Brennpunkt Mittelasien: Belutschistan in Aufruhr

„Es ist wie Crack, und jeder will mehr.“

Belutschistan: übles Spiel in Islamabad – Pokern um Erdgas-Trassen – Belutschistan und die TAPI- und IPI-Gaspipeline – Pakistanische Regierungsbeamte halten wegen paramilitärischer Aktionen die Hand auf und kassieren gleich mehrere Quellen in Grössenordnungen ab – ohne Gewalt kein Geld – Belutschistan fordert Kommando über Grenzpolizei von Islamabad – Geheimdienst- und Staatscheftreffen zwischen Pakistan, Afghanistan und dem Iran in der Türkei – USA- und NATO- Erweiterung und Verlängerung des Afghanistan-Krieges

In Mittelasien rückt der offizielle Kampfeinsatz der Vereinigten Staaten von Amerika in pakistanische Gebiete näher. Bisher wurde dieser mit Spezialeinsätzen und Drohnen verschleiert durchgeführt. Die „Unruhen in den unkontrollierbaren“ pakistanischen Grenzgebieten werden nur als Anlass für den kommenden Einmarsch vorgeschoben.

Gegen schon stattfindende Übergriffe des US-Militärs auf das Territorium des Landes wird von der pakistanischen Regierung und dem Militärapparat öffentlich protestiert während hinter den Kulissen Angehörige dieser Institutionen ihren guten Geschäften dabei nachgehen und nach allen Seiten taktiert und paktiert wird.

Dazu gehört neben der allgemeinen Destabilisierung der Stammesgebiete an der afghanisch-pakistanischen Grenze auch die pakistanische Provinz Belutschistan mit der Hauptstadt Quetta, die im Westen an den Iran und im Norden an Afghanistan grenzt und die durch ihre Lage am Arabischen Meer grösste strategische Bedeutung für die gesamte Geopolitik im asiatischen Raum besitzt.

Belutschistan

Belutschistan wurde im 19.Jahrhundert von der damaligen britischen Kolonialmacht geteilt und sorgt so bis heute für Zündstoff, der von daran interessierten Gruppen durch das Hervorrufen von separatistischen Konflikten und Anschlägen auf Personen des öffentlichen Lebens angeheizt wird. Grosse Gebiete im Iran und Afghanistan gehörten in der Vergangenheit zu dem Siedlungsgebiet von Stämmen, das als Belutschistan bezeichnet wurde.

Die besondere Bedeutung für die Wirtschaft dieser Provinz liegt in ihrer Lage am Arabischen Meer.

Die TAPI und die IPI-Erdgastrassen durch Belutschistan

Die von den USA geplante Pipeline TAPI wird von dem ergiebigen turkmenischen Erdgasfeld Dovletabat (auch Dovletabad und Dauletabad) über Herat-Kandahar in Afghanistan in die Hauptstadt Quetta der pakistanischen Provinz Belutschistan und von dort bis in die Fazlaka Region an der indisch-pakistanischen Grenze führen.

Die Asian Development Bank schätzte vor fünf Jahren das Erdgas-Vorkommen auf 1,4 Billionen Kubikmeter. Das südliche Yoloten-Osman-Feld enthält Vermutungen zufolge über 21 Billionen Kubikmeter Gas, das über die TAPI-Erdgastrasse transportiert werden könnte. Der Bau der Pipeline soll im Jahr 2012 begonnen und zwei Jahre später bis zum Jahr 2014 fertiggestellt werden und lässt dann 33 Milliarden Kubikmeter turkmenisches Gas nach Pakistan, Indien und Afghanistan fliessen. Nach der kürzlich unterzeichneten Vereinbarung wird Indien und Pakistan jeweils 14 Milliarden und Afghanistan 5 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr erhalten.

