Militärhofberichterstatter der "Tagesschau" werden in Berlin vereidigt

Thomas Nehls (WDR) tut für den Afghanistan-Krieg seine Pflicht

Gerade mal vor 2 Tagen gab die britische Regierung den Einsatz völkerrechtswidriger Vakuum-Bomben zu. Allein über das Wochenende wurden nach Angaben der NATO-Militärs 70 Menschen bei einer Militäroffensive getötet, die sich wiederum gegen eine Offensive der „Taliban“ richtete von der die afghanischen Streitkräfte nach Aussage von Armeechef Shir Mohammad Karim wussten, die sie aber angeblich nicht verhindern konnten.

Und einen Tag, bevor nun Aussenminister Steinmeier (SPD) und Verteidigungsminister Jung (CDU) gemeinsam die Erhöhung der deutschen Truppenstärke im Besatzungskrieg in Zentralasien gemeinsam den Regierungsfraktionen verkünden, Steinmeier noch eine Erklärung vor der Presse zum Ergebnis der Afghanistan-Konferenz abhalten wird, kommt jetzt Thomas Nehls (WDR) auf „Tagesschau.de“ seines Medienweges und liefert dazu Geklatsche ab, dass man es selbst noch in einem sonst vollständig leerem Grossraumtheater von der Wand abtropfen sehen könnte.

„Na endlich! Da lässt die Bundesregierung die interessierte Öffentlichkeit, die Bundeswehr und drei Dutzend andere, ebenfalls in Afghanistan engagierte Nationen mehr als vier Monate lang orakeln, wie wohl die Fortführung des Einsatzes am Hindukusch aussehen könnte…“

Zur Erinnerung: auch 2007 schon wollten laut einer Umfrage 63% aller Deutschen weder den Krieg noch so ein Jubelgeschrei, sondern die Rückkehr der deutschen Soldaten nach Hause. Hier wird im öffentlich-rechtlichen ARD-Haupstadtstudio gerade so getan, als sässe man im öffentlich-rechtlichen Hauptquartier der Bundesregierung, gut geparkt im Schoss des Ministers.

„…um dann nicht viel mehr zu präsentieren, als sich auf der Münchner Sicherheitskonferenz Mitte Februar bereits abzeichnete. Gut Ding will Weile haben, wäre eine unpassende Belobigung, denn das Rätselraten seitdem hat erheblich zur Verunsicherung über den Einsatz an sich beigetragen.“

Man kann Kritik auch so formulieren, dass man sich hinterher ganz doll schämen muss und es nie wieder tut, weil man es sowieso nie gelernt hat.

„Weil es außen- und sicherheitspolitisch keine Alternative zum Weitermachen gibt, bleibt das Zaudern unverständlich.“

Ein einfaches „Muss ja..“ hätte vollkommen genügt. Gut, der Grossvater hätte es etwas zackiger formuliert.

„Der ungeschmälerten Loyalität des Generalinspekteur als oberste militärische Instanz ist es zu danken, dass der Wankelmut der politischen Führung der Bundeswehr nicht längst über den Kreis der Wissenden hinaus geschwappt ist und die Nato an der Bündnistreue Deutschlands hat zweifeln lassen.“

Es heisst jetzt nicht mehr „Regierung“. Es heisst jetzt „politische Führung der Bundeswehr“. Gibt´s da vielleicht irgendwo in Berlin-Mitte billige Schnellkurse im virtuellen Salutieren?

„Der Koordinator der Teilstreitkräfte hätte die als Parlamentsvorlage formulierten Empfehlungen gegebenenfalls nämlich schon in München aus dem Hut ziehen können.“

Was der sich alles rauszieht, der Schneiderhahn. Irgendwo findet der immer was.

„Das Ergebnis kann sich gleichwohl sehen lassen und dürfte zu Recht im Herbst vom Bundestag abgesegnet werden – ohne die sich der internationalen Verpflichtungen Deutschlands nach wie vor nicht bewußten Linkspartei, aber durchaus auch mit Stimmen der FDP und der Grünen.“

Abseits von diesem netten, selbstgestrickten Vaterlandsbonus für die ex-Öks der Politszene – man kann natürlich auch versuchen mit aller Macht der sogenannten „Linken“ Schuldkomplexe einzuträufeln, weil sie als einzige versuchen Wähler zu gewinnen. Was müssen diese Aussenseiter auch so aus der Reihe tanzen? Einfach machen, was das Volk will. Na dann sollen sie doch, möchte man noch hinterher rufen.
NATO-loses Gesindel.

