Der Krieg Korea gegen Korea

Am 25.Juni 1950, gestern vor 60 Jahren, begann eines der schlimmsten Kapitel der Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. 3 Millionen Koreaner starben in einem Stellvertreterkrieg der neuen Supermächte des Kalten Krieges, der am 27. Juli 1953 schliesslich durch einen Waffenstillstand zwischen Norden und Süden zwar zum Stillstand kam, aber bis heute nie offiziell beendet wurde. Der Koreakrieg wurde mit Unterstützung der USA, Chinas und der Sowjetunion nicht nur für eine Vormachtstellung im Osten Asiens, sondern auch um Gold und Bodenschätze des Nordens geführt. Blutiges Bauernopfer: das Volk von Korea.

Noch immer, zehn Jahre nach Anbruch des 21.Jahrhunderts und Hundert Jahre nach der Annektierung durch das Kaiserreich Japan, ist das Volk der Koreaner von Frieden, Versöhnung und einem gemeinsamen souveränen Staat immer noch weit entfernt. Die Bewohner von Norden und Süden des Landes befinden sich offiziell, über sechzig Jahre nach der Gründung zweier Staaten auf der koreanischen Halbinsel, immer noch im Krieg gegeneinander. Ein Friedensvertrag, oder gar eine Wiedervereinigung, wie sie einst in der „Sonnenscheinpolitik“ möglich erschien, scheint wieder in weite Ferne gerückt.

Vorspiel zum Koreakrieg: Gründung zweier Staaten durch Aufteilung in Besatzungszonen nach 1945

Korea teilte auf Grund des 2.Weltkrieges das gleiche Schicksal mit vielen anderen Staaten, die der Unversöhnlichkeit zweier gegeneinander konkurrierender Gesellschaftsformen – dem Kommunismus und dem Kapitalismus – zum Opfer fielen.

Die Siegermächte des 2.Weltkrieges, vertreten durch Franklin D. Roosevelt (USA), Winston Churchill (Vereinigtes Königreich) und Josef Stalin (UdSSR) teilten kurz vor Beendigung des 2.Weltkrieges im Februar 1945 auf der Konferenz von Jalta die Welt unter sich auf.

Das Kaiserreich Korea war 1894 unter die Vorherrschaft Japans geraten und 1910 von Japan annektiert worden. In Jalta wurde festgelegt, dass Korea nach seiner Befreiung ein vereinigtes, unabhängiges Land unter einer gewählten Regierung werden sollte. Doch nach der Kapitulation der faschistischen Diktaturen in Deutschland und Italien, sowie des Kaiserreiches Japan kamen die von den Staaten des Dreimächtepakts einst okkupierten Länder unter die Räder der Interessen der Siegermächte. Nach derem Einmarsch in die auf Jalta zuvor abgesteckten Einflussgebiete zerfiel die Allianz schlagartig.

Vom 11.September bis zum 2.Oktober 1945 trafen sich die Aussenminister der fünf Hauptalliierten USA (James F. Byrnes), UdSSR (Wjatscheslaw Molotow), GB (Ernest Bevin), Frankreich (Georges Bidault), sowie von China (Chen-Shieh Wang). China, das wie Korea schwer unter der Besatzung Japans gelitten hatte,stand damals noch unter der Herrschaft der Koumintang und des Diktators Chiang Kai-shek. Die Konferenz ging ohne Einigung zu Ende. Diesem diplomatischen Scheitern sollten schon bald blutige Stellvertreter-Kriege der kurz zuvor noch verbündeten Großmächte folgen.

Die Sowjetunion und die westlichen Industrienationen standen sich von jetzt ab im Kalten Krieg feindselig mit der Bildung der Militärbündnisse NATO und Warschauer Pakt gegenüber und begannen als Abschreckungspolitik ein Wettrüsten mit atomaren Waffen. Nach 1945 war keine Seite bereit, der Gegenseite auch nur ein Zoll Einflussgebiet zu überlassen. Die eroberten Länder wurden in Besatzungszonen aufgeteilt, bisherige Staatsgrenzen willkürlich verschoben – die Folgen bestimmen bis heute das Kriegsgeschehen auf der Welt.

Im Sommer 1945 marschierte die Rote Armee Stalins im Sturmlauf durch die Mandschurei und besetzte den Norden Koreas. Dazu muss man wissen, dass die sowjetischen Truppen ohne Mühe die gesamte Halbinsel hätten besetzen können. Sie stoppten ihren Einmarsch jedoch, wie mit den USA vereinbart, an der späteren Demarkationslinie des 38.Längengrades.

