John D. Bennett neuer Direktor der CIA-Spezialeinheit NCS für weltweite Sondereinsätze

In den Führungspositionen der zum Leben konträr stehenden Berufszweige der Vereinigten Staaten von Amerika ist das grosse „Bäumchen wechsle dich“-Spiel angesagt, um die von ihnen heimgesuchten Staaten weiterhin kräftig aufzumischen.

Die Angestellten des US-Militärs und der Geheimdienste müssen sich immer schneller auf neue Gesichter in den Chefetagen einstellen, in denen das Stühlerücken in diesem Jahr besonders ausgeprägt ist und die glühenden Türklinken gar nicht mehr so schnell abkühlen können, wie sie in die Hand genommen werden.

So hiess es nun nach den jüngsten Berichten in der Presse, dass der in Spionageangelegenheiten und geheimen Operationen hochverdiente John D. Bennett der neue top spymaster der CIA wird und den Chefposten des National Clandestine Service (NCS), der dem CIA-Direktor rechenschaftspflichtig ist und früher als Direktion für Operationen firmierte, übernehmen wird. Der bisherige Leiter des „nationalen geheimen Dienstleistungsbetriebes“ NCS war Michael Sulick, der sein müdes Haupt auf das Ruhestandskissen legen wird, so die Angaben.

Der National Clandestine Service ist noch sagenumwobener als allgemein so über die CIA scheibchenweise durchsickert und organisiert geheime Einsätze von Sonderkommandos – Attentate und gezielte Tötungen inklusive – und ist für Informationsbeschaffungen verantwortlich, die mit den Aufdeckungen der Folterpraktiken in geheimen CIA-Gefängnissen eine der verrufendsten Unterabteilung dieser Behörde mit tiefen menschlichen Abgründen darstellt.

Der NCS wurde am 13. Oktober 2005 durch eine Gesetzesinitiative des US-Senators Pat Roberts ins Leben gerufen. Der Anlass für die Gründung waren wie stets bei der Etablierung derartiger Einrichtungen oder Gesetze zur Kontrolle und Beherrschung der Welt die Terroranschläge am 11. September 2001 und in ihrem Gefolge die Schaffung des Mythos Al-Quaida – der „War with Terror“ war offiziell geboren worden.

Der National Clandestine Service ist eine US-amerikanische Bundesbehörde, die die geheimdienstlichen Aktivitäten sämtlicher US-Nachrichtendienste in der HUMINT koordiniert.

Geheimdienstlich wird unter HUMINT vor allem das Gewinnen von Informationen durch Agenten, die menschliche Quellen gezielt führen und deren Informationen sammeln und weiterleiten, verstanden. In Deutschland wird HUMINT von der Abteilung 1: Operative Aufklärung des Bundesnachrichtendienstes (BND) durchgeführt.

Der HUMINT-Bereich wird ergänzt durch die sogenannte Signals Intelligence (SIGINT), wobei Informationen durch elektronische Mittel erlangt werden, z. B. Satellitenüberwachung, Abhören von Telefonen, Überwachen von E-Mails. Nicht jedoch z. B. das Abhören mit Wanzen, welches zu HUMINT zählt, da die Wanze von einem Agenten angebracht werden muss.

Wie das letzte Beispiel zeigt, gibt es viele Überschneidungen. Eine klare Abgrenzung ist oft nicht möglich. Daher ist die Einteilung in HUMINT und SIGINT meist nur eine Aufgabenzuweisung zwischen Abteilungen eines Geheimdienstes oder zwischen verschiedenen Geheimdiensten einer Macht. In den USA zum Beispiel sind HUMINT und SIGINT zwischen den beiden großen Auslandsgeheimdiensten aufgeteilt. HUMINT ist Aufgabe der CIA und SIGINT Aufgabe der NSA.

In Deutschland wird SIGINT von der Abteilung 2: Technische Beschaffung des BND durchgeführt.

