Pakistan: Premierminister Gilani stellt sich auf die Seite des Verteidigungsministers und setzt sich gegenüber der Anti-Korruptions-Behörde durch.
Einen Verteidigungsminister, der in offizieller Mission nach China unterwegs in Begleitung des Chefs der Marine, Admiral Noman Bashir, sowie dem chinesischen Botschafter ist, aus dem Flugzeug zu holen und ihm die Ausreise aus dem Land zu verweigern – ein derartiger Fall ist auch für die Beamten der Einwanderungsbehörde kein alltägliches Vorkommnis.
Sie werden sich das zehnmal überlegen, ob ihr Tun unangenehme Konsequenzen hat und die Rechtmässigkeit der Anordnung überprüfen.
Der Name des Verteidigungsministers hätte jedoch auf der Liste der Anti-Korruptions-Behörde (NAB) gestanden und es lagen die Anordnungen vor, so dass ihnen gar nichts anderes übrigblieb als ihrer Pflichterfüllung nachzukommen.
Aber siehe da, alle Beteiligten waren auf beiden Augen blind oder besoffen, denn der Name des Verteidigungsministers von Pakistan hätte auf einmal gar nicht auf der Liste der Personen gestanden, welche die Anti-Korruptions-Behörde ausgestellt hatte.
Das stellte sich angeblich heraus, nachdem Premierminister Syed Yousuf Raza Gilani sich nach den lautstarken Protesten des Verteidigungsministers Chaudhry Ahmed Mukhtar wegen der „völlig enttäuschenden Handlung gegen ihn“ der Sache ernsthaft annahm und ein Machtwort sprach.
Er feuerte gleich am gestrigen Freitag den Staatssekretär des Inneren und drei weitere Beamte für die Sperrung des Verteidigungsminister und ordnete eine sofortige Untersuchung an.
Daraufhin entschuldigte sich beflissentlich der Vorsitzender des National Accountability Bureau (NAB) Naveed Ahsan, dass der Verteidigungsminister auf dem Flughafen festgehalten wurde und die Delegation ohne ihn abfliegen musste.
Plötzlich stellt sich heraus, dass der Name nicht in der ECL-Liste aufgenommen worden war und es wäre ein technischer Fehler auf dem Flughafen passiert.
Er erläuterte weiterhin, dass in dem Augenblick Namen von 53 Personen in dieser ECL-Liste standen, denen es nicht gestattet ist, das Land zu verlassen, aber der Namen Ahmed Mukhtar war nicht darin enthalten.
Er sagte, dass die Federal Investigation Agency (FIA – analog dem FBI der USA) mitgeteilt hätte, dass der Name in der Liste steht und dass das der Grund gewesen wäre, ihn auf dem Flughafen zu stoppen.
Also soll man schlussfolgern, die Einwanderungsbehörde handelte so vom Hörensagen.
Naveed Ahsan ist von den Vorkommnis sehr, sehr mitgenommen und beteuerte, dass er „sein Land Pakistan liebt und sehr betrübt war von einer Demokratie, die einem Minister eine ausländische Dienstreise verwehrt“.
Man riecht förmlich seinen devoten Angstschweiss und muss schon einen sehr gutgläubigen Willen aufbringen, diesen Erklärungen verständnisvoll zu folgen.
Das ist ein sehr anschauliches Paradebeispiel dafür, wie man Politik des Stärkeren betreibt. Gilani braucht nur mit der Wimper zu zucken, schon spurt die NAB.
Der Premierminister wird noch weitere Schützlinge haben, deren Namen plötzlich von der Liste verschwunden sein werden, denn sie haben „nie darauf gestanden“ und die Gerichte werden nur noch die Hälfte der Korruptionsfälle zu bearbeiten haben.
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18.12.2009 Pakistan: grosse Verhaftungs- und Hausarrestwelle gegen Führungselite angelaufen
Quelle: http://pakobserver.net/200912/19/news/topstories01.asp