Am 8.August 1945 kapitulierte die japanische Besatzungsmacht. In einem magischen Moment war der Süden Koreas frei von Besatzung und Fremdherrschaft – für einen Monat. Dann rückten im September 1945 die USA ein, verboten sämtliche koreanischen Vereine, Parteien und Organisationen die sich vorher von selbst demokratisch gebildet hatten und errichteten ein neues, blutiges Kolonialregime unter ihrer Militärdiktatur.

Nach der Landung seiner Truppen machte der neue Militärmachthaber US-General John Hodge zuerst einmal sämtliche Kollaborateure der verhassten Besatzungsmacht Japan zu den neuen Kollaborateuren der verhassten Besatzungsmacht USA. Unter der Besatzung des Kaiserreiches Tokios hatten Koreaner als “Untermenschen” gegolten und waren zu Hunderttausenden zu Zwangsarbeit, Zwangsrekrutierung und Prostitution gezwungen worden. Den Koreanern war der Gebrauch der eigenen Sprache verboten. Nun war im Süden Koreas der gesamte Militär-, Polizei- und Beamtenapparat unmittelbar nach der Landung der US-Truppen sofort wieder mit den gleichen Personen besetzt, welche bereits vorher unter japanischer Besatzung das Land brutal unterdrückt hatten.

So hatten nun sowjetische Truppen den Norden und amerikanische Truppen den Süden Koreas unter ihrer Kontrolle, die Demarkationslinie bildete der berüchtigte 38.Längengrad.In China tobte derweil ein blutiger Bürgerkrieg, den die sowjetisch gestützten Kommunisten Mao Tse Tungs gegen die Koumintang erst 1949 für sich entscheiden konnten. Die Tragik Koreas bestand von Anfang an darin, dass das Land nicht etwa als souveräner Staat, sondern als Teil des besiegten Japans angesehen und somit als eine Art Kriegsbeute unter sich aufgeteilt wurde.

In Südkorea wurde der von der CIA gesteuerte Antikommunist und US-Exilant Syngman Rhee (1) an die Macht gehievt. Rhee hatte bereits bis 1925 sechs Jahre lang einer koreanischen „Exilregierung als “Präsident” vorgesessen, bis er wegen Machtmissbrauchs seines Amtes enthoben worden war. 1945 erreichte Rhee mit Hilfe der USA noch vor den anderen Mitgliedern der im Ausland festsitzenden Exilgruppe wieder das nun von US-Truppen besetzte Südkorea und bekam nach einem Wahlboykott der linksgerichteten Parteien am 15.August 1948 die Macht als Präsident des neu gegründeten Staates Südkoreas übertragen.

Sofort begannen er und sein damals immerhin 30 Jahre alter “Innenminister” Kim Chang-ryong (ein ehemaliger Kollaborateur der japanischen Besatzung) mit Verdächtigungen, Verhaftungen und Massakern an Dissidenten und Personen, welcher der Zusammenarbeit mit Nordkorea oder der Sympathie für kommunistische Ideen verdächtig erschienen. All dies geschah unter den Augen der US-Besatzungstruppen.

Rhee hatte seit 1904 in amerikanischen Exil gelebt und erwies sich als rücksichtsloser Diktator, der gegen die demokratischen Kräfte im neu gegründeten Marionettenstaat der USA grausam vorging und von Anfang an eine Eroberung des kommunistischen Nordens anstrebte. Seine Politik unter US-Einfluss war von Anfang an gegen liberale, freiheitliche oder linke Kräfte ausgerichtet. Als besonders grausam gilt das Vorgehen gegen die Einwohner auf der grössten südkoreanischen Insel Jeju-do, an denen von April 1948 bis August 1949 ein Massaker verübt wurde. (2)

Das Jeju-Massaker

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, nach der Einsetzung einer rechtsgerichteten Lokalregierung durch Seoul, kam es auf Jeju zu Genozid-ähnlichen Massakern an Teilen der Inselbevölkerung. Widerstand gegen Polizeirepression und die Angst vor Fremdbestimmung der Insel hatten einen Aufstand linksgerichteter Rebellen ausgelöst. Am 3. April 1948 griffen diese auf der ganzen Insel Polizeikommandos sowie die Einrichtungen einer rechtsextremen paramilitärischen Organisation an. Polizei und Armee verfolgten daraufhin eine Strategie der verbrannten Erde.

