Am Samstag morgen führte die pakistanische Polizei eine Razzia in der Sicherheitsfirma Inter-Risk durch. Diese bewacht auch die US-Botschaft in Islamabad.
Dabei wurden illegale Waffen beschlagtnahmt, für die die Firma keine Lizenzen hatte – einundsechzig Maschinengewehre und neun Pistolen wurden in den Büros gefunden. Zwei Mitarbeiter von Inter-Risk wurden gleich vor Ort verhaftet. Die Waffen gehören der US-Botschaft und wurden an das Personal der Sicherheitsfirma weitergegeben.
Die Durchsuchung der Geschäftsräume wurde vorgenommen, nachdem bekannt war, dass das Innenministerium die Genehmigung für dieses hochsensible Vorgehen gegen das Unternehmen mit besonderer Genehmigung des Premierministers ausgestellt hatte. (1)
Das Innenministerium hatte zuvor die Durchsuchung der Geschäftsräume nach Erhalt von glaubwürdigen Informationen angeordnet.
Der Sprecher der Botschaft Richard Snelisy äusserte, die US-Botschaft habe nichts mit den beschlagnahmten Waffen zu tun. (2)
Er bestätigte jedoch, dass die Botschaft eine Vereinbarung mit Dyn-Corp und mit der ihr verbundenen pakistanischen Sicherheitskräfte Agentur Inter-Risk für die Sicherheit der US-Botschaft und ihr Personal unterzeichnet hatten.
Es würde in der Verantwortung der Agentur liegen, ihr Personal mit Waffen und anderen notwendigen Ausrüstung auszustatten:
„Unsere Annahme ist gewesen, dass sie Lizenzen von ihrem Land erhalten hat, die nötig sind, ihren vertraglichen Anforderungen gerecht zu werden. Wir hatten die Regierung darüber informiert, dass wir mit Inter-Risk einen Vertrag abgeschlossen haben.“
Die US-Botschaft ist eine der vielen Kunden von Inter-Risk, es wurde in der Presse berichtet, dass die Agentur auch für viele andere Botschaften in Islamabad gearbeitet hat, erläuterte der Sprecher.
Herr Snelisy weiss nicht, sondern vermutet, dass es der erste Auftrag der USA an die Firma Inter-Risk gewesen war, der an sie vergeben wurde. Er wusste auch nicht, für welchen Zeitraum dieser abgeschlossen wurde und hatte auch keine Kenntnisse über die Höhe des Vergütung für die zu leistenden Dienste. (3)
Inter-Risk hatte im Januar diesen Jahres den Vertrag zur Sicherung der US-amerikanischen Botschaft abgeschlossen, melden mehrere Medien, nach Angaben der pakistanischen Webseite „Dawn“ im April diesen Jahres.
Die US-Botschafterin Anne W. Patterson hatte ein Treffen mit Premierminister Gilani und dem Innenminister Rehman Malik, um sich für die nachträgliche Genehmigung der Lizenzen für diese Waffen einzusetzen. (1)
Die pakistanische Polizei führte in der Nacht zum Montag erneute Razzien bei mehreren anderen Sicherheitsfirmen durch, nachdem bei Inter-Risk illegaler Waffenbesitz festgestellt worden war. Hier wurden drei Wachleute festgenommen.
Das Innenministerium Pakistans will innerhalb von vierzehn Tagen eine Liste mit allen Namen und Adressen aller Angestellten der im Land tätigen Söldnerfirmen zusammenstellen, ebenso weitere Details. (4)
Es hat alle Sicherheitsfirmen gewarnt, keinerlei Aktivitäten zu entfalten welche ausserhalb ihrer offiziellen Aufträge lägen und fordert von diesen, alle Angaben ihrer Firmeninternas im oben genannten Zeitraum offenzulegen. Anhand dieser Angaben würden die gültigen Lizenzen für Waffen und Munition überprüft und gegebenfalls geändert.
Die pakistanische Polizei untersucht nun in der unmittelbaren Umgebung der US-Botschaft in Islamabad ungefähr zweihundert Wohngebäude und befragt die Anwohner über die Motive und Ziele ihrer Tätigkeit aus. (3)
Die Checkpoints und Eingänge der US-Botschaft werden von einheimischen Sicherheitsfirmen überwacht, sowie Fahrzeuge inspiziert, obwohl es genügend amerikanische Sicherheitsdienste in der Botschaft gibt.
Die international bekannte Firma Inter-Risk ist den USA seit Jahren wohlvertraut. Fremden unbekannten ausländischen Sicherheitsfirmen würde sie keinen Auftrag erteilen, diese hochsensiblen Aufgaben zum Schutz der Botschaft – ausgerechnet in Pakistan.
