Chinas Wunsch: 1,2 Millionen Hektar Ackerland in Kasachstans Steppe
Kasachstan ist reich an Bodenschätzen und Land. Der Staat ist flächenmässig mit 2,7 Millionen Quadratkilometern der neuntgrösste Staat der Erde und hat 16,4 Millionen Einwohner.
Entgegen hiesiger Vorstellungen verfügt die Steppe Kasachstans über sehr fruchtbare Böden, die eine ertragreiche Kornernte hervorbringen.
Grosse Teile dieser landwirtschaftlich nutzbaren Flächen sind unbebaut.
(Grafik: Turkish Flame / Wikipedia)
Das im Südosten angrenzende ewig hungrige China hat ein Auge auf diese Gebiete geworfen und der kasachischen Regierung den Vorschlag gemacht, davon über eine Million Hektar für die Nutzung als Ackerland zu pachten, berichtete in einem Artikel am Samstag Asia Times.
Am 4. Dezember hätte der kasachische Präsident Nursultan Nazarbayev mit diesem Vorschlag Chinas überrascht, als er diese Frage im Rahmen einer Sitzung des Council of Foreign Investors behandelte. (1)
Der Stellvertretende Vorsitzender der oppositionellen Vereinigten Sozialdemokratischen Partei Azat, Bolat Abilow, hätte am 17. Dezember in der Hauptstadt Alma-Ata vor den möglichen Konsequenzen dieses Vorschlages der Regierung gewarnt
„Bürger, lieber Bürger, liebe Landsleute! Ich rede kurz nur über ein Problem – über das Landproblem. Wenn wir es morgen geben, 1 Millionen Hektar Land, würde dies 15 Beschäftigte pro Hektar bedeuten. Das bedeutet, dass 15 Millionen Menschen aus China gebracht werden würden.“
Abilow hätte ausserdem darauf hingewiesen, dass die neuen Siedler nicht kinderlos bleiben und sich ihre Zahl sehr schnell im Land erhöhen würde, hiess es.
Gulzhan Yergalieva, Chefredakteur der in Alma-Ata erscheinenden Zeitung Svoboda Slovo wäre der Ansicht, dass die Verhandlungen mit China schon sehr weit fortgeschritten sind. Er hatte mit mehreren Aktivisten versucht, dem chinesischen Konsulat eine Protestnote zu überreichen.
„Wir glauben, wenn der Präsident über diesen Vorschlag spricht, dass dies schon eine ernste Angelegenheit geworden ist. Und in diesem Zusammenhang wollten wir selbst durch das Konsulat in Almaty unsere Note an die chinesische Regierung weitergeben, dass wir nicht einverstanden sind mit diesem Vorschlag.“
zitierte ihn die Zeitung.
Der kasachische Landwirtschaftsminister Akylbek Kurishbaev hätte gesagt, dass Nasarbajew die Frage der Vermietung des kasachischen Landes nicht erörtert habe. Der stellvertretende Landwirtschaftsminister Arman Yevniev gab in einem Interview mit RFE / RL ‚s Kasachisch-Service Aufschluss über den Stand der Beratungen zu diesem Thema.
„Es ist offensichtlich, dass es Gespräche über Chinas Bedarf an landwirtschaftlichen Produkten wie Sojabohnen gab. Die jährlichen Einfuhren kommen auf rund 40 Millionen Tonnen und die Tendenz ist, dass es zu einer Zunahme dieser Mengen in jedem Jahr kommen wird. Hinsichtlich unserer Zonen im Süden von Kasachstan, der Steppe von Kasachstan und Zhambyl in den südlichen Provinzen, könnte dort Soja bei entsprechendem Anbau wachsen.
Wahrscheinlich wird es noch in diesem Jahr dort einen Test mit Sojaanbau auf 10.000 oder 15.000 Hektar Land im Rahmen dieses Projekts geben, obwohl wir Soja auf rund 70.000 Hektar angebaut haben.“
wird Yevniev zitiert.
Murat Auezov, der erste Botschafter in Peking von 1992 bis 1995, hat eine lange Geschichte im Umgang mit China und hätte zur Vorsicht geraten
„Dies ist ein Projekt, das die Einwanderung vieler Menschen erfordert. Wer wird den Anbau durchführen? Wer wird die Ernte einfahren. Wer wird die Verarbeitung machen? Wer wird sie zum Verkauf fertig machen? Wir wissen, was die strategischen Ziele von China sind und wie China jede Art von Terminologie verwenden kann, um sein Ziel zu erreichen.“
Auezov sagte laut Medienbericht, dass China der kasachischen Regierung auf der jüngsten Reise des kasachischen Präsidenten einen 10 Milliarden US-Dollar-Kredit gewährt habe.
Nun könnte sich Nursultan Nazarbayev mit seinem Einsatz für dieses landwirtschaftliche Projekt der Regierung in Peking gegenüber erkenntlich zeigen.
Eine moderne Landübernahme ohne Krieg, aber mit Geldmitteln, die ebenfalls eine Waffe des Stärkeren ist.
Kasachstans Regierung hätte es nicht nötig, Land zu verpachten. Am Kaspischen Meer liegen große Erdöl- und Gasfelder, das Land hat Steinkohle- und Eisenerzvorkommen, ergiebige Manganvorkommen, Nickel und Gold. Kasachstan nimmt weltweit den ersten Platz an Vorkommen folgender Rohstoffe ein: Chrom, Vanadium, Wismut, Fluor. Einen der führenden Plätze hat Kasachstan bei den Vorkommen von Uran (bei der Uranprospektion wurden auch Opale gefunden), Kupfer, Cobalt, Wolfram, Blei, Zink und Molybdän. (2)
Die bis jetzt noch fast unberührte Steppe, eine der wenigen Gebiete der Erde, die nicht dem Spaten zum Opfer fiel, wird ihr Aussehen unwiederbringlich verändern. Der Eingriff in die Natur wird mit dieser Urbarmachung durchaus ökologische Konsequenzen haben, auch in Bezug auf die Bewässerung der Felder. Es wird nichts so bleiben wie bisher. Gerade Kasachstan hat das verheerende Beispiel des austrocknenden Aralsees deutlich vor Augen, dessen Wasservorräte zugunsten der Bewässerung in der Landwirtschaft zur Neige gehen und eine ökologische Katastrophe ist.
Quellen:
(1) http://www.atimes.com/atimes/Central_Asia/KL19Ag01.html
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Kasachstan#Landschaft