Die Zersetzung des John McCain
Sarah Palin spielt peinliches Senkblei für den bereits jetzt abgeschriebenen Kandidaten der Republikaner
St.Paul, gestern Abend: Zunächst ist wichtig, bei der Beurteilung von (Macht-)Politik und Wahlkämpfen jede Emotion und Sympathie heraus zu halten, denn die spielen bei (Macht-)Politik genauso wenig eine Rolle wie die Menschen.
Bei Macht-, also Parteienpolitik geht es um Macht durch erfolgreichen Betrug. Der Rest ist irrelevant.
GERÜSTBAU
Halten wir uns also jetzt die Situation vor Augen wie sie ist:
da wird vor einigen Tagen eine neue, für ihr Alter ziemlich gut aussehende, völlig unbekannte Frau aus Alaska von John McCain für das Amt der Vizepräsidentin nominiert.
Dazu gilt es festzuhalten, dass die Bürger der USA, wie auch der gesamten US-Hegemonie weltweit, kulturell-intellektuell und geistig so reduziert sind dass sie über den ersten Eindruck eines Bildes auf einem Bildschirm generell mehrheitlich gewillt sind ihren Verstand, ihre Zukunft und ihr ganzes Land zum Fenster rauszuschmeissen wenn ein Fernsehbild ihnen gefällt, ihre Assoziationen oder Ängste weckt und/oder sie stimuliert oder bestenfalls inspiriert.
Nun gibt es aber eben auch Leute, die das wissen.
Seit Jahrhunderten sind zur Kontrolle von Menschenmassen und ihre Verhaltensweisen Muster, Programme und Forschungen erstellt worden. Zur Kontrolle einer Gruppe von 200 Menschen sind nur 10 Personen notwendig, also 5 Prozent. Eine entsprechende Studie von britischen Wissenschaftlern der University of Leeds wurde Anfang dieses Jahres ausgerechnet in „Animal Behavior“ veröffentlicht.
Die Menschen, das Tier Homo Sapiens, es verhält sich wie alle anderen Tiere. Nur kommen da eben noch jene 2 Prozent hinzu, die sie von allen anderen Tieren unterscheiden und welche die Menschen dazu gebracht haben über Jahrhunderte gegen ihre Unterdrücker und Peiniger zu rebellieren, sich selbst für wertvoll zu erachten sich selbst die „Menschenrechte“ zuzusprechen.
Nur zur Erinnerung: Gott hat das nicht getan. Kein Gott.
Das war der Mensch selbst, der sich die Menschenrechte gegeben hat. Und er kann sie sich auch wieder nehmen.
Soviel zu dem geistigen Fundament was man mitbringen muss um dem Abgrund, dem Albtraum, dem Verrat gewachsen zu sein, der sich „Politik“ nennt.
FALSCHE NOMINIERUNG
Natürlich weiss jedes professionelle Team gerade eines Präsidentschaftskandidaten ganz genau, dass der eigene Kandidat jeden Moment vernichtet werden kann, wenn die Gegenseite eine Schwachstelle findet, die den ersten positiven Eindruck ins Gegenteil verkehrt.
Wenn also ein professionelles Team, in diesem Fall das von John McCain, sich auf die Suche nach einem geeigneten Vize macht, dann wird jede Person die ernsthaft in Betracht kommt 300 Millionen US-Amerikanern und ca. 1 Mrd Schwachköpfe in den Kolonien als neuer stellvertretender US-Präsident präsentiert zu werden, genauestens durchleuchtet und zwar bis auf die kleinste Schwachstelle.
Das ist natürlich auch hier geschehen. Dass Sarah Palin nun John McCain als Kandidatin empfohlen wurde, obwohl gegen sie ein Verfahren wegen Amtsmissbrauchs läuft, obwohl sie trotz biblischer Reden über Keuschheit, Zucht und Ordnung eine 17-jährige Tochter hat welche unverheiratet schwanger ist und obwohl Sarah Palin selbst gerade mal seit 2 Jahren einen Reisepass besitzt weil sie im Leben nur die USA gesehen hat, dies alles ist der unwiderlegbare Beweis, dass John McCains Team gegen ihn arbeitet.
Die Wirkung all dieser jetzt aufgetauchten Widersprüche und Peinlichkeiten ist verheerend.
POLITISCHE WAFFE (ENT)TÄUSCHUNG
Man sagt ja, dass nichts so sehr zählt wie erste Eindruck. Das ist Philosophie für Hammel.
Es zählt noch viel mehr, wenn der erste Eindruck wiederlegt wird. Im Positiven kann er als Überraschung vor allen weiteren Angriffen immunisieren. Im Negativen wirkt dies als (Ent)Täuschung fort und ist meist nicht wieder gutzumachen.