Um die Aufständischen im bergigen Landesinnern zu isolieren, wurden alle Dörfer, die mehr als vier Kilometer von der Küste entfernt waren, dem Erdboden gleichgemacht. Nach offiziellen koreanischen Angaben wurden dadurch zwischen April 1948 und August 1949 270 von insgesamt 400 Dörfern auf der Insel ausgelöscht. Mehr als 27.000 Personen wurden getötet, zum überwiegenden Teil Zivilisten; Schätzungen der Opferzahl weichen allerdings deutlich voneinander ab. Auch das Ende der Unruhen Anfang der 1950er wird unterschiedlich angesetzt.

In den folgenden Jahrzehnten legte die Regierung einen Schleier des Schweigens über die Ereignisse. Die Hinterbliebenen erhielten in ganz Korea Berufsverbot; Gedenkveranstaltungen und das Bergen der Toten waren strengstens untersagt. Erst mit der Demokratisierung des Landes ab Ende der achtziger Jahre begannen Versuche, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Beispielsweise empfand der selbst an der Niederschlagung der Unruhen beteiligte General Kim Ik Ruhl († 1988) die in den Jahrzehnten danach das in Südkorea vorherrschende Erklärungsmuster der Ereignisse als „kommunistischer“, „separatistischer“ Aufstand als falsch: einem nach seinem Tod veröffentlichten Manuskript zufolge war Nordkorea an der Erhebung nicht wesentlich beteiligt; das Handeln der Insulaner sei weniger ideologisch motiviert gewesen, als viel mehr eine Reaktion auf eine vermeintliche Gefährdung der örtlichen Schmuggelwirtschaft, sowie auf Plünderungen, Morde und Vergewaltigungen seitens rechtsgerichteter Marodeure von der Halbinsel, die nach Jejudo geschickt worden waren. Auch das amerikanische Militär hatte Anteil an der Entwicklung.

1999 rief der damalige Präsident Kim Dae-jung, ein ehemaliger Dissident,  eine Untersuchungskommission ins Leben, deren Ergebnisse die Regierungsseite schwer belastete.

Als Reaktion auf die Staatsgründung Südkoreas wurde knapp einen Monat später in der sowjetischen Besatzungszone am 9.September 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea (KDVR) mit der Hauptstadt Pjöngjang nach der kommunistischen Doktrin Stalins ausgerufen und so politisch, wirtschaftlich und militärisch an die damalige Sowjetunion angeschlossen. Diese versuchte mit dieser Gründung eines Staates im eigenen Einflußgebiet die alleinige Vorherrschaft der USA auf der koreanischen Halbinsel zu verhindern. US-Truppen standen mit ihren Militärstützpunkten unmittelbar vor der eigenen Haustür. Zudem wurde Japan, trotz der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am Ende des 2.Weltkrieges, zu einem engen Verbündeten der Vereinigten Staaten.

Bereits vor der Gründung der KDVR (Nordkorea) waren 1946 unter dem sowjetischen Einfluss in der Besatzungszone Bodenreformen durchgeführt und grosse Produktionsbetriebe, bedeutende Handelshäuser, Banken, Versicherungsgesellschaften und Verkehrsmittel, die zum grössten Teil japanischen Besitzern gehörten, in Staatseigentum überführt worden.

Zwischen den beiden neuen Staaten wurde eine demilitarisierte Zone unter eine von den Vereinigten Staaten dominierten UNO-Aufsicht eingerichtet, deren Mitarbeiter ein paar Tage vor dem Beginn des Korea-Krieges aus unbekannten Gründen von der Demarkationslinie abgezogen worden waren.

Ende 1948 hatten die sowjetischen Truppen den Norden Koreas verlassen. Im Süden jedoch verblieben die Truppen der USA.

Nordkoreas Goldminen und die Gründung der Weltbank, der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD), sowie  des Internationalen Währungsfonds (IWF)

Nordkorea besitzt im Gegensatz zum Süden hohe Vorkommen an Kohle, Gold, Silber, Eisen, Blei, Eisenerz, Wolfram, Magnesit und Graphit und zählt zu den an Bodenschätzen reichen Ländern Asiens. Im Landkreis Unsan in der östlichen Nord-Pyongan-Provinz liegen ergiebige Goldminen (3). Die Eroberung des Kaiserreiches Korea durch die japanischen Truppen, die nachfolgende Ansiedlung japanischer und internationaler Banken und Konzerne, sowie von Schwerindustrie zur Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, ist nicht zuletzt auch auf diese Vorkommen zurückzuführen.

