Signale des Friedens aus Korea, Japan und China: Kriegstreiber unter Druck

Nordkorea bietet Südkorea Gespräche ohne Vorbedingungen an. Auch werden eine „Verbessung des Volkslebens“ und „freie Reisen und Austausch aller Klassen und Schichten“ in Aussicht gestellt. Die USA revanchieren sich auf ihre Weise: mit einem neuen Militärmanöver, welches sich ausdrücklich auch gegen China richtet, sowie dem Versuch einen Militärpakt zwischen Südkorea und Japan zu konstruieren. Doch die Regierung Japans befürwortet direkte Gespräche mit dem Norden Koreas und deutet eine Teilnahme an den von China vorgeschlagenen Sechs-Parteien-Gesprächen an, welche die Obama-Clinton-Regierung in Washington immer noch ablehnt.

Vor wenigen Tagen machte die Diplomatie des lange Zeit vor der Weltöffentlichkeit verschlossenen Nordkorea einen großen Sprung nach vorn. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA (1) zitierte heute einen Aufruf des „Komitees für eine friedliche Wiedervereinigung Koreas“, welches direkte Gespräche zwischen Norden und Süden vorschlug – ohne Vorbedingungen:

„Wir schlagen formell baldige Gespräche ohne Vorbedingungen zwischen den Behörden des Nordens und Südens vor.“

Der Berichterstattung über den Vorschlag des Vereinigungskomitees folgten auf KCNA eine ganze Reihe weiterer Erklärungen, die eine erstaunliche diplomatische Offensive Pyongyang dokumentieren: offensichtlich versucht Nordkorea (Demokratische Volksrepublik Korea) tatsächlich die innerkoreanischen Beziehungen und Kontakte wieder zu beleben. Ebenso wendet man sich nun

„angesichts der dringlichen Situation, den Bestrebungen und Anforderungen der Zeiten und der Nation, sowie im Licht der öffentlichen Meinung im In- und Ausland“

an die Weltöffentlichkeit. Die Zeitung der „Partei der Arbeit Koreas“, Rodong Sinmun, schrieb nachfolgend zu der Erklärung des Vereinigungskomitees (2):

„Während der letzten drei Jahre haben wir Landsleute deutlich erkannt, dass es ummöglich ist das Thema der Beziehungen zwischen dem Norden und dem Süden durch Konfrontation anzugehen, da dies nur zu bewaffneten Zusammenstößen und Krieg führen wird.

Dialog und Verhandlungen sind der einzige Weg um die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu beheben. Der Norden und Süden sollten sich treffen und Verhandlungen führen, um einen effektiven Weg zu suchen die Konfontration zu beenden und den Weg für eine Wiedervereinigung zu ebnen.“

Der jetzige diplomatische Schritt auf den Süden zu folgt einem Neujahrs-Bulletin aus Nordkorea, die deutlich auch die Handschrift einer neuen Generation in der Staatspartei trägt. Nicht nur zwischen den Zeilen las die Weltöffentlichkeit dort, dass Nordkorea die „Verbesserung des Volkslebens“ zum Staatsziel erklärt hat. Wenn man sich nun ein wenig an die deutsche Geschichte erinnert, müssten die folgenden Zeilen eigentlich höchstes Interesse hervorrufen:

„Das neue Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts ist ein Zeitalter der Hoffnung, der Vereinigung und des Gedeihens, in dem der Tragödie der nationalen Spaltung ein Ende gesetzt werden muss..

Die Konfrontation zwischen dem Norden und dem Süden ist so bald wie möglich zu beseitigen..

Es ist wichtig, die auf der Koreanischen Halbinsel entstandene Gefahr eines Krieges zu bannen und den Frieden zu verfechten..

Die Verhandlungen und Zusammenarbeit sind zügig voranzutreiben. Es ist notwendig, die gemeinsamen Interessen der Nation in den Vordergrund zu rücken und aktiv um die Schaffung einer Atmosphäre der Verhandlungen und Zusammenarbeit zwischen dem Norden und dem Süden zu ringen. Es gilt, freie Reisen und Austausch aller Klassen und Schichten zu gewährleisten, die Zusammenarbeit zu fördern und so zur Verbesserung der Nord-Süd-Beziehungen und der Vereinigung beizutragen.