Hier ist genau das geschehen. Hier wurde einer Horde Trottel, die in faschistischer Ideologie offen als „Untermenschen“ bezeichnet werden und laut Menschenrechten einfach Menschen sind, eine dufte Braut auf die Bühne gestellt und dann ist die das gar nicht was sie ist.
Ohhh….
WAG THE CANDIDATE
Mann muss begreifen, dass der Sapiens an sich es nicht gerne hat umgebracht zu werden oder andere Exemplare seiner Spezies zu töten, trotz ständigen anderslautenden Gerüchten derjenigen, die ihn beständig ausbeuten und gegeneinander hetzen, um sich selbst dadurch zu ernähren und fette Beute zu machen.
D.h.: die US-Amerikaner sind gegen den Irak-Krieg. Die mögen den nicht. Die wollen da raus, und das wollten sie bereits schon seit 2003, als klar wurde dass der Staat Irak, trotz eines gut und oft gedoubelten Diktators und eines CIA-Informanten als Aussenminister, vor der Invasion nie eine Gefahr für die Vereinigten Staaten repräsentierte.
Wenn sich jetzt also die Provinzgouverneurin aus Alaska („na, gegen die ein Verfahren wegen Amtsmissbrauchs läuft und die mit der 17-jährigen Tochter die unehelich schwanger geworden ist, weisste nich?“) auf den GOP-Parteitag und damit vor die Weltöffentlichkeit stellt und sagt, hey, in den Irak einzumarschieren war eine gute Idee, dann ist das ungefähr so als hätte sie eine mittelgrosse Schusswaffe aus dem Halfter gezogen, damit hinter sich Richtung alter Mann gezielt, abgedrückt und mindestens ins Knie getroffen.
Jetzt muss man sich noch vor Augen halten, wer Sarah Palin wirklich ist: eine Verkäuferin.
Es ist nicht allein, dass sie sagt der Irakkrieg sei Gottes Wille. Es ist die Art wie sie es sagt.
Es ist das Licht im Raum, es ist das Schlagzeug im Hintergrund, es ist der Pausengag den sie da hastig runterhaspeln muss weil gleich die Band spielt, es ist dieses Vertretergewäsch mit Handmikrophon wie auf der Butterfahrt, es ist so ziemlich das Peinlichste, das Allerpeinlichste, was einer Kandidatin für das Vizepräsidentenamt im Weissen Haus überhaupt passieren kann.
Hier noch einen obendrauf: auch eine 30 Milliarden teure Gas-Pipeline aus Alaska ist Gottes Wille, sagt Sarah Palin.
WER IST JOHN MCCAIN?
McCain ist sowieso schon unbeliebt bei den Konservativen, weil er eben kein Konservativer ist sondern ein ganz normaler Heuchler. Dass es überhaupt noch US-Veteranen gibt, die sich mit ihm auf die Bühne stellen, verdankt er bis heute seiner einflussreichen Familie. Sein Vater war US-Admiral.
Eine Menge, eine Menge Veteranen des Vietnamkrieges haben ausgesagt, dass John McCain, der Admiralssohn, in nordvietnamesischer Gefangenschaft nie gefoltert worden ist, sondern seine Verletzungen dadurch bekam, dass er beim Absturz seiner Maschine Hände und Beine nicht vorschriftsmässig anzog.
Später habe er bei den Nordvietnamesen dann selbst umfangreiche Aussagen gemacht und habe bewusst den ersten Gefangenenaustausch ausgelassen, damit dies nicht rauskam.
Unter „Vietnam Veterans against John McCain“ findet man auch Material über die erste Frau John McCains, die so gerne verschwiegen wird und die Mutter seiner drei ältesten Kinder ist.
EIN PUZZLE BESTEHT AUS VIELEN UNLESERLICHEN BILDERN
Noch ein paar Kleinigkeiten. Es sind – wie so oft in unserer unter die geistige Oberfläche gedrückten Propagandamatrix – die kleinen Dinge die in der Summe die Wirkung erzielen und das unbewusste Puzzlebild des eigenen Eindrucks formen.
Wenn man einmal die Cowboy-Hüte betrachtet, die diese Delegierten da bei der GOP-Convention massenweise getragen haben, alle weiss-gelblich, alle das gleiche Fabrikat, alle sahen gleich übel aus.
Wer macht so etwas auf der Kür eines Präsidentschaftskandidaten, der einen äusserst unbeliebten Texaner als Vorgänger im Weissen Haus hat?
Wenn jetzt gestern der ehemalig demokratische und jetzt „unabhängige“ Senator Joe Lieberman, einer der bekanntesten und grössten Lügner welche je US-Politik gemacht haben, in seiner Rede sagt, es sei Zeit „einen grossen Patrioten, John McCain zu unserem nächsten grossen Präsidenten zu machen“, dann ist das eine Warnung davor ihn zu wählen.
