Afghanistan: Wer waren die "ausländischen Truppen"?
Weder NATO (ISAF), noch die US-Regionalkommandeure haben sich bisher zu dem obskuren Bombardement von afghanischen Grenzpolizisten bekannt
Afghanistan, Disktrikt Anar Derah, nahe der iranischen Grenze: Heute Nacht gegen 0.00 Uhr Ortszeit ereignet sich in der wegen latenter Kriegsgefahr durch die westlichen Invasionstruppen streng überwachten Grenzzone nach übereinstimmenden Pressemeldungen etwas sehr Seltsames. Afghanische Grenzpolizisten stöbern eine militärische Einheit auf, die sie als „ausländische Streitkräfte“ identifizieren. Doch offensichtlich identifizieren sie diese nicht als Koalitionstruppen der NATO (ISAF), sondern vermuten offensichtlich eine Grenzverletzung in die eine, oder auch in die andere Seite.
Sie stellen die Bewaffneten, die sie vom äusserlichen Anschein für „Taliban“ halten. Es kommt zu einem insgesamt 4 Stunden (!) dauerndem Gefecht.
Während dieser Zeit ist anzunehmen, dass die Grenzpolizisten sich mit ihren Einheiten und Vorgesetzten in Verbindung setzten, sie über den Vorfall informierten und diese um Unterstützung baten.
Die kam aber nicht.
Auch die NATO (ISAF) griff in der Zeit bis um 4 Uhr morgens nicht zugunsten der afghanischen Grenzpolizisten ein. Auch nicht zugunsten der eigenen Truppen, die da unter Feuer der afghanischen Grenzpolizisten gerieten – wenn es denn überhaupt NATO bzw. ISAF-Truppen waren.
Denn wenn dies der Fall gewesen wäre, dann hatten beide Einheiten mit einem Funkspruch die Sache klären können. Dafür war volle 4 Stunden Zeit. Schliesslich befand man sich in einer Hochsicherheitszone nahe dem Iran, gegen die US-Regierung seit Jahren Kriegsdrohungen ausstösst. Unwahrscheinlich, dass keine regulären ISAF-Verbände in der Nähe waren, welche die Situation hätten klären können.
Aber die US-geführten Besatzungstruppen unternahmen nichts. Volle 4 Stunden lang.
Dafür bombardieren dann unbekannte Luftstreitkräfte (also Flugzeuge, Hubschrauber oder Drohnen) die afghanischen Grenzpolizisten, töten neun von ihnen und verwunden fünf weitere. Die unbekannte militärische Einheit, die ein afghanischer Beamter dann mit „ausländischen Streitkräften“ umschreibt, kann unerkannt entkommen.
Aber wer waren sie? Und was für Flugzeuge bombardierten letztlich die afghanischen Polizisten?
DER GESPENSTER-KRIEG
Vor kurzem berichtete Seymour Hersh in „Preparing the Battlefield“ von hochgeheimen militärischen US-Einheiten des “Joint Special Operations Command” (JSOC), welche als Teil des übergeordneten “U.S. Special Operations Command” (USSOCOM) direkt unter dem Oberbefehl des Präsidenten einen Guerillakrieg in Iran und Pakistan führten.
Mittels „asymmetrischer Kriegführung“ (oder auch „Terrorismus“) begingen JSOC-Einheiten Sabotageakte, Morde, Attentate und Sprengstoffanschläge um das Regime im Iran zu destabilisieren und in Pakistan angeblich „Taliban“ und „Al Qaida“ zu bekämpfen.
Dabei waren ganze „Al Qaida“-Gruppen in Wirklichkeit genau selbst gesteuerte Fantomfeind den man angeblich bekämpfte, wie die vorgeblichen „Seperatisten“ der aus CIA-Spionen bestehenden Gruppe „Jundullah“ in südpakistanischen Provinz Balutschistan, durch welche die Iran-Pakistan-Indien-Gaspipeline demnächst gebaut werden soll.
Das SOCOM, zuständig für „Spezielle Operationen“ weltweit, konkurriert durch neue strategische Änderungen der Bush-Regierung seit 2001 mit den Kontinental- und Regionalkommandaturen des regulären US-Militärs, die oft keine Ahnung haben was in ihren eigenen Gebieten überhaupt passiert.
Der letzte Chef des CENTCOM, dessen Verantwortungsbereich von Zentralasien über Pakistan, Afghanistan, Iran, Irak bis zum Sudan reicht, Admiral William Fallon, trat genau deswegen vor ein paar Monaten zurück.
