Imperialismus: Blutdiamanten – jenseits von Afrika
August 2004: Der Sohn der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher – Sir Mark Thatcher – wird in Südafrika unter dem Verdacht einen Putschversuch in dem afrikanischen Zwergstaat Äquatorialguinea mitfinanziert zu haben verhaftet und konnte sich nur mittels einer Kaution von etwa 200.000 Euro der Untersuchungshaft entziehen.
Juni 2008: Der in Äquatorialguinea zurzeit vor Gericht stehende ehemalige SAS Offizier (Special Air Service), Simon Mann (55), beschuldigte nunmehr in einem Zeitungsinterview Sir Mark Thatcher erneut, einer der Hintermänner des geplanten Putschversuches zu sein. Er räumt ein, der Manager des Putschversuches gewesen zu sein, also ein ausführendes Organ. Architekten des Putschplanes wären Ely Calil, Mark Thatcher und andere Sprösslinge der britischen Upperclass.
Hintergründe:
Der Zwergstaat Äquatorialguinea ist Afrikas drittgrößter Erdölexporteur und wird von Teodoro Obiang diktatorisch regiert, der sich 1979 an die Macht der ehemaligen spanischen Kolonie putschte.
Der angeklagte Simon Mann warb zusammen mit dem bereits verurteilten Nick Du Toit in Südafrika eine 70 Mann starke Söldnertruppe an, mit der er im März 2004 mit einer Boing 727 von Harare (Simbabwe) nach Malabo (der Hauptstadt Äquatorialguineas) fliegen wollte, um die dortige Regierung im Sturm zu stürzen.
Zöllner in Harare entdeckten die Waffen an Bord der Boing. Simon Mann wurde in Simbabwe zu vier Jahren Haft wegen versuchten Waffenschmuggels verurteilt und nunmehr an Äquatorialguinea ausgeliefert, wo ihm weitere 32 Jahre Haft drohen.
Wer steht hinter dem Putsch?
Ely Calil und Mark Thatcher sicherlich nicht. Beide fungierten wohl nur als Strohmänner der Politik und wollten vermutlich geschäftlichen Gewinn machen, in dem sie sich finanziell an dem geplanten Putsch beteiligten.
Rein zufällig traf der im spanischen Exil lebende Oppositionsführer von Äquatorialguinea, Severo Motom, im März 2004 Reisepläne über die Kanaran nach Äquatorialguinea. Von einer Verstrickung der damaligen spanischen Regierung von José Maria Aznar ist deshalb die Rede. Aznar soll die geplante Reise des Exilpolitikers organisiert haben.
Mit von der Party dürfte der ehemalige südafrikanische Geheimdienstchef Billy Masetlha gewesen sein, der sich von den Putschisten persönlich über die Vorbereitungen des Putsches informieren ließ.
Die eigentlichen Drahtzieher des Putsches aber dürften die Auftraggeber der früheren Afrika-Aktivitäten von Simon Mann gewesen sein.
Simon Mann betrieb in Afrika zwei Sicherheitsfirmen.
Die Firma Sandline, welche die Regierungstruppen von Sierra Leone mit Waffen versorgt haben soll, trotz eines UN-Embargos und die Firma Executives Outcomes, welche im Auftrag der angolanischen Regierung während des dortigen Bürgerkrieges die Erdölfelder bewachte.
Wer auf die Firma „Erdöl-Tycoons“ als eigentlicher Drahtzieher tippt, dürfe zu kurz springen.
Die Spur der Blutdiamanten
Sowohl die Regierung von Sierra Leone, wie auch die Regierung von Angola bezahlten ausländische Söldner und Waffenlieferungen mit Diamanten.
März 2007: Die österreichischen Behörden nehmen auf Grund eines internationalen Haftbefehls den ehemaligen Berater des kroatischen Präsidenten Tudjman, Vladimir Zagorec fest.
Die kroatische Justiz wirft dem Ex-General und Ex- Verteidigungsminister, der für die kroatischen Waffeneinkäufe zuständig war, vor, Diamanten im Werte von etwa 3,8 Millionen Euro mitgenommen zu haben, als er sein Büro im Verteidigungsministerium im Jahre 2000 räumen musste.
Der Vorgang überrascht. Wie kommt dass kroatische Verteidigungsministerium an Rohdiamanten im Wert von fast 4 Millionen Euro?
Nach kroatischen Zeitungsmeldungen stammen diese Edelsteine aus dem Besitz des deutschen Geschäftsmannes Josef R.
Kroatische Zeitungen behaupten, dieser habe ein Raketensystem (S-300) an die kroatische Armee verkauft und da die tschechischen Verkäufer Vorkasse verlangten, habe er als Sicherheit für die zugesagte künftige Lieferung die Diamanten im Verteidigungsministerium hinterlegt.
Wer ist Josef R.?
Josef R. taucht im „vertuschten Skandal“ um den Börsenbetrug der belgischen Sprachtechnologiefirma Lernout & Hauspie auf, in verschiedenen Rollen, die den spekulativen Rückschluss zulassen, dass er eine nachrichtendienstliche Verbindung (NDV) des BND ist.
Tatsächlich soll sich Josef R. gegenüber der Staatsanwaltschaft bezüglich seinen „Warenlieferungen“ aus Tschechien nach Kroatien – auch mit einem Hinweis auf seine BND-Verbindung– verteidigt haben und mit der Behauptung, er habe alte tschechische Transporthubschrauber geliefert und keine Waffensysteme.
Wie kommt Josef R. an Diamanten von fast 4 Millionen Euro – denen nach Pressemeldungen keine Herkunftszertifikate beilagen und die nach dem Kimberly-Abkommen nicht mehr legal, ohne Herkunftszertifikate, verkauft werden konnten?
Ob es Sinn macht, die Firmen des Simon Mann zu befragen? Ich befürchte: JA!