Kopenhagen startet grandioses Ablenkungsmanöver zum Vertuschen der Zerstörung des Planeten durch die eigentlichen Wirtschaftsstrukturen, die ständiges neues Wachstum fordern.
Da nun alle Welt nach Kopenhagen schaut und über den Klimawandel redet und dazu unzählige Beispiele genannt werden, in welchen Regionen er sich schon bemerkbar macht, sollte man genauer fragen, ob denn dort nun wirklich das CO2 in der Luft dafür verantwortlich zu machen ist. Gerade in dieser Woche ist es nicht hinnehmbar, dass über die tatsächlichen gravierenden Ursachen einer Umweltzerstörung nicht gesprochen wird.
Nehmen wir das Beispiel Mongolei und die Wüste Gobi, eine Fels- und Gerölllandschaft. Es gibt historische Funde einer jahrtausendealten Stadtanlage, die zeigt, dass das Klima dort früher für menschliche Besiedelung geeignet war und ihr Niedergang damals durch lokale Veränderungen der Regenverhältnisse und Flüsse besiegelt wurde.
Das Fortschreiten der Wüstenbildung von Gebieten, die innnerhalb eines Menschenlebens – soger innerhalb von zwanzig Jahren – für die Beweidungswirtschaft der mongolischen Hirten zu trocken wurden, hat in der heutigen Zeit aber durchaus menschlichen Einfluss: die Änderung der historischen Traditionen in der Tierhaltung. Daran trägt die Globalisierung grossen Anteil.
Die Mongolei zählte zu den sozialistischen Bruderländern der Sowjetunion. Mit deren Zerfall änderten sich auch die Verhältnisse in Ulan-Bator. Die Privatwirtschaft hielt Einzug und wirkte sich auch bis in die entfernten Regionen des Landes aus. Die staatlichen Kolchosen mit ihren Viehherden wurden privatisiert. (1)
Jetzt gelten auch in den Jurten der Mongolen die Gesetze der Marktwirtschaft, die gnadenlos durch gefordertes Wirtschaftswachstum die vorhandenen natürlichen Ressourcen zerstören. Von Nachhaltigkeit kann auch bei den Hirten der Mongolei keine Rede mehr sein, die bei uns mit ihrem wandernden Nomadenleben mit ihren berühmten Jurten einen Hauch von Romantik und Ungebundensein erwecken. Es gibt keine staatliche Kontrolle der Weideflächen mehr.
Die „moderne“ Wirtschaftsweise schafft es sogar in der dünn besiedelten Mongolei mit ihren nur 2,6 Millionen Einwohnern, von denen fast die Hälfte in der Hauptstadt Ulan-Bator (fast 1 Million Einwohner) lebt, ihre Landschaft weiter durch Überweidung zu zerstören. Das Ökosystem ist dadurch extrem gefährdet.
Hier geht es um den von der Industrie erzeugten Bedarf nach Produkten aus Cashmere (Kaschmirwolle), deren Verbrauch auf Hochtouren angekurbelt wird durch clevere Marketingstrategien. Noch mehr, noch billiger, noch schneller muss ein Produkt auf den Markt und rasch weltweit den Käufer finden.
Jedes Kaufhaus bietet heutzutage Pullover oder Schals aus Kaschmirwolle an.
In Folge davon wurde in der Mongolei das Grasland seit den neunziger Jahren durch den grösseren Anteil von Kaschmirziegen in den Viehherden zurückgedrängt.
Ihre Wolle gilt mittlerweile als Hauptexportgut der Mongolei und wird fast zu 100 % an die grossen chinesischen Textilunternehmen verkauft.
Diese Ziegen, deren Ursprungsland einst in Tibet lag, reissen beim Fressen das Gras mit der Wurzel aus im Gegensatz zu Schafen. Und man braucht viele Ziegen für dieses lukrative Geschäft, denn die Kaschmirwolle ist eine feine (ca. 14-19 µm) und sehr weiche Faser, welche zum Ende des Winters durch Kämmen aus dem Unterfell der Kaschmirziege gewonnen wird. Pro Tier werden ca. 150 Gramm gesammelt, die dann (von Hand) von den einzelnen Oberhaaren (Grannen) gereinigt werden müssen. (2)
In der Inneren Mongolei versucht man, die Überweidung durch grossflächige Absperrungen von Weideland und Umsiedlungen zu bekämpfen. Außerdem werden an den Strassen breite Schutzpflanzungen (Chinas Grüne Mauer) angelegt, um die Auswirkungen von Sandstürmen zu begrenzen.
Das Kaufverhalten der Bevölkerung in Staaten, die zu den reicheren zählen, trägt damit zur Zerstörung der Umwelt in weit entfernten Ländern bei. Da hier die Aufklärung fehlt, kann man ihr in diesem Fall beim Kauf eines Kaschmirpullovers gar keinen Vorwurf machen – die Verkäufer reden nie über schädliche Produktionsweisen ihrer Ware.
Das genannte Beispiel ist nur das eines Produktes in einem Land.
Bei der Herstellung von tausenden anderen Gütern gibt es weltweit ähnliche Probleme und es muss immer wieder neu geprüft werden, ob bei der Produktion Raubbau an der Landschaft betrieben wird, ob zum Färben giftige Substanzen eingesetzt werden und ob Ausbeutung der Arbeitnehmer vorliegt.
Politiker übersehen das geflissentlich, um ihren Export/Importhandel nicht zu stören, aber wenn es um Erderwärmung und Emissionsrechte geht, ist bei der Austrocknung der Landschaft aktuell immer das CO2 schuld und die Zeitungen drucken in diesem Zusammenhang gern die „Beweis-Fotos“.
Onkel Erwin und Tante Judith glauben es und zahlen gern ohne Aufzumucken schuldbewusst ihre neuen Steuern.
Es ist eine bodenlose Frechheit, was der Welt in Kopenhagen vorgespielt wird.
Für die Zerstörungen der Landschaften sind ganz andere „menschengemachte“ Ursachen verantwortlich, aber man wird sich hüten, diese anzusprechen.
Denn dann würde bei dem Versuch, diese zu beseitigen, das ganze raubtierartige gierige pyramidenartige System mit einem Domino-Effekt zusammenbrechen, bei dem man sich auf Kosten anderer eine goldene Nase verdient. Die westlichen Wirtschaftsgrundlagen gilt es in Kopenhagen wie bisher weiter zu schützen und die Spur auf anderes zu abzulenken – damit lässt sich sogar wieder Geld verdienen.
Artikel zum Thema:
07.12.2009 Klimagipfel: Entwicklungsländer sollen von EU geprellt werden
Quellen:
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Gobi
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Cashmere