Bereits letztes Jahr wagte er den für einen Kontinentalkommandeur des US-Militärs äusserst ungewöhnlichen Schritt und kritisierte seinen “Obersten Kommandeur”, Präsident Bush.
Laut dem ehemaligen Kommandeur des “U.S. Atlantic Command”, General John J. (Jack) Sheehan, wurde Fallon auch aus dem Amt getrieben, weil er versuchte herauszufinden was da innerhalb seines eigenen Verantwortungsbereiches im Feld eigentlich geschah.
“Er wurde angewiesen eine umfassende Strategie für Iran, Irak und Afghanistan zu entwickeln, und – per Gesetz – ist der Feldkommandeur (”combatant commander”) verantwortlich für alle Militäroperationen in seinem Verantwortungsgebiet. Aber so lief das nicht. Als Fallon versuchte herauszufinden welcher Sinn eigentlich hinter den ganzen offenen und verdeckten Aktivitäten steckte die da vom Militär in seinem Verantwortungsbereich unternommen wurden, wurde er durch eine kleine Gruppe im Führungszirkel des Weissen Hauses abgeschoben”.
Nun hatte die US-Regierung nach einem Bericht der Schweizer Blick-Zeitung vom 18.November 2006 zu diesem Zeitpunkt mehr „private“ Soldaten im Irak als staatliche. Der Name „Privatarmee“ allein bringt den augenblicklichen Verfall der sogenannten „westlichen“ Zivilisation bestens zum Ausdruck.
Der Artikel wurde zwar mittlerweile gelöscht, ist aber hier dokumentiert.
In diesem wird berichtet, dass Schweizer Söldner damals für rund 600 Dollar pro Tag im Irak kämpften. Wenn man sich vor Augen hält, dass 2006 immerhin 140.000 US-Soldaten im Irakkrieg waren und die Zahl der Söldner demnach mindestens genauso gross, wären die enormen Kriegskosten von 2 Milliarden Dollar pro Monat auf einmal sehr viel einleuchtender.
Berichte schüchterner US-Parlamentarier – wie überall zu feige an die Öffentlichkeit zu gehen und ihre Arbeit zu machen, aber immerhin noch für Geflüster mit der Presse gut – berichteten von
126.000 Söldner im Irak. Nur 21.500 von ihnen seien Amerikaner.
MSNBC hatte Ende 2006 noch von 100.000 Söldnern gesprochen.
Wo ist jetzt die direkte Verbindung zum vorliegenden Fall? Ganz einfach. Blackwater besitzt Kampfflugzeuge.
AKTE BLACKWATER
Die über ihren Chef Erik Prince engstens mit der Bush-Cheney-Regierung verknüpfte US-Söldnerfirma „Blackwater“ verfügt (offiziell) über 20 Kampfflugzeuge und Kampfhubschrauber.
Prince verdankt seinen Aufstieg u.a. der strategischen Heirat seiner Schwester Betsy Prince in die Familie des damaligen Kandidaten der Republikaner für den Posten des Gouverneurs von Michigan, Dick DeVos.
„Diese beiden Familien fusionierten in der Art von Vereinigung wie sie in den Monarchien des alten Europas üblich war“, so 2007 dazu der investigative Journalist und Buchautor Jeremy Scahill, der Blackwater und Prince seit Jahren im Nacken sitzt.
„Die Bush-Administration hat den privaten Sektor dazu benutzt, die tatsächliche Anzahl der Besatzungstruppen zu verdoppeln und benutzt dabei Soldaten, die in keiner offiziellen Opferstatistik mehr auftauchen und ausserhalb des offiziellen Rechtssytems operieren“, so Scahill weiter.
Interessanterweise stehen „Blackwater“ und andere Söldner-Truppen teilweise sogar unter Kontrolle des US-Innenministeriums.
Das hat den Vorteil dass das Pentagon und US-Verteidigungsminister Robert Gates komplett umgangen werden kann und die Söldner nicht unter Militärrecht fallen.
Die Söldner gebären sich in Irak und Afghanistan wie absolute Outlaws, weil sie welche sind. Sie fallen nicht unter irgendeine Art von Gerichtsbarkeit und können machen was sie wollen.
Bzw, sie können absolut ungestört das tun, was ihnen befohlen wird.
Im Oktober 2007 machte der demokratische Kongressabgeordnete Henry Waxman öffentlich, dass Blackwater im Jahre 2005 nicht nur 2 irakische Kampfflugzeuge stahl, sondern auch noch versuchte diese ausser Landes zu schaffen. Damit aber nicht genug. Als irakische Behörden die Flugzeuge zurückverlangten, weigerten sich die Söldner einfach ihre Beute wieder rauszurücken.
