Was für eine Farce. Kaum vermelden die Anwälte des Noch-Vorsitzenden des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn habe kurz vor der mutmasslichen Tat mit seiner Tochter gegessen und sei dann mit ihr direkt zum Flughafen gefahren, schreibt das New Yorker Police Department in aller Seelenruhe die Tatzeit um. Statt 13 Uhr heisst es nun 12 Uhr. Ganz nebenbei. Im „Wall Street Journal“. (1)
In der großen, weiten „Welt“ (2) öffnete man sich wieder mal blitzschnell und schrieb dazu:
„Da die New Yorker Polizei die Tatzeit jedoch mittlerweile nach vorne verlegt hat, könnte sich das Alibi als nicht ausreichend herausstellen. Die überraschenden Berichte könnten die bereits bestehenden Verschwörungstherien weiter anheizen.“
Hey – früher hiess das nicht „Verschwörungstheoretiker“, sondern einfach „Ketzer“, Kollegen. Drückt euch mal klar aus. Dann könnt ihr uns auch wieder die Scheiterhaufen anheizen, wie früher. Wenn euch nicht vorher die Gläubigen weglaufen.
Selbst das NYPD hat – auch das ist peinlich – mittlerweile zugeben müssen, dass Strauss-Kahn am Samstag um 12.28 Uhr aus dem Sofitel auscheckte (1). Das kommt natürlich nicht so gut, wenn man vorher erzählte, er habe dort um 13 Uhr nackt hinter Tür gestanden. (3)
Der größte Knaller des NYPD aber ist die Erklärung, woher die Polizeibehörde überhaupt wusste, daß Strauß-Kahn zu diesem Zeitpunkt auf dem JFK Airport im Flieger saß und warum sie ihn nicht früher festnahm (bitte bringen Sie Ihre Sitzlehnen in eine aufrechte Position…):
Der „Deutsche Börse Journal“… (Störgeräusche, Rascheln, Knacksen in der Leitung)… das „Wall Street Journal„ (1) sagt, das NYPD habe gesagt, der Präsident des Internationalen Währungsfonds hätte um 15.40 Uhr noch einmal im Sofitel angerufen, weil er sein Handy vergessen habe. Daraufhin habe ein „Sicherheits-Offizieller geflunkert“ und gesagt, er habe das Handy. Er, der „Sicherheits-Offizielle“ im Hotel, habe also den Präsidenten des Internationalen Währungsfonds (der ja angeblich gerade versucht hatte in diesem Hotel eine Angestellte zu vergewaltigen) nach seinem Aufenthaltsort gefragt, um Strauss-Kahn das Handy zurückzubringen. Und so habe also die New Yorker Polizei dann erfahren, wo sich der Gesuchte aufgehalten habe und Strauss-Kahn dann um 16.40 Uhr gerade noch im Flieger festnehmen können. Zehn Minuten vor Abflug.
Ist das zu fassen?! So einen Dreck muss man sich hier durchlesen?! Da kriegt man ja Netzhautbrennen, verdammt noch mal.
Die ganze Geschichte ist so faul, das es nicht mehr billiger geht. Die vermeintliche Geschichte aller Geschichten hat sich auch noch im Hotelzimmer 2806 abgespielt. Am 28.Juni beginnen in Frankreich die Vorwahlen der Parteien für die Präsidentschaftskandidatur.
Sicher, auch das Alibi von Strauss-Kahn könnte natürlich auch besser sein. Ausgerechnet die Tochter ist mit ihm essen und fährt dann sofort zusammen mit ihm direkt zum Flughafen.
Der totale Brüller aber ist die Liste der Persönlichkeiten von Welt, die da als Nachfolger von Strauss-Kahn von den Spieglein (4) an den Wänden in den Raum geworfen werden.
Peer Steinbrück. Pruuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuust…
Aber es kommt noch besser: Axel Weber. Axel Weber!!??!! Vorgeschlagen von Frank Schäffler, dem Robinson Crusoe unter den griechischen Inselmaklern der FDP-Bundestagsfraktion. Es haut einen hin.
Und dann noch Gordon Brown. Des Wieherns möchte keine Ende nehmen. Auf der Farm der Tiere schmeissen sie schon Schweine auf die Bühne.
Aber Christine Lagarde, das Zimmermädchen des Elysee-Palastes. Also wenn die IWF-Präsidentin wird, kann man den französischen Präsidentenpalast auch gleich offiziell zum Bankier-Hostel machen.
Zur Zeit ist übrigens der (bis Sonntag noch Vize-Präsident gewesene) John Lipsky ausführender IWF-Chef. Der John Lipsky, der just vor einer Woche noch überraschend erklärte, er werde im Sommer nicht mehr als IWF-Vize antreten. 2006 war er IWF-Vize geworden. Wie die „Süddeutsche“ (5) jüngst vor Beginn der Affäre in einer hinten weit offenen Huldigung schrieb, habe bei Amtsantritt von Lipsky noch „gespenstische Ruhe“ beim IWF geherrscht. Zwei Jahre später brach dann die – surprise, surprise – „Finanzkrise“ aus, die gerade den Investmentbanken wie J.P.Morgan einen Milliarden-Regen von Steuergeldern einbrachte. Lipsky war früher Chefökonom bei J.P.Morgan.
Aber das ist alles nur Zufall. Verstehen Sie?! Alles Zufall. Jawohl. Sie müssen nur daran glauben. Einfach daran glauben. Sonst kommen Sie auf den Scheiterhaufen.
Jaja.
(…)
15.05.2011 Analyse zur Verhaftung von Strauss-Kahn und Staatskrisen im Euro-System
Nach Verhaftung von Strauss-Kahn in New York Beratung mit Merkel in Berlin am Sonntag geplatzt. Euro-Gruppe in Brüssel tagt am Montag ohne IWF-Chef zu Griechenland und Portugal. Eine Analyse zur Situation im Euro-System.
Quellen:
(1) http://online.wsj.com/article/SB10001424052748703730804576323912847808664.html
(2) http://www.welt.de/politik/ausland/article13374937/Franzosen-vermuten-Verschwoerung-gegen-IWF-Chef.html
(3) http://www.nytimes.com/2011/05/15/nyregion/imf-head-is-arrested-and-accused-of-sexual-attack.html
(4) http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,762801,00.html
(5) http://www.sueddeutsche.de/Q5938i/4090827/Eine-neue-Aera-fuer-den-IWF.html