1950 übernahmen die Staaten, die unter US-amerikanischem Einfluss standen, den Gold-Dollar-Standard des am 22. April 1944 eingeführten Bretton-Woods-Systems – ein internationales, auf dem goldhinterlegten US-Dollar basierendes Währungssystem, welches den US-Dollar zur Weltleitwährung erkoren hatte. Zu diesen Staaten zählte auch Westdeutschland mit seiner D-Mark, die am 21. Juni 1948 in der Trizone und drei Tage später auch in den drei Westsektoren Berlins durch die Währungsreform 1948 eingeführt wurde und die Reichsmark als gesetzliche Währungseinheit ablöste.

Um das Funktionieren des Systems zu gewährleisten, wurden die Weltbank, die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) und der Internationale Währungsfonds (IWF) gegründet. Die Zentralbanken der Mitgliedstaaten hatten sich mit Abschluss des Vertrages dazu verpflichtet, durch Eingriffe auf den Devisenmärkten die Kurse ihrer Währungen in festgelegten Grenzen zu halten. (4)

Goldvorkommen erlangten damit eine grössere Bedeutung als jemals zuvor. Es ist dementsprechend plausibel anzunehmen, dass der Korea-Krieg von den USA nicht nur aus geostrategischen, sondern auch aus ökonomischen Motizen heraus geführt wurde. Es ging um den Besitz der Edelmetalle in Nordkorea. Die US-gesteuerte südkoreanische Regierung wurde zum ausführenden Organ der US-Militärs und ihrer Washingtoner Regierung.

Korea-Krieg: Ostblock gegen Westblock

An dieser Stelle wird auf die Beschreibung des Korea-Krieges nicht eingegangen, zahllose Dokumentationen und Filme wurden dazu veröffentlicht.

Als offizieller Beginn des Koreakrieges gilt in der westlichen Geschichtsschreibung der Einmarsch nordkoreanischer Streitkräfte in den Süden am 25.Juni 1950. Im Zuge des Internets wieder aufgetauchte alte Schriftstücke wie die von Alan Milchman (16) aus den 60er Jahren sprechen eine andere Sprache. Erste Berichte sprachen laut der Dokumentation von Milchman, gegenteilig zu der heute überall zu lesenden Meinung, von einem Angriff südkoreanischer Truppen.

Am Krieg, der als „innerkoreanische Angelegenheit“ dargestellt wurde, beteiligten sich die USA einerseits, sowie das seit 1949 kommunistische China und die Sowjetunion andererseits, auf der Seite ihrer jeweiligen Verbündeten. Der Krieg dauerte bis zum Juli 1953, mit den verheerendsten Folgen für das gesamte koreanische Volk. Der Norden, mit seinen traditionellen Industriestandorten, wurde fast komplett dem Erdboden gleichgemacht. Über drei Millionen Koreaner verloren ihr Leben. Die Landwirtschaft Nordkoreas hat noch heute unter den Auswirkungen der unzähligen Bomben- und Napalmabwürfe zu leiden, die die Böden und die Wälder nachhaltig zerstörten.

Die Vereinigten Staaten von Amerika vermieden den Ausdruck Krieg und bezeichneten diesen als „Korea-Konflikt“, um einer offiziellen Kriegserklärung aus dem Weg zu gehen.

Fortführung des Kalten Krieges bis ins einundzwanzigste Jahrhundert – Krisenplan von 1969 mit dem Codenamen „Freedom Drop“ der US-Strategen enthielt die Option des Einsatzes von Atombomben auf Nordkorea

Am 16. Mai 1961 putschte sich in Südkorea das Militär unter der Führung von General Park Chung-hee an die Macht. Für die demokratischen Rechte begann ein finsteres Kapitel, Presse- und Meinungsfreiheit wurden abgeschafft. Am 26. Oktober 1979 wurde der Militärdiktator Park vom eigenen Geheimdienstchef Kim Chae-kyu erschossen.

