Ausgesprochen schnell reagierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die Nachrichten über die Schweinegrippe in Mexiko und rief den internationalen Gesundheits-Notstand weltweit aus.
Eine Sprecherin erklärte, das die Schweinegrippe das Potential zu einer Pandemie habe.(1)
Ein Impfstoff stehe noch nicht zur Verfügung.
Die Entwicklung wurde im Augenblick mit einer „3“ auf der von 1 bis 6 reichenden WHO-Pandemie-Alarm-Skala bewertet und kann je nach Lage anders eingestuft werden.
WHO-Chefin Margaret Chan vermutete, die neue Schweinegrippe könnte eine Pandemie auslösen. Ob es aber tatsächlich dazu komme, könne derzeit noch nicht gesagt werden.(2)
In Mexiko-Stadt wurden alle öffentlichen Aktivitäten mit grossem Besucherverkehr möglichst eingeschränkt.
Der mexikanische Gesundheitsminister José Ángel Córdova Villalobos sagte, es handele sich um eine „kontrollierte Epidemie“.
Von den in Mexiko tödlich infizierten 60 Menschen konnte der mutierte H1N1-Virus bei 20 Todesfällen zweifelsfrei als Todesursache nachgewiesen werden.
Medien und die WHO hatten erst einmal „vorsorglich“ alle 60 Todesfälle auf eine Infizierung mit diesem Virus zurückgeführt, ohne bisher weitere Angaben amtlicher Behörden erhalten zu haben.
In den übrigen Todesfällen ist dieser Virus noch nicht nachgewiesen worden, gibt das mexikanischen Gesundheitsministeriums an.
Zu dieser Jahreszeit sind Grippeerkrankungen in Mexiko normal und man müsse erst die Ergebnisse abwarten.(3)
Laut Medienberichten tauchten in den USA zeitgleich am Samstag zehn bis elf „bestätigte Fälle“ auf, sechs in Kalifornien, zwei in Texas und zwei in Kansas. Das Paar aus Kansas wurde noch nicht einmal in ein Krankenhaus gebracht und man hat sich bereits erholt, berichtet The Los Angeles Times (4)
So wie auch die anderen Fälle in den USA harmlos verlaufen sind. Ist es normal, das man das Paar aus Kansas einfach so nach Hause spazieren lässt und die WHO löst „International Alert“ aus?
In St.Francis Preparatory School, einer privaten High School in Queens haben sich 200 Studenten krank gemeldet. „In jedem einzelnen Fall war die Krankheit mild. Viele der Kinder fühlen sich wieder besser“
Gesundheitskommissar Thomas Frieden sagt, dass es sich „vielleicht“ bei 8 von 9 Proben um das verdächtige Virus handeln könnte. Die Abstriche enthielten Hinweise auf „nicht normale menschliche Subtypen“ des Influenza-A-Virus.
Die Proben müssten aber erst weiter untersucht werden und werden erst in ein Labor der US-Gesundheitsbehörde CDC in Atlanta geschickt.
Ein Flugbegleiter der British Airways fühlte sich auf dem Rückflug von Mexiko nach London nicht gut, er hatte grippeähnliche Symptome. Ihm geht es wieder besser, er spricht gut auf die Behandlung an. Die Ergebnisse des Befundes dieses Falls können erst heute ermittelt und bekannt gegeben werden.
„Gegenwärtig gibt es weder in Großbritannien noch irgendwo sonst in Europa bestätigte Fälle der Schweinegrippe beim Menschen“
Wenn es sich nicht um dieses Virus handelt, ist es unverantwortlich, solche Meldungen, die geeignet sind, die Menschen in Panik zu versetzen, voreilig zu veröffentlichen. Menschen erkranken ständig auf der ganzen Welt an grippalen Infekten und werden unnötig verängstigt,
So tönte auch von einem deutschen Radiosender zu jeder vollen Stunde gleich als erste spektakuläre Meldung
„Die Angst geht um!“
Nach den Worten Dr. Anne Schuchat von CDC sind die Symptome nicht von einer normalen Influenza zu unterscheiden.
Das Staatliche Institut für Öffentliche Gesundheit und Umwelt der Niederlande hat allen aus Mexiko zurückkehrenden Reisenden empfohlen, vier Tage nach der Ankunft in den Niederlanden zu Hause zu bleiben, wenn ihre Körpertemperatur über 38,5 Grad Celsius überschreitet. Wieso müssen sie sich nicht beim Arzt melden, um feststellen zu lassen, ob es sich um Schweinegrippe handelt? Diese Grippe soll doch ansteckend sein, oder doch nicht? Nach Medienberichten gibt es in Mexiko schon über Tausend an der Grippe erkrankten Menschen.
Polen gibt die Empfehlung, Reisen nach Mexiko zu verschieben.
In Deutschland wird beraten, wie an den Flughäfen mit Verdachtsfällen umgegangen werden solle.