Im Jahr 1995 blockierte das Weisse Haus eine Einigung zwischen ConocoPhillips und dem Iran für den Transit von Gas aus Turkmenistan. Fünfzehn Jahre später, am 28.November 2010, feierten der iranische und der turkmenische Präsident in einer feierlichen Einweihungszeremonie die zweite Phase eines 1,2 Milliarden Dollar teuren Pipelineprojektes für die Einfuhr turkmenischen Gases in den Iran Iran eröffnet neue Gas-Pipeline aus Turkmenistan.

Für die Strategen der US-Regierung lag die perfekte Pipeline aus Dauletabad in einer anderen Richtung: von Turkmenistan über Afghanistan nach Pakistan, um die Gasvorkommen in Zentralasien mit den florierenden Volkswirtschaften in Südasien zu verbinden. Eine solche Linie würde dem Iran die Einnahmequelle der Transitgebühren für turkmenisches Gas als Drehscheibe auf seinem Gebiet berauben.

Inzwischen steht jedoch die Trasse Iran-Turkmenistan zu den iranischen Raffinerien während die Westmächte ihren TAPI-Plan durch ihren Krieg der Arroganz in Afghanistan bisher total versaut haben. (20)

TAPI ist die amerikanische Alternative zu dem Projekt des Erdgastransports vom Iran nach Pakistan und Indien mit Hilfe der IPI-Pipeline, die „Pipeline des Friedens“ genannt wurde und deren Bau von den Vereinigten Staaten von Amerika mit allen Mitteln verhindert wird. Auch hier bröckelt jedoch die asiatische „Einheitsfront“ der US-Verbündeten. China zeigt grosses Interesse an dem Projekt als Ersatzpartner für Indien Gaspipeline “Iran-Pakistan-Indien” wird zur “Iran-Pakistan-China”-Trasse, was wiederum die Regierung in Neu-Dehli zur Aufgabe seiner Enthaltsamkeit trotz Drucks und Finanzen aus den USA bewegte Indien zeigt Interesse an der IPI-Gaspipeline, denn “Wirtschaft kommt vor Politik”. Auch die Regierung in Pakistan wird regelmässig „IPI“- bearbeitet USA gegen Iran-Pakistan-Gaspipeline-Deal, USA an Pakistan: Ein unmoralisches Angebot.

Die Chinesen sind die lachenden Dritten – sie profitieren in jedem Fall von beiden geplanten Pipelines.

China investiert in Milliardenhöhe in Häfen und Pipelines in Belutschistan

Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao hielt sich jüngst zu einem als historisch bezeichneten Besuch drei Tage in Pakistan auf.

In seiner Rede würdigte Jiabao die Anstrengungen der pakistanischen Regierung und den hohen Preis in der Bekämpfung von Terrorismus, der nicht in Verbindung mit einer ethnischen oder religiösen Gruppe in Verbindung gebracht werden sollte.

Diese Anerkennung und das Lob als ein getreues Spiegelbild der nationalen Gefühle steht in krassem Gegensatz zu einer „Kakophonie der Erklärungen, die von Washington ausgehen, das Pakistan ständig drängt, mehr zu tun.“ Deshalb hätte es den roten Teppich zum Empfang eines in solchen Zeiten bewährten Freundes vom Ministerpräsidenten Syed Yusuf Raza Gilani gegeben, der die „Freundschaft mit China als eine Angelegenheit des Stolzes für die pakistanische Nation bezeichnete“, hiess es in einer Regierungserklärung.

Der chinesische Ministerpräsident hob die Bedeutung der internationalen Gemeinschaft zur Unterstützung der pakistanischen Anstrengungen hervor und meinte dabei vor allem die des eigenen Landes. Jiabao gab gleichzeitig eine feste Zusage zur weiteren Verbesserung und Stärkung der strategischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Pakistan und China bekannt. In Übereinstimmung mit den nationalen Interessen der Völker beider Länder würde die strategische Zusammenarbeit „Frieden, Stabilität und Wohlstand in der Region“ fördern.