Der National Clandestine Service hat bei seiner Gründung im Oktober 2005 die bisherige Operationsleitung (Directorate of Operations) der CIA und deren Aufgaben zur Gänze übernommen. Zu den Aufgaben des NCS gehört insbesondere die Koordination der HUMINT-Aktivitäten der CIA mit denen anderer Geheimdienste der USA, darunter des FBI, des Diplomatic Security Service (DSS), der Defense Intelligence Agency (DIA), der Air Intelligence Agency (AIA), der Marine Corps Intelligence Activity (MCIA), des Office of Naval Intelligence (ONI) und der Army Intelligence.

John Bennett gilt als ausgesprochener Pakistan-Fachmann, laut der offiziellen Biografie wäre er nach seinem Dienst in der US-Armee von der CIA im Jahr 1981 angeworben worden und war dort unter anderem Chef geheimer Kommandoeinheiten. Über einen Grossteil seiner Karriere in Übersee liegt der Mantel des Schweigens, nur soviel wird der Öffentlichkeit verraten, dass darunter vier Einsätze als Agentur-Chef an unbekannten Orten gewesen sein sollen.

Bei der Agentur HQ in Langley, Virginia, diente Bennett als stellvertretender Chef des Geheimen Service der Afrika-Abteilung – der Clandestine Service‘s Africa Division und er war stellvertretender Direktor für „Community HUMINT“. NewsWeek mutmasste, dass diese Aufgabe „offenbar bedeutete, dass er dort für die Koordinierung der menschlichen Geheimdienstkontakte mit anderen Organisationen wie der Defense Intelligence Agency verantwortlich war.“ Zudem war er Leiter der Geheimdienstbehörde Special Activities Division, die ultra-geheime Spionageoperationen, einschliesslich gelegentlicher Einsätze von Spezialsonderkommandos, durchführte.

Zuletzt war er der Boss der CIA-Station in Pakistan. Das Land wird ununterbrochen von Terroranschlägen und Attentaten heimgesucht.

Mit der Ernennung zum neuen NCS-Direktor würde die „hohe Bedeutung der US-Regierung zum Ausdruck kommen, die sie ihren Beziehungen zu dem pakistanische Volk“ mit dieser Besetzung des Folter- und Tötungsspezialisten beimessen würde, hiess es gestern bei NewsWeek.

In der Tat, John Bennett hat sich dort bereits mit Ruhm bekleckert, denn unter seinem Verantwortungsbereich fielen die feigen hinterhältigen Kampfroboter der neuesten Drohnengeneration, die man in Pakistan getestet hat, bedauerlicherweisse mit Kollateralschäden an der zivilen Bevölkerung, denn noch sind diese Flugbomben-Automaten nicht mit jenem feinen Geruchsinn der abgerichteten Kampfhunde ausgestattet, die vor einem Jahrhundert Jagd auf entflohene Sklaven der Südstaaten in den USA machten und diese beim Aufspüren regelrecht zerfleischten.

Diese Opfer werden jedoch alle in Kauf genommen, wenn sie der Kriegpropaganda dienen. So soll im August des Jahres 2009 Baitullah Mehsud bei einem Drohnenangriff erfolgreich erlegt worden sein, was heiss umstritten wurde. Das nun würde Bennett für seinen neuen Posten qualifizieren und die Drohneneinsätze sollen in diesem Jahr noch verstärkt werden. Ein US-Beamter ohne Namen hätte nach Mitteilung der Zeitung gesagt, dieser Tod Mehsuds und sein Verschwinden vom Schlachtfeld hätte die Beziehungen zu Pakistan ganz erheblich verbessert.

Nur merkwürdig erscheint es dann, dass das pakistanische Parlament und angeblich auch die Regierung diese Angriffe auf ihrem Territorium verurteilen und als eine Verletzung der Souveränität ihres Landes betrachten. Aber in der westlichen Medienlandschaft kann die USA-Pakistan-Freundschaft in aller Frische wachsen und gedeihen und es soll verstärkt zu deutlichen Verbesserungen gerade eben auch mit Hilfe von Bennett kommen.

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Quellen:
(1) http://www.newsweek.com/blogs/declassified/2010/07/21/from-islamabad-station-chief-to-new-cia-spymaster.html

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