Guttenberg: „Deutsche Regierung ist für, Bevölkerung gegen Einsatz in Afghanistan“ – General McChrystal bei Berliner Regierung

Die deutschen Bundeswehrsoldaten werden für einen bis jetzt noch geheim gehaltenen Plan eines kommenden grösseren Kriegseinsatzes bereit gehalten – was will der vielbeschäftigte ISAF-Kommandeur General McChrystal am 19.April in Berlin von der deutschen Regierung?

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hielt sich am Mittwoch, den 14.April zu einem Truppenbesuch im deutschen Feldlager im nordafghanischen Masar-i-Scharif auf.

Mir ist wichtig, den Soldatinnen und Soldaten vor Ort zum einen deutlich zu machen, dass die politische Spitze hinter ihnen steht. Zum anderen gehe es darum, der deutschen Öffentlichkeit klar zu machen, was der Einsatz in Afghanistan bedeute. Wichtig sei, dass man den Soldaten vor Ort nicht vergisst, sondern dass man ihm Unterstützung gibt.

wurde Guttenberg von der Leipziger Volkszeitung zitiert. (1)

Guttenberg hat ganz richtig erkannt, dass ausser den Kriegsparteien der Regierung und der feigen Opposition keiner mehr in Deutschland diesen Einsatz unterstützt.

Was genau möchte man der deutschen Bevölkerung denn nach neun Jahren Krieg, der von Jahr zu Jahr stärker eskaliert und ständig noch mehr neue Soldaten und schwerere Ausrüstungen von den westlichen Verbündeten bekommt, jetzt erzählen? Was gibt es hier zu klären?

Die Deutschen sind keine dreijährigen Kinder, die an den Weihnachtsmann glauben, aber so von ihrer Regierung in allen, aber auch allen Fragen des Zusammenlebens behandelt, kontrolliert und bevormundet werden – so, dass tatsächlich schon der eine oder andere das Denken seinem nächsten Vorgesetzten überlassen hat. Und trotzdem hat der Verteidigungsminister eine mächtige Niederlage am 14.April mit der veröffentlichten Forsa-Studie hinnehmen müssen, die ihm und seinen Kriegstreibern den Schweiss in die Stirn treiben muss. (2)

Guttenberg sagte gestern in Afghanistan, nun müsse man endlich Grundvoraussetzungen schaffen, um dem Auftrag dort auch gerecht zu werden“.

Unter Grundvoraussetzungen versteht der Minister kein Bohren von Brunnen für Grundwasser sondern schwereres Kampfgerät wie zusätzliche Schützenpanzer vom Typ Marder, TOW-Panzerabwehrraketen, zwei Panzerhaubitzen 2000 und viele weitere kleinere „Massnahme-Punkte“.

Am Karfreitag starben drei Bundeswehrsoldaten. Sie wurden von keiner feindlichen Armee angegriffen sondern auf die Art von verdeckten Geheimoperationen oder Partisanen.

Hinter den Angreifern kann sich in einem Land, dass sich seit vielen Jahrzehnten im unkontrollierbaren Kriegszustand befindet, die ganze Palette von Möglichkeiten verbergen die ein solcher Ausnahmezustand mit sich bringt. In allererster Linie sind es Söldnertruppen, Geheimdienste, Kriegsabenteurer, vom Geld der NATO finanzierte angeheuerte Truppen der Gebietsobrigkeiten – all dieses Kriegsgesindel und Marodeure, das nicht aus innerer Überzeugung zu den Waffen greift. In Afghanistan ist alles aus dem Ruder gelaufen und jede funktionierende Struktur zerstört.

Es sind verselbstständigte und selbsterschaffene Gestalten der westlichen Intervention, bei denen niemand ausser dem unmittelbaren Auftraggeber die wahre Herkunft kennt und gegen die die Bundeswehrsoldaten regelrecht verheizt werden. Sehr oft wird der Gegner gut Bescheid wissen, was im Lager der Bundeswehr vor sich geht und wie die Verhältnisse und Zuständigkeiten strukturiert sind. Mit den Kontakten zu den einheimischen Behörden und den Zulieferern ist das ein ganz unausbleiblicher Vorgang – Beziehungen werden aufgebaut und gepflegt mit den verschiedensten Interessen.

Wenn nun Guttenberg davon spricht, mit noch mehr Panzern und Raketen diesen hinterhältigen Fallen der Aufständigen begegnen zu wollen, so lügt er. Dieser vielfältige Feind steht ihm nicht offen mit einem anderen Panzer zur Schlacht im Feld gegenüber. Und im Häuserkampf wird er wohl kaum ganze Strassenzeilen damit niedermähen wollen.

Die Aufrüstung der Bundeswehr deutet auf einen bevorstehenden Angriff von ihrer Seite hin und nicht auf Verteidigung. Nur ist ein möglicher Feind nirgendwo in Nord-Afghanistan zu sehen.

Am Montag wird sich der Oberkommandierende von Afghanistan, General Stanley McChrystal nach Berlin begeben und die Einzelheiten der neuen rätselhaften Kriegsstrategie des US-Militärs für den Norden des Landes dem deutschen Aussenminister, dem Verteidigungsminister und dem Bundeskanzleramt mitteilen.

Diese muss sehr wichtig für den US-General sein, sich deshalb extra nach Berlin zu begeben, war er Ostern doch erst nach Kunduz geeilt, nachdem die Bundeswehrsoldaten getötet wurden, um sich zu informieren und ein Bild über die Vorgänge zu machen. Warum? Schriftliche Berichte hätten es auch getan.

Das alles ist sehr merkwürdig, als ob McChrystal die Deutschen kontrollieren wollte bei dem, was sich im Norden Afghanistans alles so unter ihrem Kommando in den letzten beiden Jahren zum Schlechteren entwickelt hat.

Die US-Armee sieht eine Offensive im Norden Afghanistans vor und verlegt nicht aus Jux und Tollerei mal eben so eine grosse Anzahl von Truppen in einen Militärstützpunkt gleich neben dem deutschen, zumal für das US-Militär mit der Kandahar-Offensive das weitere Schicksal in Afghanistan auf dem Spiel steht und sie jeden Soldaten dort dringend braucht. Aber gegen wen? Wo ist der Feind? Truppenzusammenziehungen von „Aufständigen“ wurden im Norden nicht gemeldet.

Die Aussage Guttenbergs, dass die Deutschen das Oberkommando in Kunduz über die dorthin zusätzlich verlegten 4500 US-Marines mit ihren vierzig Helikoptern und Kampfhubschraubern erhalten werden, war der schlechteste Witz des Tages und deutet gerade wegen der Überbetonung genau auf das Gegenteil hin.

Als ob das deutsche Verteidigungsministerium verbissen um die Vormachtstellung in Nordafghanistan gegen den ISAF-Kommandeur kämpfen würde und Angst hat, die Kontrolle und den Einfluss auf die Region zu verlieren.

Quellen:
(1) http://www.lvz-online.de/brennpunkte/content/24506378_mldg.html
(2) http://www.radio-utopie.de/2010/04/14/forsa-umfrage-62-prozent-fordern-abzug-der-bundeswehr-aus-afghanistan/

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