9.Juli: Tag des journalistischen Schweigens in Italien
Landesweiter Medienstreik gegen Beschränkungen der Pressefreiheit und öffentlichen Meinungsäusserungen
In Italien mussten die Bürger am heutigen Freitag, den 9.Juli, auf den Genuss der gewohnten Lektüre ihrer Lieblingszeitung sowie der einen oder anderen Radio- oder Fernsehsendung verzichten.
Der nationale Journalistenverband FNSI hatte zu dem „Tag des Schweigens“ aufgerufen und wurde von „Reporter ohne Grenzen“ und anderen Organisationen unterstützt.
An dem Streik der Informationen beteiligten sich so gut wie alle Zeitungen wie der „Corriere della Sera“, „La Stampa“ oder „La Repubblicabis“ bis auf einigen Ausnahmen bei den regierungstreuen Blätter wie dem „Il Giornale“ und richtet sich ein Gesetz, das sich Silvio Berlusconi zurechtgestrickt hat, um Veröffentlichungen zu verhindern, die ihm nicht in den Kram passen. Angeblich soll das Gesetz die Privatsphäre des Einzelnen vor Veröffentlichungen in den Medien besser schützen, die ihre Informationen „unrechtmäßig“ aus Ermittlungsakten oder auch mitgeschnittenen Gesprächen beziehen.
Der Gesetzentwurf hat den Senat passiert und soll Ende Juli vom Parlament abgesegnet werden, hiess es im Handelsblatt.
Tausende von Journalisten, Kulturschaffende und Oppositionelle haben vor ein paar Tagen in Rom gegen das Gesetz demonstriert, das Haftstrafen für Journalisten und Geldbussen für Verleger vorsieht, die bei Ermittlungen abgehörte Telefonate unerlaubt veröffentlichen.
Lauschen dürfen nach Ansicht Berlusconis in Italien nur die Schergen des Ministerpräsidenten, alle anderen haben die Klappe zu halten und sollen eingeschüchtert werden.
Viele Skandale werden in den meisten Fällen durch die Medien mit Hilfe von Informanten aufgedeckt – eine Kultur, die in Deutschland seit Jahren im Niedergang begriffen ist und in den nächsten Tagen und Wochen Gelegenheiten zur Genüge finden kann, ihren selbstverschuldeten Ruf als Staats- oder Konzernhuren zu korrigieren und das Gegenteil zu beweisen.
Auf das nicht wie im Mittelalter weiterhin Korruption, Missstände und Vetternwirtschaft blühen können und die Pressefreiheit weiter eingeschränkt wird. Der Sprung von der Demokratie zu Diktatur und Faschismus ist dann nur noch ein kleiner.
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