Das Robert-Koch-Institut findet beruhigende Worte, das Massnahmen zur Eindämmung einer Pandemie getroffen werden und man gut vorbereitet sei.
Die Behörden in den USA stellten schon fest, dass das neuen Virus anfällig für zwei der vier antiviralen Medikamente ist, die heute verfügbar sind und dass auch Mexiko und die Vereinigten Staaten große Bestände der Medikamente haben.
Das US-Seuchenzentrums CDC hat einen Vorrat dieses Virusstammes angelegt, der für die Herstellung eines Impfstoffes zur Verfügung steht.
Widersprüchlich bleiben die unterschiedlichen Verläufe der Intensität des Virus in Mexiko und den USA sowie der Umgang mit den Erkrankten in den Ländern.
Am 5.Juli sind in Mexiko Parlamentswahlen. Das Land wird seit 2006 von dem konservativen Präsidenten Felipe Calderón regiert. Unter seiner Amtszeit eskalierten die Kämpfe der vier Drogenkartelle, schreibt Robert Emmerich, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg in seiner Veröffentlichung „Mexiko: Demokratie und Drogenkrieg“ vom 21. April.(5)
„Die Bevölkerung sehnt sich nach Sicherheit und Ordnung, und vor allem um diese beiden Punkte geht es auch im Wahlkampf vor den Parlamentswahlen am 5. Juli.“
Die Bevölkerung ist durch die vielen Toten des Drogenkrieges und den hohen Arbeitslosenzahlen zermürbt, Calderón hat wenig Aussicht auf eine Wiederwahl im Juli, Umfragen liegen unter 50%.
Durch die enge Verflechtung der Wirtschaft beider Nachbarländer wird Mexiko durch die Finanzkrise ernsthafte soziale Probleme bekommen, die das Land noch weiter destabilisieren.
Auch der Besuch des Präsidenten Obama in der letzten Woche brachte keine neuen Konzepte zur Beseitigung der Krise.
Für Amerika wird Mexiko zunehmend zu einem „failed state“ und bedroht unmittelbar die Sicherheit, da sich die Auswirkungen des Drogenkrieges weit über die Grenze hinaus in die USA ausweitet.
Die Einbeziehung der US-Regierung in Mexiko in den nationalen Sicherheitsapparat, erweitert durch die Merida-Initiative des Militär-und Polizei-Hilfe-Paketes von der Bush-Administration und vom Kongress genehmigt, wirft heikle Fragen der Souveränität auf. (6)
Merida-Initiative:
Der Schwerpunkt der militärischen Operationen liegt in den nördlichen Bundesstaaten (Baja California, Sonora, Chihuahua, Coahuila und Tamaulipas) an der Grenze zu den USA. Weil der Drogenkrieg zunehmend in die USA überzuschwappen droht, unterstützen die USA in den nächsten drei Jahren – gestützt auf das 2008 vom US-Kongress genehmigte sog. Merida-Abkommen – die mexikanische Regierung mit 1,6 Milliarden Dollar. Zusätzlich beabsichtigen sie Hilfe in Form von militärischer Ausrüstung, Ausbildung und Unterstützung durch ihre Geheimdienste. Um dem Nachbarland Mexiko im Kampf gegen die mächtigen Drogenbosse zu helfen, will die amerikanische Regierung unter Barack Obama 80 Millionen Dollar zum Kauf von Blackhawk-Hubschraubern beisteuern. Mit diesen Militärhubschraubern soll der mexikanischen Polizei die Möglichkeit gegeben werden, verstärkt gegen die rivalisierenden Drogenbosse vorzugehen. Mit dieser Maßnahme, die von US-Präsident Obama bereits angekündigt worden war, wollen die USA auch ihre eigenen Bürger schützen, da viele der Drogen über die Grenze geschmuggelt werden und auf diese Weise unter die US-amerikanische Bevölkerung geraten.
Nun hat Mexikos Regierung mit der plötzlich ausgebrochenen Schweinegrippe die besten Argumente, den Ausnahmezustand über das Land zu verhängen, um sich im Amt zu halten. Mit Hilfe der grosszügigen militärischen Unterstützung zum Kampf gegen die Drogenkartelle bleibt abzuwarten, wie die USA und Mexiko dieses Problem lösen werden.
Artikel zum Thema
25.04.2009 Panik vor Schweinegrippe: Produkt im Zeichen des Genoismus
Quellen
(1) http://www.die-topnews.de/schweinegrippe-who-ruft-internationalen-notstand-aus-348499
(2) http://www.welt.de/wissenschaft/article3623999/WHO-erklaert-Grippe-zum-Gesundheitsnotfall.html
(3) http://www.tagesschau.de/ausland/grippe108.html
(4) http://www.latimes.com/news/nationworld/nation/la-sci-flu26-2009apr26,0,2116819.story
(5) http://idw-online.de/pages/de/news310971
(6) http://www.counterpunch.org/carlsen04242009.html