..fehlen nur noch die Startbahn-Schüsse

Die Bildung einer Fortschrittskoalition aus SPD, Grünen und Linken in Hessen mit Andrea Ypsilanti macht die alte westdeutsche Bonner Mafia nervös.

Wiesbaden: Es quatscht sich aber auch jeder an ihr hoch. Ist man dumm, eitel, liegt man als jahrzehntelang durch die westdeutsche Bimbes-Seilschaften abgesicherter reaktionärer Hochpurzler ein bisschen bräsig in der Sonne und schreibt zwischendurch Mist zusammen, holt man sich dieser Tage erstmal die Order aus den Konzernzentralen und schreibt dann über den gefürchteten neuen Star der SPD.
Dabei hat man ja gar nicht wirklich Angst vor Andrea Ypsilanti.
Man hat Angst davor, dass es nach ca. 30 Jahren mal wieder eine sozialdemokratische Partei in Deutschland geben könnte, die einem die korrupte Tour versaut.

CEM ÖZDEMIR: UNTER SIEBEN BRÜCKEN MUSST DU GEHN..

Vorgestern war Cem Özdemir dran. Es gibt keinen einzigen Deutschen auf der Welt, der so darunter leiden muss dass er die deutsche Sprache beherrscht.
Er sieht eben nicht so aus und muss bei unpolitischen Hoteliers, oder wenn er mal ne Pizza bestellt, immer buchstabieren. Selber schuld. Oder waren´s die Eltern? Naja.

Jedenfalls: als erklärtes Mitglied der Geheimloge „Atlantikbrücke“ musste er von eben dieser 2002 erstmal herunter und sich unter dieser mit seiner Angel an den Fluss setzen, bis man ihm dann von oben einen Fisch auf den Kopf warf und sagte „jetzt darfste wieder“.

Oder anders ausgedrückt: nachdem Cem Özdemir, eines der grössten politischen Talente der Republik, 2002 dazu gewungen worden war sein eigenes Bundestagsmandat nicht anzunehmen – Vorwand war eine strunzdumme Nummer wegen der Helmut Kohl nicht einmal auf eine Interviewfrage geantwortet hätte – wurde er erst einmal ins Europaparlament geschickt und zur Gründung des „European Council on Foreign Relations“ abgestellt.

Jetzt ist er einer von zwei Kandidaten für den Bundesvorsitz vom rechten Flügel der Grünen und muss sich gegen den Spezl von Renate Künast, Volker Ratzmann durchsetzen.
Da braucht´s natürlich Presse.

Cem, der Öz-de-mir, gab nun also ein ebenso nichtssagendes wie beeindruckend sinnfreies Interview zu den Koalitionsverhandlungen zwischen der SPD und der alten SPD, die sich mit ein paar derzeit ganz ruhigen Kadergruppen in der hessischen „Linken“ versammelt hat.
Damit es denn auch ganz dicke Promo wird, gab er es gleich in der „Passauer Neuen Presse“. Nachher standen dann so Sätze drin wie

„Man darf die Landesregierung nicht mit einer Juso-Versammlung verwechseln“
„..muss sie sich zutrauen, an die Macht zu kommen und an der Macht zu bleiben
„Die Grünen in Hessen werden sich das genau anschauen und dann die richtige Entscheidung treffen“
„…nicht das Beiboot von Frau Ypsilanti“
„…Roland Koch, der bewusst Ressentiments gegen Ausländer und Migrantenkinder schürt“

..usw, man kennt das ja.
So.

Kam der nächste an. Franz Maget.

FRANZ MAGET: NICHT MAL VERLIEREN IST SCHÖNER

Der Spitzen-Spitzen-Spitzenkandidat der SPD Bayern und sein Vize Florian Pronold versuchen derzeit alles um die Partei „Die Linke“ dort aus dem Landtag rauszuhalten.

Das ist insofern genial weil die CSU nur dann die absolute Mehrheit verliert wenn die „Linke“ reinkommt. Aber auch wenn sie reinkäme, sagt Pronold, dann würde man „mit mit deren handelnden Akteuren“ niemals die CSU aus der Regierung abwählen.

D.h.: die Parole heisst in Berlin „Lieber Atomkrieg mit Merkel als einen SPD-Kanzler mit den Linken“ und in Bayern heisst es „Lieber grosse Koaltion mit der CSU als einen eigenen Ministerpräsidenten“.
Wer wie ich aus Westdeutschland kommt, der kennt das schon aus dem Kinderprogramm.

Weil deshalb natürlich niemand in Bayern mehr weiss warum er SPD wählen soll („ändert sich ja sowieso a Scheissdreck“), müssen Maget und Pronold für die eigenen 22 Prozent und den unvermeidbaren Beckstein schon mal irgendwem die Schuld geben.
Wer bietet sich da an? Na klar, die Sozialdemokratin aus Hessen die so unverschämt war mit linken, mit sozialdemokratischen Inhalten Wahlen zu gewinnen und auch noch an die Regierung will wenn sie die Mehrheit dazu hat. Wenn das der Helmut wüsste.

