Bereits in der Nacht hatten palästinensische Quellen über den Zusammenbruch jeder Art von Versorgung der Bevölkerung im Zuge der durch Israel verhängten totalen Blockade berichtet. In Gaza gingen die Lichter aus weil es keinen Treibstoff mehr für die Generatoren gäbe, auch manche Krankenhäuser hätten keinen Strom mehr.
Die Zahl der getöteten Palästinenser wurde mit 560 beziffert, 2700 als verwundet gemeldet. Der Botschafter von Mauretanien wurde aus Israel abberufen, der saudische König verurteilte den israelischen Einmarsch, die EU-Staaten sprachen von irgendwelchen diplomatischen Bemühungen. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy traf sich mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, dem israelischen Präsidenten Shimon Peres, sowie mit Premierminister Ehud Olmert. Ohne Ergebnis.
11.30 Uhr
Nicolas Sarkozy hält in Damaskus mit dem Präsident Baschar al-Assad eine Pressekonferenz ab. Assad betont, dass der israelische Einmarsch nichts am palästinensischen Wiederstand ändern werde. Eine Blockade des Gazastreifens sei ein Kriegsakt und könne nicht einfach ignoriert werden. Sarkozy appellierte an die syrische Regierung Druck auf die Hamas auszuüben, damit diese sich für den Frieden entscheide.Dabei sei die Rolle Syriens entscheidend. Beide äusserten Bestürzung über die Lage der 1.5 Millionen Palästinenser in Gaza.
Auf Fragen von Journalisten von dem Fortschritt diplomatischer Bemühungen schildert Sarkozy die verfahrene Situation. Eine Rückkehr zum Status Quo vor dem Gazakrieg sei nicht mehr möglich, Israel fordere Sicherheitsgarantien für den Stopp des Raketenbeschusses. „Die Zeit ist nicht auf unserer Seite“ und macht deutlich, dass die Eroberung und Bombardierung des Gazastreifens durch die israelische Regierung weiter gehen werde.
Syriens Präsident Assad fordert ein sofortiges Treffen der Arabischen Liga. Wörtlich sagt Assad: „Wir sind nur Stunden von einem Massaker entfernt“.
11.54 Uhr
Die Bombardierung von Schulen der Vereinten Narionen (UNO) im Gazastreifen durch israelische Militärs wird bekannt. Laut der UNO wurden mindestens 5 Menschen bei der Bombardierung einer vom UNO-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) betriebenen Bildungsstätte im Flüchtlingslager Tschati umgebracht, 2 weitere Menschen in einer UNO-Schule in Chan Junis (Khan Younis). In die UNO-Einrichtungen hatten sich Zivilisten geflüchtet, allein in Tschati 450.
In die Stadt waren gestern Abend israelische Bodentruppen eingerückt.
12.30 Uhr
Situation und Entwicklung im Gazakrieg seit gestern:
Die israelischen Militärs versuchen den Blitzkrieg, da sie wegen der zu erwartenden weltweiten Proteste nach den Freitagsgebeten unter Zeitdruck stehen. In den arabischen Ländern mit ihren „westlich“ installierten Regimen ist seit Jahrzehnten systematisch jede Art von politischer oder intellektueller Entwicklung brutal unterdrückt worden. Dabei wurden durch die aus den USA und den EU-Staaten gesteuerten Regime bewusst nur das Ventil von religiösen Gruppen offen gelassen und versteckt gefördert. Daher sind die Moscheen der einzige Ort, an denen sich die Bevölkerungen in Arabien noch versammeln dürfen.
Israelische Truppen sind im Süden in Chan Junis (Khan Younis) und im Osten in den Stadtteil Sajaiyeh von Gaza-City eingerückt und versuchen die Städte zu erobern. Dabei wurden in der Nacht nach israelischen Angaben 3 Soldaten inSajaiyeh getötet. Zuerst hiess es, sie seien bei Gefechten mit dem palästinensischem Widerstand umgekommen. Dann wurde die Geschichte umgedreht und behauptet es sei die Folge von eigenem Beschuss gewesen.
13.00 Uhr
Laut dem Direktor des UNO-Programms UNRWA, John Ging, nimmt das israelische Militär bewusst und gezielt die Zivilbevölkerung und die UNO-Gebäude durch Artillerie und Raketen unter Beschuss, ohne dass die Menschen eine Chancen hätten diesem mörderischen Beschuss irgendwie zu entkommen.
Derweil hindert das Militär unter Missachtung des Obersten Gerichtshofes von Israel alle Journalisten am Betreten des Gazastreifens.
