Seit wann läuft ein amphibischer Fuchs-Panzer voll Wasser, Herr Jung?

Der gemeldete Tod von 3 deutschen Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan gibt mehr als ein Rätsel auf.

Zuerst einmal gab es heute ein Novum: Nato und Isaf widersprachen dem Bundesverteidigungsministerium in deren Darstellung vom Tod dreier deutscher Soldaten nahe dem Hauptquartier der deutschen Besatzungstruppen in Kundus.

Zuerst hiess es seitens des schon immer durch seine Amtsführung glänzenden Verteidigungsminister Franz Jung, die deutschen Soldaten seien bei einem Gefecht gegen “die Taliban” gefallen, als sie mit ihrem amphibischen “Fuchs”-Panzer bei einem “Ausweichmanöver..in einen Graben stürzten” 1 .

Jung eilte via der Nachrichtenagentur “ap” auch gleich der übliche Abu HastdukeinAl-Ibi der “Taliban” zu Hilfe und sagte, “jaaa, natürlich haben wir das und ausserdem alle umgebracht”. Und obwohl neuerdings, also ca.7 Jahre später, Gequatsche am Telefon als nicht mehr glaubwürdig angesehen wird es sei denn, es ist das Militär an der Leitung , war man sich doch auch Dank dieser Feindmeldung supersicher, dass in der Tat ein Gefecht überhaupt stattgefunden hatte.

Und dann noch mit so mutigen Feinden: ganze 6 Kilometer vom Hauptquartier, mitten in der zentralasiatischen Besatzungszone, hiess es, seien die deutschen Soldaten im sinnvollsten Krieg seit den Hottentotten den Heldentod für die Demokratie gestorben.

Doch dann – surprise, surprise – Auftritt Nato: die Deutschen seien bei einem Verkehrsunfall um´s Leben gekommen, es habe zwar vorher ein “Feuergefecht” gegeben in das die drei deutschen Soldaten verwickelt gewesen wären, aber:

“der tödliche Unfall habe sich aber erst ereignet, nachdem sie den Schauplatz des Gefechts verlassen hätten.”

Hmmm. Es blieb nicht nur die Frage offen, woher die Nato-Isaf dies denn wusste.

Dann Auftritt “Focus” 2 : rechtzeitig für die naturgemäss etwas behäbigere Meute der Abend- und TV-Redaktionen man hat´s geschafft und kann nachher einen trinken kam nun die Meldung, die deutschen Soldaten seien “noch nicht eingewiesen wesen”. So die Überschrift.

Die eigentliche Meldung war: Jung und das Verteidigungsministerium hatten nicht etwa gelogen. Sie hatten einfach nur etwas vergessen.

“Aus Bundeswehrkreisen” habe man nämlich erfahren: natürlich sei es ein Unfall gewesen, aber im Gefecht, der Fuchs-Pamzer mit Belüftungssystem gegen atomare, biologische und chemische Angriffe und im Wasser per Propellerantrieb immerhin bei 10 kmh, 3 sei irgendwie in den Grossen Graben gerutscht und die Soldaten “von einem neuen Kontingent” seien so durch ein “taktisches Manöver oder einen Fahrfehler” in ihrem Panzer ertrunken.

Mal abgesehen von diversen anderen Schmerzen, die einem diese Meldung bereitet: zwei der Soldaten sollen dem “Panzergrenadierbataillon 391? und einer dem “Fallschirmjägerregiment 263? in Zweibrücken angehören. Das “Panzergrenadierbataillon 391? wurde nach Wikipedia 2007 de facto aufgelöst und einer nicht näher bezeichneten “neuen Struktur” angeschlossen, ist aber seit 2006 in Afghanistan im Einsatz, heisst es dort 4 .

Und dann das “Fallschirmjägerregiment 263? in Zweibrücken. Sicherlich wollte man bei “Focus” alles richtig machen und gönnte sich dabei einen kleinen Fehler: offenbar ist das “Fallschirmjägerbataillon 263? 5 mit Standort Zweibrücken gemeint, welches entweder als Teil der Luftlandebrigade 26 im Rahmen der “Division Spezielle Operationen” DSO zu der auch das Kommando Spezialkräfte KSK gehört oder direkt im Auftrag des Verteidigungsministers und maximal noch eines Staatssekretärs per Sonderbefehl entsprechende Operationen durchführt.

Dazu würde passen, dass die reguläre Isaf-Führung heute Abend eine andere Version der Ereignisse verlautbarte, als das Bundesverteidigungsministerium mit seinem “Vorsicht, Elitesoldaten am Steuer”.

Die seltsame Rolle der Telephon-”Taliban” – deren Verbindungsdaten die einzigen zu sein scheinen welche die deutschen Geheimdienste mal nicht interessieren – einmal beiseite gelassen, handelt es sich bei den Angaben über den Tod dreier deutscher Soldaten samt und sonders um Militärangaben bzw Angaben der Regierung.

Wenn die Bevölkerung, 7 1/2 Jahre nach der aus lauter Selbstverteidigung der Bush-Regierung errichteten “zivil-militärischen” Besatzungszone in Zentralasien, nicht bis in alle Ewigkeit auf dem Status des wahlweise Jubel- oder Trauerdeutschen verbleiben will, sollte sie dem Afghanistankrieg schleunigst ein Ende bereiten. Das kann sie jederzeit, sie muss es nur artikulieren. Denn dann wird es auch passieren.

Grundsätzlich muss man bei Behauptungen einer Bundesregierung vorsichtig sein. Grade dann, wenn sie seit 7 1/2 Jahren in einem Krieg ist, den niemand begreifen und nur die Bevölkerung endlich beenden will.

Quellen:
1 http://www.stern.de/politik/ausland/:Angriff-Unfall-Verwirrung-Tod-Soldaten/704367.html
2 http://www.focus.de/politik/ausland/afghanistan-einsatz-getoetete-soldaten-noch-nicht-eingewiesen_aid_410838.html
3 http://de.wikipedia.org/wiki/Fuchs_ Panzer
4 http://de.wikipedia.org/wiki/Panzergrenadierbataillon_391
5 http://de.wikipedia.org/wiki/Fallschirmj%C3%A4gerbataillon_263

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