Kriegswillige Republikaner drängen den US-Präsidenten in unverantwortlicher Weise zu immer weiteren militärischen Aufstockungen
Präsident Obama antwortete auf die ihm gestellte Frage zur Entsendung von neuen Truppen nach Afghanistan, dass er noch keinen Antrag dazu bekommen hätte.
Und wenn, würde er diesem nicht zustimmen, bevor nicht eine richtige Strategie der US-Militärs auf dem Tisch liegt, die erfolgversprechend ist. Vorher gibt es keine neuen US-Truppen.
Die oberste US-Kommandeur in Afghanistan, Armee-General Stanley McChrystal wird voraussichtlich um eine Erhöhung von 30000 Mann starken Truppen in den kommenden Wochen bitten, um die Erfolge der wiedererstarkten „Taliban“ einzudämmen.
McChrystal hat seinen Antrag vorbereitet, neue Kampftruppen und Ausbilder zu entsenden. Aber auch er wartet noch die Ergebnisse der Geheimdienste zur Lage in Afghanistan ab und hat seinen Antrag noch nicht an Washington abgeschickt.
US-Verteidigungsminister Robert Gates sagte, das Pentagon arbeitet mit McChrystal gemeisam daran, wie dieser Antrag vorgenommen werden sollte.
Diese Verfahrensweise und Abwägen unterscheidet die Obama-Administration positiv von der Bush-Ära, der es nie schnell genug gehen konnte, militärisches Equipment in die in die Knie zu zwingenden Länder zu schicken.
Am 6. August berichtete Radio Utopie:
Doch vor einigen Tagen nun forderten Berater des neu ernannten Afghanistan-Kommandeurs General Stanley McChrystal zusätzlich bis zu 27.000 weitere Soldaten. Daraufhin setzte US-Verteidigungsminister Robert Gates vor vier Tagen ein Geheimtreffen in Belgien an und beorderte dorthin eine ganze Reihe ranghöchster und kommandierender US-Militärs, u.a. aus dem Kriegsgebiet in Zentralasien. (1)
Zu dem Treffen bestellt wurden neben McChrystal auch dessen direkter Vorgesetzter General David Petraeus, Chef des US-Zentralkommandos “Centcom”. Centcom ist eines der sogenannten “Regionalkommandos” des US-Militär; Centcoms “Verantwortungsbereich” reicht von Zentralasien bis Afrika und umfasst auch den Irak, Iran, Pakistan und Afghanistan. Der jetzige Kommandeur Petraeus rückte 2003 als Offizier in den Irak ein und wurde durch die damalige Bush-Cheney-Administration erst zum Irak-Kommandeur, dann zum Centcom-Chef befördert.
Desweiteren waren am Sonntag auf der US Air Base in Chievres der neue Chef des Europakommandos “Eucom”, welcher in dieser Funktion gleichzeitig Kommandeur aller NATO-Truppen weltweit ist: Admiral James Stavridis. Dieser hatte am 30.Juni bzw. 2.Juli seine neuen Ämter angetreten, nachdem er vorher als Chef des Regionalkommandos “Southcom” Südamerika “betreut” hatte…….
Der Präsident hat die desolate ruinierte US-Wirtschaft, den US-Haushalt und die zunehmende ablehnende Haltung seiner Bevölkerung zu berücksichtigen. Seine Sicherheitsberater prophezeiten ihm, dass spätestens im nächsten Sommer die Akzeptanz für die Fortführung des Krieges in Afghanistan gegen Null gehen wird. Sein Kampf um die Durchsetzung der Gesundheitsreform hat ihn zusätzlich angeschlagen.
Präsident Obama sagte zu seiner abwartenden Einstellung
„Ich möchte nur sicherstellen, dass jeder versteht, dass sie keine Entscheidungen über Soldaten treffen werden, bevor sie die Strategie vorbereitet haben. So habe ich zu jeder Zeit sehr harte Fragen dazu gestellt, von den Erläuterungen dazu hängt es ab, ob ich unsere Truppen senden werde.“
und weiter führte er aus – und diesen Spruch muss sich jeder Präsident eines anderen Landes über sein Bett oder Spiegel hängen
„Weil ICH derjenige bin, der es vor den Eltern zu verantworten hat, wenn sie nicht wieder heimkommen.“
Es sei für ihn wichtig, solange Skepsis zur Entsendung neuer Truppen walten zu lassen, wie dieses Hinschicken eines Amerikaners in Uniform ihn auf einen leidvollen gefährlichen Weg zu senden, bedeutet. Über einen endgültigen Zeitpunkt zum Abzug der Truppen aus Afghanistan wollte sich Obama jedoch noch nicht festlegen.
Der US-Präsident wird unter Druck gesetzt, sofort neue Verstärkung nach Afghanistan zu senden. So forderten im Kongress Obamas Kritiker zu dem abwartenden Verhalten, einschliesslich sein Herausforderer, der republikanische Präsidentschaftskandidat Senator John McCain, die US-Regierung müsse den Einsatz von mehr Truppen sofort genehmigen und sagten, eine Verzögerung gefährdet das Leben der Soldaten in Afghanistan und führt zu ihrem höheren Risiko.
„Wenn er diese Empfehlung der Truppenerhöhung nicht annimmt, zu dem Geschehen in Afghanistan, wo der junge Amerikaner jeden Tag sterben kann, warum sollten wir uns nicht mit dieser Empfehlung an den Präsidenten wenden, wenn es dazu führt, sie umzusetzen und zwar so schnell wie möglich?“
drängelte McCain, der ranghöchste Republikaner im Senat Armed Services Committee.
Der Führer der republikanischen Senatoren Mitch McConnell sagte, seine Partei würde eine Erhöhung der US-Truppen in Afghanistan unterstützen, wenn es nötig sei, als Teil einer neuen Strategie, aber er setzte auch hinzu, er sei durch die Verzögerung bei der Entscheidungsfindung beunruhigt.
„Wir glauben, die Zeit der Entscheidung ist jetzt“
sagte McConnell.
Aber der Vorsitzende des Armed Services Committee Senator Carl Levin, ein Demokrat, sagte, es sei „völlig angemessen“ für die Administration sich Zeit zu nehmen, um die Situation in Afghanistan zu bewerten.
Levin sagte, als die US-Truppenstärke im Irak-Krieg festgelegt wurde, hätte Obamas republikanischer Vorgänger George W. Bush
„im Grunde gesagt, was der Kommandeur im Irak will, wird er auch bekommen … Diese Delegation der Verantwortung des commander in chief zum commander in the field wird es diesmal hier nicht durch den Präsidenten geben, und ich glaube nicht, dass es gemacht werden sollte.“
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