13.12 Uhr
Nach palästinensischen Angaben steigt die Opferzahl seit Beginn der Invasion auf 584 Menschen. Das Rote Kreuz warnt vor einer „völligen humantären Krise“. Der türkische Premierminister Erdogan dazu: Israel hinterlässt einen „schwarzen Fleck“ auf der Menschlichkeit.
Die deutsche Regierung von Kanzerlin Merkel (CDU) schweigt. Der deutsche Aussenminister Frank Steinmeier(SPD), der seit dem 30.Dezember verschwunden war, tauchte während den Verhandlungen von Nicolas Sarkozy im Nahen Osten gestern Abend wieder vor den Kameras in Berlin auf und äusserte sich in aller Ruhe zum kommenden „Konjunkturpaket“. Zum Gazakrieg, den er mit der gesamten deutschen Bundesregierung aus SPD, CDU und CSU erkennbar abgesegnet hat, verlor er kein Wort. Am 18.Januar sind Landtagswahlen im deutschen Bundesland Hessen, die SPD macht sich Hoffnung auf ein Ergebnis über 20 Prozent.
13.35 Uhr
Der norwegische Arzt Mads Gilbert, der bereits vor Tagen öffentlich gemacht hat dass Israel im Gazastreifen Uran-Waffen einsetzt, berichtet in einem Telefoninterview von der unmenschlichen Situation im Shifa (Schifa) Krankenhaus des belagerten Gaza-Stadt:
„Wir amputieren am laufenden Band. Die Korridore sind voll mit Verstümmelten.“
Seit Beginn des Gazakrieges am 27.Dezember seien allein 117 Kinder getötet und 744 verletzt worden. Gilbert, Professor an der Universität von Tromso und zusammen mit seinem Landsmann Chirurg Erik Sosse der einzige „westlichen“ Mediziner weltweit welcher es für notwendig hielt im Gazastreifen seinen hippokratischen Eid zu erfüllen, berichtet noch von anderem:
Die israelischen Streitkräfte haben nach Angaben des Professors in Gaza gezielt Sanitäter ermordet und mindestens 2 Ambulanzen beschossen.
Bereits gestern beschuldigte der Direktor des UNO-Hilfsprogramms in New York Israel die Weltöffentlichkeit über eine angeblich „ausreichende Versorgungslage“ zu belügen. Diese existiere nicht, so John Holmes. Weder gäbe es Trinkwasser, noch Energie, noch Nahrung, noch Medikamente noch andere Versorgungsgüter in ausreichendem Masse, teilte der UNO-Direktor mit.
14.00 Uhr
Es wird bekannt, dass israelische Militärs den Journalisten Khezir Shahin inhaftiert haben. Der Korrespondent des iranischen Fernsehsenders „Al-alam“ hatte aus dem Gazastreifen berichtet. Das israelische Militär, welches wie berichtet die Urteile des eigenen Gerichtshofes ignoriert, verlautbarte als Begründung Shahin habe „illegal“ über die Invasion berichtet. Das Schicksal des Korrespondenten ist z.Z. unklar.
14.19 Uhr
Frankreichs Präsident Sarkozy trifft in der libanesischen Haupstadt Beirut ein. Kurz zuvor fliegen israelische Kampfflugzeuge über die südlibanesische Hafenstadt Sidon sowie die nur 20 Kilometer von Beirut entfernte Stadt Naameh.Bereits in den letzten Tagen intensivierte die israelische Luftwaffe die Flüge der eigenen Kampfbomber über Libanon. Die israelische Armee äusserte dazu, diese Verletzungen libanesischen Luftraumes sein ganz normal und „nichts Neues“.
Gestern hatte sich die treibende Kraft hinter dem Kriegseinsatz, die israelische Aussenministerin Tzipi Livni, oskur über eine Veränderung des „Ausgleichs“ in „der Region“ geäussert. Sie brachte dabei den Iran und die libanesische Regierungspartei „Hizb-Allah“ (Hisbollah) ins Spiel, welche sie der indirekten Kriegsteilnahme auf Seiten der palästinensischen Hamas-Regierung in Gaza beschuldigte.
Die deutsche Bundesregierung, die seit dem israelischen Libanonkrieg 2006 unter Kollaboration des deutschen Parlamentes ihre Flotte vor der libanesischen Küste in Stellung gebracht hat – ohne einen verifizierbaren Tätigkeitsnachweis, und ohne dass jemals ein einziges Schiff kontrolliert worden wäre – schweigt weiter. Ebenso weigern sich sämtliche Parteien des Bundestages irgendetwas gegen die Beteiligung Deutschlands an einem weiteren verfassungswidrigen Angriffskrieg zu unternehmen.