„Das Problem ist doch, dass man genau diese Koalition vor der Wahl ausgeschlossen hat. Hier wird ein Wahlversprechen gebrochen“, so Maget zum „Münchner Merkur“. Das „Hamburger Abendblatt“ wollte nun auch nicht als liberale Deppen dastehn und sorgte sich gleich mit. Es zitierte also den erklärten zukünftigen bayrischen Oppositionsführer (oder bestenfalls Minister einer CSU-geführten Regierung) Franz Maget.

Dieser fühle sich in seinem eigenen Wahlkampf irgendwie beim Verlieren gestört. Das irriere die SPD in Bayern. Das bringe sie total aus dem Konzept. Was sich die Hessen da einbilden würden einfach an die Regierung zu wollen. Das hätte es doch früher nicht…, naja, vielleicht ganz früher, aber auf jeden Fall sei das „ärgerliche Begleitmusik“.

YPSILANTI UND DER UNUMGÄNGLICHE BRUCH DES ÜBERFLÜSSIGEN WORTES

Dass Andrea Ypsilanti das Versprechen bricht mit der Linken nicht zu koalieren stimmt. Aber warum muss sie das?

Weil hier die „moderne“ SPD des ehemaligen Vize Wolfgang Clement über Jahrzehnte nicht nur die Bundespartei in die Grütze gefahren hat, sondern auch noch den eigenen Wahlkampf in Hessen gegen die Superrechten von Roland Koch aktiv sabotiert hat, so dass dieser ein paar hundert Stimmen mehr bekam als die SPD und sich nun vorerst weiter als Ministerpräsident aufführen kann.

Davon fühlte sich Franz Maget nicht genervt. Im hessischen Wahlkampf jedenfalls kam niemand Andrea Ypsilanti zu Hilfe, niemand. Nicht aus der Bundes-SPD oder und nicht aus anderen Landesverbänden.
Siegen taten nur, nur die hessischen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, und nur sie haben es jetzt in der Hand.

LINKE UND IDEEN, DAS IST WIE WEIHWASSER UND DER KLEINE VAMPI

Aus den Händen geben oder nach alter linker Manier alles in Scherben fallen lassen, dass kann natürlich auch der Landesverband der hessischen „Linken“. Per se schon ein so superdemokratischer Haufen, dass man sich jetzt noch in Gedanken den Telefonhörer etwas weiter weg hält wenn man an die Gespräche mit den damaligen Mitgliedern der WASG Hessen denkt.

Gestern nun ein geiler Klopfer. Etwas für´s Volk. Damit´s den kleinen Leuten besser geht.
Das Landesamt für Verfassungsschutz soll weg.

Mal abgesehen, dass das schon immer das grösste Problem der Hessen war – wo kommt sowas eigentlich her? Wen haben sie hier losgeschickt um sich drei Tage Gedanken zu machen, damit in letzter Sekunde 30 Jahre Elend der Republik nochmal 30 Jahre weitergehn, wenn´s die Republik überhaupt noch so lange macht?

Kein Mensch, vor allem die sogenannten „Linken“ nicht, reden hier über die praktisch ungehemmte Inlandsspionage jedes gottverdammten Konzerns und seiner „Konzernsicherheit“.

Kein Mensch, vor allem die sogenannten „Linken“ nicht, redet darüber dass die parlamentarische Kontrolle selbst der Bundesämter und Bundesgeheimdienste wie die des BKA, des BND, des Zollfahndungsdienstes von Peer Steinbrück, des MAD und der ganzen Unterabteilungen praktisch nicht existiert.

Kein Mensch, vor allem die sogenannten „Linken“ nicht, redet darüber dass dies vor allem deswegen der Fall ist, weil diese sogenannten „Parlamente“ in Deutschland eine Ansammlung fauler inkompetenter Säcke ist der nur in Urlaub fährt und sonst nichts tut.

Der Hessische Landtag tagt in 2008, in einem ganzen Jahr, nur 8 Wochen plus einen Tag am 16.Dezember. Und diese “Arbeitswochen” bestehen mit Ausnahme vom April aus 3 Tagen.
Der Bundestag tagt von 52 Wochen im Jahr ganze 20. Das sind über 7 Monate Urlaub im Jahr für die sogenannten „Bundesparlamentarier“.

Und dann kommen diese blöden Penner an und fordern so eine Grütze. Es ist einfach unbeschreiblich.
Ganz zu schweigen davon, dass die Auflösung der Landesämter für Verfassungsschutz ein alter Plan von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ist um die ganze Gemeinde vor einem Berliner Altar zu versammeln. Man könnte sagen seinem Berliner Altar, wenn er nicht bloss ein kleiner Messdiener wäre.

