Beamter zu Einsatz in Uni Bielefeld: Eine Polizeiaktion ist keine Polizeiaktion
Weltweiter Bildungsstreik unter dem Motto „Education is NOT for SALE“ angelaufen
Da sich die Studenten aus dem von ihnen seit zwei Tagen besetzten Audimax der Universität Bielefeld in der letzten Nacht zurückgezogen haben, weil sie von dem bevorstehenden Polizeieinsatz zu ihrer Räumung erfahren hatten, ist nun der Einsatz mit siebzig Polizisten kein Einsatz mehr.
„Es gab keine Polizeiaktion.“ sagte ein Polizeisprecher. Die Studenten sagten aus, dass es zu einer Stürmung des inzwischen leeren Saales gekommen wäre. (1)
Hoffentlich liegen hier seitens dieses Sprechers keine Wahrnehmungsstörungen zu dem Anrücken der Polizei vor, der keine Polizisten gesehen haben will, wo doch so offensichtlich welche waren.
In Tübingen kam es zur Räumung eines besetzen Hörsaales durch die Polizei. (3)
Das eine Hochschulleitung einen Polizeieinsatz wegen Studentenprotesten anfordert und nicht mit ihnen über ihre nicht aus Jux und Tollerei aufgezeigten Probleme diskutiert, ist eine äusserst bedenkliche Entwicklung in diesem Land und darf unter keinen Umständen Schule machen.
Das sollte uns die Geschichte lehren, Benno Ohnesorg und Rudi Dutschke sind an dieser Stelle zu nennen.
Der Bildungsstreik dehnt sich weiter aus.
Nach Angaben des Studentischen Dachverbands fzs sind Hörsäle an mehr als 50 Hochschulstandorten besetzt und weitere Aktionen sind in Planung. (2)
Die Hochschulleitungen reagieren unterschiedlich auf die Besetzungen der Universitäten, die meisten tolerieren sie.
Tom Amir, Philosophiestudent im ersten Semester an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, über die Proteste (4)
Über die europäische Vernetzung an sich gibt es ja jetzt noch keine größeren Erkenntnisse. Aber ein Problem ist das, was mit der Bachelor-Reform einhergegangen ist. Das ist zum Beispiel die Beschränkung der Regelstudienzeit auf sechs Semester in den meisten Fächern oder generell die Verschulung der gesamten Lehre, die kaum noch Spielräume lässt, sich selbst Schwerpunkte zu setzen. Stattdessen zwingt sie jeden Studierenden dazu, sich genau so zu spezialisieren, wie es die Universität oder die Bildungspolitik vorgibt.
Damit verbunden ist auch die mangelnde Wahlfreiheit bei Nebenfächern oder bei Fächerkombinationen. Oft ist es nur möglich, sich ein verwandtes Fach dazuzuwählen – das heißt, ein Naturwissenschaftler hat große Probleme und muss es sehr genau begründen, wieso er ein geistes- oder sozialwissenschaftliches Fach belegen will.
Die ganze Reform produziert im Grunde Fachidioten, die vielleicht den Ansprüchen der Wirtschaft zum aktuellen Zeitpunkt genügen, die letztendlich aber kaum fähig sein werden, neue Ideen und neue kreative Ansätze zu finden – damit entsteht ein großer gesellschaftlicher Schaden.
Zu Studentenprotesten kommt es in diesem Herbst weltweit, die Probleme mit den Bedingungen an den Universtitäten sind global.
Die Studentenplattform „International Student Movement“ hat im Rahmen der „Global Week of Action“ unter dem Motto „Education is NOT for SALE“ zu einer internationalen Aktion aufgerufen. Am Dienstag, den 17. November, dem Internationalen Studententag, kommt es zu vielen Grossaktionen in mehreren Städten. (5)
Aktionen sind im Internet abrufbar
Der Internationale Studententag oder Weltstudententag wurde 1941 von der International Union of Students (IUS), einem überparteilichen weltweiten Zusammenschluss von Studentenvertretungen aus über 115 Ländern, ausgerufen. Er soll an die Studentenproteste 1939 in Prag gegen die Besetzung durch die Nationalsozialisten erinnern. Das „International Students Movement“, eine Plattform gegen die Kommerzialisierung und Privatisierung von Bildung, hat für diesen Tag zu Aktionen aufgerufen.
Quellen:
(1) http://www.ad-hoc-news.de/stuermung-uebersicht-neu-details-besetzung-des–/de/Politik/20703310
(2) http://www.tagesschau.de/inland/uni102.html
(3) http://nachrichten.rp-online.de/article/titelseite/Studenten-halten-Hoersaele-besetzt/58236
(4) http://www.tagesschau.de/studentenprotesteinterview100.html
(5) http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/uniprotest/2201235/dienstag-weltweiter-aktionstag-geplant.story