Obama lässt seinen Oberbefehlshaber für Afghanistan, General Stanley McChrystal, mindestens weitere zwei Wochen warten und geht erst einmal auf Reisen.
Plump in die Medien lancierte Gerüchte über Truppenerhöhungen bis zu 40000 Mann werden energisch vom Weissen Haus dementiert.
Der nationale Sicherheitsberater des Weissen Hauses und pensionierte General James Jones gab gestern eine seiner seltenen öffentlichen Erklärungen ab.
Darin widersprach er energisch den Medienberichten, die verbreiten würden, dass der Präsident sich privat dazu entschieden hätte, demnächst bis zu vierzigtausend neue US-Soldaten nach Afghanistan zu schicken, berichtete gestern CNN.
„Berichte, dass Präsident Obama eine Entscheidung zu Afghanistan gemacht hätte, sind absolut falsch. Er hat noch nicht alle endgültigen Optionen für seine Überlegungen erhalten, er hat noch nicht diese Optionen mit seinem nationalen Sicherheitsteam überprüft und er hat noch keine Entscheidungen über Ressourcen getroffen. Alle Berichte über das Gegenteil sind völlig falsch und stammen aus uninformierten Quellen.“
Die Erklärung wurde kurz nach der Veröffentlichung bei CBS News‘ herausgeben, als der ehemalige Pentagon-Korrespondent David Martin behauptete, dass sich Obama vorläufig entschieden hätte, vier weitere Kampfbrigaden nach Afghanistan zu schicken und tausende Soldaten würden schon Anfangs nächsten Jahres zur Unterstützung der Truppen nach Afghanistan gesandt. Die von Martin angegebene Gesamtzahl der neuen Truppen würde sich mit der Zahl der von General Stanley McChrystal, dem US-Kommandanten in Afghanistan, geforderten decken.
Zwei andere hochrangige Regierungsvertreter sagten ebenfalls zu CNN, dass der CBS-Bericht und andere ähnliche Spekulationen falsch sind. Sie vermuteten, dass mit derartigen Informationen, die aus anonymen Pentagon-Quellen stammen, versucht wird, Obama in die Ecke zu drängen und die Öffentlichkeit schon darauf eingestimmt wird, dass er ca. weitere vierzigtausend Soldaten – wie von McChristal gefordert – genehmigen wird.
„Diese Leute im Pentagon versuchen, ein bestimmtes Ergebnis mit aller Kraft durchzudrücken“
sagte einer der leitenden Regierungsbeamten.
Beide leitende Regierungsbeamte bestanden darauf, dass Obama noch keine Entscheidung über die Truppenstärke in Afghanistan getroffen hat mit dem Hinweis darauf, dass der Präsident ein weiteres Treffen mit seinen nationalen Sicherheitsteam am Mittwoch hat, auf dem er eine Reihe von Empfehlungen aus dem Pentagon erhalten wird. Der Präsident trifft unmöglich eine Entscheidung über die Truppenstärke bevor er abschliessende Empfehlungen des Pentagon erhalten hat, sagten sie.
Der Sprecher des Weissen Hauses, Robert Gibbs, schaltete sich gestern ebenfalls in diese Debatte ein und meinte, dass es sehr zweifelhaft sei, dass diesbezüglich eine Entscheidung Obamas ansteht. Der Präsident geht am Donnerstag erst einmal auf seine geplante Asienreise.
Weiterhin führte Gibbs aus, es sei auch unwahrscheinlich, dass Obama eine solche Ankündigung während seiner Asienreise machen wird, da er sich dort weitgehend auf wirtschaftliche Fragen und auf eigene diplomatische Themen – wie dass Atomprogramm in Nordkorea – konzentrieren wird.
Dass Obama dabei auch die Bereitschaft dieser Staaten, ihre künftige Unterstützung für den Afghanistan-Krieg auslotet, und dass dies anschliessend in den Entscheidungsprozess mit einfliessen wird, ist sicher auch ein wichtiger Tagesordnungspunkt.
Obama wird am 20. November aus Asien zurückkehren, nachdem er dort Station in Japan, Singapur, China und Südkorea gemacht hat. Der Präsident könnte dann seine Entscheidung über die Truppen kurz vor oder nach Thanksgiving bekannt geben, vermuteten die Beamten.
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Quelle: http://edition.cnn.com/2009/POLITICS/11/09/afghanistan.obama/index.html