Vom Mythos des Marxismus

Wer hier während der letzten Wochen die insgesamt ausgezeichnet geschriebenen Artikel über den Mythos von der Entstehung des Kommunismus und das Leben von Karl Marx, Friedrich Engels und anderen Machern der jüngeren Geschichte, dazu noch die Kommentare bewusster oder unbewusster Infiltranten lesen durfte, dem mag es ein wenig wie mir gegangen sein.

Fragen kamen mir eine nach der anderen und manche gar simultan in den Sinn, solche wie diese etwa:

  • Ist denn wirklich kaum etwas Gesichertes über Marxens und Engels’ Leben in Erfahrung zu bringen?

 

  • Warum wird für das Aufarbeiten dieses „modernen Märchens“, das (auch) in meinem Hirn schon vor längerer Zeit Züge einer besonderen, irgendwie fortschrittlichen Art New-Age-Religion zeigte, ständig auf Wikipedia zurückgegriffen was vielleicht mal den Anspruch hatte an die historische Encyclopedia Britanica heranreichen zu wollen, jedoch diesem hehren Ansinnen nicht im Entferntesten Genüge tun kann, werden doch Einträge wie etwa der über die Nakba und sicher tausende andere fast wöchentlich elementar gekürzt und umgeschrieben?
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  • Ist alles Übrige, was wir womöglich über Marxens und Engels’ Vita und die anderer historischer MacherInnen (abseits dessen) finden, von so genannten ‚neuen Linken’ uns wie Gift ins Ohr, respektive ins sehende Auge geträufelt?
  • Nun, da ich selbst so ein Kommunistisches Manifest besitze (und nicht auf Anhieb vertraute Textstellen darin wieder fand) und ich das Gelesene nachgerade bildlich schlucken musste, zog sich selbst meine persönliche Aufarbeitung der ungeschönten Aufarbeitung etwas in die Länge.

    Einer, der hier anscheinend öfter liest und postet, schrieb von einem beachtlichen Namenswechsel. Beachtlich insoweit, als nicht aus Ed Flenders Ned Flenders wurde. Nun ist gegen Namensänderungen nichts einzuwenden, haben jedoch Einwände dieser Art Tradition, und auch das absichtliche falsch Interpretieren:

    Als um Malcolm X die Black Panther-Party entstand, nannten sich etwa deren Mitglieder um.

    Nicht um (wie bis heute von manchen kolportiert) von früher verübten Verbrechen abzulenken und deren Ahndung zu erschweren, sondern weil sich die Mitglieder bewusst machten, dass Namen wie Cassius Clay von der Ignoranz der weißen Sklavenhalter und der Gewöhnung an elendes Unrecht herrührten, das man den AfroamerikanerInnen über Generationen angetan hatte und bis heute tut.

    Merke: Bei der Analyse, sofern man denn zu einer solchen in der Lage, ist es wichtig, Ursache und Wirkung richtig zu benennen und zu erkennen.

    So ähnlich war es auch mit der Familie Marx / Levi oder der Ursache fürs Konvertieren dieser und vieler anderer jüdischer Familien schon in jener Zeit. Spätestens seit dem Reformator Martin Luther „…dass man ihre Gebetshäuser niederbrenne, bis auf das kein Stein mehr auf dem anderen lieget“ gab es in Zentraleuropa schon mal einen ausgeprägten, hässlichen Antisemitismus.

    Die Familie Levi wurde 8 Jahre bevor der kleine Karl Heinrich überhaupt nur schreien konnte zur Familie Marx, die nach dem Augsburger Bekenntnis des Philipp Melanchton (1) auch gleich den Glauben wechselte, während Heinrich Heine dies als erwachsener Mann, also höchst bewusst tat.

    Hier eine Leseprobe:

    „Weiter wird bei uns gelehrt, dass nach Adams Fall alle natürlich geborenen Menschen in Sünde empfangen und geboren werden, das heißt, dass sie alle von Mutterleib an voll böser Lust und Neigung sind und von Natur keine wahre Gottesfurcht, keinen wahren Glauben an Gott haben können, ferner dass auch diese angeborene Seuche und Erbsünde wirklich Sünde ist und daher alle die unter den ewigen Gotteszorn verdammt, die nicht durch die Taufe und den Heiligen Geist wieder neu geboren werden.“

    Viel gebracht hat das (lange bevor es so was wie Nazis überhaupt gab) den meisten nicht, denn von nun an waren wenigstens viele von diesen Konvertiten nirgendwo gern gelitten. In dem Kulturkreis, zu dem sie ethnisch und religiös gehörten und aus dem Kreise der ach so guten Christen heraus.

    Und nun stelle man sich vor, wie es dem kleinen Karl erging, wurde er doch „erst“ im Alter von 6 Jahren getauft.

    Auch dieser Satz aus der Marxens Vita, dem DHM nach, aus dem Jahre 1841, zeigt etwas davon: „Marx bemüht sich vergeblich, in die Hochschullaufbahn übernommen zu werden.

    Eine sehr gut aufgearbeitete Biografie in tabellarischer Form finden wir etwa hier (3)

    Des Weiteren erinnere ich noch aus meiner Schulzeit, dass Karl Marx und die von ihm gegründete Familie öfter mal von gierigen Hausbesitzern und Verwaltern mit ihren Habseligkeiten vor die Tür gesetzt wurden, weil sie die Miete nicht oder nicht rechtzeitig hatten aufbringen können. So ist auch das eine Familienfoto entstanden, von dem ein Ausschnitt im 1. oder 2. Teil dieser Serie auftaucht. Auf der ganzen, gesamten Fotografie ist ursprünglich das Haus, in dem die Familie wohnte, alle Koffer, und was Menschen eben sonst noch zum Umzug mitnehmen, zu sehen.

