Pakistan: Laut Polizei-Inspekteur US-Söldner, Indien, Israel und Afghanistan hinter Attentat von Peshawar

Bereits einen Tag nach dem Massaker vom 28.Oktober hatte der Polizei-Generalinspekteur der Nordwest-Provinz einem Parlamentsausschusss Bericht über die Verwicklung anderer Staaten und deren Spionage erstattet. In den Tagen zuvor waren in Islamabad mehrfach US-Agenten schwer bewaffnet von Polizei aufgegriffen und nach Intervention aus der US-Botschaft wieder freigelassen worden. Das pakistanische Innenministerium unter Rehman Malik dementierte alles, musste aber zugeben, dass 17 Söldnerfirmen im Land operieren. „US-Bürger“ kaufen grosse Mengen an Immobilien in Islamabad, Blackwater kauft riesige Landflächen im Land um dort angeblich ein „Agrarforschungsinstitut“ zu errichten. Die US-Botschaft fordert illegal vom pakistanischen Innenministerium schwere Waffen für angestellte Söldnertruppen des Konzerns „Inter-Risk“ an. Kein Wort dazu von der US-Regierung unter Barack Obama in Washington. Kein Wort in der deutschsprachigen Presse. Und heute kommt es zu einem weiteren Massaker bei einem Luxushotel in Rawalpindi – in unmittelbarer Nähe eines Hauptquartiers der pakistanischen Militärs.

Am Mittwoch dem 28.Oktober war US-Aussenministerin Hillary Clinton in Pakistan zu dreitätigen Gesprächen eingetroffen. Am gleichen Tag hatte die „New York Times“ unter Bezug auf US-Regierungsquellen berichtet, der Bruder des afghanischen Präsidenten, Ahmed Wali Karzai, helfe der CIA als Soldempfänger beim Betrieb von Todesschwadronen direkt aus einem alten „Taliban“-Hauptquartier heraus (1). Ebenfalls am 28. überfiel in Afghanistan ein Kommando von „Bewaffneten in Polizeiuniformen“ ein Gästehaus mit 34 UNO-Mitarbeitern mitten in Kabul und töteten 4 von ihnen, während Isaf-Besatzungstruppen und afghanische Polizeibehörden stundenlang tatenlos zusahen (2). Und am gleichen Tag explodierte auf dem Marktplatz der westpakistanischen Stadt Peshawar Berichten zufolge eine Autobombe, welche über 100 Menschen in den Tod riss.

Bereits am Donnerstag sagte dann der Polizei-Generalinspekteur (IG) in der Nordwestlichen Grenzprovinz („North West Frontier Province“, NWFP), Malik Naveed, vor einem Sonderausschuss des pakistanischen Parlamentes aus (3). Dort berichtete NWFP IG Malik Naveed von einer Beteiligung der Staaten Indien, Israel und Afghanistan am Attentat in der NWFP-Provinzhauptstadt Peshawar, nahe der us-amerikanischen Besatzungszone in Afghanistan.

Laut Polizei-Provinzchef Naveed ist die Spionage von Indien, Israel und Afghanisten nicht nur in das Attentat in Peshawar, sondern in die Kämpfe in der Grenzprovinz insgesamt verwickelt und dafür verantwortlich, dass die NWFP eine „feindliche Region“ geworden ist. Auch berichtete Polizeichef Naveed, dass der US-Söldnerkonzern DynCorp im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet operiere. Der weltweit operierende Söldnerkonzern DynCorp beschäftigt als Vertragspartner wiederum die Söldnerfirma Inter-Risk.

