stumm durch´s Parlament gewunken zu werden, unsere Flotte bereits unter lächerlichem Gerede vor Syrien postiert worden. Die Hartz-Gesetze waren erkennbar als Programm zur Vernichtung von Nachfrage geoutet, Mindestlöhne und Ausbildungsplätze für unsere Jugend wurden verweigert. Sozialabbau und Armut brachen sich Bahn.
Was aber war die Reaktion auf diese Umfrage?
Nun, die Schönredner der CDU-SPD-Koalition und ihre Freunde in den Konzernmedien gaben alles und ergossen sich in elitärem Geschwafel über die dummen Deutschen, die einfach nicht begreifen würden, wie toll das alles sei, was hier abliefe.
Unions-Fraktionschef Volker Kauder in der „Mitteldeutschen Zeitung“: „Die Regierung Merkel hat Erfolg.“ (11)
Die „Rheinische Post“ gar erklärte sich und ihren Lesern am 16.11.2006 schlicht, dass drei Viertel aller Deutschen halt nicht so intelligent wie sie selbst seien:
„Hinter den großen Enttäuschungen der Wähler stecken auch
Selbsttäuschungen.. Mit diesen Missverständnissen muss die Koalition leben. Sie kann aber auch daran sterben wenn die Beteiligten nun nicht die Nerven behalten, ihre Pflicht-Agenda unbeirrt abzuarbeiten.“ (12)
Finanztreff.de war ganz konsequent und erklärte zu Beginn des Artikels erstmal:
„Die guten Nachrichten über die große Koalition in Berlin verbreiten sich langsamer als die Skepsis der Bevölkerung.“ (13)
ALLGEGENWÄRTIGER KREBS-TUMOR DER „WESTLICHEN“ GESELLSCHAFT: KORRUPTION
Der Autismus der herrschenden Oberschicht gegenüber der Bevölkerung ist bis heute, im Herbst 2007, nicht besser, nur schlimmer geworden. Währenddessen bereichert sich weiter eine skrupellose Bande von Finanzjongleuren und Wirtschaftsfunktionären mit Hilfe ihrer Kollegen und Kumpanen in der Parteienlandschaft.
Der Frankfurter Oberstaatsanwalt und Korruptionsjäger Wolfgang Schaupensteiner am 4.Dezember 2006 in einem überraschend offenen Interview durch die sicherlich nicht linke „Wirtschaftswoche“:
—
http://www.wiwo.de/pswiwo/fn/ww2/sfn/buildww/id/126/id/231691/artpage/0/
SCHAUPENSTEINER: Korruption ist in Deutschland ein strukturelles Problem, das immensen Schaden anrichtet.
WIRTSCHAFTSWOCHE: Ist das nicht eher ein ethisches Problem?
SCHAUPENSTEINER: Keineswegs. Kartellabsprachen und Korruption führen zu Preistreiberei. Wenn irgendwo Schmiergelder gezahlt wurden, liegen die Preise im Schnitt um 30 Prozent über dem Marktpreis. Die Deutsche Bahn etwa geht davon aus, dass Investitionen um 5 bis 15 Prozent teurer werden, wenn Korruption im Spiel ist. Mit Korruption wollen die Unternehmen mehr Geld verdienen, als bei fairem Wettbewerb möglich wäre.
WIRTSCHAFTSWOCHE: Wie erfolgreich ist die Aufklärung?
SCHAUPENSTEINER: Die Aufklärungsquote ist gering. Ich schätze, dass 95 Prozent aller Fälle unerkannt bleiben. Vermutlich ist das sogar noch zu optimistisch, die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher.
WIRTSCHAFTSWOCHE: Übertreiben Sie da nicht?
SCHAUPENSTEINER: Überhaupt nicht – Korruption ist in Deutschland alltäglich, das Risiko, entdeckt zu werden, minimal. Das Bundeskriminalamt hat 2005 für das Bundesgebiet gerade mal 8300 Tatverdächtige registriert. Eine repräsentative Umfrage des Forsa-Instituts hat aber ergeben, dass allein im Mittelstand 150.000 Unternehmer Bestechungsgelder gezahlt haben. Hinzu kommen die Fälle bei Großkonzernen und Behörden.
WIRTSCHAFTSWOCHE: Woran liegt das?
