Raketen (-abwehr) für Jordanien
Auf die jordanische Küstenstadt Akaba am Roten Meer sind Raketen abgefeuert worden. Unmittelbar benachbart: die israelische Küstenstadt Eilat. Rein zufällig freut man sich zur Zeit in Israel über die Aktivierung des neuen Raketensystems „Iron Dome“. Und die USA suchen händeringend noch arabische Monarchien, denen sie „zum Schutz“ ihr Standard Missile / Aegis-Raketensystem aufschwatzen können.
Wie die israelische „Haaretz“ (1) heute meldet, schlugen im Zentrum der jordanischen Hafenstadt Akaba zwei Raketen kleinerer Sprengkraft ein und verwundeten vier Menschen. Eine Rakete schlug „in der Nähe“ der benachbarten israelischen Hafenstadt Eilat ein, zwei im Meer. Insgesamt sollen fünf Raketen abgefeuert worden sein – aus Ägypten, heisst es.
Dabei ist in der Meldung der „Haaretz“ von einer jordanischen Quelle die Rede, die aussagte, die Raketen hätten sich „von Westen“ genähert. Im Westen von Akaba liegt Israel. Genauer gesagt: Eilat. Aber ganz sicher nicht Ägypten.
Ergo war Moshe Cohen, israelischer Polizei-Kommandant im Distrikt Eilat, auch ganz anderer Meinung. Er verlautbarte, obwohl man noch nicht wisse, woher die Raketen kämen, sei es „vernünftig“ – vernünftig – anzunehmen, dass sie aus
„dem südlichen Gebiet kamen“
Die üblichen verdächtigen Nachrichtenversteher machten sich daraus umgehend eine nette Story. „Reuters“ (2):
„Die Raketen wurden nach übereinstimmenden Angaben aus Jordanien und Israel wahrscheinlich aus der unmittelbar an Eilat angrenzenden ägyptischen Sinaiwüste abgefeuert. Einen ähnlichen Angriff hatte es bereits im April gegeben.“
Zu den Aussagen Cohens hiess es:
„Auch wenn es noch etwas zu früh für endgültige Aussagen sei, nehme er doch an, dass die Raketen aus dem Süden, also dem angrenzenden ägyptischen Sinai, abgeschossen worden seien. Von dort aus hatten bereits mehrfach islamistische Extremisten versucht, Israel anzugreifen.“
Währenddessen machen Führungsschicht und Militär der US-Amerikaner das, was sie am besten können: betteln, aber mit Nachdruck. Die „Washington Post“ schrieb zu der derzeitigen weltweiten geostrategischen Aufrüstung der Obama-Regierung:
„Zur gleichen Zeit arbeitet das US-Militär mit Israel und Alliierten am Persischen Golf daran, ihre Raketenabwehr-Kapazitäten aufzubauen und zu erweitern. Die USA errichteten 2008 in Israel eine Radarbodenstation und hat im Blick, eine weitere in einem arabischen Land in der Golfregion zu plazieren.
Im Klartext: die USA müssen irgendwo ihre Truppen und Waffensysteme unterbringen und betreten den angebettelten Staat gern mit dem gleichen Argument, was weltweit jeder andere Schutzgelderpresser seinem neuen Kunden erzählt:
„Gib mir, sonst nehmen es Dir andere. Weil die gefährlich sind und ich Dich beschütze.“
Die Aufrüstung Washingtons hat sich seit der Bush-Präsidentschaft, die auf bodengestützte Systeme in Osteuropa gesetzt hatte, während der Obama-Regierung hin zu mobilen, primär seegestützten Systemen entwickelt. Zentrale Komponenten sind die Standard Missile Raketensysteme und das Aegis-Leitsystem. Zur Zeit drängt die USA Japan massiv zu Exportgenehmigungender von Japan finanzierten Fortentwicklungen der Standard Missile, der SM-3 2A.Produziert. Diese kann, den offiziellen Angaben der Waffenkonzerne und Militärs zufolge, auch gegen Satelliten und ballistische Systeme, also als Weltraumwaffe eingesetzt werden. Produziert werden die Standard Missile-Systeme vom Kriegs- und Spionage-Technologiekonzern Raytheon. (Geostrategisches Ringen und Weltweltraumwaffen: USA drängen Japan zu Export von neuem Raketensystem, 26.07.2010)