Vor dem Ausschuss teilte ausserdem der Polizeichef von Islamabad, IG Kaleem Imam mit, er habe 4 festgenommene US-Bürger „unter diplomatischer Immunität“ wieder auf freien Fuss gesetzt. Diese waren am Dienstag dem 27.Oktober in zwei Fahrzeugen, schwer bewaffnet, mit Kameras ausgestattet und als „Afghanen“ verkleidet, durch die Polizei von Islamabad aufgegriffen worden, weil sie sich verdächtig verhielten. Die US-„Diplomaten“ widersetzten sich der Festnahme und versuchten eine Durchsuchung ihrer Fahrzeuge zu verhindern. Laut mehreren pakistanischen Pressberichten, welche „India Today“ (4) zusammenfasste, bekam das pakistanische Innenministerium unter Rehman Malik daraufhin einen Anruf aus der US-Botschaft. Die US-„Diplomaten“ wurden auf freien Fuss gesetzt. In der pakistanischen Öffentlichkeit brach daraufhin helle Empörung aus. Ein Sprecher der US-Botschaft unter Richard Snelsire behauptete auf Anfrage, von all dem keine Ahnung zu haben.
Einen Tag später erfolgte das Attentat in Peshawar.

Es war nicht das einzige und nicht das erste Mal, dass US-Staatsbürger und andere Ausländer bewaffnet in Pakistan durch die Polizei aufgegriffen wurde. U.a. wurden vor einigen Tagen auch „Diplomaten“ der Niederlande festgesetz, welche u.a. mit Handgranaten bewaffnet waren. Die Polizeibehörden startete einen formellen Protest; doch auch diese „Diplomaten“ wurden die vorgesetzten pakistanischen Behörden wieder auf freien Fuss gesetzt.
Innenminister Rehman Malik behauptete daraufhin vor der Presse genau das Gegenteil: es werde, entsprechend dem pakistanischen Gesetzt, keinem Ausländer gestattet „illegale Waffen“ bei sich zu tragen, wer dagegen verstosse würde „mit eisener Hand“ bestraft. (4)

Am 6.Oktober war Malik gern gesehener Gast der deutschen Botschaft mit all ihren „Diplomaten“ unter Dr. Michael Koch. Auf die Kleinigkeit mit den verhafteten schwer bewaffneten „Diplomaten“ der Niederlande angesprochen, welche er wieder freigelassen hatte, antwortete der pakistanische Innenminister, es seien gar keine Niederländer, sondern Griechen gewesen. Auf die Frage ob sie denn schwer bewaffnet gewesen seien, antwortete der häuslich gekleidete und in Feierlaune befindliche Gast der deutschen Botschaft, „Nein, das waren sie nicht..“, verschluckte den Rest und ging dann der Journalisten-Traube um ihn eilig aus dem Weg (5). Aber trotzdem, so die Berichte, hat sich Malik ganz köstlich amüsiert.

Wie nun am Donnerstag das pakistanische Aussenministerium  bei der Sitzung des Parlaments-Sonderausschusses mitteilte, hat die US-Regierung die Visa von 432 ihrer Staatsbürger in Pakistan verlängern lassen. Der grösste Teil von ihnen: „Diplomaten“ der US-Botschaft. Und es sollen noch mehr werden.

„Zur Zeit arbeiten 379 Diplomaten in der US-Botschaft. Sie wollen deren Stärke auf 749 erhöhen und haben 200 weitere Visas beantragt“,

so ein Sprecher des Aussenministeriums im Sonderausschuss. Der Ausschuss brachte am Donnerstag auch sein Missfallen gegenüber Rehman Maliks Innenministerium wegen der Freilassung der als „Afghanen“ verkleideten und schwer bewaffneten US-„Diplomaten“ zum Ausdruck; Das Innenministerium habe dazu keine plausible Erklärung abgegeben (3).
Rehman Maliks Innenministerium leugnete im Ausschuss ebenfalls zum wiederholten Male die Existenz von Blackwater-Söldnertruppen in Pakistan. Allerdings musste das Innenministerium zugeben, dass derzeit die Truppen von nicht weniger als 17 (!) anderen Söldnerkonzernen in Pakistan operieren – sicher ohne Wissen etwa der guten Freunde von „Diplomaten“ in der deutschen Botschaft, oder etwa des deutschen Bundesinnenministeriums mit seinem immer noch amtierenden Staatssekretär August Hanning, ehemals Chef des deutschen Auslandsgeheimdientes BND.