SCHAUPENSTEINER: Bei Korruption gibt es kaum Zeugen, wer davon weiß, ist meistens auch Täter oder Gehilfe. Außerdem gibt es keine Opfer im klassischen Sinne, der entstandene Schaden fällt niemandem auf. Er entsteht zum Beispiel beim Steuerzahler, wenn der Staat zu viel Geld für öffentliche Aufträge ausgibt. Oder beim Verbraucher, der zu viel für ein Produkt zahlen muss, weil sich ein Einkäufer bestechen lässt. Korruption ist allgegenwärtig, weil es ohne großes Risiko möglich ist, sich auf diese Weise persönlich zu bereichern oder die Unternehmensumsätze zu steigern.
—
Die Paralellen im „Westen“ sind nicht von der Hand zu weisen. Bei einer Umfrage der rechtskonservativen „Ynet“ in Israel zum Thema Korruption setzten 54% der Befragten ihr Kreuz bei der Antwort:
„Es ist furchtbar: wir sind zu einer Bananenrepublik geworden“.
22% entschieden sich für die Antwort:“Wenigstens ist es jetzt öffentlich. Es war schon mal schlimmer“. (14)
In den USA enthüllte eine jüngst erhobene Umfrage des US-Medienkonzerns CBS, wieviel die US-Bürger von ihrer gesamten politischen Klasse und ihrem Präsidenten halten.
Die Zustimmung für US-Präsident George Bush lag bei 29%.
Trotzdem war er damit in der Gunst der Bevölkerung immer noch vor der Legislative. Der Gesetzgeber, der US-Kongress, geniesst derzeit nur noch bei einem Viertel (!) der US-Amerikaner Zustimmung. (15)
SPD: DIE SCHEINPARTEI DEUTSCHLANDS
Heribert Prantl, einer der letzten Rufer in der Konzernwüste „Papierzeitungen“, schrieb im April in der Süddeutschen Zeitung, die ehemalige sozialistische Arbeiterpartei SPD sei „der Kaspar Hauser der deutschen Politik; sie weiß nicht mehr, wer sie ist, sie hat Schwierigkeiten mit ihrer eigenen Geschichte. Sie ist sich selbst ein Rätsel. Sie ist nicht mehr rot, sondern rosa, sie ist nicht mehr links, sondern linkisch – und sie hat Angst vor ihren eigenen Mitgliedern.“ (17)
Kurt Beck hatte es damals einen „Kriegsgrund“ genannt, wenn die Union von einer Reform der Erbschaftsteuer wieder abrücke, die „Leipziger Volkszeitung“ hatte gehöhnt, „dass ausgerechnet der Streit um die Erbschaftssteuer zum Anlass genommen wird, um sich vor der Union als starker Partner aufzubauen, zeigt nur, wie groß der Grad der Verzweiflung unter den Genossen inzwischen sein muss.“
Und ebenfalls im April brachte der „Spiegel“ bereits Schröder als neuen, alten Kanzlerkandidat ins Gespräch (17).
Auch die Stimmung der eigenen, devoten Mitglieder der „SPD“ passt voll in dieses klägliche Bild einer Scheinpartei. 1003 SPD-Mitglieder hatten in einer Forsa-Umfrage Mitte Mai zu Protokoll gegeben, dass sie eigentlich nur noch Opposition wollen. Das ohne sie in der Republik keine Regierung zustande kommt, verdrängten die Sozens, wie sie versuchen alles vedrängen, ohne selbst das hinzubekommen.
58 Prozent der befragten SPD-Mitglieder sagten, dass die SPD in der Zusammenarbeit mit der Union sozialdemokratische Prinzipien über Bord geworfen habe, 52 Prozent sagten, die Arbeit in der Großen Koalition schade der Partei. 63 Prozent der befragten SPD-Mitglieder sagten, dass ihrer Partei eine gewisse Zeit in der Opposition gut tun würde. Die nächste Bundestagswahl hat das Parteivolk dabei ohnehin abgeschrieben: Nur 22 Prozent glauben an einen Sieg. (18)
Aber für irgendeine Handlung, irgendeine Aktivität, irgendeine Konsequenz langt auch das nicht. Lieber stirbt man leise grantelnd vor sich hin.
Es mag auch daran liegen, dass der Apparat „SPD“ sich systematisch der Demokratie verweigert. Die Delegierten des Bundesparteitags werden nicht etwa durch die Mitglieder der „SPD“ bestimmt, sondern durch die Delegierten der Landesparteitage. Die wiederum werden auch nicht durch die Mitglieder der SPD gewählt, sondern durch die Delegierten in den Unterbezirken und Kreisverbänden. Die, endlich, werden durch die Unterunteruntergremien der Ortsvereine gewählt – aber die tagen nur alle halbe Jahr(19). Was soll da Anderes bei rauskommen als Stagnation und Verfall?