Anderes Thema: der Ausbau des Frankfurter Flughafens.

Hier allerdings sollte die SPD die Finger davon lassen. Die Erzwingung dieses völlig unnützen, sinnlosen und von der Bevölkerung abgelehnten Projektes als ideologischen Gründen wäre das beste Rezept alles zum Scheitern zu bringen. Im Zweifelsfall werden die „Linken“ sowieso alles Mitmachen, deswegen sollte man Erbarmen haben. Einfach nur um den Bürgern nicht das Gefühl zu geben, dass einfach alles extra deswegen geschieht weil die Menschen es nicht wollen, nur mal so, aus pädagogischen Grunden, zur Erziehung, nicht dass uns die Herde demokratisch wird.

Da jetzt sowieso wieder irgendein Presse-Fantom die Startbahn-Schüsse rausholen wird, fang ich da gleich mit an.

DIE ALTE, DUNKLE GESCHICHTE DER BONNER REPUBLIK

Die Version in Wikipedia ist gelogen.
Diese Schüsse an der Startbahn West, die eine ganze Bewegung zusammenbrechen liessen und von „Spiegel“ bis „Stern“ allen westdeutschen Blättern die Gelegenheit gab Maskierte mit Schusswaffen auf den Leser zielen zu lassen, wurden nicht aus eben jener Demonstration am Zaun des Frankfurter Flughafens vom 2.November 1987 abgegeben.

Sie kamen aus einem Waldstück, Hunderte von Metern entfernt, seitlich von den eingesetzten Beamten. Die Demonstration war zu diesem Zeitpunkt längst in andere Richtung abgezogen, das für das Wochenende übliche Geplänkel mit Leuchtspurmunition und Wasserwerfern war längst vorbei, die Beamten hatten ihre Helme abgesetzt.
Plötzlich fielen zwei Beamte durch gezielte Schüsse getroffen tot um, mehrere andere wurden verletzt. Es war nicht einmal das Zischen von Kugeln zu hören.

Nach vielem Hin und Her wurde schliesslich ein Angeklagter aus der autonomen Szene des Rhein-Main-Gebietes, Frank Hoffmann, freigesprochen, durch mehrere Zeugenaussagen im letzten Moment entlastet. Er hatte nach Aussagen des Haupangeklagten Andreas Eichler nachts nach der Demonstration ihm die Waffe in die Hand gedrückt, mit der Bemerkung diese verschwinden zu lassen.

Prompt wurde beim Hauptangeklagten Eichler dann kurz nach den Morden die Waffe gefunden. Unter Druck machte Eichler daraufhin umfangreiche Aussagen über die gesamte Frankfurter Szene, beteuerte aber immer wieder nichts mit den Morden zu tun haben. Er wurde zu 15 Jahren verurteilt. Hoffman – der ihm seiner Aussage nach die Waffe in die Hand gedrückt hatte – wurde freigesprochen. Interessanterweise wird sein Name im einzigen diesbezüglichen, falschen Wikipedia-Eintrag irgendwie sogar falsch geschrieben.

Was niemand öffentlich aussprach, schon gar nicht aus den Sicherheitsbehörden, was aber als Information innerhalb der Szene kursierte, war folgendes:
Die angebliche Tatwaffe, eine passenderweise angeblich bei einer Anti-AKW-Demo gestohlene reguläre Dienstwaffe, war gar nicht die Tatwaffe. Das wusste jeder.
Man hätte sie am ausgetreckten Arm um 45 Grad schräg in die Luft halten müssen um die Kugeln überhaupt so weit schiessen zu können, vom Treffen mal ganz zu schweigen.

Was alles in der westdeutschen BRD ging, was da alles möglich war im Kalten Krieg, wie die Menschen um ihre demokratischen Rechte und um die Wahrheit betrogen wurden, dass soll nie herauskommen, dass soll ewig vertuscht werden und alles soll so bleiben wie es ist.

Diese Parole wurde von der Machtmaschine Kohl zum Anschluss der DDR ausgegeben und sie fand damals die Zustimmung der SPD unter ihrem Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine.
Sie funktioniert bis heute, aber eben nur bis heute. Und sie wird brüchiger, mit jedem Tag.

WISSEN IST DIE MACHT

Silvio Gesell, Sozialreformer, Begründer der Freiwirtschaftslehre und 1919 „Volksbeauftragter für Finanzen“ der Münchner Räterepublik in Bayern, hat einmal gesagt:

„Jeder Unwissende ist ein Feind des Staates.“

Von Sokrates ist folgendes Zitat überliefert:

„Es gibt nur ein Gutes, das ist Wissen. Es gibt nur ein Übel, das ist Unwissenheit.“

Da ist was Wahres dran.