Am Mittwoch, den 23.Juni 2010 wurde zwei Tage vor dem Jahrestag des Beginns des Koreakrieges der Inhalt einiger Dokumente des Nationalen Sicherheitsarchivs der George Washington Universität aus der Zeit der Nixon-Ära bekannt, die durch Anfragen im Rahmen des Freedom of Information Act von der Regierung freigegeben worden waren.

Diese bisher vor der Öffentlichkeit als Verschlusssache geheimgehaltenen historischen Dokumente belegen, dass im Jahr 1969 unter dem 10. US-Präsidenten Richard Nixon neben Einsätzen mit konventionellen Waffen auch die Option eines atomaren Angriffs auf Nordkorea durch die US-Streitkräfte einkalkuliert worden war. In einem Krisenplan mit dem zynischen Codenamen „Freedom Drop“ wurde die Verwendung taktischer Atomwaffen durch die Vereinigten Staaten in Erwägung gezogen, um militärische Kommandozentralen, Flugplätze und Stützpunkte in Nordkorea zu zerstören, falls die nordkoreanische Armee einen Luftangriff auf den Süden starten sollte.

Im Falle eines Atomangriffs würde es „innerhalb einer Bandbreite von etwa 100 bis mehrere Tausend“ tote Zivilisten geben; so damals ein Memorandum des damaligen 10. US-Verteidigungsminister Melvin Laird an Nixons nationalen Sicherheitsberater Henry Kissinger. Nixons Berater schlugen jedoch vor, mit dem Einsatz von Atombomben abzuwarten. Als Anlass dieses eingeplanten Vergeltungsschlages diente unter anderem der Abschuss eines US-Spionageflugzeuges während eines Aufklärungsfluges über dem Japanischen Meer (East Sea) durch Nordkorea, bei dem einunddreissig Bordinsassen ums Leben kamen.

Die Nixon-Regierung nahm schliesslich Abstand von der atomaren Option ordnete eine Fortsetzung der Spionageflüge und weitere Manöverübungen der US-Navy zur Machtdemonstration in den Küstengewässern an – die bis zum heutigen Tag durchgeführt werden. (5)

Ende der neunziger Jahre kam es auf der koreanischen Halbinsel zu einer Zeit der Entspannung. Bei der Wahl am 18. Dezember 1997 konnte sich Kim Dae-jung durchsetzen. Kern seiner Politik war die Aussöhnung mit Nordkorea, die heute als „Sonnenscheinpolitik“ bekannte Ära des Tauwetters in den koreanisch-koreanischen Beziehungen.

Zwei während des Koreakriegs unterbrochene Eisenbahnstrecken wurden wieder instand gesetzt; die erste Testfahrt fand erst am 17. Mai 2007 statt. Man gründete in Kaesong ein gemeinsames Industriegebiet. Höhepunkt dieser Politik war ein Treffen Kim Dae-jungs mit dem nordkoreanischen Führer Kim Jong-il in Pjöngjang im Juni 2000. Für diese Politik wurde Kim Dae-jung noch im selben Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. (14)

Roh Moo-hyun, der Sieger der Präsidentschaftswahlen im Dezember 2002, führte diese Entspannungspolitik fort und besuchte Nordkoreas Regimechef Kim Jong-Il. Alles schien denkbar, in dieser Zeit der Entspannung.

Kim Yong Il und Roh Moo-hyun, die Staatschefs der beiden koreanischen Staaten
Kim Jong Il und Roh Moo-hyun. Koreanisch-koreanische Beziehungen in Zeiten der "Sonnenscheinpolitik".

Doch diese Zeit fand im Dezember 2007 mit der Wahl des heutigen Präsidenten Lee Myung-bak ein jähes Ende. Lee beendete die vorsichtige Annäherung an den Norden und folgte wieder strikt dem Kurs Washingtons.

Am 23.Mai 2009 kam Ex-Präsident Roh Moo-hyun unter äußerst mysteriösen Umständen bei einem „Bergausflug“ ums Leben. Das südkoreanische Volk trauerte tief um Rho Moo-hyun, Hunderttausende begleiteten den Trauerzug, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Auch Nordkorea kondolierte. (15)

Mit der Affäre um die vermeintlich durch einen unsichtbaren Torpedo eines unsichtbaren nordkoreanisches U-Bootes versenkte Cheonan im April 2010 wurde die alte Linie der US-Aussenpolitik gegenüber Nordkorea weitergeführt. Stellvertretend für Washingtons Interessen wurde nach dem Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffes der UNO-Sicherheitsrat angerufen, um Sanktionen gegen Pjöngjang zu verhängen.

