1,33 Milliardenmarkt in USA für Monsanto bedroht: Gericht stoppt erst einmal Zuckerrübenaussaat der nächsten Saison (Zuckerrübenberg, Foto: Markus Hagenlocher/Wikipedia)
Den vergangenen Freitag, den 13.August konnte sich der Gentechnik-Konzern Monsanto dick als Unglückstag in sein büffelledernes, goldverziertes Kalendarium vermerken, als er ein Heimspiel verlor.
Wenn es auch nur ein kleiner Bruchteil eines klitzekleinen Teilsieges der Umweltschützer über die Kontaminierung der Umwelt mit gentechnisch veränderten Pflanzen ist, gibt das Urteil gegen den Konzernriesen Anlass zur Hoffnung, dass noch nicht aller reiner Hopfen und Malz verloren ist.
Die amerikanische Presse, unter anderem ABC News, berichtete über die Entscheidung des Bundesgerichtes in San Fransisco unter dem US-Bezirksrichter Jeffrey White, den Anbau von gentechnisch veränderten Zuckerrüben von Monsanto Co zu verbieten. Im Jahr 2009 hatte White bereits festgestellt, dass das US-Landwirtschaftministerium USDA dem Biotech-Unternehmen Monsanto den Anbau gentechnisch veränderter Zuckerrüben ohne ausreichende ökologische Studie genehmigt hatte. Da sich daran nichts Entscheidendes zur Entkräftigung geändert hat, fiel dieses Urteil folgerichtig am 13.August.
Da die Hälfte des Zuckerbedarfs der Vereinigten Staaten von Amerika aus Zuckerrüben gedeckt wird, bliebe konventionelles Zuckerrübensaatgut weithin verfügbar und bereits angebaute oder geerntete Gen-Rüben sind von dem Urteil vom Freitag nicht betroffen, denn die Entscheidung sollte die Zuckerproduktion nicht erheblich beeinträchtigen, so der Richter.
Umweltschützer hatten geklagt, dass die von Monsanto entwickelten Zuckerrüben Resistenzen gegenüber der konzerneigenen Hausmarke, dem Unkrautvernichtungsmittel Roundup gebildet haben. Monsanto hatte das gentechnisch veränderte Saatgut und das Herbizid hergestellt und zusammen an die Landwirte verkauft. Die Aktivisten argumentieren, dass die „Roundup Ready“ Pflanzen den Einsatz von Herbiziden und die Entwicklung von herbizidresistenten Unkräutern erhöht haben.
Der Anwalt der Kläger, George Kimbrell, ein leitender Mitarbeiter des Center for Food Safety, sagte nach der Urteilsverkündung
„Es ist ein Sieg für die Landwirte, für die Umwelt und für die Öffentlichkeit.“
Monsanto hatte laut Gerichtspapieren gegen die Klage vor Gericht geltend gemacht, dass der Widerruf der Genehmigung der Regierung für den Anbau mit gentechnisch verändertem Saatgut dem Unternehmen und seinen Kunden rund 2000000000 Dollar in den Jahren 2011 und 2012 kosten würden.
Der Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, Caleb Weaver teilte mit, dass das USDA die richterliche Anordnung überprüfen werde, um „die geeigneten nächsten Schritte zu bestimmen.“
Duane Grant, ein Zuckerrüben-Landwirt aus Idaho, Vorsitzender der Snake River Sugar Genossenschaft und ein repräsentativer Vertreter von Monsanto sagte
„Vor dem Aussäen der Pflanzen im nächsten Frühjahr für die Ernte 2011 werden wir Klarheit haben, um alle Auswirkungen der Entscheidung des Richters zu verstehen und wie offen man uns gegenüber sein wird.“
und weiterhin meinte Grant, dass die jüngste Entscheidung eigentlich keinen unmittelbaren Einfluss auf die Verfügbarkeit von Zucker oder die Kosten für den Verbraucher habe, da die diesjährige Ernte noch verarbeitet werden darf. Zuckerrüben machen etwas mehr als die Hälfte der US-Zucker- Produktion aus und 95 Prozent der Zuckerrüben kommen von dem Roundup-Ready-Saatgut, so Grant.
Das Center for Food Safety hält dem entgegen, dass die Landwirte ohne weiteres leicht zu konventionellen Zuckerrübensaatgut zurückkehren können, wie noch vor zwei Jahren, als das noch weit verbreitet war.
Zwei Jahre – das ist eine sehr kurze Zeitspanne für die Einführung von neuen Sorten in der Landwirtschaft – haben ausgereicht, so gut wie alle herkömmlichen Zuckerrüben von den US-amerikanischen Feldern zu verdrängen, ausschliesslich zu Gunsten der Riesenchemie-Monopolisten wie Monsanto, Bayer oder BASF, die mit ihren patentierten Produkten in allernächster Zukunft die gesamte globale Landwirtschaft unter ihre Lizenzkontrolle gebracht haben werden, wenn sich kein Widerstand dagegen regt.
Welcher normale Bauer mit Verstand geht so eine Abhängigkeit ein? Die dümmsten Bauern haben die grössten Genkartoffeln und Zuckerrüben. Dass sie dabei die neuen Leibeigenen des 21.Jahrhundert geworden sind, werden sie spätestens in der nächsten Zweijahresfrist feststellen, wenn der Markt vollkommen aufgeteilt ist und das Diktat der Biotechnologiekonzerne unverhohlen ohne Bettelei um staatliche Zulassungsbewilligungen zuschlagen kann.
Die nächste Aussaatsaison beginnt – je nach Region – erst im April oder Mai in den Vereinigten Staaten. In Zeiten des Internets haben die Landwirte acht Monate Zeit, nach geeigneten Anbieter zu googeln und reichlich Gelegenheit, Webseiten über biologischen Anbau zu studieren – manch einem von ihnen würde die Kinnlade herunterklappen, wenn er dort die prachtvollen Pflanzen, die vor Gesundheit nur so strotzen, auf den Fotos zu sehen bekommt.
Die Regierung hat den Wert der Zuckerrübe, die weitgehend in elf US-Staaten, ein Grossteil von ihnen im Mittleren Westen, angebaut wird, mit 1335000000 Dollar für den Zeitraum von 2007 bis 2008 beziffert.
Erst im Juni bestätigte der oberste Gerichtshof der USA, das US Supreme Court einen Widerruf der USDA-Zulassung von gentechnisch veränderter Monsanto-Luzerne, bis eine vollständige Umweltprüfung abgeschlossen wurde, der von einem separaten Bundesrichter erlassen wurde.
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Quelle: http://abcnews.go.com/Technology/wireStory?id=11398714