Bombodrom: Bundesverteidigungsminister Jung gibt entnervt auf

Aus für “Bombodrom” und Militärübungs­platz für Militär-Bomber “Nordhorn Range” will dem Beispiel folgen

Ein kleines Stück weniger Militarismus in Deutschland: Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung CDU gab heute bekannt, dass die Bundeswehr auf den Ausbau des Militärübungs­platzes “Bombodrom” in der Brandenburger Kyritz-Rup­piner Heide an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern verzichtet und man sich im Ausland nach einem geeigneten Plätzchen für ungestörte Kriegsspiele umsehen wird. Es bleibt zu hoffen, dass sich auch dort Gegner finden werden, die sich diesem Ansinnen entgegenstellen werden. Militarisierung der Gesellschaft auf der ganzen Welt gilt es zu verhindern.

Das “Bombodrom” sollte der größte Luft-Boden-Schießplatz der Bundeswehr in Deutschland werden. Das Gelände ist 12 000 Hektar gross und es war geplant, dass unter anderem 1700 Tiefflug-Einsätze pro Jahr durchgeführt werden sollten.

Seit siebzehn Jahren können diese Pläne zum weiteren Ausbau nicht verwirklicht werden. Die Bürgerinitiative “Freie Heide” und andere Friedens- und Umweltaktivisten haben jahrelang gegen das Vorhaben – nun mit Erfolg -gekämpft.

Um das Gesicht gegen den Widerstand des Projektes zu wahren, rutscht Jung doch tatsächlich heraus, dass er sich nicht an deutsche Rechtssprechung gebunden fühlt: seine Entscheidung sei nicht auf Grund der inhaltliche Anerkennung der Rechtsprechung des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg getroffen wurden! 1 Das OVG hatte im März in drei Berufungsverfahren entschieden, dass die Bundeswehr den Platz weiterhin nicht nutzen darf. 2

Um die militärischen Ambitionen einiger Militärs und Politiker zu unterbinden, sollte das Beispiel Schule machen. Und tatsächlich gibt es heute schon Rufe nach der Schliessung des Truppenübungsplatzes “Nordhorn Range”.

“Das ist eine ganz klare Forderung, die bei uns auf dem Tisch liegt.” Der Bürgermeister Meinhard Hüsemann von Nordhorn ist sauer über den Rückzug Jungs “Das ist eine Riesenenttäuschung”. Die Bevölkerung in Nordhorn werde sich das nicht gefallen lassen. Sie hatte auf eine Entlastung gehofft, wenn das Bombodrom in Betrieb genommen wird, zitiert ihn heute die Bild-Zeitung. 3

Nordhorn Range ist ein im äussersten Südwesten Niedersachsens nahe der niederländischen und der nordrhein-westfälischen Grenze bei Nordhorn gelegener Luft-Boden-Schiessplatz der deutschen Luftwaffe. Das Gelände ist 2.193 ha gross und nach dem Ausfall des Bombodroms nun der grösste Übungsplatz für die Jagdflieger der Bundeswehr und NATO. Auch hier kämpfen verschiedene Initiativen um die Schliessung des Platzes.

Bis zum Jahr 2001 wurde das Gelände seit dem 2. Weltkrieg von der Royal Air Force mit Bombenabwürfen geschunden, das zuvor von der Reichswehr genutzt wurde.
Danach übernahm die Bundeswehr die gute alte Tradition und folgende Fliegende Verbände der NATO toben sich auf “Nordhorn Range” aus:

* 81st FS der USAF mit A-10A aus Spangdahlem,
* 22nd FS der USAF mit F-16CJ/DJ aus Spangdahlem,
* 23rd FS der USAF mit F-16CJ/DJ aus Spangdahlem,
* 312 Sqn der KLu/RNLAF mit F-16AM/BM aus Volkel,
* 313 Sqn der KLu/RNLAF mit F-16AM/BM aus Volkel,
* 322 Sqn der KLu/RNLAF mit F-16AM/BM aus Leeuwarden,
* 323 Sqn der KLu/RNLAF mit F-16AM/BM aus Leeuwarden,
* 1 Sm der FAB mit F-16AM/BM aus Florennes,
* 31 Sm der FAB mit F-16AM/BM aus Kleine Brogel,
* AG 51 der Luftwaffe mit Tornado IDS aus Jagel,
* JaBoG 31 der Luftwaffe mit Tornado IDS aus Nörvenich,
* JaBoG 33 der Luftwaffe mit Tornado IDS aus Büchel,
* EC 1/30 der Armée de l’Air mit Mirage F-1CT aus Colmar, 4

Friedensbringende, glitzernde, mit Bomben bewaffnete “fliegende Engel”.

Quellen:
1 http://rhein-zeitung.de/on/09/07/09/news/t/rzo590148.html
2 http://www.berlinonline.de/aktuelles/berlin/detail_ddp_2470523870.php
3 http://www.bild.de/BILD/regional/hannover/dpa/2009/07/09/buergermeister-fordert-aus-fuer-nordhorn.html
4 http://de.wikipedia.org/wiki/Nordhorn_Range

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