„Pascha“ Lieberman wird von seinen Botschaftern nicht für voll genommen
Israelischer Aussenminister bezeichnet sein diplomatisches Corps als Kriecher – Gegenreaktion: Israel ist ohne Aussenminister besser dran
Am 26. Dezember wurde über die Einberufung einer Konferenz mit allen israelischen Botschaftern berichtet, die am vergangenen Donnerstag zu Ende ging. (1)
Der Sinn war die Abstimmung unter anderem mit dem Aussenminister über die weiteren Strategien Israels im Ausland. An der Konferenz nahmen ca. 150 Botschafter teil.
Was als Dialog gedacht war, scheiterte an der Unbeherrschtheit des Aussenministers (ein Merkmal vieler Despoten), der sich in ungezügelter Wut über das Verhalten seiner Diplomaten im Ausland zwanzig Minuten lang auf der Konferenz ausliess und diese sofort nach seiner Standpauke verliess, ohne Kommentare und Gespräche der Beschimpften abzuwarten.
Lieberman warf den Botschaftern vor, dass sie die Neigung hätten, in ihren Gastländern zu unterwürfig aufzutreten und eine übermässige Art hätten, diese zu besänftigen, schrieb heute die israelische Zeitung Haaretz.
Sie zitierte Avigdor Lieberman mit den Worten (2)
„Ich habe gesehen, dass einige Botschafter sich selbst mit der anderen Seite identifizieren in einem Ausmass, dass sie die ganze Zeit versuchen sich zu rechtfertigen und uns (die Position der anderen Seite) zu erklären.“
Das Publikum wäre über Liebermans Ausführungen schockiert gewesen.
Das Problem mit der israelischen Diplomatie im Laufe der Jahre ist, so hätte Lieberman argumentiert, dass sie nicht genug tut, um die Ehre des Staates Israel zu bewahren.
„Begriffe wie „nationale Ehre“ haben einen Wert im Nahen Osten. Es besteht keine Notwendigkeit, zu provozieren oder zu übertreiben, aber es darf nicht eine Haltung der Unterwürfigkeit und Selbstironie entstehen und die Notwendigkeit, immer die andere Seite zu rechtfertigen. Dies ist ein falscher Ansatz.
Wir haben keine Gründe, eine Konfrontation und Reibung zu suchen, aber wir werden nicht die andere Wange hinhalten. Es wird eine Antwort auf alles geben. Das ist die Politik, die ich von den Gesandten umgesetzt sehen möchte. Die Ära des Kriechens ist vorbei. Wir müssen auf gute Beziehungen aus sein mit den Gastgeberländer, aber wir werden keine Beleidigungen und Herausforderungen dieser dulden.“
sagte der Aussenminister.
Eine hochrangige Quelle im Aussenministerium sagte, dass sich einige der Botschafter Anfang dieser Woche privat frustriert über Lieberman geäussert hätten und bemängelten, dass sie Lieberman konfrontieren und „ihm genau sagen wollten, was sie denken“, aber nicht eine einzige Chance dazu erhielten.
„Während der gesamten Konferenz gab es nicht einmal ein einziges Panel, in dem es möglich war, einen direkten und offenen Dialog mit dem Aussenminister zu führen. Den Ministerpräsidenten kann man fragen, dem Minister Meridor können Fragen gestellt werden, und sogar bei dem Leiter des Shin Bet ist es möglich, Fragen zu stellen. Erst ab dem Aussenminister erhielten wir einen Monolog ohne die Möglichkeit, ein Gespräch zu führen.“
Viele Botschafter äusserten auch ihr Gefühl der Verwirrung über die an sie weitergeleiteten widersprüchlichen Botschaften, die ihnen von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Lieberman zugeleitet wurden.
Bei der Eröffnung der Konferenz hatte Lieberman betont, dass die Palästinensische Behörde „ein Haufen Terroristen“ sei und hinzugefügt, dass es keine Chance zu einem Frieden mit den Palästinensern in den kommenden 20 Jahren geben wird.
Am folgenden Tag hätte ihnen Netanyahu eine andere Botschaft mitgeteilt, in der stand, dass die Bedingungen für die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den Palästinensern günstig stehen würden und von der Notwendigkeit sprach, ein Friedensabkommen und einen entmilitarisierten palästinensischen Staat neben einem jüdischen Staat Israel zu errichten.
Drei ehemalige Generaldirektoren des Aussenministeriums kritisierten gestern den Aussenminister Lieberman zu dessen Bestrafung der israelischen Botschafter für das, was er als eine Tendenz in ihren Gastländer hält, diese übermässig zu besänftigen.
„Das war der Kommentar einer Kindergärtnerin – nicht der eines Aussenministers. Das gesamte Bild von seinem ersten Jahr im Amt ist eine grosse Enttäuschung.“
sagte Alon Liel, der als Generaldirektor dem Ministeriums zwischen November 2000 und April 2001 diente. Liel hatte Lieberman nach dessen Amtseinführung noch unterstützt, meinte aber nun, dass Israel ohne einen Aussenminister besser dran wäre, zitierte ihn heute in einem Beitrag Haaretz (3)
Die anderen beiden, Yossi Beilin und Eitan Ben-Zur sagten, dass die Botschafter Lieberman nicht ernst nehmen würden.
Artikel zum Thema
26.12.2009 Israel trommelt Häuptlinge zum Grossen Kriegsrat zusammen
Quellen:
(1) http://www.radio-utopie.de/2009/12/26/israel-trommelt-hauptlinge-zum-grossen-kriegsrat-zusammen/
(2) http://www.haaretz.com/hasen/spages/1139446.html
(3) http://www.haaretz.com/hasen/spages/1139709.html