Im Gegensatz zu traditionellen Treffen mit dem Präsidenten und dem Premierminister traf sich der chinesische Ministerpräsident in einer Versammlung mit den Führern aller politischen Parteien sowie religiösen und territorialen Vertretern Pakistans, was zeigen würde, dass alle politischen Akteure in Islamabad auf der gleichen Seite stehen, wenn es um die pakistanisch-chinesischen Beziehungen geht, so The News. (1)

Der chinesische Ministerpräsident traf sich auch mit der Führung der Streitkräfte und dem Armeechef und versicherte die weitere Verbesserung in der laufenden Zusammenarbeit im Bereich der Verteidigung. Ministerpräsident Wen Jiabao erklärte, dass „Peking Pakistan niemals aufgeben würde.“

In politischer und globaler Hinsicht unterstützte China die pakistanische Sicht der Kaschmir-Frage und nahm eine klare und eindeutige Haltung zu dem Recht auf Selbstbestimmung ein, das in den UN-Resolutionen gefordert wird. Im Vergleich zu den holprigen, komplizierten und verdächtigen Beziehungen mit den Vereinigten Staaten wurden diejenigen zwischen China und Pakistan als eine Geschichte der Gegenseitigkeit, Einfachheit und Aufrichtigkeit bezeichnet.

Während dieses Besuches wurden auf einem Wirtschaftsgipfel neue bilaterale wirtschaftliche Verträge im Wert 35 Milliarden Dollar abgeschlossen. Projekte wie der Karakorum Highway, der Hafen von Gwadar, die Exploration der Öl- und Gasvorkommen und die Atomreaktoren in Chashma sind nur einige der Beispiele der wachsenden chinesisch-pakistanischen strategische Kooperation. 260 chinesische Delegierte trafen sich mit 150 pakistanischen Amtskollegen.

Der bilaterale Handel zwischen Pakistan und China stieg zuvor von einer Milliarde Dollar im Jahr 2002 auf 6,8 Milliarden im Jahr 2009. Vor allem aber die chinesischen Investitionen in den von China im Jahr 2006 gebauten Hafen in Gwadar in Belutschistan werden weiter zur Verbesserung der Infrastruktur und der Förderung des Handels der pakistanischen Exporte ausgedehnt, betonte Wen Jiabao. Die chinesische Regierung bietet ihren Investoren Anreize mit zollfreien Importen von Maschinen und Anlagen, die Befreiung von der Mehrwertsteuer und der Einkommensteuer.

Am 29.März 2010 wurde in der Regierungserklärung des Premierministers Syed Yusuf Raza Gilani anlässlich des Besuches von Xu Zuyuan, dem stellvertretenden Minister für Verkehr in China, die sehr hohe Bedeutung der chinesischen Rolle in Gwadar und die Beteiligung an den lang- und kurzfristigen Projekten – die zügige Fertigstellung des Hafens von Gwadar sowie die Entwicklung der Infrastruktur seines Hinterlandes, die Strassen- und Schienenanbindung und der Luftverkehr – in dieser Region betont.

Dabei wurde über die Errichtung einer Wirtschaftszone und die Entwicklung des Tourismus gesprochen. Gilani forderte die chinesischen Unternehmen zu Investitionen in den Gwadar-Hafen und seine Umgebung auf. Der Ministerpräsident würdigte die Beteiligung der chinesischen Gesellschaft „China Harbour“ beim Bau der ersten Phase des Gwadar-Hafens und ihre Beteiligung am Bau der Kaimauer und der Wellenbrecher (Marine Protection Works) bei der Errichtung des Deep Water Container Terminal in Karachi. Gilani sagte, Islamabads höchste Prioritäten sind die Sicherheit der chinesischen Staatsangehörigen, die Erleichterung ihres sicheren Aufenthaltes in dem Land, um die rund einhundertzwanzig begonnenen Projekte reibungslos und ohne Behinderung zu einem Abschluss zu bringen.