Es besteht sogar die Wahrscheinlichkeit, dass die Firma im Auftrag der USA gegründet und kontrolliert und mit pakistanischen Geschäftsleuten als einheimische Firma geführt wird.
Amtierender Chef der Firma Inter-Risk ist Captain Syed Ali Jaffar Zaidi. Seine Qualifikationen im militärischen Bereich prädistinieren ihn für diese Aufgabe. Von 1979 bis 1986 war er in und für die pakistanische Armee tätig, hauptsächlich mit Dienstleistungen im Special Services Group (SSG). Fünf Jahre lang war er Kommandeur der Antiterror-Gruppe Pakistan Army Special Services Group.
Zaidi beteiligte sich an Anti-Terroreinsätzen im Jahre 1981, 1984, 1985, ebenso bei einer Operation im Zuge der Pan-Am-Flugzeug-Entführung in Karachi, September 1986. Er war Sicherheitsoffizier zum Schutz des Präsidenten von Pakistan und dem Premierminister von Pakistan. Ebenso betreute Zaidi als Beauftragter für die Gefahrenabwehr die Besuche hochrangiger ausländischer Staatsbeamter, wie zum Beispiel Margareth Thatcher.
Zaidi baute Anti-Guerilla-Gruppen auf und trainierte sie, zum Beispiel im Auftrag der Regierung in Sri Lanka. Er war Ausbilder für Fallschirmjäger und die Polizei, die Liste seiner einschlägigen Erfahrungen mit Undercover-Tätigkeiten nimmt kein Ende. Dafür hat er viele Medaillen und Ehrungen erhalten.
Captain Syed Ali Jaffar Zaidis Qualifikationen in den folgenden Kursen in Pakistan und Ausland zeigen, dass er seit vielen Jahren enge Beziehungen zum US-Militär unterhält und von diesen ausgebildet wurde, eine kleine Auswahl von auf der Firmenseite noch mehr aufgeführten Aktivitäten (5) belegen folgende Trainingskurse:
Anti-Terrorist Course from British Special Air-Services (UNITED KINGDOM). Pathfinder Operations Course from United States Army Infantry School, Fort Benning, Georgia (USA). Airborne Operations Course from United States Army Infantry School, Fort Benning, Georgia (USA). Protective Group Course (American Special Secret Services Training Group (USA).
„We struggle for peace“ ist das Leitmotto der Firma, die nichts an Know How über militärische Techniken und entsprechende Kenntnisse zu wünschen übrig lässt.
Die bei ihr gefundenen Maschinengewehre waren mit Sicherheit nicht als Lehr- und Anschauungsmaterial gedacht gewesen. Der Vergleich mit Söldnertruppen drängt sich auf.
Am 4.Dezember 2008 plante die deutsche Regierung aus SPD, CDU und CSU zu einem mitternächtlich angesetzten Termin still und heimlich ein Gesetz zu verabschieden, welches dem Verteidigungsministerium erlaubt hätte, externe Sicherheitsfirmen mit Aufgaben zu betrauen. Dazu wurde auf dem Antrag für dieses Gesetz von der CDU sogar als Befürworter Dr. Wimmer als Unterzeichner aufgeführt. Dieser protestierte, weil er seinen Angaben zufolge nicht von dem Antrag benachrichtigt worden sei, obwohl dieser seine Unterschrift trug. In letzter Sekunde wurde der Antrag zurückgezogen, um einen Skandal zu vermeiden. (6)
Artikel zum Thema
03.09.2009 Das Geschäft mit dem Krieg
11.08.2008 US-Militärs lenken offenbar Söldnertruppen in Georgien
05.12.2008 Fälschten Regierungsfraktionen die Unterschriften von Abgeordneten unter zurückgezogenes Söldner-Gesetz?
Quellen:
(1) http://www.dawn.com/wps/wcm/connect/dawn-content-library/dawn/news/pakistan/04-islamabad-police-raids-security-firm-linked-with-us-qs-05
(2) http://www.dawn.com/wps/wcm/connect/dawn-content-library/dawn/news/pakistan/09-us-embassy-says-it-has-nothing-to-do-with-seized-arms–szh-06
(3) http://www.daily.pk/crackdown-launched-against-xe-private-security-companies-3-guards-arrested-11052/
(4) http://www.daily.pk/raid-on-inter-risk-security-agency-made-on-basis-of-credible-info-11049/
(5) http://www.interriskpk.com/profile.html
(6) http://www.radio-utopie.de/2008/12/05/faelschten-regierungsfraktionen-die-unterschriften-von-abgeordneten-unter-zurueckgezogenes-soeldner-gesetz/
(6) Fälschten Regierungsfraktionen die Unterschriften von Abgeordneten unter zurückgezogenes Söldner-Gesetz?