Ganz unzweifelhaft wäre die Reisefreiheit für die Nordkoreaner, wie etwa die Wiederaufnahme der Familienzusammenführungen, eine sehr konkrete Verbesserung des Volkslebens der Koreaner insgesamt. Dabei ist keineswegs ausgeschlossen, dass in der zunehmenden Kooperation mit der benachbarten wirtschaftlichen Supermacht China nicht tatsächlich auch die Chance einer wirtschaftliche Prosperität des Nordens und des Südens von Korea liegt.

Doch die Grundvoraussetzung dafür ist Frieden auf der koreanischen Halbinsel. Und genau das scheint nun manchen nicht in die eigenen Pläne zu passen.

Während man das südliche Vereinigungsministerium – erkennbar überrascht – vorsichtiges Abwarten von offizielle Mitteilungen der nordkoreanischen Regierung demonstrierte (4), kündigten die Vereinigten Staaten von Amerika schon wieder ein neues Militärmanöver an, bereits für Montag und mit den Streitkräften Japans. Wie die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti mit Bezug auf japanische Medien meldete, soll das Manöver „ein Signal der Abschreckung an Nordkorea und China “ sein (5). Dabei hatten die US-Streitkräfte und die von ihnen kontrollierten südkoreanischen Militärs am Freitag selbst ihren Alarmstatus zurückgefahren, nachdem Geheimdienste von einem „Routinebetrieb“ des nordkoreanischen Militärs berichtet hatten. (6)

Bereits Ende Dezember hatte sich der oberste Militär der USA, Generalstäbe-Chef Mike Mullen, redlich bemüht, Südkorea und Japan in gemeinsame Militärmanöver hineinzureden – mit der Option weitergehender militärischer Kooperation (7). Wer sich über die koreanische Geschichte und die jahrhundertelange Fremdherrschaft durch chinesische und japanische Machthaber nur ein bisschen auskennt – und insbesondere um den blutigen Sklavenstaat des japanischen Kaiserreiches über Korea bis 1945 weiss, dessen Beamte die einrückenden US-Truppen wieder einsetzten – wird diesem Versuch eines Militärbündnisses zwischen Südkorea und Japan keine Chance einräumen.

Auch hat die Regierung Japans offenbar keinerlei Motivation einem (strategisch gesehen gegen China ausgerichteten) Militärpakt beizutreten. Im Gegenteil – sogar die Falken in der Regierung Tokios signalisieren, dass sie sich eine Teilnahme an den von China vorgeschlagenen Sechs-Parteien-Gesprächen (die koreanischen Staaten, China, Russland, Japan und die USA) vorstellen können.

Bereits am Dienstag, dem 4.Januar, hatte sich Japans Aussenminister Seiji Maehara in einem einigermaßen sensationellen Schritt für direkte Gespräche zwischen Japan und Nordkorea ausgesprochen (8). Am Donnerstag hatte sich daraufhin die entsetzte  US-Aussenministerin Hillary Clint0n in Washington abgemüht, eine klare Frontstellung Japans und der USA gegen Nordkorea, die drohenden Sechs-Parteien-Gespräche und die innerkoreanischen Friedensbemühungen zu erreichen. Doch Japans Aussenminister Maehara liess seiner Regierung auch beim Besuch in Washington ein Hintertürchen offen (9):

„Wenn Nordkorea konkrete Schritte unternimmt, gibt es keinen Grund für uns die Wiedereröffnung der Sechs-Parteien-Gespräche, die China vorgeschlagen hat, zurückzuweisen.“

Auch Japans kaputte und vom permanenten Staatsbankrott gejagte Regierung weiss, woher nun der Wind weht.

Dem brisanten Neujahrs-Bulletin aus Nordkorea vom Montag (3.Januar) war am Sonntag der Beginn eines viertätigen Staatsbesuchs aus China voraus gegangen, zu dem Premierminister und Aussenminister Pekings in der nordkoreanischen Hauptstadt eingetroffen waren (10). Am Donnerstag unterstützen dann der chinesische Premier Wen Jiabao, sowie Aussenminister Yang Jiechi, den Vorschlag Nordkoreas nach Gesprächen „ohne Vorbedingungen“ mit dem Süden. (11)

