Karl-Heinz Lather, Washingtons kleiner Laufbursche, möchte gern bis zu 3000 deutsche Soldaten mehr für den Afghanistan-Krieg. Kriegen tut er auf die Schnauze.
In Mons sah man heute einen echten Gefahrensucher aus der Etappe. Und dann noch einen mit vier Sternen am Hemd.
General Karl-Heinz Lather (Bild: Nato) verkündete heute in Mons, dem Hauptquartier des Nordatlantikpaktes und seiner kleinen Satellitenstaaten, dass sein Chef, Saceur und Befehlshaber des Europakommandos James G. Stavridis, von seinem Chef, dem US-Verteidigungsminister Robert Gates, erfahren habe, dass dessen Chef, der Präsident der Vereinigten Staaten, gerne noch 3000 Soldaten mehr in Afghanistan haben möchte (1), wo der Afghanistan-Kommandeur, General Stanley McChrystal, es laut pakistanischen Medien für nötig befand, „Taliban auszurotten“ und das „um jeden Preis“ (2). Das dürften dann wohl unsere Soldaten sein.
Ausserdem legte sich Karl-Heinz Lather selbst, dick mit Fadenkreuz bemalt, auf den Berliner Elfmeterpunkt, nein, doch als grosse Neun auf die Kegelbahn und bettelte um eine Kugel, allerdings um eine harmlose (na, sagen wir zivile). Zum Luftangriff des 4.Septembers, mit ca.130 toten Zivilisten, verkündete der deutsche Stabschef des Nato-Kommandeurs:
„Ich denke, das war ein Ziel, ein militärisch legitimes Ziel – wenn sie annehmen, dass wir uns in kriegsähnlichen Zuständen befinden“
Karl-Heinz Lather wiederholte diese mit derIsaf-Parlamentsvollmacht des Bundestages unvereinbare Äusserung, indem er auf die Frage, ob er „die Tanklastzüge oder aufständische Taliban für ein legitimes militärisches Ziel“ halte, antwortete:
„Das ist eine Kombination von beidem. Denn diese Tanklastzüge wären ja möglicherweise, wie wir das eine Woche zuvor in Kandahar erlebt hatten, als Bombe benutzt worden.“
Desweiteren erklärte der Nato-Stabschef, stellvertretend für das deutsche Parlament, den Verteidigungsfall für Deutschland, somit die Aussetzung von Bundestagswahl, Kanzlerwahl, Präsidentenwahl auf unbestimmte Zeit, sowie das Inkrafttreten der 1968 durch SPD, CDU und CSU beschlossenen Notstandsgesetze, indem er verkündete, der lokale Isaf-Befehlshaber Oberst Georg Klein dürfe nicht nach deutschem Zivilrecht für seine Tat veurteilt werden.
„Ich denke, wir müssen politisch, rechtlich und militärisch erkennen, dass wir in einer Situation sind, die anders ist als reine Stabilisierung.“
Es herrschten, sagte er und benutzte die Formulierung des deutschen Verteidigungsminister Baron zu Guttenberg, in der deutschen Besatzungszone „kriegsähnliche Zustände“:
„Ich finde, in letzteren befinden wir uns deutlich. Und damit ändern sich die rechtlichen Bedingungen, unter denen Soldaten dort handeln können.“
Dass der militärisch-industrielle Komplex der Berliner Republik nicht mehr zu dieser gehören, sondern gerne zerpflückt werden will, macht Karl-Heinz Lather mit seinem letzten, schriftlich kolpotierten Zitat im Fanblatt „Tagesspiegel“ (1) deutlich:
„Die Entscheidung, wie Sie dann konkret vor Ort handeln in der taktischen Situation, in der sich Oberst Klein befunden hat, das bedarf der Einzelbewertung. Das ist aus meiner Sicht eher eine Anekdote, ein einzelnes Handeln.“
Nun, gerüchteweise gibt es demnächst diese Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Wenn nicht vorher mal eben der Verteidigungsfall ausgerufen wird. Bei dieser Wahl soll es genau zwei, nein, drei Parteien geben, die gerne schwer Verluste einfahren wollen, aber so, dass es richtig weh tut. Diese Parteien sind, natürlich, zuallererst unsere kleinen Schätzen von der SPD, dann natürlich die CDU und dann natürlich Bündnis 90/Die Grünen, deren Anhänger auch bei den grössten Kriegsverbrechen die grössten Bellizisten der Republik sind und bleiben. Bleibt ihre Fraktion eben nicht so gross, wie sie vorher war. Und wenn noch ein einziger einen blöden Spruch macht, ausser dieser häkelnden Imperialisten-Truppe, dann gibt es nochmal extra Druck.
Da ist also dieser Landesverband der Linken in NRW. Sollen sogar ein paar Linke drunter sein, hab ich mir sagen lassen. Könnte also sein, dass dieser Landesverband – ausnahmsweise, bei entsprechender Gegenleistung, für die Menschen und nicht den Apparat – einmal das bekommt, was sie nicht haben, diese Partei-Linken: Intelligenz, und zwar auf ihrer Seite. Das hätte dann den Effekt, dass selbst die Berliner Parteikader (dem die Truppe sowieso schon auf den Keks geht), richtig Angst bekommt. So ein Landesverband der Linken in NRW, der mitgliederstärkste und bei 15 Prozent aufwärts, könnte Onkel Gysi und seinem Neffen Bartsch ordentlich den Kamm bürsten. Von diesem SPD-Opfer Hannelore Kraft, ex-Wirtschaftsministerin unter dem jetzigen ThyssenKrupp-Aufsichtsratsmitglied Peer Steinbrück, spricht nach dieser Wahl niemand mehr, soviel kann man bereits jetzt mit innerer Sicherheit sagen. Was die FDP erdulden muss und wird, liegt in der Hand des Afghanistan-Konferenzbesuchers Guido Westerwelle.
Wenn nach dieser Farce von Afghanistan-Konferenz im Januar auch nur ein einziger deutscher Soldat zusätzlich nach Afghanistan, in diesen Hexenkessel von Kriegsfürsten, Drogenbaronen und Söldnerführern von Washingtons Gnaden muss, dann gibt das hier einen Aufstand, eine Rebellion, einen Riesenbuhei, das hat die zivile Republik noch nie gesehen. Dafür wird sie auch eine bleiben – mein Wort drauf.
Karl-Heinz Lather kann sich in der nächsten beliebigen Bundeswehr-Kantine des Erdballs auf jede Menge Unterhaltung gefasst machen. Er muss sie ja nicht gleich wie Berlusconi wieder verlassen, das wäre übertrieben und das macht man auch nicht mit alten Männern.
Aber Spass wird er keinen haben, genauso wenig wie jeder andere, der sich selbst zu einem ganz normalen kleinen Kriegs-Kolonisten degradiert.
(…)
13.09.2009 Kunduz: Journalist enthüllt Einzelheiten des deutschen Kriegsverbrechens
Afghanistan: Ein Journalist des “Guardian” schafft es, Familienangehörige von Opfern des vom deutschen Militär befohlenen Luftangriffs zu interviewen. Was er berichtet, ist entsetzlich.
Quellen:
(1) http://www.tagesspiegel.de/politik/international/afghanistan/Nato;art15872,2975751
(2) http://www.radio-utopie.de/2009/12/14/taliban-werden-ausgerottet-werden-mussen-um-jeden-preis/