Hannings Kollege im pakistanischen Innenministerium, Innenstaatssekretär Tasneem Ahmad Qureshi, stellte der US-Söldnerfirma Inter-Risk auf Anfrage der US-Botschaft, welche Inter-Risk seit April bezahlt und angestellt hat, am 17.September 87 Lizenzen zum Ankauf verbotener Waffen aus. Angeblich erfuhr der Vorgesetzte von Staatssekretär Tasneem Ahmad Qureshi, Innenminister Rehman Malik, davon nichts. Dafür unterschrieb Premierminister Raza Gilani die Genehmigung (6). Wie berichtet operiert laut Aussagen des lokalen Polizeichefs Führungskonzern von Inter-Risk, die DynCorp International, in der pakistanischen Grenzprovinz NWFP und ist in das Attentat von Peshawar verwickelt. (3)

Innenstaatssekretär Tasneem Qureshi nach der Erteilung der Lizenzen an Inter-Risk Mitte Oktober eine glänzende Idee. Man könne doch paramilitärische Gruppen – selbstverständlich zum Kampf gegen „Terroristen“, „Extremisten“ und „die Taliban“ – aufstellen und diese nicht mehr dem Innenministerium, sondern dem Verteidigungsminsiterium unterstellen. Laut der Idee von Innenstaatssekretär Tasneem Qureshi, welche dieser laut Presseberichten unter „speziellen Instruktionen“ von Pakistans Präsident Asif Ali Zardari und Premierminister Raza Gilani umsetzt, würde die alte Spezialeinheit „Federal Security Force“ (FSF) aus den 70er Jahren wiederbelebt. Diese hatte zur Verfolgung politischer Gegner gedient. Dies werde aber diesmal nicht der Fall sein, hiess es. Die pakistanische Regierung werde nach dem Aufbau der Sondereinheit bei der US-Regierung unter Präsident Barack Obama beantragen, dass diese durch US-Spezialeinheiten trainiert werde, wie das pakistanische Militär auch. Überhaupt ginge es darum, das pakistanische Militär zu entlasten. Deshalb werde die neue Einheit FSF durch die US-Einheiten auch in Guerilla-Taktiken und im Einsatz von „Spezialwaffen“ unterrichtet (7).

Das pakistanische Verteidigungsministerium, bald mit seiner neuen Einheit FSF gesegnet, teilte nun am Donnerstag dem 29. dem Sonderausschuss des pakistanischen Parlamentes explizit mit, seine Atomwaffen seien unter Kontrolle und in sicheren Händen.
Auch die Inter-Risk-Affäre kam zur Sprache. Der Sprecher Rehman Maliks äusserte dazu, die Verträge mit dem Söldnerkonzern Inter-Risk seien gekündigt worden. Eine Untersuchung sei im Gange. (3)

Das Parlament Pakistans hatte den fünfköpfigen Sonderausschuss diesen September gebildet, um die Aktivitäten der US-Söldnertruppen von Blackwater im Land zu untersuchen. Ebenso waren massive Ankäufe von Immobilien durch „US-Bürger“ in Islamabad an die pakistanische Öffentlichkeit durchgesickert. Ebenso wurde bekannt, dass der Kriegskonzern Blackwater (mittlerweile unter dem Namen „Xe“ firmierend) nahe der Stadt Pataro in der südostpakistanischen Provinz Sindh Hunderte von Morgen Land gekauft hat – angeblich für ein „Agrarforschungsinstitut“.

Erst am 31.Oktober, zwei Tage nach der Sitzung des pakistanischen Parlaments-Sonderausschusses und den Berichten von NWFP-Polizeichef Malik Naveed über eine Verwicklung der Staaten Indien, Israel und Afghanistan in die 100 undiplomatisch Toten von Peshawar, wies dann Pakistans Innenminister Rehman Malik die Vorwürfe des lokalen Polizei-Inspekteurs offiziell zurück. Es habe keine Verwicklung ausländischer Kräfte in das Massaker gegeben. Das seien „die Taliban“ gewesen, so Malik. Dabei hatte Naveed ausdrücklich auf Paralellen zu Attentaten des indischen „Nachrichtendienstes“ Research and Analysis Wing (RAW)  im Jahre 1980 hingewiesen. (8)

