Britische Soldaten und „Diplomaten“ in Benghazi

Das Vereinigte Königreich Großbritannien interveniert völkerrechtlich illegal in Libyen. Das passt zu den Versuchen von Nordatlantikpakt (Nato), USA, sowie den Staaten der „Europäischen Union“ irgendwie eine Invasion oder eine militärische Intervention in Libyen durch Propaganda und Manipulation der Weltöffentlichkeit vorzubereiten. Dabei pflegt die imperiale Oberschicht Großbritanniens selbst beste Beziehungen zu den Kollegen in Libyen.

Laut einem Bericht der „Sunday Times“ sind „bis zu acht“ britische Soldaten der Sondereinheit SAS derzeit in Benghazi. Angeblich sind sie dort durch Aufständische festgesetzt worden, nachdem sie in ziviler ortsüblicher Bekleidung einen niederrangigen „Diplomaten“ begleitet hatten, der zu Verhandlungen mit aufständischen Rebellen in Ost-Libyen unterwegs war. Weder besagen die Auszüge des Times-Berichtes, wann die SAS-Soldaten angeblich festgesetzt wurden, noch, warum nicht auch die britischen „Diplomaten“ – also Agenten – von den revoltierenden Einheiten festgenommen wurden. (1)

Dass sich derzeit ein britisches „Diplomaten-Team“ in Benghazi aufhält, dass bestätigte der britische Verteidigungsminister Liam Fox (Konservative Partei) gegenüber dem britischen Presseverband (2). Auf die Frage, ob sich die „Diplomaten“ – aller Wahrscheinlichkeit Agenten des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 – sich in Gefahr befänden, äußerte sich Fox wie folgt:

„Wir sind in Verbindung mit ihnen, aber ich werde keinen weiteren Kommentar dazu abgeben.“

Eine weitere Quelle, die als Beleg für die vermeintliche Festnahme der britischen Soldaten aus der berüchtigten und hochprofessionellen britischen Sondereinheit herangezogen wird, ist eine „Menschenrechts-Solidaritäts-Gruppe“ („Human Rights Solidarity group“), die ihren Sitz angeblich in Genf hat (1). Aus diesem Dokument der Gruppe ist zwar ein Postfach, eine email-Adresse und die Webseite lhrs.ch zu entnehmen, doch ist diese nicht öffentlich zugänglich, in den USA gehostet und benutzt die gleiche IP wie eine Menge anderer merkwürdiger domains. Zumindest ist sehr fragwürdig, wieso diese obskure Quelle immer wieder durch Nachrichtenagenturen zitiert wird, aus denen sich dann wiederum Zeitungs- und Fernsehmeldungen weltweit und explizit in Nato-Ländern zusammensetzen.

Bereits am 4.März gab die Regierung des Vereinigsten Königreiches in der Straße der Weissen Halle (Whitehall Street) über „Beamte der Verteidigung („defence officials“) über den „Guardian“ (3) selbst bekannt, dass sie ihre Luft-, See- und Landstreitkräfte zwecks einer möglichen Invasion Libyens bzw einer „Intervention in den Konflikt“ in Alarmbereitschaft versetzt hat. Ebenso wiesen die Repräsentanten aller 28 Mitgliedsstaaten des Notatlantikpaktes die Generalstäbe der jeweiligen Mitgliedsländer an, entsprechende Pläne zu erstellen. Whitehall gab bekannt, dass „unbewaffnete Berater“ in drei Städten Ost-Libyens operieren würden, eingeschlossen Benghazi. Sie seien dort „in Tuchfühlung mit einer Reihe von Oppositionellen“, so „Guardian“-Reporter Richard Norton-Taylor.

Das britische Königreich betreibt, wie immer amused über die tumben Gläubigen ihrer blödsinnigen Geschichten, ein gewohnt schmutziges Doppelspiel.

Gestern trat in London überstürzt der Vorsitzende der „London School of Economics“ (LSE), Sir Howard Davies, von seinem Amt zurück. Die LSE, der einflussreichsten Kaderschmieden des Kapitalismus und Imperialismus, pflegte innigste Beziehungen zum Regime von Diktator Muammar el Gaddafi. Saif Gaddafi machte dort 2008 seinen Doktortitel Philosophie. Ob sich Dr.Gaddfi am deutschen ex-Oberbefehlshaber Karl-Theodor zu Guttenberg ein Vorbild nach, der zwei Tage vor Ausbruch des Aufstands gegen Gaddafi am 15.Februar drei deutsche Kriegsschiffe mit unklarem Auftrag ins Mittelmeer entsandte, wird derzeit durch die LSE untersucht. Von Plagiatsvorwürfen gegen Dr. Saif Gaddafi ist nun die Rede. Plötzlich.
Die imperiale Kaderschmiede LSE hatte von Dr.phil. Saif Gaddafi zuvor umgerechnet 2.4 Millionen Dollar dankend angenommen, ebenso den Auftrag für 3.6 Millionen Dollar Funktionäre der Gaddafi-Diktatur in „Führungsqualitäten“ auszubilden. Immerhin 37.000 Dollar gab die LSE für Reisen auszubildender imperialer Führungskader ins leuchtende Vorbild Libyen aus (4). In 2006 besuchte der damalige LSE-Chef Anthony Giddens Gottvater Gaddafi höchstpersönlich, fachmännisch betreut vom libyschen Geheimdienstchef Abd Allah al-Sanusi, dem derzeit diverse Greueltaten während des Aufstand zugerechnet werden. Organisiert wurde der Trip durch „Unternehmensberater“ der US-basierten „Monitor Group“.(5)

