Beck oder die letzten Clements der SPD

Berlin, Wiesbaden: Wenn man mathematisch vorgeht, lauten die Formeln: „Politik = Handlungen minus Gequatsche“ und „Handlung = Wirkung“.
Ergo „Politik = Wirkung“.
Wenn sich jetzt Leute darüber beschweren, dass sich der SPD-Vorsitzende Kurt Beck vor der Landtagswahl in Hamburg nun über eine mögliche Abwahl von CDU-Ministerpräsident Koch in Hessen geäussert hat, dann ist das Heuchelei. Wenn ein Geheimtreffen stattfand, wo Beck seine Zustimmung zur Abwahl des unbeliebten Rechtsaussen gab, dann ist es nicht durch ihn, sondern durch einen Verräter an die Öffentlichkeit gedrungen.

DER ZWECK LINKT DIE MITTEL

Die Wirkung der sogenannten „Linken“ – dieser Name ist der dreisteste, heuchlerischste, verlogenste Raub in der deutschen Politikgeschichte – ist Stabilisierung der bürgerlichen Vorherrschaft und Hegemonie über die politische Landschaft.
Eine unglaubwürdige, in autoritärer und totalitärer Tradition stehende politische „Linke“ ist der grösste Gefallen, den man einem in autoritärer und totalitärer Tradition stehendem Bürgertum tun kann. Man kann sich gegenseitig immer vor sich selber warnen und dabei in aller Ruhe die Sozialdemokratie, den demokratischen Sozialismus, die libertären, republikanischen, progressiven, kreativen, freiheitlichen Kräfte strukturell in die Zange nehmen und zerreiben.

Die reibungslose Übernahme der SED-Blockparteien in die West-CDU und West-FDP im Jahre 1990 ist das beste Beispiel dafür, das devote Schweigen der Sozialdemokratie dazu ihr schlimmster historischer Fehler seit dem Unterdrücken eines Generalstreikes 1933.

DAS ENDE DER HERRSCHAFT DES BÜRGERTUMS

Seit 1998 hat das Bürgertum keine parlamentarische Mehrheit mehr. Seitdem ist es essentiell darauf angewiesen, den Gegner (und das ist rein pragmatisch immer zuerst die Sozialdemokratie) zu kaufen, zu zersetzen, zu lähmen oder sich neue Bündnispartner zu suchen.
Die Anbiederung an die Grünen dient diesem Zweck. Vor wenigen Jahren noch in Grund und Boden hineinverteufelt, wird „Bündnis 90/Die Grünen“ nun als Ausweg aus dem Dilemma des Herrschaftsverlustes gesehen, der nach Gründung der Bundesrepublik 1998 zum ersten Mal drohte.

Das danach der wirtschaftlich maximal einfältige Gerhard Schröder ins Kanzleramt zog und gleich reihenweise Gesetzesvorgaben aus den Palästen eins zu eins den Hütten überzog, war zugleich die grösste Lachnummer der letzten Jahrzehnte und die grösste denkbare Gemeinheit und Katastrophe für die SPD. Dieser Kampf eines Notvorsitzenden und seiner Notnachfolger – bis Kurt Beck – gegen die eigene Partei ist eine Schande, von der sich noch Generationen kopfschüttelnd erzählen werden. Aber sie geht ihrem Ende zu.

Und damit geht die Herrschaft des Bürgertums, mit ihrem Ausfluss einer völlig freidrehenden, staatenlosen, verfassungslosen und gesetzesbefreiten Oberschicht, dem Ende zu.
Die SPD kann nur gegen sich selbst verlieren. Weil sie es WILL.
Und Kurt Beck will nicht mehr verlieren. So sieht es aus.

DAS LETZTE GEFECHT DER LETZTEN CLEMENTS

Wer jetzt gegen den SPD-Vorsitzenden Beck öffentlich das Wort ergreift, will Roland Koch im Amt halten.
Wer jetzt gegen den SPD-Vorsitzenden Beck öffentlich das Wort ergreift, will, dass rot-grün auch in Hamburg verliert, die unerträgliche Stagnation der „Grossen Koalition“ unter bürgerlicher Führung auf Bundes- und Landesebene weitergeht und betreibt sowohl die bewusste Fortsetzung der politischen Blockade als auch die stetige Ausserkraftsetzung des Parlamentarismus.

Denn eins sollte klar sein: dieses „System“, was Peer Steinbrück gemeint hat, welches die Eliten zum Einsturz bringen, das ist nicht politischer Natur. Das ist nicht die Demokratie.
Das ist die Wirtschaftsdiktatur, die hier macht was sie will.

Wenn die Menschen nicht endlich eine handelnde Sozialdemokratie sehen, sondern vor sich hinbrabbelnde Dummschwätzer, werden sie sich von der Demokratie abwenden.
Dabei muss man sich darüber klar sein, dass eine Ausgrenzung der „Linken“ eben auch eine Ausgrenzung von Millionen Menschen ist, die so dumm waren sie in guter Absicht zu wählen, weil sie keine *räusper* Wahlalternative mehr haben.

HANDLUNG = WIRKUNG

Erinnern wir uns an obige Formeln:
Politik = Handlungen minus Gequatsche
Handlung = Wirkung
ergo
Politik = Wirkung

Welche Wirkung hat die Ausgrenzung der Linken aus exekutiven Behörden („Regierung / Landesregierung“)?
Die Regierungen werden weiter unter Führung oder Beteiligung der CDU gebildet – es gibt eine „grosse Koalition.“
Welche Wirkung hat das?
Die Blockade der Republik geht weiter.
Welche Wirkung hat das?
Die „Linke“ wird noch stärker, als einzige Alternative zu den Blockparteien. Ein Witz – aber so ist die Wirklichkeit.

POLITIK = WIRKUNG

Um es wieder mathematisch zu machen:
„Ausgrenzung der Linken = Grosse Koalition = Stagnation = Verschärfung der Klassengegensätze = Stärkung der Linken = Schwächung der demokratischen Kräfte = Zersetzung der Republik = Übergang zu einer aus Brüssel gesteuerten Plutokratie = Sicherung der bürgerlichen Herrschaft und der kapitalistischen Wirtschaftsordnung ohne Möglichkeit der politischen Einflussnahme = kontinentale EU-Diktatur“

Wer das für ein Szenario hält, der hat Recht. Ob er damit was das Szenario angeht Recht behält, ist mir ehrlich gesagt egal, da man es erst dann mit 100% Sicherheit weiss, wenn es eingetroffen ist.

Wer also dieses Szenario ablehnt, soll das mathematisch mit einer Gegenformel oder einem logischen Argument versuchen.

LÖSUNG BERLIN

Das beste Beispiel dafür, wie man die sogenannte „Linke“ am Besten ruinieren kann, ist immer noch ihr irgendwas in die Hand zu geben. Dann kann sie nur alles mitmachen.
So ist sie gestrickt. Das ist eine alte Staatspartei.
Die kann gar nicht anders.

YPSILANTI ODER KOCH

Die Wahl von Ypsilanti zur Ministerpräsidentin wäre ein Schlag gegen die Rechtsaussen der deutschen Politik, sowie gegen die korrupte Oberschicht mit ihren Lichtensteiner Konten, die diese Republik quasi als Teil des ihr geschenkten christlichen Vermächtnisses begreift.
Der Koch-Flügel steht geradezu exemplarisch dafür.

Sie haben die Wahl.
Es kann nur eine geben.

(..)

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Quelle:
(1)
http://www.stern.de/politik/deutschland/:Die-SPD-Linke-Spitzen-Genossen-Beck/611944.html