Das wahrlich überzeugende Dementi von Innenminister Rehman Maliks mag damit zusammenhängen, dass er zu dieser Zeit, zusammen mit seinem Premierminister Reza Gilani, in der Nordwest-Grenzprovinz (NWFP) zu Gesprächen weilte. U.a. ging es um die innere Sicherheit und die Militäroffensive in Süd-Waziristan. Ebenfalls anwesend waren der Gouverneur der NWFP Provinz, Owais Ahmad Ghani, „Informations“-Minister Qamar Zaman Kaira, passenderweise auch der Finanzminister Hina Rabbani Khar – und Polizeichef Malik Naveed. Seitdem ist von Naveed nichts mehr zu hören.(9)

Heute nun explodierte in Pakistan abermals ein grösserer Sprengsatz in einer Menschenmenge und riss diesmal mindestens 30 Menschen in den Tod. Die Explosion ereignete sich in unmittelbarer Nähe des Hauptquartiers der pakistanischen Heeres. Erst am 10.Oktober waren dort „Taliban“ eingedrungen und hatten leider solange nicht überwältigt werden können, bis sie einen plausiblen Grund für die Militäroffensive des Heeres in Süd-Waziristan abgeliefert hatten. (10)

Bei der „Husch-husch“-Op bezüglich des Verschwindens von Berichten über Verwicklungen ausländischer „Diplomaten“ und Söldner in das Attentat mit 100 Toten in Peshawar, mögen potentiell profane Gründe eine gewisse Rolle gespielt haben.

Auf ihrem dreitätigem Besuch in Pakistan packte US-Aussenministerin Hillary Clinton zu den bereits zugesagten 7.5 Milliarden Dollar „für den zivilen Aufbau in Pakistan“ (z.Hd. der Regierung) noch einmal 355 Millionen obendrauf (11). Vorher hatte sie in Lahore den Zaunpfahl geschwungen, dass der Fahrtwind Bin Laden auf irgendeinem Bergpass vom Esel hätte fegen mögen (12):

„Al-Qaeda hat in Pakistan seit 2002 einen sicheren Hafen gehabt. Ich finde es schwer zu glauben, dass niemand in Ihrer Regierung weiss, wo die sind und sie nicht kriegen können wenn sie dies wirklich wollten. Vielleicht ist das der Fall; vielleicht sind sie unfassbar. Ich weiss es nicht.“

Schwer zu glauben, dass Hillary Clinton und die gesamte US-Regierung nichts von den Aktivitäten ihrer eigenen Agenten und Söldner in Pakistan mitbekommt. Vielleicht ist das unfassbar. Ich weiss es nicht.

(…)

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weitere Artikel:
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12.10.2009 Auf Schwarzmärkten in Afghanistan und Pakistan handelt man Bundeswehrpistolen

Quellen:
(1) http://www.radio-utopie.de/2009/10/28/nyt-karzais-bruder-organisiert-als-cia-agent-todesschwadronen-aus-altem-taliban-hauptquartier/
(2) http://www.radio-utopie.de/2009/10/31/afghanistan-isaf-sah-mord-an-uno-mitarbeitern-stundenlang-tatenlos-zu/
(3) http://www.dailytimes.com.pk/default.asp?page=20091030story_30-10-2009_pg7_27
(4) http://indiatoday.intoday.in/index.php?option=com_content&task=view&id=68268&sectionid=19&issueid=129&Itemid=1
(5) http://www.nation.com.pk/pakistan-news-newspaper-daily-english-online/Regional/Islamabad/07-Oct-2009/Old-and-new-blood-together-at-German-Embassy
(6) http://www.dailytimes.com.pk/default.asp?page=20091014story_14-10-2009_pg7_10
(7) http://dailymailnews.com/1001/15/FrontPage/FrontPage2.php
(8) http://trak.in/news/malik-denies-india-afghanistans-hand-in-peshawar-blast/18934/
(9) http://www.app.com.pk/en_/index.php?option=com_content&task=view&id=88881&Itemid=1
(10) http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/rawalpindi_anschlag_hotel_1.3957542.html
(11) http://business-panorama.de/politik.php?newsid=42436
(12) http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=20601082&sid=aasUM2PzIzHk

letzte Änderung 04.11.2009  „Peshawar, nahe der us-amerikanischen Besatzungszone in Afghanistan.“