Blackwater verfügt aber nicht nur über eine Armee. Die Firma verfügt auch noch über einen weltweit operierenden Geheimdienst, quasi die „Mutter aller Konzernsicherheit“.
„Total Intel“ beobachtet nach eigenen Angaben weltweit politische und wirtschaftliche Entwicklungen – z.B Streiks in Europa (!) – die den Profit des Auftraggebers gefährden könnten.
Für Total Intel arbeiten u.a. ehemalige CIA-Kommandeure im Irak, sowie der ehemalige Chef der CIA-Anti-Terror-Abteilung, Cofer Black.
WER BOMBARDIERTE DIE AFGHANISCHEN POLIZISTEN? UND WER WAR DIESE EINHEIT, DIE SIE ANGRIFFEN?
„tagesschau.de“, bei denen man von bestimmten Redakteuren den Eindruck hat sie wollen ihre eigenen Nachrichten möglichst schnell vom Hals haben, brachte heute unter der Überschrift „NATO-Soldaten töten irrtümlich Zivilisten und Polizisten“ wieder einmal eine eindeutige Falschmeldung.
Weder ist bewiesen, dass es sich um NATO-Luftstreitkräfte handelt welche die afghanischen Polizisten nach 4 Stunden umbrachte, noch haben sich die Stellen des Atlantikpaktes und der staatlichen US-Militärs überhaupt geäussert.
Eins ist aber klar. Dass die afghanischen Polizisten 4 Stunden keine Hilfe bekamen, ist eindeutig die Verantwortung eben dieser NATO und ISAF-Truppen und der sie kommandieren US-Generäle.
Warum sie aber mindestens nicht eingriffen, wenn nicht sogar selbst, in vollem Bewusstsein was da passsierte, die afghanischen Grenzpolizisten bombardierte, könnte ein Hinweis darauf sein, dass diese „ausländischen Truppen“, die da um Mitternacht auf afghanischer Seite nahe der iranischen Grenze unterwegs waren, einen Freibrief von ganz oben hatten:
und „ganz oben“, das heisst im sogenannten „Westen“ des gerüchtweise runden Planeten von Japan, Australien, bis Saudi-Arabien und Island, immer noch das „Weisse Haus“.
Auch dass die Jets 4 Stunden brauchten um dieser Einheit gegen die afghanischen Grenztruppen zu helfen, sollte nachdenklich machen.
Vor kurzem wurde bekannt dass die israelische Luftwaffe im Irak für einen Angriff gegen den Iran „trainieren“, also im Kriegsgebiet operieren kann. Ob sie da im Laufe der letzten Jahre versehentlich, hi und da, auch in die Kämpfe zur Rettung des Abendlandes eingriff – der „Terror-Gott Allah“ (der ja bekanntlich auch der jüdisch-christliche ist) weiss es. Vielleicht sogar auch seine evangelikalen Stellvertreter der US-Führung.
Hinsichtlich einer mutmasslichen Mitwisserschaft der NATO über falsch verstandene Religionsfreiheit bewaffneter Glaubensbrüder auch in Afghanistan könnte man Fragen stellen, wenn man nicht so die Hosen voll hätte. Gerade wenn man in Israel eben jene Iran-Pakistan-Indien-Gaspipeline als „das Schlimmste überhaupt“ bezeichnet, und nicht etwa das angebliche iranische Atomwaffenprogramm, was laut den (staatlichen) US-Geheimdienst gar nicht existiert.
Desweiteren wurde durch die NATO vor kurzem ein komplettes Überwachungssystem an der Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan in Betrieb genommen. Es wäre doch möglich, dass so etwas auch an der Grenze zum Beinahe-Kriegsgegner Iran errichtet worden ist.
Die Aufzeichnungen der (Infrarot-)Kameras und Radargeräte wären sicherlich von hohem Interesse für die Öffentlichkeit, die sich natürlich fragt warum die NATO entweder afghanische Polizisten umbringt, oder aber tatenlos dabei zusieht wie es irgendwelche Kampfflugzeuge unter ihrer Verantwortung tun, und warum eigentlich mitten in der Nacht irgendwelche Kommandos an der Grenze zu Iran rumschleichen, was die da eigentlich machen, was die ISAF eigentlich überhaupt von dem weiss oder wissen will was unter ihrer Verantwortung da geschieht und wie sich diese Nichtswisser und Mit-Nichts-Zu-Tunhaber dann erdreisten können noch mehr deutsche Soldaten für diesen Krieg zu fordern, in welchem niemand mehr weiss (oder wissen will) wer hier ein ganz schmutziges Spiel betreibt.
(…)
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aus 2007:
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