Xu Zuyuan sagte, dass der Bau des Hafens von Gwadar und die Erschliessung der Infrastruktur der zweite Meilenstein zwischen den beiden Ländern nach dem Bau des Karakoram Highway ist und der Vision einer Verbindung Pakistans über Eisenbahn-, Strassen- und Luftverkehr mit China-Afghanistan und der Türkei über den Iran näher rückt. (2)

Iran, Afghanistan, Pakistan, Türkei – Gipfeltreffen in Istanbul

Am 23. und 24.Dezember 2010 kamen die Regierungschefs von Afghanistan, Hamid Karzai, von Pakistan, Asif Ali Zardari, des Irans, Mahmud Ahmadinedschad und der Türkei, Abdullah Gül zu einem fünften Treffen in dieser Zusammensetzung seit dem Jahr 2007 in Istanbul zusammen.

Es ging um die Sicherung der Landesgrenzen, wobei hier die Türkei auch als NATO-Mitglied eine besondere Rolle einnimmt.

Kurz zuvor hatte es ein Treffen zwischen den Geheimdienstchefs der anderen drei Länder gegeben, dessen Auswertungen die vier Staatsführer nun miteinander diskutieren, hiess es aus dem Präsidentenpalast am Bosporus.

Ausserdem wurde erwartet, dass es jetzt weitere Initiativen zur Steigerung dieser Kontakte zwischen den Sicherheitskräften und der Zusammenarbeit gegen den Drogenhandel kommen wird, so die Länderchefs. (12)

Es wurden Gespräche der Innen-und Aussenminister sowie der Vertreter der Handelskammern in separaten Treffen vereinbart. Am Donnerstag, den 23.Dezember besuchten Karzai und Zardari ein Gipfeltreffen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit – Economic Cooperation Organization (ECO), ein regionaler Zusammenschluss zentralasiatischer Staaten zur Stärkung der Handelsbeziehungen zwischen zehn Ländern, zu denen auch Aserbaidschan, der Iran und die Türkei gehören.

Gwadar – Drehscheibe für NATO-Militär

Der Militärattaché der Britischen Hohen Kommission, Charles Sattorini, traf sich am 14.Oktober 2010 mit dem Ministerpräsidenten von Belutschistan, Nawab Aslam Raisani. Bei dem Treffen wurden verschiedene Fragen im Zusammenhang mit dem Krieg gegen den Terrorismus erläutert. Raisani betonte die grosse Rolle, die sein Land dabei spielte und hob die zahlreichen Opfer hervor, die gebracht wurden. Dabei wurden in den öffentlichen Meldungen die üblichen Floskeln über die Notwendigkeit eines friedlichen und stabilen Pakistans nicht nur für den Frieden in der Region, sondern auch für den Frieden in der Welt ausgetauscht. Weiter sagte Raisani, dass wegen der Flutopfer das Land die Hilfe und die Zusammenarbeit der internationalen Gemeinschaft benötigt.

Ganz entscheidend war jedoch das Angebot von dem Ministerpräsidenten von Belutschistan, den von den Chinesen gebauten Hafen von Gwadar der NATO und den ausländischen Truppen für ihre Transporte nach Afghanistan anzubieten. Raisani fügte hinzu, dass das die Wirtschaftstätigkeit in der Provinz fördert.

Weiter sagte Raisani, dass trotz begrenzter Ressourcen die Provinzregierung versuchten würde, die Sicherheit für die Fahrzeuge der NATO zu gewährleisten.

„Wenn die NATO und ISAF die Ausbildung und die Ausrüstung bereitstellen, um Polizei und bezahltes Personal in Belutschistan zu versorgen, können wir bessere Ergebnisse erzielen“, so der Provinzchef. (3)

In dem Report on Progress Toward Security and Stability in Afghanistan für den US-Kongress vom November 2010 kündigte das Pentagon an, dass US- und NATO-Truppen auf einer Militärbasis in der Hauptstadt der Provinz Belutschistan in Pakistan stationiert werden sollen:

„One initiative toward this end is increasing the cooperation between Afghanistan, ISAF, and Pakistan Forces along the border to provide a more comprehensive approach to eradicating the insurgency. Pakistan Army General Headquarters recently approved an ODRP and Coalition presence at the PAKMIL 12 Corps HQ in Quetta, Balochistan.“ (18)

In der pakistanischen Belutschistan-Provinz flog vor kurzem ein NATO-Kampfhubschrauber einen Angriff.