„Am Zustandekommen des Pakets – Aufstockung der Obergrenze um 1.000 Soldaten, Verlängerung des Mandat über den Wahltermin am 27. September 2008 deutlich hinaus und mit neuer Ordnung der Prioritäten, allen voran der Forcierung der Ausbildung eigener afghanischer Sicherheitskräfte – haben durch ständiges konstruktives Mahnen auch die nicht regierenden Parteien kräftig mitgewirkt.“

Man muss sich das mal vorstellen: man kann auch durch ständiges, konstruktives Mahnen kräftig mitwirken.
Kann man da nicht einfach jemanden vor´s Tor stellen, der manchmal in den Bundestag hineinbrüllt und am Ende immer „Ja“ sagt? Das wär doch viel billiger.

„Das ist ein Vorgang, der allen Staaten ohne Parlamentsarmeen zum Vorbild dienen könnte, wenn sie denn nicht dem amerikanischen „Augen-zu-und-durch“-Verständnis anhängen sollten.“

Durch? Durch? Wo durch denn?

Durch die heldenhaften, entschlossenen Parlamentarier in Washington vielleicht, die sich todesmutig vor die Panzer schmeissen? Durch das entschlossene „Ja, Sir“ aus Berlin?
Wenn das amerikanische Verständnis ein Augen-zu-und-durch-Verständnis sein soll, dann ist das der Bundesregierung „Augen-runter-und-hinterher“.

„Das scheint übrigens mittlerweile im Kreis der Willigen mehr und mehr in die Minderheit zu geraten – will heißen, die unermüdlich, bisweilen gebetsmühlenartig vom Bundesverteidigungsminister propagierte Vernetzung aus Wiederaufbau und Sicherheitsherstellung scheint als militärischer Markenartikel mehrheitsfähig geworden zu sein.“

Schimmert da bei Herrn Thomas Nehls (WDR) vielleicht so etwas wie Bewunderung durch? Wünscht er sich nicht auch manchmal alle Welt müsste 48 Stunden seine Show ansehen und er wäre König von Deutschland, weil ihm dann aus Verzweiflung alle seine behämmerten Artikel abnehmen?

„Wenn nun noch dem Parlament und bis zu einem gewissen Grad auch der Öffentlichkeit offensiv Einblick in die operative Praxis des Einsatzes am Hindukusch gewährt würde, wenn auf Nebelkerzen bei der Darstellung von Gefahren für und Widerständen gegen die natürlich auch als Besatzungsmacht empfundenen ausländischen Soldaten verzichtet würde, erschiene eine Situation erreichbar, in der deutsche Staatsbürger in Uniform tatsächlich als Sendboten für Frieden und Stabilität akzeptiert und nicht vornehmlich als Statthalter unilateraler amerikanischer Interessen oder eigennützige Sachwalter rein westlicher Werte betrachtet werden.“

Hier hat sich Herr Nehls echt Mühe gegeben und oft korrigiert, bis es gepasst hat, man merkt´s.
Immerhin zeigen sie ab jetzt irgendwo in Wikipedia bei „Konjunktiv“ sein Bild.

„Das könnte dann gar die Linkspartei zum Sinneswandel bewegen und eine nahezu einstimmige Mandatsverlängerung bewirken. Nicht auszudenken, aber man kann ja in dieser Richtung weiter arbeiten.“

Aha. Nicht auszudenken.

Mal abgesehen davon, dass in dieser sehnsuchtsvollen Hommage an die gute alte Einstimmigkeit (wirklich WDR?) durchschimmert, dass es selbst bei einem Totalumfall der Linken offenbar noch Gegenstimmen geben würde – worüber und an wen würde Thomas Nehls (WDR) im Falle eines „Rundum-Ja“ zum Krieg eigentlich dann sinnlose Bettelbriefe schreiben?

Ja, will man ihm denn seine Bestimmung rauben?

Ist es nicht Erfüllung – und süsser Schmerz zugleich – wenn man weiss, da im ARD-Haupstadtstudio, da sieht man nur den Benz-Stern sich drehn am Himmel so wie annodünnemal, und am Breitscheidplatz, da steht die Mediengedächtniskirche an die man sich nicht mehr erinnern muss, weil, die steht ja schon da.
Ist es nicht ein Wohlgefühl nach solchen Artikeln durch Berlin-Mitte zu traben, all das Geflunker in den Schaufenstern zu sehen und zu wissen, hey – das kann ich auch?

Und ist es nicht das Höchste, das Ehrenwerteste, mit all den lieben Kollegen, dort irgendwo an einer schicken Tränke auf das Leben anzustossen? Auf das eigene natürlich, höhöhö?

Nun – sicher haben Thomas Nehls (WDR), und all die lieben Kollegen aus den Konzernmedien und öffentlich-rechtlichen Hauptquartieren, noch andere Sachen zu tun.

Man fragt sich nur manchmal was.

(…)

epilog: Quasi als Dankeschön für unsere Replik veröffentlichte „Tagesschau.de“ diesen Artikel gleich nochmal, unter anderem Link.

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