SOS für leckgeschlagenes Atommüll-Frachtschiff in Norwegen
Seelenverkäufer schippern unbehelligt von Aufsichtsbehörden mit hochradioaktiver Fracht mit Containern – gefüllt mit Uran, Plutonium, Strontium und Cäsium-Isotopen – auf europäischen Seegewässern.
Wie die norwegische Regionalzeitung Finnmark Dagblad am 19.Dezember 2010 berichtete, geriet die Puma im Norden Norwegens wegen eines Lecks am Samstagabend 20 Seemeilen vor Sørøya in Seenot und löste Alarm aus. Westlich von Hammerfest ankerte anschliessend der Frachter in einem Fjord der Insel Sørøya und die Mannschaft pumpte Meerwasser aus dem Schiffsrumpf. (1)
Die Puma ist kein normales dänisches Frachtschiff sondern hatte mitten im Winter nördlich des Polarkreises zuvor Atommüll nach Murmansk auf der russischen Halbinsel Kola durch den Arktischen Ozean transportiert und war auf der Heimfahrt.
Am 13.Dezember berichtete Finnmark Dagblad, dass nach der Ankunft in Murmansk die Container an der Basis der russischen Eisbrecher-Flotte Atomflot entladen und mit einer eigens dafür gebauten Eisenbahn in den südlichen Ural in das russische Atomzentrum Majak weitergeleitet werden. Barents Observer hatte mehrmals in den letzten Jahren Berichte über die Beobachtung von radioaktiver Fracht entlang der norwegischen Küste veröffentlicht. (2)
330 Tonnen radioaktiven Materials, darunter rund 53 Kilogramm angereicherter Atommüll aus einem serbischen Versuchsreaktor wurden nach Angaben der russischen Umweltorganisation Zelenyi Mir (Green World) auf dem Seeweg vor zwei Wochen von einem slowenischen Hafen um Mittel- und Nordeuropa transportiert. Am rechten Rand der Abbildung ist die Halbinsel Kola gerade noch zu sehen. (Karte: Jon Harald Søby/Wikipedia)
Zwei Schiffe der norwegischen Seerettungszentrale Hovedredningssentralen (HRS) wurden ausgesandt und das Leck konnte soweit abgedichtet werden, dass die Puma aus eigener Kraft am Sonntag in Hammerfest einlaufen konnte, hiess es.
Das Rettungsboot Ulabrand, das in Sørvær stationiert ist, war nur eine Stunde von der Puma bei Eingang des Notsignals entfernt gewesen.
Kapitän Frank Nilsen des Rettungsboots Ulabrand sagte zu der Zeitung:
„Wir wurden vom HRS um 21.00 Uhr am Samstag kontaktiert. Das Frachtschiff lief dann, während unser Rettungsboot kam, im Dønnesfjord der Insel Sørøya ein. Hier ging das Schiff vor Anker und pumpte Wasser. Das Küstenwachschiff „Farm“ kam ebenfalls zu Hilfe.“
Die Ursache, weshalb es zu dem Wassereinbruch kam, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Neue Berichte darüber wurden noch nicht veröffentlicht.
Regionale Medien und Naturschutzverbände haben im Vorfeld in den letzten beiden Wochen vor diesen gefährlichen Seetransporten gewarnt. Ein Brand an Bord wäre ebenso gefährlich wie ein kleines Tschernobyl, schrieb das Finnmark Dagblatt am 19.Dezember und dass es zur nuklearen Verseuchung im Meer kommt, wenn das Boot auf Grund läuft.
Yngvild Lorentzen vom Naturschutzbund, die diese Art der Atommüll-Transporte mit derartigen Frachtschiffen heftig kritisiert, sagte, dass dieser Vorfall zeigt, dass die Szenarien eines Unfalls sehr realistisch sind.
„Ich bin froh, dass schlechtes Wetter war, als das Schiff entlang der norwegischen Küste nach Norden fuhr und bin sehr glücklich, dass es keinen Atommüll an Bord hatte, als das passierte.“
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Quellen:
(1) http://www.finnmarkdagblad.no/nyheter/article5421254.ece
(2) http://www.finnmarkdagblad.no/nyheter/article5414844.ece