Aufruhr beim „Weltklimagipfel“ in Kopenhagen: Empörung der Entwicklungsländer
Der Guardian (1) veröffentlichte gestern einen zugespielten Bericht über den bislang geheimen Entwurf eines beim Klimagipfel in Kopenhaben von mehreren Regierungen geplanten Klimaabkommen. Das Geheimpapier trägt den Namen „Dänischer Text“. (2)
Die UN-Klimaverhandlungen in Kopenhagen sind in Auflösung begriffen, nachdem heute die Entwicklungsländer wütend nach der Kenntnisnahme des Inhaltes reagierten, hiess es.
Das Dokument würde nach dieser Fassung den reicheren Ländern mehr Macht in die Hände spielen und die Rolle der Vereinten Nationen in zukünftigen Klimaverhandlungen begrenzen und das Kyoto-Protokoll aufgeben.
Ein Diplomat sagte, dass würde das Ende des UN-Prozesses bedeuten und wäre sehr gefährlich für die Entwicklungsländer
„a very dangerous document for developing countries. It is a fundamental reworking of the UN balance of obligations. It is to be superimposed without discussion on the talks“.
„It is being done in secret. Clearly the intention is to get [Barack] Obama and the leaders of other rich countries to muscle it through when they arrive next week. It effectively is the end of the UN process.“
Von den Delegierten der sogenannten „Entwicklungsländern“ auf dem „Weltklimagipfel“, wird dieses von einer unbekannten Gruppe namens „Der Kreis der Verpflichtung“ entworfene Geheimpapier so verstanden, dass es Bewohnern der „entwickelten Länder“ bis zum Jahre 2050 erlaubt sein soll, pro Kopf doppelt soviel CO2 zu „emissionieren“ (auszuatmen?) wie den Menschen in ihren Ländern.
Die Vollmacht über die gesamten finanziellen Abläufe im Zuge des einmal unterzeichneten Abkommens „gegen den Klimawandel“ soll der Weltbank übertragen werden. Diese hätte die Kontrolle über sämtliche Zahlungen an „Entwicklungsländer“, sowie über die Einhaltung der Vorbedingungen. Die Einzelheiten stellen sich im Detail so dar:
– die „Entwicklungsländer“ würden durch eine weitere Kategorie von „am meisten gefährdeten“ Ländern aufgespalten und selektiert
– der Wirtschaftskreislauf und die Bevölkerung dieser Länder unterstünde „Emissionsbegrenzungen“ und damit verbundenen Zwangsmassnahmen, die nie Bestandteil irgendeines UNO-Abkommen wie dem Kyoto-Protokoll waren
– armen Staaten würde nur erlaubt, 1.44 Tonnen CO2 pro Mensch zu „emissionieren“, während reichen Ländern 2.67 Tonnen pro Homo Sapiens gestattet würden
– Die Vereinten Nationen (UNO) wären bei diesem Kontrollprozess ausgeschaltet.
Ein Diplomat, der seinen Namen nicht angeben wollte, bezüglich dieses Geheimpapiers zum „Guardian“:
„Es wurde geheim entwickelt. Die Intention ist offenkundig, Obama und die Führer anderer reicher Länder dazu zu bringen, es nächste Woche durchzuboxen, wenn sie eintreffen. Es bedeutet effektiv das Ende des UN-Prozesses.“
Dem „Guardian“ zufolge sind mehrere Regierungen über dieses Geheimpapier des „Kreises der Verpflichtung“ („the circle of commitment“) eingeweiht und willens es zu unterschreiben. Bisher werden dazu die Regierungen der USA, Grossbritanniens und Dänemarks gezählt.
Die deutsche Regierung darf sich auf deutliche Fragen gefasst machen.
(…)
Artikel zum Thema:
08.12.2009 Kilimanjaro: Der Schnee von gestern
07.12.2009 Klimagipfel: Entwicklungsländer sollen von EU geprellt werden
Oxfam enthüllt eventuelle Täuschung der EU gegenüber den Entwicklungsländern – neue sofortige Geldzusagen für die schnelle Klimahilfe soll nach den der Hilfsorganisation vorliegenden Unterlagen in Wirklichkeit aus dem schon bestehenden Entwicklungsfond verrechnet werden.
Quelle:
(1) http://www.guardian.co.uk/environment/2009/dec/08/copenhagen-climate-summit-disarray-danish-text
(2) http://www.guardian.co.uk/environment/2009/dec/08/copenhagen-climate-change
letzte Ergänzungen: o6.00 Uhr