LSE-Chef Anthony Giddens war großer Anhänger des „Ditten Wegs“ von Tony Blair, dem ehemaligen britischen Regierungschef Tony Blair. Blair war Vorsitzender der britischen SPD, der „Labour“-Partei, und 2002 / 2003  unter tatkräftiger Beihilfe des deutschen Auslandsgeheimdienstes BND und seinem Märchenerzähler „Curveball“ Miterfinder der irakischen Massenvernichtungswaffen, dem Legitimationsgrund vor der Weltöffentlichkeit 2003 in den Irak einzufallen. Bis heute kostete dies über eine Million Menschen das Leben.

Kein Wunder, dass laut Presseberichten der derzeitige britische Regierungschef seiner Majetät, David Cameron, in den letzten Wochen zweimal den Rat seines ruhmreichen Vorgängers Tony Blair einholte. Auch „Fehler“ lassen sich immer wiederholen, gerade wenn sie dazu dienen einen in fast zehn Jahren weltweitem Krieg „gegen den Terror“ aufgeblasenen Apparat von Militär, Spionen, Polizei, ihren „Analysten“ und andere ruhmreiche Herrschaften auf Staatskosten durchzufüttern.

Auch der Labour-Funktionär Lord Peter Benjamin Mandelson traf sich mindestens zweimal mit Dr. phil. Saif Gaddafi. Ihre Lordschaft Baronin Elizabeth Conway Symons (natürlich Labour) trat diese Woche klammheimlich als fachlich sicherlich kompetente Beraterin des „Nationalen Wirtschaftsentwicklungsrates“ von Libyen zurück. Ebenfalls gut im Rennen: ex-Verteidigungsminister Adam Ingram, neben Labour ehemals Mitglied in der faschistischen protestantischen Geheimloge „Orangener Befehl“ („Orange Order“, oder „Oranier-Orden„). Ingram „arbeitet“ für einen Kriegskonzern, der Verträge mit dem Gaddafi-Regime hat. (6)

Morons little Helper

Zuerst versuchen wir jetzt einmal – entgegen landesüblicher Gepflogenheiten der hiesigen Eingeborenen – nicht alles Gelesene in 30 Sekunden wieder vergessen zu haben. Deswegen lesen wir uns jetzt gemeinsam alles noch einmal von oben bis unten durch.

Fertig? Gut.

Dann erinnern wir uns: Cogito ergo sum. Das heisst sowiel wie: „Ja, Du Tölpel, ich bin Dein Gehirn. Und ich habe langsam die Schnauze voll von Dir, Du Schwachkopf. Und jetzt reiss Dich zusammen, Du Flasche, oder ich verursache Dir Schmerzen zwischen Deinen Ohren, wie Du sie noch nie empfunden hast.“

So. Und jetzt lesen wir das und das und das.

Und dann rennen wir mit dem Kopf gegen die Wand. Immer wieder. Immer wieder. Solange, bis diese einstürzt, wir alle Imperialisten und ihre U-Boote fertig gemacht, die Nichtstuer und Idioten beiseite gefegt und wir zusammen mit den Völkern der Welt unsere Freiheit, Selbstbestimmung und Menschenrechte gewonnen haben.

Keine Intervention in Libyen. Das hat Oberste Priorität.

update 20.40 Uhr

Wie es, mit innerer Sicherheit, eine glückliche Fügung des Schicksals oder einfach höhere Mächte so wollten, löste sich die kleine Affäre innerhalb eines Tages in Wohlgefallen auf. Der Außenminister seiner Majestät, William Hague, bestätigte im Laufe des Tages, dass ein „Diplomaten-Team“ an Bord eines britischen Schiffes Benghazi verlassen hat. Hague wörtlich:

„Das Team ging nach Libyen, um Kontakte zur Opposition zu initiieren.“

Wie Al Jazeeras Reporter Hoda Abdel-Hamid aus Benghazi berichtet (7), soll es sich um insg. acht Briten gehandelt haben, von denen eine Person einen Diplomatenausweis besessen habe. Die anderen sieben Personen sollen Soldaten der SAS gewesen sein. Reporter Abdel-Hamids Informationen zufolge soll das Team am Freitag (4.März) nahe einer „Farm“, nahe einem Ort „Salouk“ von einem Helikopter abgesetzt und dann prompt von herumlungernden Rebellen übertölpelt worden sein. Also sowas. Das ist ja wirklich schröcklich.

