SPD, Schröder und der Dinopark: er will da raus
Berlin: Hat es denn niemand die letzten Jahre rütteln gehört? Haben Sie es denn nicht gemerkt, wie der Schutzzaun bebte und es von ferne fluchte: „Ich will da raus“?
Die überflüssigste aller gescheiterten Politleichen versucht´s nochmal – Gerhard Schröder hat Angst davor, allein als Gerhard Schröder in die Geschichte einzugehen und will seine Schröderpartei (SPD) wieder haben.Dabei hat er mit seiner ökonomisch zusammengebrochenen, ethisch verwerflichen und moralisch heuchlerischen „Agenda 2010“ nach der Linie von Tony Blair und korrupten Witschaftsbossen wie Peter Hartz die einstige Volkspartei strikt nach dem Projekt Möllemann ausgerichtet – mit Volldampf Richtung 18%, aber auf jeder Wirtschaftsparty einen saufen gehen.
„Festigkeit in der Sache“ werde sich auszahlen, so Schröder gegenüber der aufmerksamen Nachrichtenagentur dpa. (1)
„Wir machen das jetzt so, basta, und gewählt werden müssen wir auch nicht, das verspreche ich Euch,“ hätte er jetzt auch noch sagen können, wenn er noch Kanzler wäre.
Dabei hat er selbst aus purer Boshaftigkeit die eigene Partei – die eigentlich mal die SPD war – von der Kanzlerschaft befreit, nur weil er nicht wollte, dass ein Sozialdemokrat diese innehat. Vorgezogene Neuwahlen und danach Kanzlerin Angela Merkel, Wahlniederlagen noch und nöcher, 4,53 Billionen Euro Geldvermögen (2) liegengebliebener Nachfrage auf den Konten der Reichen, die diesen Reichtum ohne Hyperinflation gar nicht mehr ausgeben könnten, selbst wenn sie es denn wollten –
DAS ist Gerhard Schröder.
DAS ist das Ergebnis SEINER Politik, und jetzt kommt dieser Versager hier an und reisst nochmal die Klappe auf?
Vizekanzler und Erblastverwalter Franz Müntefering (der ebenso Kanzler unter satter rot-grüner Mehrheit hätte werden können), Finanzminister Peer Steinbrück (der Nordrhein-Westfalen verlor), Aussenminister Frank Steinmeier (der Kriegsschiffe vor Syrien und Tornado-Kampfbomber nach Afghanistan quatschte), sie alle merken mit einem Male, dass sie auch in einer Partei sind. Vorher wäre diesen Regierungsjunkies das niemals aufgefallen, aber jetzt droht diese elende 2-Jahresausnahme, diese anti-basta-politisch-kulturelle Sonnenfinsternis des Parteiadels – der Bundesparteitag. Oh wäre er doch schon vorüber, dieser Tummelplatz des Pöbels, dieser Lautsprecher des gemeinen Packs, dieses Potburri der Verlierer die am in der Sonne geparkten König an diesem Tag der Schatten immer was zu mäkeln haben, ach, eine Schande ist das..
Dabei ist Gerhard Schröder nur selbsttrunken durch das Gatter des Dinoparks gerauscht, weil irgendein Hallodri den Strom am Zaun nicht aktiviert hat. Das politische Leben findet eben immer einen Weg, wenn man es nicht in Bernstein eingeschmolzen tief verbuddelt und den nächsten Jahrhunderten überwuppt.
Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck dagegen ist auf dem Weg diese politische Evolution zu überleben. Und ganz ohne Wirtschaftswissenschaftsinstitute, die die falschen Experimente veranstalten.
Wenn diese ganze Debakel an Nachfrage-Vernichtung zugunsten abgeschaffter Kapitalsteuern und Blähbauch der Superreichen endlich vorbei ist, wird sich die SPD als Partei wiederfinden. Wie jede alte Tante nach dem Dornröschenschlaf wird sie sich etwas angeschiggert nach dem Prinzen umgucken, der sie wachgeknutscht hat. Sie wird nichts als einen Elch vorfinden. Die einzig spannende Frage ist, ob das fette, faule, alte Dornröschen dann wieder in den uralten Bann des Ottmar-Schreiner-Fluches fällt.
Diese uralte, schreckliche Geschichte besagt, dass alles, was Ottmar Schreiner ausspricht, nie geschehen wird. Man kann nur hoffen, dass er eines Tages prophezeit, Marietta Slomka und das ZDF-Journal werde es ewig geben, Gott weiss, was dann geschehen mag. Von einem Vulkanausbruch unter dem Berliner Haupstadtstudio des einäugigen Senders ist auszugehen.
Warten wir also getrost auf den Beifall für Gerhard Schröder auf dem SPD-Bundesparteitag und auf das Ergebnis für die stellvertretenden Vorsitzenden Frank Steinmeier und Peer Steinbrück. Dass es zugeht wie bei der CSU – wo neuerdings auch zwischen Kandidaten gewählt werden darf – wäre zuviel verlangt. Aber an dem zu erwartenden fröhlichen Gesichtsausdruck von Andrea Nahles und Kurt Beck wird abzulesen sein, dass das System Schröder im gut abgezäunten Areal der Geschichte endgültig weggesperrt worden ist, wie beim zukünftigen Regierungspartner Bündnis 90/Die Grünen das System Joschka Fischer, der derzeit aus den USA mit geschenktem Doktortitel und lächerlichem Gefasel versucht Angela Merkel und den Afghanistankrieg zu retten.
Dabei wird der gestärkte SPD-Vorsitzende wieder einmal verblüffende Ähnlichkeit mit der Kultfigur Kater Karlo aufweisen. Seine Politik tut es derzeit nicht, und das wird sich für ihn und seine alte Tante auszahlen.
Sonst profitiert der Regierungspartner von Klaus Wowereit davon – und dass will wirklich niemand. Noch mehr Ausbrüche aus dem Dinopark hält diese Republik einfach nicht mehr aus.
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Quellen:
(1)
http://www.netzeitung.de/arbeitundberuf/763091.html
(2)
http://www.die-bank.de/index.asp?issue=092007&art=568