Beluga Reederei hat den Staatsanwalt im Haus

Piraten, Bundeswehr und GSG 9 – Ablenkung vom Pleitegeier? US-Kapitalinvestor Oaktree deckte Unregelmässigkeiten auf und informierte die Strafverfolgungsbehörde

Ende Januar 2011 wurde in den Medien ausführlich über einen spektakuär aufgebauschten Vorfall auf hoher See berichtet, in dem zum dritten Mal ein Frachter der deutschen Billigflaggenfahrer-Reederei Beluga eine Rolle spielte: die Beluga Nomination, voll beladen mit schnittigen Jachtbooten. Zwei Wochen lang wurde, pünktlich zum Staatstreffen zwischen Reedern und Regierungsvertretern über Massnahmen gegen Piraterie und GSG 9 -Einsatz, diese Sau durchs Dorf gejagt.

Anschliessend folgte erwartungsgemäss die übliche Flaute. Zu hören war seit Anfang Februar ausser anfänglichen unbestimmten Erklärungen über einen „indirekten Kontakt zu den somalischen Piraten“ im TV-Magazin „buten un binnen“ von Radio Bremen seitens der Reederei-Sprecherin nichts mehr. (1) Am 24. Oktober 2010 sollen angeblich Piraten ungefähr 1200 Seemeilen östlich der kenianischen Stadt Mombasa versucht haben, die Beluga Fortune zu entführen.

Beluga-Schiffe scheinen wie ein krimineller Magnet ähnlich dem Bermuda-Dreieck auf gewisse Kreise zu wirken.

Die Reederei befand sich mindestens seit über einem Jahr in massiven Liquiditätsschwierigkeiten und holte sich mit der endgültigen Vertragsunterzeichnung am 29. Oktober 2010 mit Oaktree einen finanzstarken US-Investor ins Firmenboot, der den Firmengründer Nils Stolberg Anfang März 2011 in hohen Bogen über Bord geworfen hat: „Stolberg habe lediglich fünf Minuten Zeit bekommen, seinen Schreibtisch zu räumen.“

Im Handelsregister wurde im Sommer 2010 der US-Investor erstmals über seine Luxemburger Gesellschaft OCM Luxembourg Beluga Holdings als Gesellschafter der Reederei Beluga eingetragen.

Gegen den Reeder Nils Stolberg aus Bremen ermittelt nun die Staatsanwaltschaft, der US-Investor stellte wegen schweren Betrugs Strafanzeige: am 2.März wurde bei der Bremer Staatsanwaltschaft Anzeige gegen Stolberg, einen weiteren Geschäftsführer und fünf leitende Angestellte wegen Betrugverdachts erstattet. Die ehemalige Beluga-Führungscrew soll seit 2009 Bilanzen gefälscht und in dreistelliger Höhe Umsätze und Liquiditätsrechnungen falsch dargestellt haben, lautet der Vorwurf.

Am 11.März 2011 hiess es, dass in Stolbergs Privathäusern auf Spiekeroog und in Bad Zwischenahn im Auftrag der Staatsanwaltschaft Fahnder auftauchten und Unterlagen beschlagnahmt haben. Erste Reeder ziehen ihre Schiffe von der angeschlagenen Reederei ab, so der Weser Kurier. Die Zeitung veröffentlichte am heutigen Donnerstag, den 17.März 2011 eine Zusammenfassung mit dem Titel „Eine Chronologie des Niedergangs“ des Shooting-Star-Reeders Nils Stolberg. (2)

Dort hiess es zum Insolvenzantrages der Tochtergesellschaft Beluga Chartering GmbH:

„16. März 2011. Das Oaktree-Management stellt Insolvenzantrag. Betroffen ist zunächst nur eine Tochtergesellschaft. Doch die Reedereisparte „Chartering“ betreut das Kerngeschäft, das Chartern und Befrachten von Schiffen. Der Bremer Rechtsanwalt Edgar Grönda wird zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt. Ob und wie es mit der Unternehmensgruppe weitergeht, ist völlig offen. Seit dem Morgen wird Firmengründer Niels Stolberg erstmals von der Bremer Staatsanwaltschaft zu den Vorwürfen vernommen. Details werden nicht bekannt.“

Am 17.März wird vom NDR berichtet, dass jetzt auch die Dachgesellschaft Beluga Shipping GmbH Insolvenz angemeldet hat. (3)

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Quellen:
(1) http://www.n-tv.de/politik/Piraten-legen-Forderungen-vor-article2542236.html
(2) http://www.weser-kurier.de/Artikel/Bremen/Wirtschaft/342677/Eine+Chronologie+des+Niedergangs.html
(3) http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/oldenburg/beluga157.html

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