Eine Präsenz des US-Militärs in Belutschistan stellt eine direkte Bedrohung für den Iran dar, dessen Provinzen Sistan und Belutschistan an die pakistanische Provinz grenzen. Die USA unterstützen separatistische Elemente in dem iranischen Territorium im Versuch, den Iran zu destabilisieren.

633 Millionen US-Dollar aus dem Coalition Support Fund Washingtons für Islamabad

Am 22.Dezember 2010 wurden nach Angaben des US-Botschafters in Pakistan, Cameron Munteran, der Regierung in Pakistan 633 Millionen US-Dollar aus dem US-Programm Coalition Support Fund (CSF) zur Bekämpfung der Gewalt in den Stammesgebieten überwiesen. (11)

Gewaltspirale in Belutschistan

Am 22.Dezember 2010 ereignete sich nach Angaben der Medien ein Überfall von Unbekannten im Südwesten der Provinz Belutschistan auf einen NATO-Konvoi, bei dem zwei Fahrer verletzt wurden. Obwohl niemand die Verantwortung dafür übernommen hatte, beschuldigte die Regierung pro-Taliban-Militante. Hunderte von Fahrzeugen im Nordwesten und im Südwesten Pakistans wurden als Vergeltung für die nicht von der UNO sanktionierten US-Drohnenangriffe auf Stammesgebiete Pakistans in den vergangenen Jahren zerstört, so Press TV. (4)

Ein Polizist wurde am 25.Dezember 2010 in Quetta getötet und sieben weitere verletzt, als der Streifenwagen der Polizei während einer Patrouillenfahrt von einer explodierenden Bombe am Strassenrand getroffen wurde. (13)

Im pakistanischen Belutschistan werden seit Jahren lokale Politiker mit hinterhältigen Anschlägen verfolgt, in den meisten Fällen wird von Überfällen von bewaffneten Motorrad-Gangs berichtet. Aber auch in der iranischen Provinz Belutschistan ist der Terror zu Hause.

Nach Angaben von Dawn am 22.Dezember 2010 würden sich die Töne zwischen Teheran und Islamabad verschärfen. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte am Montag dieser Woche seinen pakistanischen Amtskollegen Asif Ali Zardari in einem Telefonat aufgefordert, „identifizierte Terroristen“ zu verhaften und sie an den Iran auszuliefern. (5)

Am 15.Dezember 2010 zum Aschura-Fest wurden in der Hafenstadt Chabahar nahe der pakistanischen Grenze neununddreissig schiitische Gläubige bei einem Selbstmordanschlag vor einer Moschee getötet und über neunundachzig Menschen verletzt. Der Fernsehsender Al-Arabiya berichtete, dass sich die sunnitische Rebellengruppe Jundallah („Soldaten Gottes“) zu dem Anschlag bekannt hätte, die von der CIA unterstützt wird. Im Juli diesen Jahres ereignete sich ein ähnliches Attentat in der Stadt Zahedan in der südostiranischen Provinz Sistan-Baluchestan (Anschlag im Iran: Rache der Jundallah gegen die Regierung in Teheran). (6)

Der Generalsekretär der Organisation der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon und Chinas Aussenministeriumssprecherin Jiang Yu verurteilten am 16.Dezember den Anschlag auf die Bürger des Iran. Qatar, Ägypten und Ecuador verurteilten ebenfalls die Anschläge im Iran. (7), (8)

Am 23.Dezember 2010 berichtete Press TV, dass nach Angaben lokaler pakistanischer Behörden der gegenwärtige Anführer der Terrororganisation Jundallah, Abdulrauf Rigi, und Nachfolger von Abdolmalek Rigi von pakistanischen Sicherheitskräften festgenommen wurde (Geständnis des Terroristenführers Abdolmalek Rigi über Zusammenarbeit mit der CIA).