15.17 Uhr
Nach palästinensischen Angaben wurden seit Beginn des Krieges am 27.Dezember in Gaza 200 Kinder und 60 Frauen Opfer der israelischen Militärschläge.
15.57 Uhr
Die Zahl der Toten durch die israelischen Angriffe auf UNO-Bildungsstätten in Gaza steigt auf 40.
16.35 Uhr
Der Ölpreis steigt um über 2 Dollar über die psychologisch wichtige Grenze von 50 Dollar pro Barrel Rohöl. Dazu sagt Michael Wittner von einer der wichtigsten französischen Geschäftsbanken, der Societe Generale:
„Es gibt da eine generelle Furcht, die wir schon zigmal vor 2006 (während des Libanonkrieges) gesehen haben: gibt es einen Krieg im Mittleren Osten, preist der Ölmarkt einen Risikoaufschlag ein, auch wenn diese Länder keine grossen Erdölproduzenten sind“
Vor Gaza gibt es umfangreiche Gasvorkommen, was von der „westlichen“ Konzern- und Staatspresse gern verschwiegen wird. In einem Länderbericht der EU-Kommission vom 12.Mai 2004 hiess es dazu:
„Im Rahmen einer von der EU unterstützten Initiative schloss die Palästinensische Energiebehörde mit dem israelischen Infrastrukturministerium und der israelischen Elektrizitätsgesellschaft insgesamt drei Vereinbarungen über die Grundsätze der Zusammenarbeit und die Organisation des Sektors. In diesem Zusammenhang wurde eine Reihe von Vorschlägen diskutiert, darunter die Möglichkeit, ein gemischtes Wärme- und Energiekraftwerk zu errichten und die Vernetzung der Gasleitungen mit Israel und den Nachbarländern vorzunehmen.
Die Palästinensische Behörde verfügt über Offshore-Gasvorkommen und entwickelt eine Pipeline, um ihre Gebiete zu versorgen.“
Die Rede ist natürlich von der Autonomiebehörde der später durch die Palästinenser abgewählten Fatah von Mahmud Abbas. Nach der Wahl der Hamas an die Regierung wurde diese durch Israel nicht anerkannt. Als die Hamas daraufhin in Kämpfen vom 12-15. Juni 2007 im Gazastreifen die Macht übernahm, begann Israel mit seiner Blockade des Gazastreifens.
Von den lukrativen Gasvorkommen vor Gaza verlor seither höchst selten jemand ein Wort.
17.40 Uhr
Es wurde gemeldet dass vierzig Palästineser bei dem Angriff auf eine UNO-Schule durch israelische Panzergranaten starben
17.49 Uhr
Sarkozy verlängert seine Nahostbemühungen und fliegt am Abend vom Libanon nach Ägypten zu erneuten Gesprächen mit Mubarak
18.55 Uhr
Mediziner und Ärzte werden an der Grenze zu Gaza von Ägyptens Behörden an der Einreise nach Gaza gehindert.
19.05 Uhr
Im Libanon erhöht die Regierungspartei „Hizb-Allah“ (Hisbollah) die Alarmbereitsschaft ihrer Milizen an der südlichen Grenze, da ein Einmarsch israelischer Truppen ähnlich wie im Libanonkrieg 2006 befürchtet wird.
19.09 Uhr
Mit schönem Gruss an Frank-Walter Steinmeier und alle Mitglieder der Kriegspartei SPD..
19.14 Uhr
Bilder von einer der durch Israels Militär bombardierten und mit Artillerie beschossenenen UNO-Schulen in Gaza. Bisher starben nach Meldungen der „Times“ alleine heute in diesen Gebäuden der Vereinten Nationen 42 Menschen. Erkennbar handelt es sich um Zivilisten, viele Frauen, Kinder..
19.37 Uhr
Jetzt mal ein anderes Bild von den „Helden des Widerstands“. Offensichtlich ein Propaganda-Video der Fatah, aber nicht uninteressant.
Rückschau: die Zeit vor dem Einmarsch und der Bombardierung. Eine Hochzeitsgesellschaft wird durch „Sicherheitskräfte“ der Hamas überfallen, in die Menschenmenge wird mit Maschinengewehren geschossen, Palästinenser töten Palästinenser. Eine andere Szene: Regimegegner der Hamas bzw Angehörige rivalisierender Gruppen oder schlicht „Verdächige“ werden von den Milizen der gewählten Hamas-Regierung halbnackt durch die Strassen geführt.