    Es war wohl ein bisschen so, wie bei den Hartz-IV-Zwangsumzügen der heutigen Zeit…

    Und mal ehrlich, auch wer „nur“ Papier mit neuen Ideen ‚bekritzelt’ leistet doch ganz beachtliche Arbeit, jedenfalls auf Karl und Friedrich und manch guten Freund von heute bezogen gilt doch:

    „Die Feder ist mächtiger als das Schwert!“

    Karl Marx studierte nach dem Besuch des Gymnasiums die Rechtswissenschaften – Angehörige des Bildungsbürgertums leisten oft unschätzbare Arbeit für die Gesellschaft, auch und gerade dann, wenn diese nicht körperlich schwer ist. Sie können das halt besser.

    Auch die Frage von Geheimgesellschaften war auf politische Bewegungen wie den ‚Bund der Gerechten’ bezogen, längst nicht so mysteriös wie es den Anschein hat.

    Versuchen wir noch mal uns in den Geist der damaligen Zeit hineinzuversetzen:

    Beinahe jegliche politische, erkenntnistheoretische Tätigkeit oder schlicht Gesellschaft vergegenwärtigte im frühen 19 Jh. das Verbot durch Klerus und oder Regierung wie ein Damokles-Schwert (3), wobei Regierung bis zur Nationalversammlung wohl eher Hofstaat meinte. In wieweit sich das nachher änderte, sei außer Acht gelassen.

    Seit Marx für die Rheinische Zeitung schrieb, also April 1842, wurden immer wieder Artikel dieses Blattes verboten, und auch G.W.F. Hegel, der diesem Eintrag zufolge (4) eine positive Haltung zum Preußischen Staate einnahm, bekam mindestens 1 Berufsverbot, war er doch ab 1818 Professor an der Humboldt-Uni und brachte die Atheismus-Debatte signifikant voran, sowie den historisch bedeutsamen Deal zwischen Karl dem Großen welchen dieser mit seinem Gang nach Canossa (5) einleitete und dem Vatikan ins Hintertreffen führte. (6)

    Also – spätestens seit der Bürgerlichen Französischen Revolution ahnten Europas Königshäuser, dass sich etwas ändern würde und entdeckten Berufs- und Versammlungsverbote neu.

    Lassen wir erneut Karlchen selbst zu Wort kommen, der 1844 erstmals einen Aufsatz mit dem Titel: „Zur Judenfrage“ veröffentlichte. (7)

    Berufsverbote für Jüdische MitbürgerInnen gab es in weiten Teilen Europas seit dem Mittelalter.(8)

    Ferner durften Ärzte deren Religion das Christentum war, aufgrund des Dogmas und Fehlinterpretationen der Heiligen Schrift nicht am menschlichen Körper schneiden um den flüchtigen Besitzer evtl. zu heilen. Und selbst als dieses Dogma nicht mehr so wichtig genommen wurde, verstarben noch enorm viele Menschen auf den OP-Tischen, bis Alexander Fleming (9) das Penicillin entdeckte.

    1. Fazit hieraus: das Töten beherrschte man schon lange auf vielfältige Art und Weise, Autos und Unfälle mit ihnen gab es auch schon länger als eine Operation nicht mehr so sehr das Risiko des dahin Scheidens in sich barg.
    2. Fazit hieraus: da nur Angehörige dieser Minderheiten am lebenden Organismus operieren durften, ist denen sicher (trotz aller Vorsicht und ungeachtet allen guten Willens) hin und wieder mal jemand weggestorben, was böse Vorurteile nährte.

    Ohne einen mehr oder weniger beständigen Antisemitismus wäre sicher auch dieses Werk nicht entstanden: Nathan der Weise (10)

    Schlussbemerkung: eigentlich sollte es in diesem Artikel noch um Heinrich Heine und Francis Fukuyama, das ende der Geschichte, wie beide es ergänzend betrachteten, gehen, doch dieser Artikel ist jetzt schon ganz schön lang – freut euch auf den nächsten.

    (…)

    Quellen:

    *1 http://www.heiligenlexikon.de/Literatur/Augsburger_Bekenntnis.htm

    *2 http://kpp.aksios.de/klassiker/marx/index.htm

    *3 http://de.wikipedia.org/wiki/Damokles-Schwert

    *4 http://www.uni-essen.de/einladung/Vorlesungen/literaturge/hegel.htm

    *5 http://de.wikipedia.org/wiki/Gang_nach_Canossa

    *6 Hans Küng „Existiert Gott?“ ISBN-13: 978-3492221443,

    http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2718831,00.html

    *7 http://de.wikipedia.org/wiki/Zur_Judenfrage

    http://www.abebooks.de/servlet/SearchResults?an=Marx&sortby=3&sts=t&tn=zur+judenfrage&x=54&y=10

    *8 http://de.wikipedia.org/wiki/Antisemitismus_%28bis_1945%29

    *9 http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Fleming

    *10 http://de.wikipedia.org/wiki/Nathan_Der_Weise

    Die Artikel-Reihe DAS GESPENST:

    Erste Folge der Reihe:
    “Das Gespenst”

    Zweite Folge der Reihe:
    “Das Gespenst II: Revolution oder die Beherrschung der Gegenwart”
    Dritte Folge der Reihe:
    Das Gespenst III: Das “Märchen vom Gespenst des Kommunismus”
    Vierte Folge der Reihe:
    Das Gespenst IV: Utopie und Gesellschaft