Doch am 2.Juni 2010 erlebte die US-nahe Lee-Regierung Südkoreas bei den landesweiten Kommunalwahlen eine ebenso überraschende, wie verheerende Wahlniederlage. Kriegstreiberei und Konfrontationskurs gegen Nordkorea hatten sich nicht ausgezahlt, sondern wurden von der Bevölkerung abgelehnt.

In den ersten Tagen nach der verlorenen Wahl täuschte Seoul zunächst reumütige Worte und Einsicht vor. Doch die ist bereits vergessen. Unvermindert führt die südkoreanische Regierung von Lee Myung-bak ihre bisherige Linie weiter fort, den Nachbarn mit Hilfe der Cheonan-Affäre durch den UNO-Sicherheitsrat mit Sanktionen und Bestrafungen zu isolieren und zu schwächen. Lee kündigte an, auf dem zur Zeit stattfindenden G-20-Gipfel in Toronto Gespräche über eine Sanktionsbereitschaft mit den Ländern zu führen, de sich im UNO-Sicherheitsrat gegen Sanktionen ausgesprochen hatten. Doch die wollen nicht.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass Präsident Lee direkte Gespräche mit China und anderen Ländern führen kann ist nicht hoch“, musste ein Regierungsbeamter des Präsidentenpalastes am 24.Juni einräumen. „Zumindest gibt es noch die Möglichkeit, auf US-China-Meetings und bei anderen Anlässen Russland und China von der Notwendigkeit unserer Ansichten zu überzeugen“, hiess es weiter.

Laut einer Meldung von asahi würde China noch nicht einmal den Namen Nordkorea in einem UNSC-Dokument sehen wollen und lehne weiter Sanktionen ab: „Wenn wir Nordkorea kritisieren, könnte das zu einer neuen militärischen Provokation führen“, wird dort ein chinesischer Beamter zitiert. (7)

US-Präsident Barack Obama wird sich an diesem Wochenende in Toronto u.a. mit dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao treffen. Am Samstag (26.Juni) wird der US-Präsident ein Vier-Augen-Gespräch mit dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung-bak führen. Es wird vermutet, dass es dabei voraussichtlich um das Thema Cheonan sowie Pjöngjangs mutmassliches Atomwaffenprogramm gehen wird. (9)

Yu Myung-Hwan, der südkoreanische Minister für auswärtige Angelegenheiten und Handel, berichtete am 22.Juni dem Parlament in Seoul, dass Grossbritannien, die Vereinigten Staaten, Frankreich und Japan die Idee der Annahme einer Resolution gegen Nordkorea unterstützen. Für Sanktionen der Vereinten Nationen reicht das nicht. Die westlichen Staatsmächte konnten sich bis jetzt nicht gegen China und Russland durchsetzen, eine UN-Resolution durch den Sicherheitsrat zu bringen. Einige Regierungsmitglieder in Seoul haben inzwischen geäussert, dass die Verabschiedung unwahrscheinlich ist und „ausser Reichweite liegt.“ Offenbar um das Gesicht zu wahren, scheint nun die südkoreanische Regierung sogar zufrieden, wenn der Präsident des UNO-Sicherheitsrates eine unverbindliche Erklärung abgeben würde.

Ein Gremium des UNO-Sicherheitsrates hat die Aussagen von Vertretern aus Nord- und Südkorea unabhängig voneinander in getrennten Sitzungen zu dem Cheonan-Vorfall angehört. Der mexikanische UN-Botschafter Claude Heller, der zur Zeit den Ratsvorsitz innehat, verlas am 14.Juni in einer Pressekonferenz eine sehr besonnene Erklärung des UNO-Sicherheitsrates, in der er sich zutiefst besorgt über die Versenkung eines südkoreanischen Kriegsschiffs Ende März äusserte. Die Sorge gelte den Auswirkungen auf Frieden und Stabilität auf der koreanischen Halbinsel, so Heller. In der Erklärung des Rats wurde jegliche Schuldzuweisung vermieden. Weder Nord- noch Südkorea wurden als Urheber der Katastrophe verantwortlich gemacht und es wurde mitgeteilt, dass das UN-Gremium weiter über den Vorfall beraten wird. (8) Heller mahnte zur Zurückhaltung:

„Der Sicherheitsrat fordert die Beteiligten mit Nachdruck auf, sich jeder Handlung zu enthalten, die die Spannungen in der Region erhöhen könnte.“

US-Quellen hätten nach Angaben von DailyYomiuri am 22.Juni durchblicken lassen, dass die US-Regierung unter Barack Obama Nordkorea nicht auf die Liste der sogenannten „Terrorstaaten“ setzen wird. Einige US-Abgeordnete hatten versucht, diese Forderung durchsetzen, auch einige Regierungsvertreter hätten dafür plädiert, so überdeutlich der Sprecher von US-Aussenministerin Hillary Clinton, US-Aussenamtssprecher Philip Crowley. Die Regierung hätte jedoch von einer solchen Massnahme abgesehen, da angesichts der gegenwärtigen Umstände es schwierig wäre zu beurteilen, ob die Voraussetzungen für einen solchen Schritt vorlägen. (11)

Staatliche Unterstützer des Terrorismus, wie diese das US-Aussenministerium definiert, sind „Länder, die sich dazu entschlossen haben, Akte des internationalen Terrorismus“ zu unterstützen. Um einen Staat auf diese Liste zu setzen, muss nachgewiesen werden, dass das Land „entscheidenden Einfluss“ auf terroristische Gruppen hat, etwa indem es Gelder, Waffen, Materialien und sichere Bereiche für die Durchführung von Operationen bereitstellt.

Den vermeintlichen „Schurkenstaat“ Nordkorea präsentierten die USA der Weltöffentlichkeit nach einem weiteren äußerst obskuren Vorfall. Am 12. Dezember 2009 kam es auf dem Bangkoker Flughafen Don Mueang zu einem spektakulären medienbetonten Ereignis. Thailändische Militärs stürmten unter Anleitung amerikanischer Spione – der US-Botschafter in Thailand, Michael Turner war nach eigener Aussagen nicht eingeweiht – einen georgischen Militärtransporter russischer Bauart, von dem von dem der US-amerikanische Geheimdienst im Vorfeld „wusste“, dass er Waffen transportiere – selbstredend nordkoreanische Rüstungsgüter, kommend mutmasslich aus Nordkorea und wahrscheinlich auf den Weg in den Iran. Insgesamt 35 Tonnen an Waffen holte man aus diesem vermeintlich hochkonspirativen Luftransport zwischen zwei „Schurkenstaaten“.

Die ganze Angelegenheit verlief anschliessend im Sande, so als ob irgendetwas gründlich schief gelaufen wäre. Die georgische Besatzung wurde, nachdem sie monatelang in einem thailändischen Militärlager vor der Aussenwelt abgeschirmt worden war, ohne Gerichtsprozess nach Kasachstan abgeschoben und konnte anschließend nach Georgien zurückkehren. Keine einzige kasachische Zeitung hat über die Ankunft der Besatzung des Flugzeuges im Land jemals berichtet. (13)

Unmittelbar zuvor war der US-Sondergesandte der US-Regierung, Stephen Bosworth, zu dreitägigen erfolgreichen Gesprächen nach Pjöngjang gereist. Anschliessend teilte Bosworth am 10.Dezember 2009 – zwei Tage vor dem Waffenfund in Bangkok – auf einer Pressekonferenz in Seoul mit, dass die Vereinigten Staaten und die Demokratische Volksrepublik Korea ein gemeinsames Verständnis über die Notwendigkeit einer Wiederaufnahme der Sechser-Gespräche und die Umsetzung der Gemeinsamen Erklärung vom September 2005 erreicht hatten. (12)

Asiatischer Gazastreifen – düstere Aussichten für Friedensvertrag

Gold – in der aktuellen durch das Establishment ausgelösten systembedingten, sich zyklisch wiederholenden Wirtschafts- und Finanzkrise mit dem Platzen wertloser Papiere und Fonds, unterstützt durch skrupellose Banken und Regierungsbeamte, ist dieses Edelmetall zum Mittel des Überlebens der Wirtschaft der Staaten heiss begehrt. Der Anstieg des Goldpreises von 300 auf 1200 US-Dollar pro Unze und die massenhaften Aufkäufe von Gold durch Banken und Regierungen zeigen dies überdeutlich.

