DER WELTFINANZKRIEG: Die Vier Zonen der Ökonomie

Während sich um Nordkorea, Iran, Griechenland, Spanien und weiteren Feldern auf dem Monopoly-Feld Erde künstlich geschaffene militärische oder finanzielle Krisen abspielten, ging am 25.Mai in Peking das Treffen der Staatsführung Chinas mit einer hochrangigen Delegation aus den USA zuende. Dieser Delegation der USA hatten neben dem Chef der Zentralbank Ben Bernanke, Aussenministerin Hillary Clinton, Finanzminister Timothy Geithner, Handelsminister Gary Locke, noch 200 weitere hochrangige Beamte und Militärs angehört, darunter der Leiter des Pazifikkommandos (Pacom), Admiral Robert Willard.

Die US-Delegation scheiterte in dem Versuch, Chinas Regime zur Aufwertung seiner Währung Yuan, sowie zur Entkopplung des Yuan-Wechselkurses vom Dollar zu zwingen (1, 2). Das bedeutet im Falle der Beibehaltung dieses Status Quo der Währungsverhältnisse, dass sich der wirtschaftliche, politische und soziale Verfall innerhalb der Währungszonen Dollar, Euro, Yen, britischem Pfund, etc, weiter fortsetzen und beschleunigen wird.

Man kann die Welt grob in 4 ökonomische Zonen aufteilen. Gegenseitige Wechselwirkungen, sowie Aufbau und Funktion ihrer jeweiligen Währungszone(n) ergeben sich aus dem weltweiten Geldsystem.

Zentrum. Es kontrolliert das weltweite Geldsystem und dessen Leitwährung. Für seine Leitwährung bekommt es Waren und Produkte aus der Handelszone und Tributzahlungen aus der Tributzone, welche seine Währung und Papiere stützen. In der Absatzzone verkauft es günstig seine eigenen Produkte, meist gegen die eigene Währung. Diese Kategorie steht, relativ leicht erkennbar, für die USA.

Tributzone. Sie versorgt das Zentrum mit Tributzahlungen, entweder indem sie ständig grosse Mengen der Leitwährung des Zentrums durch Geldmittel mit der eigenen Währung aufkauft, die Schulden des Zentrums übernimmt, dessen “Anleihen” (also Schuldscheine / Versprechungen) aufkauft, usw, usw. Unter diese Kategorie fallen die europäischen Staaten (natürlich Deutschland vorneweg), Kanada, Australien, sowie Japan, Südkorea, etc, etc.

Handelszone. Sie versorgt das Zentrum und die Tributzone mit eigenen Waren, Produkten oder Rohstoffen gegen die Papiere/Leitwährung des Zentrums. Dadurch wird die Leitwährung des Zentrums entscheidend gestützt. Klassische Beispiele für Handelszonen sind China, Indien und die Öl-Monarchien des arabischen Raumes.

Absatzzone / Peripherie (“Entwicklungsländer“). Ihre Produkte und Waren gelangen überwiegend nicht in das Zentrum oder die Tributzonen, ihre Währung ist oft direkt an die Währung des Zentrums gekoppelt, in seltenen Fällen auch an die der Tributzone. Im Gegensatz zur Handelszone dient die Absatzzone selbst als Markt für Produkte des Zentrums und der Tributzone, die wiederum in deren Währungen bezahlt werden müssen, welche  oft vorher durch Zentrum und Tributzone als “Entwicklungshilfe” selbst zur Verfügung gestellt wird.

Es ergibt sich dadurch ein dreifacher Effekt: Währungen und Wirtschaftskreislauf des Zentrums und der Tributzone werden durch die Absatzzone / Peripherie gestärkt, deren “Schulden” wiederum ebenso systematisch wie unaufhaltsam steigen. Gleichzeitig kann man als “Rückzahlung” dieser Schulden äusserst günstig Rohstoffe, landwirtschaftliche Güter / Nahrungsmittel, Arbeitskräfte und Dienstleistungen beziehen, sowie die Absatzzone wirtschaftlich (und damit politisch/militärisch) faktisch unterwerfen.

Gegenseitige Interessen: Die Handelszone hat ein Interesse daran, ihre eigenen Währungen niedrig zu halten, damit die eigenen Produkte/Rohstoffe im Zentrum (den USA) bzw in den Tributzonen (wie Europa) im Vergleich zu den dort geltenden Währungen billig bleiben. So erhält die Handelszone dann für ihre Produkte/Rohstoffe den Preis in einer “starken Währung”, die nicht nur innerhalb der eigenen Zone, sondern weltweit viel wert ist. Im Gegenzug erhalten Zentrum und Tributzonen ihre “starke” Währungen, die deswegen so stark ist weil die Handelszone dorthin ihre Produkte/Rohstoffe exportiert und deren Währung als Tauschmittel akzeptiert.