Die diplomatischen Bemühungen Chinas – schon immer und seit Jahren trotz Talerberge von Dollars und Devisenreserven en masse von uneingeschränkter Umsicht, Güte und Weisheit geprägt – beschränkten sich aber nicht auf Asien. Am Donnerstag traf der chinesische Vize-Premierminister Li Keqiang zu einem dreitätigen Staatsbesuch in der Berliner Republik ein. Vorher veröffentlichte Li einen Gastbeitrag in der „Süddeutschen Zeitung“ (12). Dabei warb der Vize-Premierminister der wirtschaftlichen Supermacht ganz salomonisch sowohl um die „Investoren“ des heimischen Kapitalismus, als auch den einen oder anderen Nebendarsteller der Volksbühne:

„Deutschland ist bekannt als Land der Philosophen, Wissenschaftler und Musiker. Während Fleiß und Weisheit der Deutschen die Bewunderung der Chinesen genießen, erfreut sich „Made in Germany“ wegen hoher Qualität, vorzüglicher Technik und Innovation bei chinesischen Konsumenten großer Beliebtheit. Die Chinesen hegen starke Sympathie für die Deutschen.“

In Deutschland versuchte sich derweil (in pflichteifriger Schuldigkeit ihren „Investoren“ gegenüber) die Informationsindustrie mit der üblichen billigen Kriegspropaganda. Im „Spiegel“ (13) hiess es:

„Machtkampf im Pazifik: Chinas Waffenshow provoziert Pentagon-Strategen“

Im „Handelsblatt“ (14) schrieb man dazu vielsagend:

„Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Aufstieg einer Weltmacht und der gleichzeitige Abstieg einer anderen völlig friedlich verlaufen. Es ist historisch betrachtet allerdings sehr unwahrscheinlich. Das wissen auch Amerikaner und Chinesen.“

Man muss es den Kriegstreibern und Imperialisten immer wieder erklären: historisch betrachtet gab es früher kein Internet.
Das Spiel der Mächte im Theater der Weltbühne ist nicht mehr so groß wie es mal war. Und das wird es nie wieder sein.

Dafür gehört nun die Zukunft Koreas den Koreanern selbst. Und ohne Einmischung kann man ihnen dabei doch alles Glück der Welt wünschen.

(…)

Artikel zum Thema:

20.12.2010 Korea-Krise: Diplomatische Lösung deutet sich an
Der prominente CNN-Reporter Wolf Blitzer, der zur Zeit den ehemaligen UNO-Botschafter der USA, Bill Richardson, zu Verhandlungen nach Nordkorea begleitet, berichtet derweil von einem dramatischen Durchbruch der diplomatischen Bemühungen.

28.11.2010 Korea-Krise: “Kriegsspiele” und Diplomatie im Weltfinanzkrieg
Während die USA vor dem Bankrott stehen und mit allen Mitteln versuchen China zur Aufwertung seiner Währung Renminbi (Yuan) zu zwingen, betritt Peking nun das Parkett der Weltdiplomatie.

Quellen:
(1) http://175.45.179.68/eng/t_news.php?uuu=today&year=2011&month=1&day=8&kk=121&lang=eng
(2) http://175.45.179.68/eng/t_news.php?uuu=today&year=2011&month=1&day=8&kk=127&lang=eng
(3) http://175.45.176.14/de/news/news_view.php?0+28438
(4) http://english.yonhapnews.co.kr/northkorea/2011/01/08/69/0401000000AEN20110108001300315F.HTML
(5) http://www.de.rian.ru/politics/20110108/258053469.html
(6) http://af.reuters.com/article/worldNews/idAFTRE7055SI20110107
(7) http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5hn-hW_DvByp2AeykWbvqSDFabsFA?docId=CNG.5c960aad0806a2692f067e96f8277b2a.161
(8) http://www.nytimes.com/2010/12/28/world/asia/28korea.html
(9) http://search.japantimes.co.jp/cgi-bin/nn20110108a5.html
(10) http://articles.latimes.com/2009/oct/05/world/fg-wen-korea5
(11) http://www.dawn.com/2011/01/06/china-backs-n-korea-call-for-unconditional-talks.html
(12) http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/chinas-vize-premier-li-keqiang-oeffnung-zum-gegenseitigen-nutzen-1.1042949
(13) http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,737036,00.html
(14) http://www.handelsblatt.com/meinung/kommentar-politik/asien-die-neue-frontlinie-in-der-multipolaren-weltordnung;2725641

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