US-Justizminister Eric Holder spricht vom „schwerster Fall von Terrorismus seit dem 11.September 2001“. Passiert ist nichts. Aber Najibullah Zazi, Inhaber der doppelten Staatsbürgerschaft von USA und Afghanistan, soll offensichtlich den sehnlichst erwarteten ersten Afghanen der Geschichte abgeben, der jemals ausserhalb seines Landes ein Attentat begehen wollte.
Najibullah Zazi, 25 Jahre alt und afghanischer Abstammung hat sich am Montag, den 22.Februar bei einer Anhörung vor dem Bundesgericht in Brooklyn für schuldig erklärt, am 11.September 2009 einen Selbstmord-Sprengstoffanschlag auf die U-Bahn in New York geplant zu haben.
Dieses Geständnis kommt fünfeinhalb Monate nach der mutmasslich geplanten Tat, obwohl er schon am 11.September einfach nur so, ohne das irgendwelche verdächtigen Anhaltspunkte vorlagen, verhaftet und in Untersuchungshaft gesteckt wurde.
Ein „echter“ Selbstmordattentäter wäre stolz auf sein Vorhaben gewesen und hätte das bei der Verhaftung nicht verschwiegen, würde man meinen.
Zazi wäre überhaupt nur dadurch aufgefallen, dass er als Afghane am 11.September von Denver nach New York gefahren wäre.
Zu dieser Zeit hatte General McChrystal seine Forderung nach Truppenerhöhung für Afghanistan öffentlich gemacht, wie es hiess, bevor diese auf dem Tisch des US-Verteidigungsministers lagen.
Die Vereinigten Staaten von Amerika brauchen dringend diesen Fall, da der Widerstand gegen den ISAF-Krieg allgemein wächst, die Allianz fliegt den US-Militärs zur Zeit um die Ohren. Verbündete Länder beendigen ihren Truppeneinsatz, die Helmand-Offensive zieht sich hin und die Anzahl der von der NATO getöteten Zivilisten steigt fast täglich immer weiter an.
Dieser Krieg steht offensichtlich vor dem moralischen Aus, es gibt von keiner Seite mehr Rückhalt – von den Kriegspartei-Regierungen der westlichen Welt abgesehen mit der deutschen an der Spitze.
Die Geschichte von Najibullah Zazi wirkt konstruiert und erinnert an den Attentäter von Detroit im Dezember, nicht zuletzt werden Zweifel durch den Zeitpunkt seines plötzlichen Geständnisses nach fast einem halben Jahr in Haft geweckt. Zu der Verhaftung Zazis im September sagte damals Justizminister Eric Holder, dass es die schwerste terroristische Bedrohung seit den Angriffen des 11. September 2001 sei.
Najibullah Zazi wohnte in Denver und war Shuttle-Fahrer zum dortigen Flughafen.
Am Montag fand in Brooklyn vor dem Bundesgericht die Verhandlung zu diesem verhinderten Attentat statt. Dort hätte Zazi gesagt
„Ich würde mich opfern, um darauf aufmerksam zu machen, was das US-Militär den Zivilisten in Afghanistan antut.“
und bekannte sich schuldig zur Verschwörung der Anwendung von Massenvernichtungswaffen, schuldig zur Verschwörung um einen Mord in einem fremden Land zu begehen und Bereitstellung von materieller Unterstützung für eine terroristische Organisation.
Im Jahr 2008 wäre er angeblich nach Pakistan gegangen, um die Taliban dort zu unterstützen und um gegen das US-Militär zu kämpfen. Er wäre aber dort von der Al Quaida rekrutiert worden und wäre zu ihnen in ein Trainingscamp gegangen. (1)
Falls er wirklich jemals in jenem Jahr in Pakistan gewesen sein sollte, wäre es durchaus möglich, dass er sich in einem geheimen Ausbildungslager der CIA oder in den Diensten der USA stehenden Paramilitärs aufgehalten haben könnte. (2)
Najibullah Zazi beschrieb vor dem Gericht, wie er den Sprengstoff hergestellt hat. Er hätte in Vororten von Denver in Schönheitsmittelgeschäften die Zutaten erworben, unter anderem acetonhaltigen Nagellack, und in einem Hotelzimmer in Colorado zusammengebraut. Es soll sich dabei um zwei Pfund des leistungsfähigen und sehr instabilen explosiven Triaceton triperoxide (TATP) gehandelt haben.
Anschliessend wäre er querfeldein nach New York gefahren. Dabei kann Zazi von Glück reden, dass ihm bei den Erschütterungen während der Fahrt dieses gefährliche Sprengstoffgemisch nicht um die Ohren geflogen ist.
Da es hiess, man hätte ihn verhaftet, weil er von Denver nach New York kurz vor dem 11.September gefahren wäre, muss Zazi während dieser Fahrt beschattet worden sein, was dieser natürlich in seiner Seelenruhe trotz des bevorstehenden Terroraktes nicht bemerkte. Erstaunlich ist auch, über wieviel Kapazitäten der US-Geheimdienst verfügen muss, um jeden Moslem in den USA am Vorabend des 11.September zu überwachen.
In New York wollte er sich in der U-Bahn in die Luft sprengen, einen konkreten Ort hätte er dafür nicht geplant, sagte er vor Gericht aus.
Justizbehörden sagten, dass die Informationen kürzlich während eines Treffens seines Verteidigers mit den Staatsanwälten in Brooklyn in Vorbereitung des Prozesses offenbart worden seien. Diese Treffen würden allgemein als ein Zeichen gewertet, dass Angeklagte begonnen hätten zu kooperieren.
Ein anonymer, mit dem Fall vertrauter Beamter hätte gegenüber der Presse geäussert, dass die Bereitschaft zur Zusammenarbeit Zazis auch dadurch zustande gekommen sein könnte, dass man ihm bedeutet hätte, eine Untersuchung wegen illegaler Einwanderung seiner Mutter einzuleiten, die wie durch ein Wunder bisher unbehelligt von den Behörden in den Staaten leben konnte.
Zazis Vater durfte nach Zahlung einer Kaution von 50000 US-Dollar am 17.Februar nach Denver in sein Haus zurückkehren. Ihm war Beihilfe bei der Beschaffung der Chemikalien vorgeworfen worden.
Pakistan, Afghanistan, Al Quaida – das sind die Zutaten, die die US-Regierung für ein Attentatsvorwurf jetzt dringend benötigt, denn noch nie hat ein Afghane ausserhalb des eigenen Landes ein Attentat verübt.
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Quellen:
(1) http://www.msnbc.msn.com/id/35521005/ns/us_news-security/
(2) http://www.radio-utopie.de/2010/01/23/us-verteidigungsminister-gates-bestatigt-offentlich-operationen-der-soldnertruppen-blackwater-und-dyncorp-in-pakistan/