Ein gegenseitiger Deal also, ein Tauschgeschäft, wie jedes Geschäft seit Anbeginn der Menschheit. Der Verlierer in diesem Spiel ist natürlich die Absatzzone. Doch ist ihre Existenz, sowohl für das Zentrum, als für Tributzone und Handelszone, von elementarer Wichtigkeit. Denn gäbe es keine kontrollier- und grenzenlos abschöpfbare Absatzzone mehr, würde das fragile Kartenhaus von Geldsystem und wechselseitigen Interessen zwischen Zentrum, Tributzone und Handelszone zusammenbrechen.

Ohne Absatzzone kein ausreichender Markt mehr für die Produkte des Zentrums und der Tributzone. Auch würden sowohl Leitwährung, als auch die Währungen der Tributzonen (wie Euro, britisches Pfund oder Schweizer Franken) dramatisch an Wert verlieren, gäbe es nicht die Absatzzone / Peripherie der “Entwicklungsländer”, in welcher Zentrum und Tributzonen mit den eigenen Geldmitteln ihrer eigenen Währung ihre eigenen Produkte “verkaufen” könnten.

Dies sollte verdeutlichen, warum Zentrum, Tributzone und Handelszone ein objektives Interesse an der Existenz von Absatzzonen haben; also Gebieten absoluter oder relativer Armut, bzw. schwache, instabile oder unruhigen Staaten in denen Willkür und Zerfall vorherrschen, sowie Diktaturen, die Finanz- und Wirtschaftskartellen von Zentrum und Tributzone freien Lauf lassen. Die konsequenteste Absatzzone / Peripherie ist natürlich ein Kriegsgebiet.

Möglichkeiten der Leitwährung. Allein schon die Existenz einer Leitwährung im weltweiten Geldsystem, bietet für das Zentrum jederzeit die Möglichkeit, alle anderen Zonen der Welt faktisch auszuplündern. Man lässt einfach den Kurs der eigenen Leitwährung steigen, nimmt dann für “teures” Geld der eigenen Währung Kredite in anderer Währung auf, investiert diese in real existierene Werte, Produkte, Güter oder andere Währungen, lässt dann die eigene Währung abstürzen und zahlt die aufgenommenen Kredite dann mit eigenen “billigem” Geld wieder zurück. So hat das Zentrum dann objektiv einen “Gewinn” gemacht, ohne irgendetwas dafür tun zu müssen. Ein ähnliches Prinzip der Geldvermehrung aus Währungsschwankungen wenden Banken weltweit jeden Tag an.

Im Vorfeld der zwei Treffen des Tagungsverbundes der zwanzig weltweit „wichtigsten Industrie- und Schwellenländer“ (G-20) am 26-27-Juni in Toronto und am 11.-12-November November in Seoul nähert sich so ein über Generationen entstandener Interessenskonflikt und ökonomischer Gegensatz einem Gipfel, dessen Überschreiten zugleich einen Wendepunkt in den bis dahin herrschenden Machtverhältnissen auf dem Planeten Erde darstellt. Die bisherige Machtbalance bricht zusammen.

Dieser Wendepunkt, Bruchpunkt oder Schmelzpunkt, je nach Definition, ist durch die jeweilige herrschende Nomenklatura des Zentrums, der Tributzonen und der Handelszonen, mit ihren jeweiligen militärischen Einflussgebieten und Machtbereichen, seit über einem Jahrzehnt erwartet worden. Kriege wurden geführt, um diesen Wendepunkt zu verhindern; militärische, politische, finanzielle, wirtschaftliche und kulturelle Krisenszenarien wurden in den Schaltzentralen der Macht entwickelt, ebenso Krisenstrategien, Pläne und Gegenpläne, in einem Weltfinanzkrieg der herrschenden Nomenklaturen in den führenden Ökonomie- und Währungszonen.

Nichts davon diente einem anderen Nutzen als der Aufrechterhaltung des gemeinsamen Geldsystems. Dessen Organe aber, die weltweit vernetzten Banken und Zentralbanken, sie sind nicht „systemrelevant“, sondern das System selbst.

Teil II – DER WELTFINANZKRIEG (II): Zuordnung der Vier Zonen der Ökonomie zu den kulturellen Räumen

Quellen:
(1) http://online.wsj.com/article/SB10001424052748703341904575266291812173592.html
(2) http://www.jungewelt.de/2010/05-27/029.php