UNO: Folter grassiert weltweit trotz internationaler Konvention
Claudio Grossmann, der Vorsitzende des UNO-Ausschusses zur Überwachung der Umsetzung der Konvention gegen Folter aus dem Jahr 1984, sagte am 19.Oktober, dass in der Welt das Ziel der Abschaffung von Folter, grausame, erniedrigende und unmenschlicher Behandlung oder Strafen – zu denen ausser den körperlichen auch geistige, seelische gezählt werden – nicht erreicht worden und diese noch überall existent sind.
„Das absolute Verbot der Folter … ist in vielen Staaten noch keine Realität, die die Konvention ratifiziert haben“, sagte Grossman auf einer Pressekonferenz am Rande der Sitzungen mit den Leitern der Menschenrechtsorganisationen im UN-Hauptquartier in New York. (1)
„Folter besteht weiterhin fort“, sagte der Chef des Folterausschusses. „In unseren Berichten werden Sie sehen, dass wir Folter überall gefunden haben. Aber es gibt einen Unterschied zwischen einem isolierten Vorfall … (und) Folter als eine übliche Politik des Staates.“
Viele Länder müssen mehr tun, um das UNO-Abkommen auch anzuerkennen und dass „das Gesetz von ihnen ernst genommen werden muss.“
Die United Nations Convention Against Torture, die auch alle fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates – die Vereinigten Staaten von Amerika, Russland, China, Frankreich und Grossbritannien unterzeichnet haben, verbietet Folter und dass diese unter keinen Umständen angewendet werden darf, auch nicht während des Krieges oder bei internen politischen Konflikten. Das Dokument verbietet auch die Abschiebung in Länder, in denen die Deportierten der Gefahr der Folter ausgesetzt sein können und untersagt den Einsatz von Folter, um Informationen in einem Gerichtsverfahren erlangen zu wollen.
Der Ausschuss gegen Folter trifft sich regelmässig in Genf und studiert jedes Jahr Berichte über ihre Umsetzung der Konvention aus Ländern, die das Übereinkommen unterschrieben haben.
Grossman sagte, dass rund 32 Länder der 147 Unterzeichner der insgesamt 192 UNO-Mitgliedsstaaten ihre Berichte für das Jahr 2010 nicht vorgelegt haben und dass es der Ausschuss „bedauert“ hat, dass 64 der 147 Parteien die Zuständigkeit des Gremiums zur Untersuchung einzelner Foltervorwürfe zurückgewiesen haben. Einzelne Beschwerden sind jedoch ein „wichtiges Instrument“ für die Bewertung der Umsetzung der Konvention, in denen die Opfer von Folter ihre Fälle vor die internationale Gemeinschaft bringen, sagte Grossman und nannte diese zu untersuchenden Vorwürfe des Missbrauchs „real-life situations“.
Der Ausschuss, der aus zehn unabhängigen Experten im Bereich der Menschenrechte besteht, hatte in diesem Jahr beschlossen, dass sich auch die Abschiebung von Personen in Länder, wo sie der Gefahr sexueller Gewalt ausgesetzt sind, auf eine Verletzung der Konvention hinausläuft. Grossman sagte, dass diese Entscheidung getroffen wurde, weil die Konvention gegen Folter ein Fall der sich entwickelnden Rechtsprechung ist.
Claudio Grossman ist Dekan an der American University Washington für Rechtwissenschaften und Mitglied der Inter-Amerikanischen Kommission für Menschenrechte (Inter-American Commission on Human Rights) und sagte einmal, dass die Nationen beginnen, Ausnahmen zu der Vereinbarung zu suchen: „Es ist ein rutschiger Abhang, der so nicht beibehalten werden kann.“ (2)
Artikel zum Thema
09.09.2010 Die Psychopathen der Macht zücken die Psychiatrie-Karte
18.08.2010 Von US-Regierung verleugnete CIA-Videos von Verhören eines 11.September 2001-Gefangenen aufgetaucht
10.06.2010 Physicians for Human Rights veröffentlicht “Experiments in Torture” bei CIA-Folterungen
04.04.2010 Irak, Bagdad: Todesschwadronen und Attentate des Besatzungsregimes
24.02.2010 Der verhinderte “afghanische Attentäter” in den USA
14.02.2010 Zitterpartie und Albtraum der US-Geheimdienste zu Richterspruch des Vereinigten Königreiches
02.02.2010 Die Vereinten Nationen und die Menschenrechte in Chile
23.01.2010 US-Verteidigungsminister Gates bestätigt öffentlich Operationen der Söldnertruppen Blackwater und DynCorp in Pakistan
23.01.2010 Können Sie die Fünf aus Kuba jetzt endlich hören, Präsident Obama?
19.01.2010 Afghanisches Militär übernimmt Leitung über US-Militärgefängnis Bagram
22.12.2009 Human Rights Watch zum Selbstmord von Abdul Basir
25.11.2009 Folterbericht “Cruel Britannia: Britische Mitschuld an der Folter und Misshandlung von Terrorverdächtigen in Pakistan”
23.08.2009 Pentagon: Neue Offenheit der Informationspolitik
20.06.2009 Das „Taxi zur Hölle“ soll schneller fahren
06.06.2009 Kinder werden geschlagen und gefoltert
29.04.2009 Klagen gegen die CIA-Entführungen und das Verhören im Ausland werden durch US-Gericht zugelassen
24.04.2009 US-Verteidigungsministerium kündigt Veröffentlichung weiterer Fotos von Misshandlungen der Kriegsgefangenen in Abu Ghuraib an
18.03.2009 BUSH WAR CRIMES ARE JEOPARDIZING PUBLIC HEALTH IN AFGHANISTAN AND IRAQ
12.06.2008 221 Jahre alte Verfassung wieder Chef in den USA
21.05.2008 Guantanamo: Beamte aus China verhörten Muslime nach Schlafentzug durch US-Militär
18.05.2008 Bagram, Afghanistan: neues „Taxi zur Hölle“
19.12.2007 Bush-Regierung in Zerstörung der CIA-Aufnahmen von Folterverhören verwickelt
16.11.2006 Afghanistan:britische US-Opfer packen aus
Quellen:
(1) http://www.kentucky.com/2010/10/19/1486640/torture-rampant-despite-international.html
(2) http://www.winnipegfreepress.com/world/breakingnews/head-of-un-expert-panel-on-torture-sees-lax-attitudes-lapses-everywhere-105281248.html