WHO-Strategic Advisory Group of Experts: H1N1-Impfstoffe für die Wintergrippe-Saison 2010 ordern

Gesundheitsexperten entlassen die Weltbevölkerung noch lange nicht aus ihren Schweinegrippe-Klauen.

Die Strategic Advisory Group of Experts (SAGE) für Immunisierung, die die WHO zu den Konzepten und Strategien für Impfstoffe und Immunisierung berät, kam wieder zu einer ihrer Sitzungen zusammen, die vom 27. bis 29. Oktober 2009 durchgeführt wurde, um die weitere Vorgehensweise bei den pandemischen Influenza-Impfstoffen abzusprechen.

Interessant neben vielen anderen Diskussionspunkten ist das Signal an die Welt, dass die Panik der Schweinegrippe noch lange nicht vorbei sein und auch nächstes Jahr unvermindert weitergehen wird.

Impfstoffe für den Einsatz in der südlichen Hemisphäre in der Wintersaison 2010 müssen zur Verfügung stehen. (1)

Zwei Optionen wurden geprüft: ein dreiwertiger Impfstoff, wirksam gegen den H1N1-Pandemie-Virus, den saisonalen H3N2-Virus und Influenza-B-Viren und einem bivalenten Impfstoff der Saison, wirksam gegen H3N2 und Influenza-B-Viren, dieser letztere könnte mit einem separaten monovalenten ergänzt werden: dem H1N1-Pandemie-Impfstoff. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass beide Optionen für die Impfstoff-Empfehlungen in der südlichen Hemisphäre, vorbehaltlich der nationalen Bedürfnisse, weiterhin bestehen bleiben sollten.

Australien hat seine Grippe-Wintersaison 2009 wie jedes Jahr beendet. (2)

Professor Michael Kochen ist Leiter der Abteilung Allgemeinmedizin an der Universität Göttingen und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin und betreibt eine eigene Praxis in Göttingen.

Auf die Frage „Was denken Sie, sollte die Pandemie zurückgestuft werden?“ in einem WELT ONLINE-Interview (3) antwortete er:

Die Pandemie ist jetzt einmal ausgerufen und die nationalen Gesundheitsbehörden haben damit auch nicht besonders viel Spielraum. Wenn ich der WHO etwas raten dürfte, dann wäre das mehr Unabhängigkeit. Gerade in solchen Beamtenapparaten, wie die WHO einer ist, würde ich viel stärker darauf achten, dass meine Beratergremien unabhängig sind.

Das ist eine deutliche Kritik an die SAGE, und Prof. Kochen bietet die H1N1-Immunisierung in seiner eigenen Praxis nicht an

Viele Hausärzte impfen nicht, auch unsere Praxis bietet die Schweinegrippe-Impfung nicht an. Wenn sich bei uns jemand impfen lassen möchte, verweisen wir an Praxen, die die Spritze anbieten. Übrigens impft das örtliche Gesundheitsamt hier auch nicht. Eine Liste von Ärzten, die impft, war bis vor wenigen Tagen nicht verfügbar.

In einem gestrigen Artikel in der Ärztezeitung wird deutlich, dass viele Ärzte dem Impfprogramm sehr skeptisch gegenüberstehen. (4)

Die Haltung vieler deutscher Ärzte zur Schweinegrippe-Impfung scheint von den – bislang – milden Krankheitsverläufen geprägt zu sein. Aktiv empfohlen wird die Impfung kaum, sich selbst zu schützen, sehen Ärzte wenig Grund.

Derweil glüht die Presselandschaft so vor Eifer auf Hochtouren, uns vom Gegenteil zu überzeugen, so dass man befürchten muss, dass sie kurz vorm Durchbrennen ist.

Artikel zum Thema

28.10.2009 Einige US-Gesundheitsbehörden verdienen eine ständige Poststelle auf der internationalen Raumstation – im besten Fall
05.08.2009 Profitables Doppelspiel mit der A/H1N1- Pandemie

Quellen:
(1) http://www.who.int/csr/disease/swineflu/notes/briefing_20091030/en/index.html
(2) Einige US-Gesundheitsbehörden verdienen eine ständige Poststelle auf der internationalen Raumstation – im besten Fall
(3) http://www.welt.de/wissenschaft/medizin/article5057943/Das-Virus-ist-bei-weitem-nicht-so-gefaehrlich.html
(4) http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/praxisfuehrung/article/573426/schweinegrippe-viele-aerzte-stehen-zwischen-verunsicherung-impfskepsis.html

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