Die Obama-Regierung hat, so die Meldungen, US-Flottenverbände mit Aegis-Leitsystem und entsprechenden Standard Missile-Systemen ins Mittelmeer verlegt. Die USA, die in jeder Hinsicht im Niedergang begriffen sind und voll auf Eskalation und Krieg setzen, wollen bis 2015 auf 35 Kriegsschiffe mit Aegis-Leitsystemen aufrüsten. US-Verteidigungsminister Robert Gates brachte es für Werbezwecke tatsächlich fertig, während einer Kongressanhörung im Juni über flächendeckende Raketenangriffe des Iran auf ganz Europa zu philosophieren:
„Wenn der Iran tatsächlich einen Raketenangriff auf Europa startet, wären es nicht nur eine oder zwei Raketen, oder eine Handvoll. Es wäre wahrscheinlich eher eine Art Salven-Angriff, wo man es potentiell mit einer Menge oder sogar mit Hunderten von Raketen zu tun hätte.“
Wohlgemerkt: selbst die wie immer folgsamen US-Spionagedienste sind nicht in der Lage, in ihren Glaskugeln eine einzige iranische Interkontinentalrakete vor dem Jahr 2015 zu erblicken. Und das wäre, wie gesagt, nur eine einzige. Technisch gesehen ist zwar jedes Satellitenträgersystem auch eine Interkontinentalrakete im eigentlichen Sinne (Flug von Kontinent zu Kontinent); praktisch aber unterscheiden sich atomwaffenfähige Raketen und Trägersysteme für Satelliten in fast jeder Hinsicht. Und dies sind auch leicht erkennbare Unterschiede.
Trotz der Ansammlung von Aegis-Schiffen der US-Kampfverbände im Mittelmeer wird immer wieder der Iran ins Spiel gebracht – nicht etwa Syrien (mit seiner strategisch wichtigen russischen Flottenbasis in Tartus) oder der Libanon, dessen innere Spannungen aus Washington und New York derzeit mit allen Mitteln angeheizt werden. Die Vereinten Nationen spielen dabei die gleiche Rolle, die sie seit dem weltweiten Kriegsbeginn in 2001 immer gespielt haben: eine schlechte, und das im Spiel der US-Regierung und/oder der sogenannten „Europäischen Union“.
Barack Obama, dessen Amtszeit leider erst 2012 endet, hat Israel für sein neues Raketensystem „Iron Dome“ immerhin 205 Millionen Dollar geschenkt. Natürlich brach man im „Verteidigungs-Establishment“ Israels gleich in Tränen aus. Sowenig Geld.. (4)
Mag man sich bei den hohen Damen und Herren der Kriegsindustrie und Militärs damit trösten, dass man die von den Amerikanern finanzierten Raketensysteme dann gleich an „eine Reihe europäischer Länder“ verkaufen kann – für den Einsatz in Afghanistan. Auch im Irak werden US-Streitkräfte die „Iron Dome“-Systeme stationieren. (5)
In Asien, dessen unruhiger und nervtötender Teil sich seit rund 50 Jahren gerne „Naher Osten“ nennen lässt, wird durch die USA, die assoziierten Mitgliedsstaaten der „Europäischen Union“ bzw der „Mittelmeerunion“, massiv aufgerüstet. Ziele der Aufrüstung sind der Iran, Syrien und der Libanon. Im Hintergrund steht der geostrategische Machtkampf mit China, der z.Z. mit finanziellen und wirtschaftlichen Mitteln ausgetragen wird.
Nun kann man davon ausgehen, dass dieser Raketenangriff auf Jordanien das Land dazu anhalten soll, doch bitte nicht zu vergessen, von wem seine Monarchie beschützt wird. Die Informationsindustrie in Deutschland wird wie immer dazu beitragen, was sie kann:
nichts.
(…)
Quellen:
(1) http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/five-rockets-fired-at-eilat-and-jordan-apparently-from-sinai-1.305479
(2) http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE6710B120100802
(3) http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2010/07/31/AR2010073103048_3.html?sid=ST2010073103574
(4) http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/iron-dome-success-excites-but-army-balks-at-the-bill-1.303099
(5) http://www.jpost.com/Israel/Article.aspx?id=170605