Widerstands-Baumhaus im Schlossgarten Stuttgart

Der alte Baumbestand in Deutschlands Städten wurde in den letzten Jahren erheblich reduziert. Als Gründe werden von den Kommunalverwaltungen meist vorbeugende sogenannte „Pflege“-Massnahmen gegen Unfälle durch herabstürzende Äste oder Umkippen des gesamten Baumes ins Feld geführt. In den meisten Städten sind heute unsachgemäss verstümmelte Bäume zu finden: abgeschnittene Baumwipfel und abgesägte Seitenäste. Ein paar Jahre noch, und diese so geschändeten Bäume hauchen daraufhin tatsächlich ihr Leben aus und müssen gefällt werden.

Weiter Reduzierung des Baumbestandes erfolgt durch Baumassnahmen von neuen Objekten wie Gebäuden und Strassen, bei denen die vorhandenen Bäume im Wege stehen.

Vorgeschriebene Neuanpflanzungen können diesen Verlust der Lebensqualität und für die Tierwelt alter Bäume nicht ausgleichen – es dauert Jahrzehnte bis Jahrhunderte, dadurch einen alten Baumbestand wieder in die Städte zu integrieren.

Jeder einzelne gefällter Einzelbaum trägt dazu bei, den Menschen ein Stück der ihn umgebenden Natur zu nehmen, was in den modernen Städten aus Asphalt, Beton, Plaste, Metall und Glas schwer ins Gewicht fällt.

Alte Bäume müssen geschützt werden, auch wenn die spezielle Art nicht unter Naturschutz fällt.

Am 3.September machten Umweltschützer auf die drohende Gefahr für den kostbaren alten Baumbestand in der 600 Jahre alten Parkanlage des Stuttgarter Schlossgartens aufmerksam. (Foto: Wasserspiele im Mittleren Schlossgarten, Wikipedia)

ROBIN WOOD und Parkschützer besetzen Bäume im Schlossgarten

Während der heutigen Großdemonstration gegen Stuttgart 21 besetzen AktivistInnen von ROBIN WOOD und den Parkschützern heute mehrere Bäume im Mittleren Schlossgarten. Um dort dauerhaft bleiben zu können, bauen sie zurzeit an einem Widerstands-Baumhaus im Wipfel einer der von Abholzung bedrohten alten Platanen. Sie starten die Baumbesetzung jetzt, weil am ehemaligen Zentralen Omnibusbahnhof in Parknähe bereits Probebohrungen gestartet wurden. Dies sind vorbereitende Maßnahmen für die Absenkung des Grundwasserspiegels im Zuge des Prestigeprojekts Stuttgart 21, das an den Bürgern gescheitert ist.

„Nicht nur die Kettensägen sind für die Bäume des Schlossgartens eine große Gefahr — 282 Bäume sollen gefällt werden. Aber noch viele weitere Bäume sind durch die Absenkung des Grundwassers vom Austrocknen bedroht“, erklärt ROBIN WOOD-Aktivistin Kei Andrews. ROBIN WOOD und die Parkschützer fordern, auch die Probebohrungen umgehend einzustellen und das Projekt Stuttgart 21 zu beenden.

„Wir bleiben oben! Die Bäume des Schlossgartens sind, genauso wie der Nordflügel des Bahnhofs, zum Symbol geworden für alles, was durch Stuttgart 21 zerstört werden soll“, sagt Peter, einer der ROBIN WOOD-AktivistInnen im Baum. „Mit unserer Baumbesetzung zeigen wir, dass wir auch um die Bäume im Schlossgarten kämpfen werden.“ Der Schlossgarten ist die „grüne Lunge“ Stuttgarts und als Frischluftschneise für das Stadtklima unverzichtbar. Der Baumverlust durch Kahlschlag kann durch neu gepflanzte Jungbäume nicht ersetzt werden.

Die Bäume sollen für ein Projekt geopfert werden, das keine Chancen auf Realisierung hat. Stuttgart erlebt die stärksten Massenproteste seit Jahrzehnten. Nach einer Forsa-Umfrage sind 51 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg gegen Stuttgart 21 und nur 26 Prozent dafür. Der mangelnde Nutzen des Projekts bei zugleich immensen, ständig wachsenden Kosten sowie das intransparente Verfahren haben auch weit über die Landesgrenzen hinaus die breite Öffentlichkeit gegen den „Protzbahnhof“ aufgebracht. Damit ist das Projekt an den Bürgern gescheitert.

„Politiker und Bahnmanager können dies nicht mehr ignorieren. Mehrheitsentscheidungen von Parlamenten sind hinfällig, wenn sie auf der Grundlage falscher oder fehlender Informationen getroffen wurden“, sagt Parkschützer Fritz Mielert. „Wer jetzt weiter auf ,Augen zu und durch‘ setzt, stellt sich selbst ins politische Abseits und wird dafür bei den nächsten Wahlen abgestraft werden.“

Kontakt:

Kei Andrews, ROBIN WOOD Stuttgart, Tel. 0151-28206614

Matthias von Herrmann, Pressesprecher der Parkschützer, Tel. 0174-7497868

Ute Bertrand, ROBIN WOOD-Pressesprecherin, Tel. 040 380 892-22 o. 0160 / 96 34 72 2, presse@robinwood.de

Internet:

www.robinwood.de/verkehr/

www.robinwood.de/blog/

www.bei-abriss-aufstand.de

twitter.com/AbrissAufstand

www.parkschuetzer.org/presse

Gemeinsame Pressemitteilung von ROBIN WOOD und Parkschützern am 3.September

Quelle: http://www.robinwood.de/Newsdetails.13+M5a6fec4402d.0.html