Belutschistan forderte Kommando über Grenzpolizei von Islamabad

Am 4.Dezember 2010 berichteten pakistanische Medien, dass der Gouverneur Belutschistans, Nawab Zulfikar Ali Magsi eine formale Aufforderung an den pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari gesandt hat, dass die Bundesregierung die Kontrolle über die Frontier Constabulary (FC), eine Abteilung der Militärpolizei der pakistanischen Streitkräfte, an Belutschistan übergeben sollte, um so eine effektivere Situation von Recht und Ordnung in der Provinz herzustellen. Quellen in der Umgebung des Präsidenten sagten, dass der Gouverneur Belutschistans den Präsidenten über die Sicherheitslage in der Provinz informierte und betont hätte, dass das Problem ungelöst bleiben würde, wenn die Kommandos und Kontrolle des FC nicht an die Provinzregierung übergeben würde, so die regierungstreue Zeitung Dawn.

Der Präsident hätte die Zusage der Zentralregierung bekräftigt, Belutschistan auf eine Stufe in der Entwicklung mit den anderen Provinzen zu stellen und auf die Beschwerden und Nöte der Menschen in der Provinz einzugehen.

Ein paar Tage zuvor gab es einen „kleinen Aufmerksamkeits-Warnschuss vor den Bug“, als am 30.November 2010 eine ferngezündete Bombe explodierte – allerdings Minuten nach dem der Konvoi von Nawab Zulfikar Ali Magsi in Mongechar im Bereich des Kalat-Bezirkes, rund 120 Kilometer von Quetta entfernt, die Stelle an der Strasse passierte. Es gab keine Verluste an Menschenleben bei dem Vorfall, sagte ein Beamter und dass kurz nach der Explosion Unbekannte von einem Auto heraus das Feuer auf den Konvoi des Gouverneurs eröffnet und einen Polizisten verletzt hätten. Die Angreifer konnten unbehelligt entkommen.

Das Frontier Corps und Sicherheitspersonal eilten zur Stelle und begannen mit Ermittlungen, von deren Ergebnissen über einen Monat später noch nichts bekanntgegeben wurde. (21)

Das Frontier Corps (Webseite zur einhundertsechzigjährigen Geschichte) ist eine von der Bundesregierung – konkret dem Innenministerium – kontrollierte paramilitärische Einheit mit drei Unterdivisionen, die unter dem direkten Kommando des pakistanischen Militärapparates steht.

Die gegenwärtige Regierung hatte ein Projekt über zehn Milliarden Rupien für die Umwandlung zur Durchsetzung der Polizeiarbeit in der ganzen Provinz von „B“ Area in ‚A‘ Area, das von der Regierung Pervez Musharraf ins Leben gerufen worden war, aufgelegt. Ein hochrangiger Polizeibeamter, der an entscheidenden Schlüsselstellen in Belutschistan gedient hat, sagte zu Dawn, dass Milliarden von Rupien, die für das Projekt ausgegeben wurden, den Bach runter gegangen waren. Er ist der Ansicht, dass die Frontier Constabulary allein mit der Situation überfordert wären. „Wenn die Frontier Constabulary nur die Kontrolle über Verbrechen haben, so kann dies mit der Polizei in den anderen Bundesländern auch ersetzt werden“, sagte der Polizeibeamte. (10)

Am Mittwoch, den 22.Dezember 2010 wurde Shahzain Bugti, der Enkel des ehemaligen Ministerpräsidenten von Belutschistan, Nawab Akbar, und Chef des Provinzflügels der Jamhoori Watan Party (JWP), die von seinem Großvater gegründet worden war, von dem Frontier Corps in Quetta festgenommen, weil er angeblich versucht hatte, eine große Anzahl von Waffen in die Hauptstadt der unruhigen Provinz zu schmuggeln.