LAST EXIT TO BERLIN
Wenn es die „SPD“ als Scheinpartei noch ein paar Jahre macht, kann sie noch den einen oder anderen Krieg von Merkel und Steinmeier mithelfen anzuzetteln, bevor sie vollständig erodiert.
Darauf setzt die Putschistenriege um Steinmeier, Steinbrück, Struck und Müntefering, die bereits vollständig in die transnationalen Strategenclubs abgetaucht ist und letztendlich das „Aufgehen“ der Republik in einer EU-Supermacht vorbereitet. Das Grundgesetz ist da nur im Weg, die deutsche Verfassung soll verschwinden.
Sollte die Scheinpartei Deutschlands aber doch noch aus dem Dornenschlösschen verschwinden wollen, müsste sie das tun, was sie seit dem ersten Weltkrieg nicht mehr geschafft hat: irgendetwas gegen vermeintlich Stärkere durchzusetzen, und zwar von unten, da wo die Mehrheit ist.
Ein Zwang für die kleinen Könige der SPD-Ortsvorstände einmal im Monat eine Sitzung einberufen zu müssen, zu MÜSSEN, ist Grundpfeiler und zentraler Punkt einer Lebensrettungsmassnahme für die real nicht existierende Sozialdemokratie. Die Wahl aller, ALLER DELIGIERTEN FÜR SÄMTLICHE LANDES- UND BUNDESPARTEITAGE aus den Ortsvereinen ist der zweite, nicht wegzuredende Punkt.
Natürlich werden dann sämtliche Funktionäre dann erstmal ganze Flüsse von Krokodilstränen ergiessen, nach dem Motto, „ja gutt, äh, aber wir haben doch noch was anderes zu tun“.
Es wird dann erstmal erklärt werden, dass man in einer Partei nicht wählen, sondern nur installieren braucht, wie bei einem guten Computer. Auch Updates seien eigentlich überflüssig.
In diesem Falle sollte man die Forderung nach einer maximalen Mandatszeit von einem halben Jahr draufsatteln. Und wenn dann immer noch jemand was zu meckern hat, könnte man die Buchprüfer holen und sich ansehen, wer schon mal in welchem Hinterzimmer mit welcher Aufsichtsratsbeisitzenden gepimpert hat.
Anders geht´s nicht.
Nur durch eine rücksichtslose, brutale Kappung des eigenen Regierungs-Establishments Schröders kann sich die SPD noch retten. Dazu braucht es keine Führungspersonen, sondern nur die Einsicht in die simple Notwendigkeit überleben zu wollen. Es würde aber erstmal helfen, den eigenen Vorsitzenden zu unterstützen.
Wenn Gerhard Schröder auf dem Bundesparteitag mit Beifall empfangen wird, ist die Scheinpartei „SPD“ jedenfalls nicht nur klinisch, sondern ganz einfach tot.
Es gäbe jede Menge Leute, die sich darüber freuen würden. Zum Beispiel die, die in ihrem Namen Scheinminister sind.
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Quellen:
(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/SPD
(2)
http://www.n-tv.de/847680.html
(3)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=551&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=5
(4)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=665&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=7
(5)
http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E91632E82D49F435082405C4D3FC15B90~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed
(6)
http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/politik/deutschland/469458
(7)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=831&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=8
(8)
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,496941,00.html
(9)
http://de.wikipedia.org/wiki/Landtagswahl_in_Nordrhein-Westfalen_2005
(10)
http://www.tagesspiegel.de/politik/nachrichten/grosse-koalition/81019.asp
(11)
http://www.merkur-online.de/dpa/infoline/brennpunkte/art437,732617.html?fCMS=e57ebd086767a93f93c072b94b79840b
(12)
http://news.women2b.de/2006/11/16/grose-koalition-der-enttauschten/
(13)
http://www.finanztreff.de/ftreff/news.htm?id=26729488&sektion=wirtschaftpolitik&u=0&k=0
(14)
http://www.ynetnews.com/home/1,7340,L-4427,00.html?surveyID=4346&returnID=3082&returnPath=home
(15)
http://www.cbsnews.com/stories/2007/08/13/opinion/polls/main3162932.shtml
(16)
http://www.zeit.de/online/2007/18/presseschau-grosse-koalition
(17)
http://www.zeit.de/online/2007/18/presseschau-grosse-koalition?page=1
(18)
http://www.stern.de/politik/deutschland/forsa/:Forsa-Umfrage-SPD-Basis-Opposition/589010.html
(19)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=663&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=7