Am Mittwoch tagt das PKG in der Libyen-Affäre
Berlin: So ein windelweiches Dementi hat die Welt noch nicht gesehen. Das die Bundesregierung von CDU und SPD das „Zustandekommen“ und die „Durchführung“ der Ausbildung libyscher Einheiten einer privaten Söldnerfirma überlassen hat, sagt ja schon genug aus.
Gleichzeitig sagt die „grosse“ Koalitionsregierung, wie vorher der BND, in ihrer heutigen Erklärung mit keinem Wort: „Wir haben nichts davon gewusst„.
Nun tagt, tatsächlich, am Mittwoch das Parlamentarische Kontrollgremium (PKG), was wie immer sagt es habe bisher auch nie nichts irgendwann von irgendwas gewusst.
Das einzige glaubwürdige Dementi dieser Tage.
„Mittlerweile ist klar: Zumindest einzelne Vertreter verschiedener Ministerien und des BND hatten schon seit Monaten Kenntnis davon, dass eine deutsche Firma Ende 2005/Anfang 2006 in Libyen Sicherheitskräfte schulte,“
so heute das „Hamburger Abendblatt“ und es zeigt sich, dass die ganze sonst per Gewohnheitsrecht durchgewunkene Blödel-Orgie der Behörden diesmal nicht durchkommt.
Gaddafi.
Ausgerechnet Gaddafi.
Dabei war das Aussenministerium des damaligen Ministers, nun höchst honorigen Professors Joschka Fischer, schon im März 2005 von einer „Verbalnote“ der libyschen Regierung bedacht worden, in welcher der „Wunsch nach einer Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Sicherheit“ geäussert worden war.
Im Klartext: da gibt es Tonaufnahmen von aufgezeichneten Gesprächen. HER DAMIT!
WAS WUSSTE SCHÄUBLE UND WAS WUSSTE DER INNENAUSSCHUSS NICHT?
Es fehlt übrigens, nachdem schon Dornröschen im Verteidigungsausschuss mal nachfragen will, immer noch der Innenausschuss von Dr.Seltsam „ich-weiss-alles-aber-von-Libyen-weiss-ich-nix“ Schäuble.
Wenn 30 zum damaligen Zeitpunkt überwiegend aktive Elite-Bundespolizisten, die ihm unterstellt sind, in Libyen Einheiten (was für Einheiten eigentlich genau?) ausbilden und dann auch noch Flüge nach Tunesien bezahlt bekommen (haben sie da auch ausgebildet?), dann kann das Mr.“Wir müssen uns vor Islamisten schützen“ nicht verborgen geblieben sein.
Am Ende wird Deutschland noch im Maghreb durch unser Innenministerium verteidigt. Da, wo sie Österreicher entführen.
Immerhin hat doch Revolutionsführer al-Gaddafi mit dem österreichischen Kanzler Gusenbauer als Vermittler in der seit Wochen unsere Nachbarrepublik in Spannung haltenden Geisel-Affäre telefoniert.
Diese Version von dem „flüchtigen Kontakt“ des deutschen Botschafters im November 2005 mit dem Leiter der deutschen Firma bei einem Fussballspiel in Tripolis, bei dem dann auch zufällig der BND-Resident dabei war, erinnerte heute ein bisschen an Herausreden nach einem Swinger-Club-Besuch. („Da war nix, Schatz“)
„Das Auswärtige Amt überließ den Fall nach Angaben aus Regierungskreisen dem BND.“
Ja, Moment mal, welchen Fall? Da war doch nix, Schatz.
Ja gutt, äh, hat der „BND-Resident aber regelmäßig Gespräche mit den deutschen Sicherheitsmitarbeitern geführt“.
Ja was soll das denn, ja was weiss denn ich, ja was ist denn das hier, ja wo samma denn hier, samma in Berlin, samma deppert…
Man hört schon die Klageorgie aus den Fluren bis nach Kreuzberg rüber.
Und wollte doch glatt der aktive Bundeswehrdiener zweier Herren, der ex-Leibwächter des höchsten deutschen Militäroffiziers Schneiderhan (was wusste der nochmal?), auch noch einen anderen deutschen Soldaten für den Dienst in Libyen anwerben.
Und der war dann so ehrlich zum Veteidigungsministerium zu gehen. Da hätte er seine Meldung auch gleich in die Grube werfen können.
Tja, ich sehe, ich seeeeeeeeeeeehe..
Seltsame Tage haben uns gefunden. Hätte jetzt Jim Morrison gesagt, auf deutsch.
Nun, seltsam vielleicht.
Aber sie machen Spass…
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