Nach Angaben des paramilitärischen Frontier Corps hätte die Verhaftung nach Informationen über Käufe von Waffen und Munition – einschliesslich Raketenwerfer und Flugabwehrkanonen – in Chaman an der afghanischen Grenze stattgefunden, wohin sich Bugti wegen der Kondolation zu dem Tod eines paschtunischen Führers begeben hatte. Am Wachposten Baleli am Stadtrand von Quetta wurde sein Konvoi angehalten und durchsucht. in einem der Fahrzeuge sind die Waffen gefunden worden. (14)

Mehrere Medien berichteten am Donnerstag, den 23.Dezember 2010, dass Bugti, während er in Haft war, die US-Botschaft über den Vorfall informiert hatte. Das wurde von dem Sprecher der US-Botschaft, Alberto Rodrix in Islamabad am Freitag bestätigt, Shahzain Bugti sei mit ihnen vor zwei Tagen in Kontakt getreten. Rodrix sagte, dass Bugti seine Verhaftung mit den Beamten diskutiert hatte. Der Sprecher sagte, dass die USA das pakistanische Recht respektiert und dass die Verhaftung Bugtis Pakistans interne Angelegenheit ist. (15)

In verschiedenen Teilen der Provinz Belutschistan kam es daraufhin zu Streiks am 24.Dezember 2010 aus Protest gegen die Verhaftung des Führers der Jamhoori Watan Party, der von politischen Parteien und Berufsverbänden unterstützt wurde. In der Hauptstadt Quetta blieben die Einkaufszentren geschlossen und nur wenige Fahrzeuge hatten sich auf die Strassen der Stadt gewagt, hiess es. Sicherheitskräfte waren unterwegs, um Beschädigungen zu vermeiden.
Einige Anhänger der JWP hätten laut Medienangaben gewaltsam Geschäfte geschlossen und es sei in einigen Stadtteilen von Quetta zu Schusswechseln gekommen, als die Polizei ihnen die Waffen beschlagnahmen wollte.

Afghanisch-pakistanische Grenzgebiete

Im Laufe des nun vergangenen Jahres gab es mindestens 115 US-Drohnen-Angriffe in den Stammesgebieten, mehr als die doppelte Menge im Jahr 2009, das ist ein dramatischer Anstieg im Vergleich zu früheren Jahren. Zwischen 2009 und 2010 gab es rund 170 Raketenangriffe in Nord- und Süd-Waziristan, das ist eine dreihundertprozentige Steigerung gegenüber den letzten vier Jahren unter der Regierung George W. Bush.

Am 16. Dezember 2010 wurden bei drei US-Raketenangriffen schätzungsweise 54 Menschen in Pakistan in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa getötet, die alle als „Militante“ in der westlichen Presse bezeichnet wurden. Die überwältigende Mehrheit der tödlichen Drohnenangriffe unter CIA-Regie haben in Nord-Waziristan in den Stammesgebieten unter Bundesverwaltung stattgefunden. Der Angriff mit unbemannten Drohnen in Khyber Pakhtunkhwa deutet auf Signale zur Ausweitung des Krieges tiefer in das Land hinein und auf eine mögliche Erweiterung der CIA-geführten verdeckten Kampagne im pakistanischen Gebiet.

CIA-Leiter Jonathan Banks wurde aus Pakistan abgezogen, nachdem seine Identität in einer von überlebenden Opfern der Drohnen-Angriffe und deren Familien initiierten Klage offenbart wurde. In den Anschuldigungen wurden auch CIA-Direktor Leon Panetta und Verteidigungsminister Robert Gates genannt. (16)

Der Assistent des kommandierenden Generals der US Army Special Operations erklärte davon nicht entmutigt, dass die derzeitige Nachfrage nach mehr Drohnen „unersättlich“ ist:

„Es ist wie Crack, und jeder will mehr“, sagte am 16.Dezember 2010 laut Defense News Brigadegeneral Kevin Mangum, ein ehemaliger Kommandeur im Irak und Erfahrungen mit dem ersten Einsatz der Gray Eagle System, ehemals als Sky Warrior bekannt – als Teil einer schnellen Reaktionsfähigkeit für den Irak im Jahr 2009.

