Klimagipfel in Kopenhagen: „Entwicklungsländer verhalten sich wie Schulkinder“

Der dänische Ministerpräsident Lars Loekke Rasmussen hat heute den Vorsitz über Leitung der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen übernommen.

Die bisherige Präsidentin Connie Hedegaard fühlte sich anscheinend der Aufgabe nicht mehr gewachsen und warf das Handtuch.

Die informellen Gespräche wird sie weiterhin leiten, sagte Yvo de Boer.

Der Grund für diesen Wechsel ist nicht so recht nachzuvollziehen: die ersten Männer der Staaten nehmen in dieser Woche an den Verhandlungen teil. Da scheint es sich wohl aus Standesdünkel zu gehören, das ein höchster Herr, ein Staatschef nun die Führung übernimmt und somit Respekt und Autorität ausstrahlen soll – als ob wir noch im Mittelalter leben würden (was Kriege, Neokolonialisierung und Ausbeutung der Arbeitskräfte betrifft, ist das auch tatsächlich noch der Fall)

Die Kontroverse der 192 Entwicklungsstaaten mit den reichen Industrienationen prägte von Anfang an die Konferenz in Kopenhagen, da es im Vorfeld keine Transparenz zu den zu beschliessenden Beschlüssen gab. Das jeder Staat das Beste für sein Land herauszuholen versucht und sich nicht von Stärkeren unterbuttern lassen will, ist normal, was hat Hedegaard erwartet, bedingungslose Unterwerfung unter das Diktat des Westens?

Die Berliner Morgenpost zitierte dazu heute Hedegaard, die sich darüber zu ärgern scheint, dass andere Länder ihre Positionen auf dem Gipfel gleichberechtigt vertreten sehen wollen:

Schon am Dienstag hatte Hedegaard selbst ihren Unmut kaum noch zurückhalten können. Die Delegierten aus 192 Staaten verhielten sich wie Schulkinder, sagte sie: „Ich denke, mit den Leuten in diesem Verhandlungsprozess ist es genau wie mit Schulkindern“. Auch wenn eine Hausaufgabe lange im voraus gestellt werde, gelte: „Erst wenn Du weißt, dass die Zeit abläuft und Du nicht mehr ausweichen kannst, tust Du es.“

So etwas darf man nicht öffentlich in einer derartigen Position äussern, das gehört sich einfach nicht, auch wenn ihr der Geduldsfaden gerissen zu sein scheint.

Etwas ähnliches sagte im Sommer die Aussenministerin Hillary Clinton über Nordkorea und drückt damit eine sehr arrogante Weltansicht der Herrschenden aus, die schon fast mit Rassismus zu vergleichen ist.

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Quelle: http://www.morgenpost.de/politik/article1224600/Praesidentin-der-Klimakonferenz-zurueckgetreten.html

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