Piraten – ab zurück ins Meer!?
Es ist Weihnachten und traditionell wird jetzt stärker als sonst über das Leid und Elend auf dieser Welt nachgedacht und die Spendenbereitschaft zur Linderung der Not erhöht sich. Aufrufe zum Spenden flattern wieder in die Briefkästen wie zum Beispiel von einem deutschen Seenot-Rettungsdienst.
Menschen aus Lebensgefahr zu retten gehört bei einigem zum Beruf und es gibt zahllose Beispiele von engagierten Bürgern, die in einer Notsituation ohne zu zögern ihr Leben einsetzen um anderes zu retten.
Das klingt für einen human denkenden Menschen nach einer Selbstverständlichkeit. Im Falle der Somalia-Piraten wird von höchst offizieller Stelle jedoch genau das Gegenteil empfohlen. Der Direktor des International Maritime Bureau in London Pottengal Mukundan gab jetzt einige Tipps für die zivile Schiffahrt heraus, unter anderem die Empfehlung, die an Bord gelangten Piraten einfach ins Meer zu werfen, wo sie dann von ihrem eigenen Schiff wieder aufgesammelt werden könnten.
Ja, und wenn das nicht der Fall ist und dieser Mensch ertrinkt? Dann hat derjenige den Tod eines Menschen auf dem Gewissen, Piraten tragen schliesslich keine Rettungswesten.
Im Falle der somalischen Piraten sind noch keine Fälle bekannt geworden, dass sie tödliche Schüsse auf die Besatzungen der gekaperten Schiffe abgefeuert hätten. Im Gegenteil sind sie auf Verhandlungen zur Lösegeldforderung aus und minimieren eine Eskalation. Alle Besatzungsmitglieder der angeblich gekaperten Schiffe, die nach Lösegeldzahlungen freigelassen wurden, kamen bisher unbehelligt davon.
Die Piraterie vor Somalias Küste hat verschiedene Ursachen. Zum Einen haben die eigentlich friedlichen Fischer keine andere Wahl, wenn sie nicht mit ihren Familien auf Grund zurückgehender Fischbestände im Golf durch Überfischung unserer modernen Fischfangflotten verhungern wollen. Zum anderen wird durch die innenpolitischen Verhältnisse in Somalia ein rechtsfreier Raum geschaffen, der Söldner und Abenteuerer auf eigene Faust zum Plündern in die Region zieht oder von höheren Interessen zum Destabillisieren der Region gesteuert werden.
Aus welchen Motiven auch immer ein Mensch zum Pirat in Somalia geworden ist, das Zurückwerfen eines Menschen in den Ozean ist in meinen Augen Mord bzw. -versuch. Und die Aufforderung zu dieser Menschenrechtsverletzung wird nicht etwa polemisch daher geredet, sondern wurde von einer offiziellen Stelle, dem International Maritime Bureau in London, gegeben.
Wer zu so etwas fähig ist, hat alle Menschlichkeit verloren. Ein Pirat ist schliesslich auch ein menschliches Wesen.