20.05 Uhr
In Beirut hält der Chef der „Hizb-Allah“ (Hisbollah), Scheich Nasrallah, eine im TV übertragene Rede. Er betont, dass weder der Iran, noch die Hisbollah, noch Syrien hinter den Entscheidungen der Hamas stünden und das der palästinensische Widerstand unabhängig über sich entscheide. Die westlichen Regime verstünden unabhängige Bewegungen in der Welt nicht, da sie selbst nur mit Spionen und Söldnern arbeiteten.
Der palästinensische Widerstand gegen die israelische Invasion richte sich gegen kein anderes Land der Welt, so Nasrallah.
Richtung Europa sagt der Chef der „Hizb-Allah“, dass dessen Politik keinen Wert besitze. „Europa untersützt die Unterdrücker und verurteilt die Opfer“, so Nasrallah. „Europa beschützt niemanden“.
Hinter dem „dummen und blödsinnigen Krieg“ gegen Gaza steckten die USA, die so aber nur ihre eigene Position in der Region schwächten. Die Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten hätten sich abgeschwächt, nun sei wieder klar das Israel der Feind in der Region sei und nicht der Iran, so der Chef der „Hizb-Allah“.
„Israel ist ein amerikanisches Werkzeug, eine amerikanische Kugel“, so Nasrallah. Wenn es ein Land gäbe auf das Israel hört, dann seien dies die Vereinigten Staaten von Amerika. Doch diese deckten den Krieg in vollem Umfang.
„Wenn Amerika wollte könnte es heute noch den Krieg gegen Gaza stoppen“,
so Nasrallah. Ausserdem werde die israelische Öffentlichkeit über den Kriegsverlauf durch die eigene Regierung getäuscht. Der Chef der Eliteeinheit Gilani sei verletzt worden, eine ganze Reihe von israelischen Soldaten sei getötet worden.
22.07 Uhr
Der deutsche Aussenminister Frank Steinmeier tritt im Fernsehen auf. Das Gespräch wurde vor 2 Stunden aufgezeichnet, wie es später heisst.
Steinmeier erklärt, auch er sei „entsetzt über die Bilder die wir sehen“ und man hat den Eindruck, wenn man sie nicht sehen könnte, wäre im Grunde alles in Ordnung. Mit sonorer Stimme, die Zunge ab und an blitzschnell nach vorne schnellen lassend, erklärt er auf die Frage wann der Krieg eigentlich gewonnen und zuende sei: „tja, das ist eine Frage, die ich für den israelischen Generalstab nicht beantworten kann“. In New York trete der Weltsicherheitsrat zusammen auf der Stelle, er selbst sei in den letzten Tagen mit seinen Amtskollegen in den USA, in den arabischen Staaten, und ja, auch in Jerusalem in Kontakt gewesen, man müsse mit aller Kraft und ja.
Venezuela verwies unterdessen den israelischen Botschafter des Landes. Der deutsche scheint vorläufig noch vor Ort bleiben zu dürfen.
22.19 Uhr
Es stellt sich heraus, dass die Truppe begnadeter EU-Unterhändler am Montag in Kairo mit den ebenfalls in der Stadt befindlichen Hamas-Unterhändlern nicht einmal gesprochen hat. Dies legt eine aktuelle Reuters-Meldung nahe. In dieser heisst es wörtlich:
„Israel und die Europäer welche diplomatisch aktiv gewesen sind, sprechen nicht mit der islamischen Gruppe“
Desweitern wird von einem Witz-Angebot aus Ägypten berichtet, was ein weiteres Mal den „sofortigen Waffenstillstand“ und dann weitere Verhandlungen über die Aufhebung der israelischen Blockade in Kairo vorschlägt. Der Clou des Ganzen: die Hamas wird nicht einmal erwähnt, geschweige denn ihre Rolle bei den Verhandlungen.
Rückschau:
Am 31. wird auf CNN der langjährige CNN-Nachrichtensprecher Jim Clancy ziemlich blass, als ihm sein Kollege Rick Sanchez anhand recherchierter Pressemeldungen und Interviews nachweist, das Israel bereits im November die sogenannte Waffenruhe mit dem Gazastreifen gebrochen hat und bei einer Kommandoaktion 6 Palästinenser tötete, „Bewaffnete“, wie es hiess.
(..)
04.01.09 Gazakrieg Ticker 4.Januar
03.01.09 Gazakrieg-Ticker Radio Utopie: Israels Bodentruppen marschieren in Gazastreifen ein
und aus 2007: