Kilimanjaro: Der Schnee von gestern
Im Rahmen des „unbeständigen Klimas“ auf der Erde wird den Menschen gern etwas Anschauliches, Einprägsames präsentiert wie die Eisbären der Arktis.
Auch der Schnee von gestern in Afrika ist spektakulär. Der macht sich rar auf dem Kilimanjaro, heisst es. „Der Kilimanjaro bald ohne Gletscher“ – wegen des Klimawandels sind das sehr beliebte Meldungen. (1)
Experten wollen festgestellt haben, dass das Gletschereis seit 1912 zurückgeht.
Wenn es am Kilimanjaro nicht genügend Luftfeuchtigkeit gibt, die in eisiger Höhe zu Schnee- und Eiskristallbildung führt und die Gletscherkappen mit Neuschnee versorgt, wird diese Eisdecke durch Verdunstung und Sonneneinstrahlung geringer.
Wie sehr dieser Effekt des Abschmelzens der Gletscher fortschreitet, kann man auf Satellitenfotos sehen, die den Kilimanjaro zeigen.
Aus urheberrechtlichen Gründen können wir sie nicht direkt hier abbilden, deshalb klicken Sie bitte hier, um die beiden Fotos zu betrachten.
Das erste ist vom 17. Februar 1993 von dem Satelliten Landsat-5 und das darunter stehende Foto vom 21. Februar 2000 vom Landsat-7-Satelliten aufgenommen wurden.
Der Rückgang der Schneedecke ist dramatisch, nicht wahr – innerhalb von nur sieben Jahren.
Solche Fotos werden oft als Beweis für den eingetretenen Klimawandel heran gezogen – ohne weiter darauf einzugehen, dass es sich hier eben um eine Neuschneedecke auf dem Foto von 1993 handelt. Wäre das Foto vom Jahr 2000 unmittelbar nach frischem Schneefall aufgenommen wurden, würden sich die Bilder sicher kaum unterscheiden.
Die Webseite NASA Earth Observatory schreibt im Text zu den Fotos auch ausdrücklich, dass es sich nicht nur um Gletschereis handelt. (2)
„Es sei darauf hingewiesen, dass die Unterschiede im Aussehen des Gipfels in diesen Szenen zu einem grossen Teil darauf zurückzuführen sind, dass hier jahreszeitlich bedingte Schwankungen der Schneedecke handelt. Es ist nicht möglich, saisonalen Schnee von Eis in diesen Bildern zu unterscheiden, so dass sie nicht als Hinweis auf die Rate des Verlusts von Eis verwendet werden können.„
Dieses Beispiel zeigt uns die Macht der Bilder – je nachdem, welche Interessen man verfolgt, kann man sie geschickt zur Manipulation in jeder Beziehung einsetzen, so oder anders herum. Deshalb sind Berichte in den Medien mit derartig unterlegten Fotos stets mit einer gewissen Skepsis zu betrachten, da der Laie die Hintergründe nicht alle erkennen kann.
Wenn jemand ganz bewusst Fotos verwendet, und weiss, dass die darauf abgebildeten Verhältnisse etwas anders darstellen als er vorgibt, dann ist das kriminell.
Die Luftfeuchtigkeit soll in der Region des Kilimanjaro gesunken sein und führt zu weniger Niederschlägen. Experten machen dafür die Entwaldung verantwortlich.
Jo Anderson, Direktor von ökologischen Initiativen, einer Umwelt-Beratung im Nord-Tansania sagte
„Der Wald selbst ist das wichtigste Element dabei. Er ist entscheidend, wie das Regenwasser den Berg hinunterläuft. Weniger Vegetation, weniger Regen. Wir sehen die lokalen menschlichen Einflüssen hier direkt.“
Mit weniger Niederschlägen auf den unteren Hängen gibt es auch weniger Schnee auf dem Gipfel – der bekannte Wasserkreislauf.
In den letzten dreissig bis vierzig Jahren wurden die unteren Hängen des Kilimanjaro von der Bevölkerung gerodet, um Brennmaterial und Ackerboden für die Landwirtschaft zu gewinnen.
Batilda Burian, die Umweltministerin von Tansania sagte im Zusammenhang mit der zunehmenden Trockenheit und der Entwaldung (3)
„Es ist ein grosses Problem und das meiste davon ist passiert, weil die Menschen nicht über eine Energieversorgung verfügen, so dass sie die Bäume roden, um Holzkohle zu gewinnen.“
Die meisten tropischen und subtropischen Inseln wurden von den Seefahrern vergangener Tage anhand der über ihnen schwebenden Dunstglocke, der Wolkenbildung, schon von Weitem entdeckt. Fehlen die Wälder auf der Insel, verschwindet auch dieses lebensspendende Mikroklima.
Und deshalb wird auch der Kilimanjaro seine Gletscherkappe abnehmen – als Trauergeste über den Tod und Verlust seiner gefallenen Freunde, die Bäume.
Dieses Amateur-Video des Touristen Jochen zeigt den noch vorhandenen Regenwald und sehr anschaulich die grandiose Wolkenbildung in der Umgebung des Kilimanjaro.
Quellen:
(1) http://de.euronews.net/2009/12/04/der-kilimanjaro-bald-ohne-gletscher/
(2) http://earthobservatory.nasa.gov/IOTD/view.php?id=3054
(3) http://alertnet.org/thenews/newsdesk/GEE5B703A.htm