Dazu muss man wissen, dass alle Diktatoren und Schlächter gerne den Beinamen „der Grosse“ trugen und gewisse Nachfolger ihnen den auch gern ins Geschichtsbuch nachtrugen. Den „next great President“ wollen die US-Amerikaner eben gerade nicht. Und jeder der Ahnung von Politik hat weiss das auch.
In genau diesen entscheidenden letzten Sätzen (bei denen die meisten Leute meist erst wieder hinhören) diese Phrase zu verwenden war wahrlich kein Gefallen von Lieberman, genau wie seine ganze Rede.
Sarah Palin erwähnte er in der Mitte in genau fünf kurzen Sätzen. Sie sei diejenige auf die man zählen könne, „John zu helfen Washington aufzurütteln“. Der Terminus „Shake up“ wird durchaus auch in anderem Zusammenhang verwendet.
EINFLÜSTEREI
Am 18.März steht John McCain in Jordanien vor der Presse und will dieser nach einem Irak-Besuch die Story andrehen, dass der Iran „Al Kaida“ trainiere und dann in den Irak zurückschicke, damit diese „Streitkräfte“ („forces“) dann US-Soldaten töten.
Er wiederholt diese Aussage mehrfach, bereits vor der Reise hat er sie aufgestellt. Doch die Journalisten fragen einfach nach, ob das denn wirklich stimme, woher er das habe und wo die Beweise seien. Ein unerhörter Vorgang, McCain ist verwirrt, so geht das aber nicht hier..
Dann passiert folgendes: Joe Lieberman, der mitgereist und McCain nicht von der Seite gewichen ist, er beugt sich zu ihm herüber und flüstert ihm etwas ins Ohr. Daraufhin John McCain zur Presse:
“Es tut mir leid, die Iraner trai..tranieren Extremisten, nicht Al Qaeda.”
Deutlicher geht es nicht. Nachher sagte McCain sogar noch in einem Fernsehinterview, er habe das alles gar nicht gesagt was er gesagt habe.
Es gibt noch andere, deutliche Hinweise über eine gezielte Zersetzung von John McCain durch die eigenen Strippenzieher. Wir berichteten am 24.Juni über John McCains legendären Helfershelfer Nr.1: Chefstratege Joe Black.
Joe, oder auch einfach Charles Black, hatte sich in einem Meeting mit dem Magazin „Fortune“ („Glück“) über einen möglichen Terroranschlag vor den US-Präsidentschaftswahlen folgendermassen geäussert:
“Sicher wäre das ein grosser Vorteil für ihn.”
Welcher Chefstratege, der seinen Kandidaten zum Sieg und nicht in die Grube führen will, macht so etwas?
Auch die Reaktion der US-Öffentlichkeit auf John McCains guten Einfall im Juni den Irak mit Deutschland zu vergleichen zu meinen, es sei „nicht allzu wichtig“ wann die US-Truppen nach Hause kommen, sollte man sich live und in Farbe ansehen, MSNBC Kommentator Keith Olbermann fand dazu ein paar ausschliesslich vernichtende Worte für den Kandidaten der Republikaner.
ENDE UND AUS. WERBUNG.
Am Ende des Parteitages nun hiess es gestern dann ab auf die Bühne. Mann trägt Baby, sie macht winke-winke, alter Mann auf die Bühne, man umarmt sich.
Diese Umarmung von John McCain und Sarah Palin, inklusive anschliessendes Wegspringen in Sekundenbruchteilen, war ein so deutlicher Beweis von Abscheu, dass es eigentlich fast sogar ein wenig unprofessionell wirkte.
Was aber ist der Hintergrund das Ganzen? Was ist der Sinn dabei, John McCain, einen manipulierbaren Neokonservativen abzusägen, der doch immer gemacht hat was ihm gesagt worden ist?
Ganz einfach. Man braucht einen neuen Hirten für den Sapiens.
Einen, der sie wieder einschlafen lässt und dazu „träumen“ sagt. Einen, der ihnen alles rauben will und dazu „Hoffnung“ sagt. Ein Betrüger, der so perfekt ist, dass er nichts braucht, gar nichts, ausser die Kunst seiner Rede. Die alten Imperatoren und Strategen Griechenlands und Roms, mitsamt der Handelskreise und Militärs die sie installierten und förderten, sie bilden das Vorbild, eher das Abziehbild für jene Schmierenkomödie in den wirtschaftlich, moralisch, politisch und sozial kollabierenden Vereinigten Staaten, deren glücklicher Held bereits jetzt feststeht:
Barack Obama.