Max Mitchell, der stellvertretende Programm-Manager für Small Unmanned Aircraft Systems erklärte, dass die Armee G-3 Abteilung die Anzahl der unbemannten Raven-Flugzeuge in den Brigade Combat-Teams von 15 bis 35 erhöhen will. Nach Afghanistan wurden bisher neunundzwanzig unbemannte Drohnenflugzeuge des Types Puma geliefert, dreiundvierzig weitere sollen für den dortigen Einsatz bis zum April 2011 folgen. Die Ausbildung dazu begann am 20. Dezember 2010, so Mitchell. (17)

Die US-Militärs drängen auf die Genehmigung ihres Plans, offiziell amerikanische Szezialkommandos, Special Forces, hinter die pakistanische Grenze zu Operationen zu schicken. Ein anonymer hochrangiger amerikanischer Offizier erklärte:

„Wir sind noch nie so nahe gewesen wie jetzt, dafür grünes Licht zu bekommen.“ (19)

Das bedeutet nichts anderes als den offiziellen NATO-Krieg in Pakistan unter dem Vorwand, damit zur schnelleren Beendigung des Afghanistankrieges beizutragen, zu beginnen. Die Regierung Barack Obamas wird auch diese Forderung der US-Militärs ohne Widerstand so wie die Genehmigung der völkerrechtswidrigen Drohnenangriffe auf pakistanisches Territorium unterschreiben. Islamabad wird weiterhin ebenfalls beide Hände für Unterstützungen aufhalten.

In Deutschland wird von den Medien für die Naiven weiter das Märchen vom Weihnachtsmann mit seinem langen wallenden Rauschebart und seinemSack voller explosiver Päckchen verbreitet, der hier Talib genannt wird.

Allerdings sind diese heissen Sachen in Wirklichkeit nichts weiter als der gewaltsame westliche Kampf der Verteilung dieser puren Energie in Form von Erdgas und Erdöl aus den Tiefen der Erde, in dem die zivile Bevölkerung sowie deutsche und andere Soldaten für Energie- und Rüstungskonzerne sinnlos ihr Leben verlieren.

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Quellen:
(1) http://www.thenews.com.pk/TodaysPrintDetail.aspx?ID=21613&Cat=2
(2) http://www.balochistan.gov.pk/index.php?option=com_content&task=view&id=1025&Itemid=1
(3) http://www.balochistan.gov.pk/index.php?option=com_content&task=view&id=1059&Itemid=1
(4) http://www.presstv.ir/detail/156715.html
(5) http://www.dawn.com/2010/12/22/pakistan-iran-jockey-for-influence-after-bombings.html
(6) http://derstandard.at/1291455149651/Nahe-Pakistan-Anschlag-am-schiitischen-Feiertag
(7) UNO und China verurteilen Bombenanschlag im Iran
(8) http://www.presstv.ir/detail/156480.html
(9) http://www.presstv.ir/detail/156857.html
(10) http://www.dawn.com/2010/12/04/balochistan-wants-centre-to-hand-over-control-of-fc.html
(11) http://allpakistannews.spot4blog.com/2010/12/us-pays-pakistan-more-than-600-million-for-support/
(12) http://www.dawn.com/2010/12/24/afghan-pakistani-leaders-to-meet-in-turkey-2.html
(13) http://www.gulf-daily-news.com/NewsDetails.aspx?storyid=294698
(14) http://www.thehindu.com/news/international/article970516.ece
(15) http://tribune.com.pk/story/94235/bugti-called-us-embassy-at-the-time-of-arrest/
(16) http://www.opednews.com/articles/2011-U-S-And-NATO-To-Ext-by-Rick-Rozoff-101224-446.html
(17) http://www.militarytimes.com/news/2010/12/army-tremendous-demand-for-uavs-in-afghanistan-121610w/
(18) http://www.defense.gov/pubs/November_1230_Report_FINAL.pdf
(19) http://english.ruvr.ru/2010/12/21/37384229.html
(20) http://rickrozoff.wordpress.com/2010/12/19/nato-trains-afghan-army-to-guard-asian-pipeline/
(21) http://www.dailytimes.com.pk/default.asp?page=2010121story_1-12-2010_pg7_6

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