Gegen die drohende Haftstrafe für zwei japanische Walschützer demonstrieren Greenpeace-Aktivisten heute mit einem 10 mal 20 Meter grossen Banner am Märchenschloss von König Ludwig. Die Aufschrift des Banners am besonders bei japanischen Touristen beliebten Schloss Neuschwanstein lautet:
„Kein Märchen – Walschützern droht Gefängnis in Japan.“
Neben dem Text sind die Portraits von Junichi Sato und Toru Suzuki zu sehen. Der Grund für die Aktion: Sato und Suzuki hatten im Mai 2008 einen Korruptionsskandal in der japanischen Walfangindustrie aufgedeckt. Doch statt die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, wird den beiden Greenpeace-Aktivisten seitdem in Japan von der Staatsanwaltschaft der Prozess wegen Diebstahls und Hausfriedensbruchs gemacht. Beiden Walschützern drohen lange Haftstrafen.
„In Japan geht es jetzt auch um Menschenrechte“
sagt Greenpeace-Walexperte Thilo Maack.
„Das Schicksal von Junichi und Toru darf auch der Bundesregierung nicht egal sein. Es ist absurd, für den Walschutz ins Gefängnis gehen zu müssen.“
Als Teil einer lückenlosen Beweiskette hatten Sato und Suzuki neben zahlreichen Zeugenaussagen der japanischen Staatsanwaltschaft vor zwei Jahren auch über 23 Kilogramm Walfleisch übergeben, das sie zuvor in einem Paketdepot sichergestellt hatten. Die Staatsanwaltschaft stellte jedoch die Untersuchung gegen die Verantwortlichen nach wenigen Tagen ein.
Stattdessen wurden die beiden Walschützer kurz darauf festgenommen und 23 Tage ohne Anklage inhaftiert. Seitdem sind sie unter strengen Kautionsauflagen auf freiem Fuss.
Am Dienstag, den 8. Juni findet im japanischen Walfängerdorf Aomori der letzte Prozesstag statt. Erst kürzlich hatte die UN-Menschenrechtskommissarin Navanethem Pillay ihre Bestürzung über das Verfahren gegen die beiden Greenpeace-Aktivisten geäussert.
Der Prozess endet unmittelbar vor Beginn der 62. Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission, IWC in Agadir/Marokko. Dort wird die japanische Regierung Mitte Juni erneut die Aufhebung des Walfangverbotes und die Vergabe von Fangquoten für die japanische Flotte fordern.
Füssen, 5. 6. 2010