Immerhin suchte man sich mit echt britischem Humor den Ort des vermeintlichen Drop-Off aus: offensichtlich handelt es sich bei „Salouk“ um Suluq, ca. 40 Kilometer südlich von Benghazi. Dort nutzen während des zweiten Weltkriegs die italienischen Faschisten (damals noch Gegner des britischen Empire) den Standordvorteil für ein Konzentrationslager.

Also, so geht´s nicht. Das wird nix mehr mit der Intervention, wenn Ihr so weitermacht.

Next try, Buddies. And try harder.

(…)

Artikel zum Thema:

04.03.2011 Deutsche Kriegsschiffe vor Libyen: Staatsparteien, Militär und Informationsindustrie decken Vorbereitung zum Angriffskrieg
Am 15.Februar, zwei Tage bevor der Aufstand in Libyen begann, liefen der Einsatzgruppenversorger A 1411 Berlin, die Fregatte F 209 Rheinland-Pfalz und die Fregatte F 123 Brandenburg “Richtung Mittelmeer” aus Wilhelmshaven aus.

03.03.2011 Ein kleines bisschen Schweinebucht
Die Nato plant (mit) Libyen-Krieg / Gaddafi-Truppen auf dem Vormarsch / Deutsche Kriegsschiffe dringen morgen in libysche Hoheitsgewässer ein/ Arabische Liga, Frankreich und Großbritannien fordern Flugverbotszone / UNO-Resolution auslegbar bis zur militärischen Intervention / US-Verteidigungsminister Robert Gates: Eine Flugverbotszone bedeutet einen Angriff auf Libyen / EU-Aussenminister-Treffen nächsten Donnerstag / Oberster EU-Regierungsrat tagt nächsten Freitag.

25.02.2011 Der Große Diktator über Libyen
Italien will Truppen nach Libyen entsenden. Der UNO Sicherheitsrat tagt heute in einer Dringlichkeitssitzung. Der Nato-Generalsekretär äußert gestern, dass eine Nato-Intervention “mit einem UNO-Mandat erfolgen sollte”. In Budapest tagen die Militärminister bzw. Oberbefehlshaber der EU-Mitgliedsländer, darunter Ehrendoktor Karl-Theodor zu Guttenberg. Libyens Diktator Muammar El Gaddafi, der seit 42 Jahren über das Land herrscht, ist der Meinung, “Al Kaida” und Osama Bin Laden stecke hinter dem Aufstand. Etablierte Journalisten, Politiker, Spione, Militärs und Analysten reden den ganzen Tag nur Dreck.
Zeit für eine Analyse von Radio Utopie zur Situation in Libyen.

24.02.2011 Rasmussen: NATO-Intervention in Libyen “sollte mit UN-Mandat erfolgen”
“Wir haben keine Anfrage in diesem Zusammenhang erhalten”, so Rasmussen. Der oberste politische Vertreter des Nordatlantikpaktes machte jedoch einen praktischen Vorschlag: “Alle Massnahmen sollten mit einem UN-Mandat erfolgen“.

24.02.2011 RINGEN UM LIBYEN (I): EU aktiviert Interventions-Mechanismus
Der Aufstand in Libyen ist aber auch ein Putsch. Ein Putsch, der offensichtlich von Teilen des Militärs mitgetragen wurde. Ein Putsch, der durch Exilgruppen mitiniitiert worden ist, die von britischen und amerikanischen Geheimdiensten schon vor Jahrzehnten als Attentats-Armeen und Proxy-Milizen finanziert und aufgebaut wurden. Und es ist ein Putsch, dessen Ablauf in großen Teilen mit einem Plan des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 für einen Militärputsch im März 1996 übereinstimmt, der im Zuge eines Angriffs auf Militäranlagen in Tarhuna, von orchestrierten Protesten in den Städten Benghazi, Misratah und Tripolis, einem durch Militärs unter der Flagge von “Islamisten” durchgeführten Attentat auf Gaddafi und der Installation einer Übergangsregierung vor Verhandlungen mit den Stammesführern erfolgen sollte.

Quellen:
(1) http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-12658054
(2) http://www.pressassociation.com/component/pafeeds/2011/03/06/sas_unit_held_by_libyan_rebels
(3) http://www.guardian.co.uk/world/blog/2011/mar/04/libya-uprising-continues-live-updates#block-3
(4) http://english.aljazeera.net/video/europe/2011/03/20113552018397827.html
(5) http://www.guardian.co.uk/education/2011/mar/04/lse-libya-anthony-giddens-gaddafi
(6) http://www.dailymail.co.uk/news/article-1362345/David-Camerons-secret-Libya-crisis-talks-Tony-Blair.html
(7) http://english.aljazeera.net/news/europe/2011/03/201136171640177392.html

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