Unmittelbar vor dem G-20-Gipfel in Toronto und den südkoreanischen Bemühungen um Komplizen gegen die Regierung in Pjöngjang erwähnte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Donnerstag (23.), dass das US-Aussenministerium Hillary Clintons nicht ausschliesse, dass die Vereinigten Staaten nordkoreanische Vermögenswerte bei ausländischen Banken eingefrieren könnten. Dies diene dazu, so die Erklärung, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen durch Nordkorea zu verhindern (10). Ein Sprecher des Aussenministeriums zu Reportern:

„Ich möchte nicht zu einem bestimmten Schritt Bezug nehmen, den wir in Erwägung ziehen, aber das sind Schritte, die uns zur Verfügung stehen.“

Crowley hatte mit dieser Aussage auf eine Frage reagiert, ob Washington es in Erwägung ziehen würde, nordkoreanische Vermögenswerte auf ausländischen Banken genauso einzufrieren wie man im Jahr 2005 nordkoreanische Konten auf der Banco Delta Asia in Macau mit mehr als 25 Millionen US-Dollar sperren liess. .

Die Bevölkerung Koreas hat unter diesen Voraussetzungen schlechte Aussichten auf den seit 57 Jahren überfälligen Abschluss eines Friedensvertrages. Die westliche Welt trägt mit harten Wirtschaftssanktionen – im Gegensatz zu Russland und China – dazu bei, das Land zu isolieren, den Staat in eine Aufrüstung zu treiben und prangert im gleichen Atemzug an, dass die „Militärdiktatoren“ Nordkorea von der Aussenwelt abschotten und ihr Volk hungern lassen würden.

Würde Deutschland – vorausgesetzt es hätte eine Regierung, die nicht die Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika, sondern die des eigenen Volkes und des friedlichen Zusammenlebens der Völker vertritt – beginnen, ganz normale Beziehungen in Wirtschaft, Politik, Bildungswesen und Kulturaustausch zu suchen, würde auch die Spirale des unverminderten Wettrüsten dieses ewig anhaltenden Kalten Krieges durchbrochen werden.

Fast 57 Jahre später ist der Krieg von Korea gegen Korea immer noch nicht vorbei. Es liegt nun an den Regierungen beider koreanischer Staaten, diesen Krieg endgültig zu beenden und die Sonne auf ihr gemeinsames Volk wieder scheinen zu lassen.

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Die Vereinigten Staaten von Amerika und Südkorea haben sich ihren Grund zurecht gebastelt, um schon wieder mit Drohgebärden gegen Nordkorea vorzugehen und es damit zu reizen und zu provozieren. Die Regierung in Pnöngjang soll nun endlich die Nerven verlieren und zu einem verhängnisvollen Schritt getrieben werden, den die Weltöffentlichkeit wahrnehmen soll. Die fadenscheinige Ausrede heisst “der Untergang der Cheonan” vom März diesen Jahres, den man seit einer Woche wieder auf die ersten Seiten der Presse gehievt hatte und Nordkorea die Schuld an dem Vorgefallenen zuweist.

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28.05.2009 Korea: Der merkwürdige Tod des ex-Präsidenten Roh Moo-hyun

Quellen:
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Syngman_Rhee
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Jeju-do#Das_Jeju-Massaker
(3) http://en.wikipedia.org/wiki/Unsan
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Goldpreis#Goldstandard_in_Deutschland
(5) http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5i5w1Z0eofTwNjH5k2TmZHBFED4bQ
(6) http://www.globalsecuritynewswire.org/gsn/nw_20100624_7154.php
(7) http://www.asahi.com/english/TKY201006230426.html
(8) http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE65E02Y20100615
(9) http://www.globalsecuritynewswire.org/gsn/nw_20100624_7154.php
(10) http://english.yonhapnews.co.kr/national/2010/06/24/13/0301000000AEN20100624000100315F.HTML
(11) http://www.yomiuri.co.jp/dy/world/T100623003659.htm
(12) http://www.radio-utopie.de/2009/12/13/stephen-bosworths-erfolge-in-nordkorea-und-die-prompte-sabotage/
(13) http://www.radio-utopie.de/2010/02/13/in-thailand-verhaftete-flugbesatzung-ohne-prozess-abgeschoben-35-tonnen-waffen-bleiben-im-land/
(14) http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdkorea#Milit.C3.A4rregierungen
(15) http://www.radio-utopie.de/2009/05/28/korea-der-merkwuerdige-tod-des-ex-praesidenten-roh-moo-hyun/
(16) http://mises.org/journals/lar/pdfs/1_1/1_1_4.pdf

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