Venezuela bricht Kontakt zu Kolumbien ab
Diplomatischer Konflikt eskaliert: Botschafter abgezogen, venezolanische Truppen mobilisiert. Protest vor OAS, Sondersitzung von UNASUR
Caracas. Die venezolanische Regierung hat am heutigen Donnerstagnachmittag (Ortszeit) alle Beziehungen zum Nachbarland Kolumbien abgebrochen. Die linksgerichtete Staatsführung reagierte damit auf zunehmende Vorwürfe Kolumbiens, bis zu 1500 Rebellen der Guerillaorganisationen FARC und ELN Unterschlupf zu gewähren.
Während die US-nahe Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) auf Antrag Kolumbiens zu einer Sondersitzung zusammenkam, beantragte Venezuela nach dem Abbruch der Beziehungen zum Nachbarland eine Sondersitzung der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR).
Venezuelas Präsident Hugo Chávez gab den Rückzug des Botschaftspersonals während einer Sondersendung live bekannt. Begleitet wurde er dabei von der argentinischen Fußballlegende Diego Maradona, der sich zurzeit zu Besuch in Caracas aufhält. Zugleich versetzte er die venezolanischen Truppen entlang der Grenze zu Kolumbien in Alarmbereitschaft.
Schwere Vorwürfe erhob Chávez gegen die USA. Sie hätten den scheidenden Präsidenten Kolumbiens, Alvaro Uribe, zur Eskalation angestiftet. Uribe übergibt die Amtsgeschäfte am 7. August an den ihm nahe stehenden rechtsgerichteten Politiker Manuel Santos. „Ich mach Uribe dafür verantwortlich, was in den kommenden Tagen geschieht“, sagte Chávez, der zugleich seiner Hoffnung auf eine Beilegung der neuerlichen schweren Krise Ausdruck verlieh.
Uribe wolle sich kurz vor Ende seiner zweiten Amtszeit als Opfer präsentieren, so Chávez weiter. Dabei habe er weder im Kampf gegen die Guerillaorganisationen noch im Kampf gegen den Drogenhandel Erfolge vorzuweisen. Tatsächlich, so Chávez Mutmaßung, liege der interne bewaffnete Konflikt im Interesse der USA, die Uribe in den vergangenen acht Jahren entschieden unterstützt haben. „Uribe ist nichts als eine Spielfigur Washingtons“, sagte der venezolanische Staatschef.
Quelle: amerika21.de